Volker Tschapke

Genialer Kriegstechniker aus Dessau und Feldherr in preußischen Diensten erlangte er europaweit Ruhm: Der "Alte Dessauer" – So leben wir alle Tage!

Liebe ReiseTravel User, als genialer Kriegstechniker und Feldherr in preußischen Diensten erlangte er europaweit Ruhm, als Reformer von Verwaltung und Landwirtschaft, reger Bauherr und Tilger väterlicher Schulden genoss er hohes Ansehen in seinem kleinen Fürstentum, als eigenwilliger Bräutigam, der unstandesgemäß seine bürgerliche Jugendliebe heiratete, eroberte er die Herzen seiner Untertanen, als Mann von echtem Schrot und Korn regte er Theodor Fontane zu einem respektvollen Gedicht an, in dem es heißt:

Ich will ein Lied euch singen! Mein Held ist eigner Art.
Ein Zopf vor allen Dingen, Dreimaster, Knebelbart.
Blitzblank der Rock vom Bürsten und jeder Knopf wie Gold
Ihr merkt, es gilt dem Fürsten, dem alten Leopold.

 
Richtig, meine Eloge gilt Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau aus Anlass seines 330. Geburtstages am 3. Juli. Fast ein halbes Jahrhundert lang regierte und prägte der alte Dessauer mit fester Hand, klugem Kopf und derbem Humor erfolgreich sein kleines Land.

Der „Alte Dessauer“

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Zudem diente er als ebenso leidenschaftlicher wie hochbegabter Militär dem ersten preußischen König Friedrich I., dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und schließlich Friedrich dem Großen. Im Spanischen Erbfolgekrieg befehligte er das preußische Korps in der kaiserlichen Armee unter Prinz Eugen. Er schlug sich erfolgreich in vielen Schlachten, so unter Friedrich dem Großen in der von Kesselsdorf im Dezember 1745, die den Österreichischen Erbfolgekrieg beendete. Ein lebenslanger Briefwechsel mit dem Vater von Friedrich dem Großen bekundet die Sonderstellung des alten Dessauers als politischer Ratgeber und persönlicher Vertrauter. Der Soldatenkönig orientierte sich an der Verwaltung und Wirtschaftspolitik von Anhalt-Dessau und beriet sich mit Leopold I. bei der Einführung des Generaldirektoriums in Preußen.

Der alte Dessauer steht für Reformen in Disziplin, Taktik und Kampftechnik der preußischen Armee. So führte er den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein. Seine Neuerungen führten zu einer Überlegenheit der preußischen Truppen gegenüber anderen Armeen. Vor der erwähnten Schlacht bei Kesselsdorf 1745 im Zweiten Schlesischen Krieg kniete der alte Dessauer sich vor seinem Feldbett nieder und sprach das folgende Gebet:

„Lieber Gott, hilf mich für die Schlacht und nicht die Schurken. Aber wenn du das nicht willst, dann gib es, wie es kommt“.
Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau starb am 9. April 1747 in Dessau. An den preußischen Feldherrn aus Dessau erinnert in Berlin ein Denkmal am ehemaligen Wilhelmplatz (Mohren- Ecke/Wilhelmstraße).

Ich bin gewiss, dass diese Passage meines Briefes besonderen Beifall bei den Militärattaches der Botschaften in Berlin auslöst, zu denen die Preußische Gesellschaft seit Jahren enge Beziehungen pflegt. 40 von ihnen treten jetzt ihren geplanten Austausch an und kehren in ihre Heimatländer zurück. Sicher auch mit dem Gedanken daran, dass die preußische Idee lebt. Meine guten Wünsche begleiten sie.

Einige aktuelle Anmerkungen: Unser Vaterland präsentiert sich wie lange nicht im Schmuck von Schwarz-Rot-Gold. Ich wünschte, er entspräche einer bleibenden inneren Haltung und nicht einer vergehenden äußeren Bekundung anlässlich eines sportlichen Ereignisses. Solches würde mich fatal an Winkelemente vergangener Zeiten erinnern.
Kurzer Blick zurück: Am 18. Oktober 1817 zogen Studenten mit schwarz-rot-goldene Fahnen zur Wartburg hinauf. Sie stritten für einen Nationalstaat und eine freiheitliche Verfassung sowie gegen reaktionäre Kräfte in den deutschen Kleinstaaten. Ist das angesichts der unendlichen Kleinstaaterei-Debatte, pardon, der Föderalismus-Diskussion nicht brennend aktuell? Bleibt für etliche heutige Fürsten, die sich Ministerpräsidenten nennen, Deutschland nicht eine Chimäre? Liegt ihnen ihr Fürstentum nicht näher am Herzen? Huldigen sie nicht dem alten Prinzip: Divide et impera?
Hingewiesen sei auf den Vorschlag der Preußischen Gesellschaft, die Zahl der Kleinstaaten auf drei zu begrenzen. Der Bundespräsident würdigte unseren Reform-Gedanken, Bund-Obere und Fürsten ignorieren ihn. Deutschland kommt mit den vorgesehenen Föderalismus-Vorhaben nicht entscheidend voran. Der Berg kreißte und gebar – na, wir kennen solcherart von Mäusen zur Genüge. Über eine Verfassung für Deutschland lege ich (ungern) das Mäntelchen des Schweigens. Ich wähne sie auf dem Tisch von Barbarossa im Kyffhäuser. Rotbart wird sie mitbringen, wenn – wie die Sage erzählt - Einheit, Frieden, Gerechtigkeit und Glanz im deutschen Reich endgültig ein gekehrt sind. Zitieren möchte ich in diesem Zusammenhang Hoffmann von Fallersleben, den Verfasser der deutschen Nationalhymne. In seinem Gedicht „Deutsche Farbenlehre“ von 1843 schrieb er u. a.: Immer unerfüllt noch stehen Schwarz, Rot, Gold im Reichspanier: Alles lässt sich schwarz nur sehen, Rot und Gold, wo bleibet ihr?
In Verbundenheit

Volker Tschapke

Präsident der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. Komtur des Bismarckordens. www.preussen.org

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