Lutz Hoff

Schätzen Sie mal - Heiratsmarkt oder Fussballspiel mit Prominenten und natürlich 775 Jahre Dessau immer war Lutz hoff dabei

LUTZ HOFF ist bei den Deutschen Fernsehzuschauern insbesondere bekannt geworden durch die Spielshow „Schätzen Sie mal" - Seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Ost-West-Deutschen Fernsehunterhaltung schildert er in seinem Buch.

Lutz Hoff MUSIKAUKTION

X, Y und Z so hießen die Mitspieler, die Kandidaten in der am längsten gelaufenen Fernsehquizshow des deutschen Unterhaltungsfernsehens. Die Show dazu heißt „Schätzen Sie mal", startete im Ostfernsehen im Jahr 1974 und wurde mit der 111. Folge im MDR-Fernsehen am 6. Juni 1997 beendet. Ein Quiz, welches dreiundzwanzig Jahre ununterbrochen im Abendprogramm einen festen Sendeplatz hatte. Die Mitspieler blieben bis zum Ende der jeweiligen Sendung anonym, weil dann auch ihre eigenen Berufe, also ihre Identität, zu schätzen, zu raten, waren. Deshalb immer X, Y und Z!

"Ich übernahm die Spielsendung im März 1984. Wer sich noch an meinen kongenialen Vorgänger erinnert, weiß, dass dieser Dr. Jürgen Marten heißt. Ein Riesenkerl, der damals schon die Augenbrauen hatte, die später Theo Waigel übernahm, diese kleinen Handfeger. 1984 war dieses Quizspiel schon ein Renner. Es lief sechs Mal im Jahr am Sonntag um 20:00 Uhr. Der Westen hielt anfangs immer ein langweiliges Fernsehspiel dagegen und da hatte die Adlershofer Fernseh- Unterhaltungsetage ein leichtes Spiel. Trotzdem wollte Marten zu Beginn der 1980er nicht mehr moderieren, sondern sich beruflich anderweitig weiterentwickeln. Er war seinerzeit unter anderem Dozent an der Hochschule für Ökonomie in Berlin - Karlshorst, ein guter Job. Heute ist er Rechtsanwalt auch in Berlin. Auch ein guter Job".  

ReiseTravel: Lutz Hoff drei Fragen in Bezug auf ihre „Schätzen Sie mal" Show

Erstens: Wie kommen Sie als Diplomingenieur zum Fernsehen?

Zweitens: Wie haben Sie mit der Sendung die Wende erlebt?

Drittens: Warum gibt es eigentlich „Schätzen Sie mal" heute nicht mehr?  

Lutz Hoff: Gern beantworte ich diese Fragen. Einfach alle drei, einfach so wie es war und einfach so wie ich dass sehe:  

Erstens: Zum Fernsehen kann ich durch den berühmten Herrn Zufall. Alle erzählen von ihm und keiner glaubt letztendlich so richtig an ihn. Mein Herr Zufall hatte einen Namen: Horst Lehn. Dieser erfahrene Fernseh- und Radiomoderator war 1983 ein relativ hohes Tier in der Unterhaltungsdirektion des DDR-Fernsehens. Unsere erste Begegnung war eine der geheimnisvollen Art. Das Ganze kam so: Ich kannte Horst Lehn nicht. Persönlich schon gar nicht und aus dem Fernsehen kaum, denn als waschechter Ostberliner habe ich schon aus Prinzip kein Ostfernsehen geguckt,...außer „Sport aktuell" am Sonnabend wegen der Fußball - Oberliga.

Tagsüber trieb ich seinerzeit als Diplomingenieur die DDR-Wirtschaft voran und abends erheiterte ich als Amateur- Conferencier die werktätigen Massen. Ich hatte somit zwei Jobs, war flexibel einsetzbar, örtlich variabel mit quasi unbegrenzter Arbeitszeit. Das alles ohne Jobcenter und Arbeitsagentur. Die Kaderabteilung der Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow sorgte für meinen Schreibtischeinsatz in der Kombinatsleitung - nach heutigem Verständnis die Managementzentrale - und mein privater Arbeitsvermittler sorgte für meine Bühneneinsätze. Das war der alte Fuchs Rudi Richter, Chef des „Berlin - Sextett". Dieser ließ mich schon vor meiner Fernsehkarriere, bereits ab 1980, die DDR - Stars ansagen, die seine überaus gefragte Band begleitete. Das waren wirklich alle! Alles was im Fernsehen der ewig jungen Republik auch nur einen halben Hit hatte war ebenso vertreten wie die Stars, die im „Kessel Buntes" auch unsere Onkel und Tanten jenseits des eisernen Vorhangs verzückten. Da wurde ich hineingeworfen und moderierte was das Zeug hält. Ein ideales Terrain um meine Bühnengeilheit auszuleben. Ich wollte unbedingt dabei sein. Da ich ansonsten gut bezahlt meinen Industrieamtsschimmel ritt, ging ich völlig locker und sicher auch naiv an die Aufgabe, selbst ein ordentlicher und vielleicht auch halbwegs bekannter Moderator zu werden. Bis heute habe ich mir genau gemerkt, wer mir damals geholfen hat. Und noch mehr habe ich mir gemerkt, wer mir nicht geholfen hat. Zu ersteren gehörte Helga Hahnemann, aber eben auch dieser besagte Horst Lehn.  

Es war der 7. Oktober 1983. An diesem Tag, jawohl überall wurde wieder gefeiert, moderierte ich am Nachmittag auf der Freilichtbühne im Berliner Volkspark Friedrichshain. Nach meinem Programm mit dem „Berlin-Sextett" warteten die Besucher auf die Show der „Horst-Krüger-Band". Diese moderierte, Sie ahnen es, Horst Lehn. Der war wie immer überpünktlich und beobachtete mich. Von mir unbemerkt.

Am nächsten Tag klingelte an meinem Betriebsschreibtisch das Telefon, am anderen Ende war das Ostfernsehen, welches mich zum Vorsprechen, den Begriff Casting kannte man damals in Deutschland nicht, einlud. Logisch marschierte ich noch am Abend desselben Tages dorthin. Eine Frau Matt ließ mich in die Kamera strahlen und sprechen. Vierzehn Tage später eröffnete mir diese Dame, dass ich ein viertel Jahr später die Sendung „Schätzen Sie mal" moderiere. Und so wurde das dann auch. Der Hintergrund: Horst Lehn war der Ehemann von Evelyn Matt und diese war damals schon die große Lady der DDR - Fernsehunterhaltung. Und in diesen künstlerischen Fragen hörte sie eben auf ihren Mann.

So kamen dann der März des Jahres 1984 und damit mein Fernsehdebüt. Da ich frisch aus der volkseigenen Wirtschaft ins staatseigene Fernsehen einstieg, sah ich sofort, was das für eine Wirtschaft war!

Mann, oh Mann, wenn irgendwo Geld verplempert wurde, dann in Adlershof. Fast ein vierteljahrhundert später mutet der Bericht an wie eine Schilderung aus dem Televisionsschlaraffenland: Zur Aufzeichnung von „Schätzen Sie mal" fuhr ein dreißigköpfiges Gestalterkollektiv von Berlin nach Karl-Marx-Stadt - dem alten Chemnitz. Dort wartete ein ebenso großes Kollektiv von Bühnenarbeitern, Garderobieren, Maskenbildnern, Kleindarstellern usw. auf uns und damit darauf, unendliche Proben bis Donnerstagabend zu absolvieren. Am Freitagabend empfing ich dann X, Y und Z zur Aufzeichnung. Da ich seinerzeit einen Regisseur hatte, der jedes Mal dachte er dreht einen mehrteiligen Spielfilm, dauerte die Aufzeichnung mindestens drei Stunden. - Aber jetzt kommt der Knüller: Am nächsten Abend folgte noch eine Aufzeichnung dieser Sendung vom Vortag. Inhaltlich identisch! Ich empfing wieder X, Y und Z. Die hatten zwar die gleichen Berufe wie die Spieler am Tag zuvor, aber es waren andere Personen, denen ich aber die gleichen Schätzfragen stellte. Der Regisseur war logisch immer noch Karl-Gerhard Seher, ein Mann mit ewig umschlungenen Regisseurschal, weshalb auch dieser Studioakt wieder drei Stunden dauerte. Dann entschied Evelyn Matt, wer von den jeweils drei Mitspielern die vermeintlich besseren waren. Diese Aufzeichnung wurde dann in Berlin vier Nächte lang geschnitten, auf sechzig Minuten reduziert und am Sonntagabend gesendet.

Fazit: Eine komplette Show wurde jedes Mal weggeschmissen! Den tapferen Spielkandidaten, die nicht gesendet wurden, durfte jedes Mal meine treue und brave Redakteurin erklären, dass es bei Ihrer Aufzeichnung unwahrscheinliche technische Probleme gab. Das war alles schon ziemlich unwahrscheinlich. Die dann jeweils veralberten X, Y und Z haben danach bestimmt nie wieder Ostfernsehen geguckt und das Erlebnis auch noch weitererzählt. Oder?

Ich habe während meiner DDR-Fernsehzeit nur die Produktionsweise dieser einen Sendung kennen gelernt. Da aber dieses Stundenquiz bei weitem nicht das wichtigste Format war, will ich noch heute gar nicht wissen, was da insgesamt an Ostmark, geschweige denn an Valutamitteln, verbraten wurde Hätten wir damals ein bisschen aufgepasst, ich weiß nicht...

Ich machte den ganz normalen Wahnsinn dieser Fernsehproduktion mit und in den Folgejahren schätzte ich mit meinen Kandidaten so für mich hin. Ich bekam für eine Sendung genau das Geld, das ich zuvor für einen kompletten Schreibtischmonat im Büro bekam. Ein schönes Sümmchen für mein Hobby, das ja auch ab diesem Zeitpunkt mein Beruf war.

Frau Matt übernahm dann aber das Parteitagsobjekt „Glück muss man haben". Nur die Besten sollten das machen und moderieren sollte das der Genosse Bernd Martin. Mich als Parteiloser ließ man allein zurück. Machte mir auch nichts, denn mein Geld - so reichlich, dass ich es in meiner Hausgemeinschaft nie verriet - verdiente ich auf Veranstaltungen verschiedenster Art. Davon gab es zwischen Thüringer Wald und Insel Rügen viele Anlässe zum Feiern. Nicht nur den Frauentag und den Jahrestag. Es gab den Tag der Werktätigen des Post- und Fernmeldewesens, den Tag der Zivilverteidigung - man was wurde da gesoffen -, den Tag der Mitarbeiter des Handels, Tag er Nationalen Volksarmee - man was wurde da gepichelt - , den Tag des Metallarbeiters, den Internationalen Tag der Jugend und Studenten gegen Kolonialismus und für friedliche Koexistenz, den Tag des Lehrers, Tag des Eisenbahners und gleichzeitig Tag der Mitarbeiter des Verkehrswesens, Tag der Genossenschaftsbauern und Arbeiter und gleichzeitig Tag der sozialistischen Land- und Forstwirtschaft, Tag des Bauarbeiters, wir feierten den Tag der deutschen Volkspolizei, den Tag des Bergmanns und Energiearbeiters, Tag der Werktätigen des Bereiches der Haus- und kommunalwirtschaftlichen Dienstleistungen, Tag der Seeverkehrswirtschaft, Tag der Werktätigen der Leicht- Lebensmittel- und Nahrungsgüterindustrie, Tag des Chemiearbeiters, des Metallurgen und alljährlich im Dezember den Tag des Gesundheitswesens. Dazu kommen diverse Weihnachtsfeiern, auch die hatten wir. Ein feierwütiges Völkchen. Und immer gab's ein Kulturprogrämmchen. Ich war gern gesehen auf den Bühnen, landauf und ab.

Meine Standardbegrüßung auf Veranstaltungen war:

Hallo, ich bin Lutz Hoff und moderiere „Schätzen Sie mal. Das werden Sie nicht wissen, denn diese Sendung läuft im ersten Programm des Fernsehens der DDR! (Applauspause) Sie sehen ja immer im zweiten Programm unseres Fernsehens die sowjetischen Spielfilme".

Nur der Kenner kann noch heute einschätzen, wie wichtig der Nachsatz war.

Aber nachdem „Glück muss man haben" seinen Platz im Abendprogramm sicher hatte, ging's auch mit meiner Fernsehsendung weiter und zwar mit meinem neuen Regisseur Karl-Heinz Boxberger. Ein Segen auch für mich! Der schaffte alles schon erwähnte unnötige, überflüssige und teure Beiwerk ab und ließ mich einfach moderieren, wie ich gerne moderiere. Das war mein Karriereschub! Aber wir Künstler sind sensible Menschen, Regisseure sind noch sensibler und so trennten sich bald wieder unsere Wege. Der nicht minder sensible Regisseur Christof Enderlein übernahm und wir meisterten gemeinsam die komplizierte Fernsehwendezeit.  

Zweitens: Viel war schon darüber zu lesen, dass ein großspuriger Bayer im DDR- Fernsehen so richtig aufräumte. Ich erlebte, wie in meinem kleinen Kollektiv kleine und nicht so kleine SED-Mitglieder eilfertig erklärten, sie seien keine mehr. Eine Redakteurin, - sie hatte mir Jahr für Jahr getreu die wichtigen Richtlinien aus den Parteiversammlungen überbracht - erklärte mir jetzt mit genauso treuem Blick: "Gestern habe ich mein Parteibuch abgegeben".

Ich hatte nicht danach gefragt, es war mir auch egal, denn diese Kollegin machte eine tolle Arbeit. Aber diese Frau war - im Gegensatz zu mir - seit sie eigenständig denken kann in dieser Staatspartei.

Wie kann ein Mensch - und sie war nicht allein - mit einer launigen Bemerkung ihre Überzeugung abgeben? Gibt es eine politische Einsicht über Nacht? Ich berichte es nur, weil ich es bis heute nicht verstehe. Diese Leute wähnten sich unverletzbar, solange sie in der Montagabendobhut waren. Jetzt schnell weg damit, war deren Devise. Und das Kuriose an der Geschichte. Ich, der sich immer allein tapfer gegen den Parteieintritt gewehrt hatte, ich stand jetzt relativ einsam von gewaltig mutigen Menschen, die nun aber Schluss gemacht haben mit der SED. Für mich war das alles keine Tragik und wir wollten einfach miteinander weiter Unterhaltungsfernsehen machen. Trotzdem wurden die meisten - gerade natürlich die treuen und braven - entlassen. Mich konnte keiner entlassen, ich war schon lange freischaffend. Mir konnte man nur die Sendung streichen. Aber auch mit „Schätzen Sie mal" wusste keiner wie es weitergeht. Einige wussten aber mehr.  

Einer der weit vor allen anderen wusste, das seine DDR-Sendung auch künftig im MDR laufen wird war Frank Liehr. Der wusste einfach mehr, sicher wusste er auch, dass er noch mehr Sendungen dazu bekommen wurde. Das Liehr aber sicherlich noch viel, viel mehr wusste, kam aber erste zehn Jahre später ans Fernsehlicht und der wissbegierige musste seinen MDR-Hut nehmen.

Aber zunächst stand für mich die letzte Sendung der so genannten DFF-Länderkette am 3. Adventsonntag des Jahres 1991 an. Am Neujahrstag 1992 startete ja dann das MDR - Fernsehen. Ich wollte mich - inzwischen wurde die Show live ausgestrahlt - am Ende von den Zuschauern verabschieden. Und mir war zugesagt, dass ich pünktlich vor Sendebeginn von den Fernsehoberen über das weitere Schicksal von „Schätzen Sie mal" informiert würde. Mein Unterhaltungschef kam erst mal nicht. Er schickte mir einen forschen Typen, den ich persönlich nicht kannte, der aber so aussah, als hätte er auch sein Parteibuch noch vor nicht so langer Zeit abgegeben. Er sagte mir selbstbewusst, dass er nichts wisse, und ich nichts sagen solle. Damit wusste ich was zu tun war.

Wie das ablief beschrieb am 17. Dezember 1991 Rainer Braun in der „Jungen Welt" unter der Überschrift "Wenn der Hoff ein Wessi wär" in folgendem Artikel:

"Das war's". Oder auch nicht? Oder nur für den DFF? Oder im MDR ab Januar, oder bis März? "Schätzen Sie mal"(DFF, Sonntag 20:00 Uhr). Das nenne ich einen starken Abgang, den Lutz Hoff als Moderator des gleichnamigen Ratespiels im DFF da hinlegte. Zum Abschluss der 84. Folge setzte er dann noch eins drauf. „Denn wie und ob es weitergeht - „Sie zu Hause entscheiden das nicht, ich entscheide das nicht."

Wenn spätere Generationen diese hässliche Geschichte der Abwicklung einmal aufarbeiten, werden sie zumindest die Einmaligkeit dieses Vorgangs im Weltmaßstab feststellen. Sie werden sich darüber wundern, wie professionell da bis zum bitteren Ende gearbeitet, auch Heiteres und Unterhaltsames produziert wurde. Nein, es soll hier nicht eine weitere Etappe im Jammertal durchschnitten werden. Aber wer die Programmverantwortlichen der ARD kennt, weiß, was da an televisionären Alpträumen in Zukunft dem Gebührenzahlenden Publikum zugemutet wird. Oder andersherum:

Wäre Hoff ein gestandener Wessi, er brauchte sich um die Perspektiven seiner durchaus vergnüglich gestalteten Telespiels kaum Gedanken zu machen. Allein diese Erkenntnis hinterlässt Trauer. Und Wut."

Diesem Artikel widerspreche ich nur in einem Punkt: Ich empfand keine Wut. Auf Grund meiner bis dato durchlebten Vita habe ich auf keine andere Reaktion vieler Kollegen, die sich mit dem realen Sozialismus arrangiert hatten, gerechnet. Ich war mental auf diese Situation vorbereitet.

Mein Vater, dieser einfache Mensch, hat zu einer Zeit, wo ich das noch nicht verstand, mit seinen Worten ausgedrückt: „Wenn det mal anders kommt, wissen die von nischt mehr." Aber es wendete sich alles erfreulich für mich. Ich weiß nicht wer wann mit wem worüber sprach, auf jeden Fall gab ich dann schon am 2. Februar 1992 meine MDR-Fernsehpremiere.

Und wieder schätzte ich so für mich hin. Bekam im Mitteldeutschen Fernsehen noch eine Handvoll Sendungen, die ich meist auch selbst konzipierte, hinzu. Und war zufrieden.  

Drittens: Bis auf „Außenseiter - Spitzenreiter" blieb aber langsam keine Ostfernsehsendung mehr übrig. Langjährige Ostrenner wie „Wenn schon - denn schon" und „Glück muss man haben" waren schon gekillt. Die „Schätzen Sie mal" - Sendung hatte am 4. April 1997 eine veröffentlichte Einschaltquote von 13, 9 Prozent. Die höchste Sehbeteiligung seit Ausstrahlung im MDR.! Das war die 110. Folge aber mit der 111. war dann Schluss.

Auch hier muss ich die Presse bemühen, weil es mir leichter macht, die Situation zu schildern. Die Freie Presse schrieb am 6. Juni 1997 unter der Überschrift:

Fernsehprominenz zur 111. Ausgabe  

Lutz Hoff„Schätzen Sie mal" - live aus Chemnitz - Renovierung für Oldie steht an -

„...Fernsehprominenz gibt sich heute im Studio an der Unritzstraße zum Thema" Einst geschätzt und jetzt?" ein Stelldichein. ...Die geschätzten Gäste sind Gerlind Ahnert, die erste Fernsehansagerin der DDR, Irmgard Düren („Wünsch Dir was"), Hans-Joachim Wolle („Außenseiter-Spitzenreiter") und Chris Howland („Musik aus Studio B"). Vorab stattete Lutz Hoff dem Ex-Fußballnationaltrainer der DDR und jetzigen Erfolgstrainer Eduard Geyer in Cottbus einen Besuch ab. Für musikalische Unterhaltung sorgen Nina Lizell, Josef Laufer, Frank Schöbel und Uta Bresan. ....

...Heute geht die 111. Ausgabe über den Bildschirm. Dass sich die einstige Sendung des Deutschen Fernsehfunks auch im MDR etabliert hat, ist wohl ihrer gelungenen Grundidee zu verdanken. Das Schätzen, dargeboten in einer Kombination von Information, Show und Quiz bietet den Rahmen für niveauvolle Unterhaltung. ...

...Auf dem Bildschirm hat sich „Schätzen Sie mal" in letzter Zeit etwas rar gemacht. Und keiner konnte so richtig abschätzen, wo es hingeht. Was einerseits damit zusammenhängt, dass der MDR lieber Einzelstücke als Sendereihen auf dem Unterhaltungsplatz am Freitagabend ausstrahlt. Andererseits war man beim Sender im vergangenen Jahr mit der Zuschauerresonanz der Schätzshow nicht ganz zufrieden. Doch man rappelte sich wieder hoch, die April-Ausgabe erfüllte mit einem Marktanteil von 12 Prozent die Erwartungen. „Wir werden jedoch mit „Schätzen Sie mal" eine längere kreative Pause einlegen, um weiter am Konzept zu feilen", so MDR-Unterhaltungschef Udo Foht. „ Vor allen Dingen soll die Idee des Schätzens wieder in den Vordergrund rücken." In einem ist sich Foht aber sicher: Die Sendung soll der Dreiländeranstalt auf alle Fälle erhalten bleiben. Auch wenn man Frau oder Herrn X, Y und Z heute zum letzten Mal im 97er Fernsehjahr live erleben kann.

Für die Macher beginnt die kreative Pause am Sonnabend, meint Karin Baginski (Redakteurin der Sendung seit 1974). Man werde sich sicher mit dem Sender zusammensetzen müssen, aber auch die Meinung der Zuschauer sei interessant. Dabei hat die erfahrene Crew mit Erfolg bereits in der Vergangenheit mehrmals gründlich renoviert. Markenzeichen der Sendung wurde das thematisch gestaltete Studio mit den Ideen des Chemnitzer Bühnenbildners Matthias Läßig. Telefonspiele, bei denen die Zuschauer zu Hause mitschätzen können, kamen dazu. Das wichtigste sind auf alle Fälle auch künftig interessante Themen und Gäste. Und da blickt man durchaus optimistisch auf die heutige Ausgabe. Schätzen Sie mal, MDR, 20.15 Uhr."

Nach der Show: Versammlung in der Kantine. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle Gewerke lauschen der Rede des Unterhaltungschefs.

„...wir werden solch ein Format nicht sterben lassen. Nach der Sommerpause werden wir uns mit der Redaktion zusammensetzen, um neue Schritte zu beraten..."

1997 war ein wirklich schöner Sommer. Bis heute hält diese redaktionelle Sommerpause an.

So war das mit dem Ende von X, Y und Z. Und so wahrheitsgemäß erzähle ich das natürlich selten, das ist einfach zu unglaubwürdig.

Außerdem moderierte ich dann im MDR-Fernsehen noch erfolgreiche Eigenkreationen. So die kuriose Straßenumfrage „SO'N DING" , wovon zwischen 1995 und 1999 im 30-Minuten-Format 40 Folgen liefen. Im April 1998 sendete ich aus der Stadthalle in Gera meine Show „Woll'n wir's HOFFen". Mit einer Sehbeteiligung von über 18 Prozent ein Riesenerfolg!

Für die weihnachtliche „MDR-Bescherung" am 24. Dezember 2000 besuchte ich einen Pfarrer aus Halle/Saale, der in Siebenbürgen sein Amt ausübt und war bei Soldaten aus Sachsen im Kosovo und moderierte so eine viel beachtete 45 Minuten- Sendung am Heiligabend. Meine bisher letzte eigene Fernsehsendung.

Bis heute spiele ich auf den Bühnen zwischen Rügen und Fichtelberg mit dem Publikum „Schätzen Sie mal". Fernsehmanuskripte schrieb ich inzwischen für über 50 Folgen von Petra Kusch-Lück's Sendung „Alles Gute". Für das „Dicke Helga Hahnemann - Buch" verfasste ich einen Artikel über meine Erfahrungen mit der großen Entertainerin. Daraufhin beauftragte mich der Eulenspiegelverlag mit einem eigenen Werk. Das erschien im September 2007 und heißt:

ACH SO IST DAS?!"

Ja, so ist das.

ACH SO WAR DAS MIR „SCHÄTZEN SIE MAL"  

ReiseTravel: Vielen Dank, lieber Lutz Hoff!

Lutz Hoff - http://www.lutzhoff-schaetzmeister.de/

Ein Beitrag für ReiseTravel von Gunnar Emil, eu@reisetravel.eu

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