Berlin

Zwischen Feldpost und Brieftauben lautet das Thema einer Ausstellung in Berlin

Berlin Mitte: Das Berliner Museum für Kommunikation hat zum Gedenken an die Millionen Opfer des 1. Weltkriegs (1914 bis 1918) eine interessante Sonderausstellung eröffnet: „Netze des Krieges. Kommunikation 14/18“.

Denn mit dem Ersten Weltkrieg begann vor 100 Jahren ein neues Zeitalter der Kriegskommunikation: Telefone und Funkgeräte ermöglichten erstmals die Steuerung von Massenheeren fern der Schützengräben. Fotografien und Filme vermittelten in der Heimat ein Bild vom Kriegsgeschehen – ob als Propagandamaterial in Wochenschauen oder Amateuraufnahmen von der Front. Vom Mobilmachungstelegramm bis zur Maschinengewehr-Kamera: Die aktuelle Ausstellung beleuchtet das Spektrum der Kommunikationsmittel, die das Gesicht der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ maßgeblich mitgeprägt haben.

Netze des KriegesDer menschliche Spannungsbogen der Präsentation liegt zwischen den Feldpostbriefen des Deutschen Hanning Schröder, die er in seiner Brieftasche bei sich trug und die ein Schrapnell abhielt und ihm so das Leben rettete. Auf der anderen Seite das Todesurteil gegen den Franzosen Martin David, der mittels Brieftauben Nachrichten übermittelte. Damit sind wir bei den rund 100 Originalobjekten, die zeigen, wie und mit welchen Auswirkungen im Ersten Weltkrieg kommuniziert wurde. So brachte die neuartige Kommunikationstechnik mit Feldtelefonen und Funkanlagen eine vernetzte Kriegführung und damit einen „Maschinenkrieg“ mit einem nie da gewesenen Gewaltpotenzial hervor. Als verbreitete Technik eingesetzt das Feldtelefon 16 Typ B sowie der Typendrucktelegraf von Hughes. Eigentlich zugunsten des Telefons abgeschafft, wurde die drahtgebundene Telegrafie im Laufe des Krieges zum Rückgrat der militärischen Kommunikation im Deutschen Reich. Denn schnell hatte sich gezeigt, dass die Koordination der Massenheere und Materialmassen mit Telefonen allein nicht zu bewältigen war. Zudem waren Fernschreiber wie der Hughes-Telegraf relativ abhörsicher und gaben daher die Nachrichten in Klartext aus. Aus diesem Grund wurde die Masse des militärischen Fernschreibverkehrs mit diesen Apparaten bewältigt. An der Front schützte der „Utel“, der „Unabhörbare Telegraf“, die Soldaten vor Lauschangriffen. Am Kriegsende waren mehr Fernschreiber im Einsatz als zuvor im gesamten Kaiserreich. Durch ihre forcierte Entwicklung gewann die Funktelegrafie als taktisches und strategisches Kampfmittel ab 1917 an Bedeutung. Ihre Anwendung erschloss dem Militär neue Räume: Gefunkt wurde nun aus Flugzeugen und dem Schützengraben, von Schiffen und U-Booten. Mobile Funkgeräte wie das britische „W. T. Trench Set“ ließen sich bis in die vordersten Gräben tragen und mit geringen Energiemengen betreiben. Weil Funksignale jedoch leicht abzuhören waren, mussten diese aufwendig chiffriert werden. Wo moderne Kommunikationsmittel versagten, griff das deutsche Heer auf traditionelle Methoden wie Brieftauben, Meldehunde oder Lichtsignale zurück. Mit der Frage „Wie wurde der Krieg kommuniziert?“ lenkt die Ausstellung den Blick schließlich von der rein militärischen Nachrichtenübertragung auf den Ersten Weltkrieg als ersten „Bilderkrieg“. Neben privater wie offizieller Fotografie- und Filmtechnik werden hier auch Feldpostbriefe und -pakete als weiteres wichtiges kommunikatives Band zwischen Front und Heimat gezeigt. Über 8100 Feldpostbeamte in bis zu 740 Feldpostanstalten im Reich organisierten die Versendung von fast 29 Milliarden Briefen, Karten und Päckchen – eine logistische Herkulesaufgabe, die man mit Zügen, Motor- und Pferdewagen sowie Hundekarren zu lösen versuchte.

Die Feldpost hielt Front und Heimat zusammen: In den sogenannten „Liebesgaben“ gelangten Zigaretten, Lebensmittel, Bücher oder Hygieneartikel an die Front. Die Soldaten schrieben Briefe und Karten, in denen sie das Grauen des Krieges meist aussparten und so eine längst nicht mehr vorhandene Normalität – auch für sich selbst aufrechterhielten. Zudem unterlag die Briefpost der Zensur und musste offen bei den Vorgesetzten abgegeben werden. Kontrollstellen überwachten die militärische Geheimhaltung und erstellte Stimmungsberichte.

Weiterführend wurden 90.000 Feldpostbriefe aus dem I. und II. WK ins Netz gestellt. http://www.museumsstiftung.de/briefsammlung/feldpost-erster-weltkrieg/index.html

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Günter Knackfuß. Freier Journalist.  

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