Dessau | 775 Jahre und Alter Dessauer |
775 Jahre und „Alter Dessauer“
Dessau feierte 1988 sein 775jähriges Bestehen: Vom 28. Mai bis 5. Juni 1988 fand eine Festwoche statt, mit über 150 facettenreichen Veranstaltungen und Programmen, Geselligkeit und Wohlbefinden standen dabei im Mittelpunkt. Geboten wurde eine breitgefächerte Palette von Show, Wissenschaft, Sport aber auch Action und ein Hauch von Abenteuer gehörten dazu. Es traten populäre Top-Stars auf, Amateure aus der Volkskunstszene sowie ganz „normale Bürger“ der Stadt. Eine „Miss Dessau“ wurde gekürt, übrigens die „Erste Miss-Wahl“ der damaligen Zeit, täglich wurde der Rathausturm „erklettert“, diverse „Sportspektakel“ begeisterten und „TV-Dessau“ sendete Nachrichten. Begleitet von schönem Wetter waren diese Tage der Festwoche ein großer Erfolg, mit Applaus bedacht und von Standing Ovationen verwöhnt. Mit „Großem Gefolge“ flanierte die neu geschaffene Symbolfigur „Alter Dessauer“ durch die Straßen und begrüßte alle Bürger und Gäste.
Historie & Memories sind nachgefragte Themen – Erinnern Sie sich noch?
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Was waren die Höhepunkte der Festwoche in Dessau
ReiseTravel stöberte im Archiv aus dem Jahr 1988 und wurde zum Thema fündig:
Im Dezember 1986 wurde die Konzeption: 775 Jahre Dessau 1213 – 1988 an den Rat der Stadt Dessau übergeben. Auf über 100 Seiten waren alle zur Festwoche vorgesehenen Themen, Aktivitäten sowie Programme explizit und bis in das Detail aufgelistet, dazu die notwendigen Anforderungen aller technischen Parameter, vom Strom bis zum Wasser. Nach Bestätigung der Konzeption bildete dieses „Drehbuch“ die Basis für die weiteren Ausarbeitungen aller inhaltlichen Festlegungen, bis hin zur Besetzung. Dem war eine lange Vorbereitungsphase voran gegangen. Gerald H. Ueberscher war Autor, Redakteur, Regisseur und Leiter des Gestalterteams 775 Jahre Dessau:
Wie erfolgte ihr Start?
Ausgangspunkt war ein erstes intensives Gespräch am 8. Mai 1986 mit dem Dessauer Stadtrat für Kultur Klaus Hamal, der hatte sich vorher ausführlich über mich informiert, kannte somit die Facetten meiner künstlerischen Tätigkeit und deshalb zum Termin gebeten. Am Ende der kreativen Beratung erhielt ich den Zuschlag, in Form eines Auftrages zur „künstlerischen Gestaltung der Festwoche“ verbunden mit der „Erarbeitung einer aussagekräftigen Konzeption“ zu allen Inhalten und „deren praktische Umsetzung“.
Von Juli bis November 1886 durchforstete ich - in jeder Hinsicht, Dessau und war intensiv auf der Suche nach Varianten zur Gestaltung eines lebensnahen Jubiläums, mit Themen, die die Dessauer Bürger begeistern sollten. Dies geschah in eigener Verantwortung. Dabei hatte ich freie Hand. Ich stöberte in zahlreichen Archiven, führte intensive Gespräche und gewann Einsichten und neue Erkenntnisse, diese führten zu Ideen, aller von mir dann vorgesehenen Festprogramme. Pfarrer und weitere Vertretern der Kirchen, auch im Bauhaus zu seiner Tradition wurde nachgefragt, gefolgt von Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern der „Junkers-Werke“. Aber natürlich auch mit Personen der Neuzeit zu aktuellen Themen. Naturgemäß drehte sich alles um die 700jährige Vergangenheit der Stadt. Auch die Frage, wo werden Bühnen aufgebaut, welche Veranstaltungsorte sollten genutzt werden und was ergeben sich daraus für praktische technische Anforderungen. Nach diesen Gesprächen und reiflichen Überlegungen fertigte ich meine Konzeption und übergab diese in der Hoffnung: Der Bestätigung!
Dessau 775 – Ihre Konzeption?
Durch meine Aufenthalte in Dessau lernte ich eine Stadt kennen, die über jede Menge Tradition verfügt und aktuell eine Großstadt bildete. Vieles war noch vom Krieg zerstört, anderes in Vergessenheit geraden. So mancher der von mir Interviewten sprach über das Bauhaus, sein Landestheater oder erwähnte die legendären Flugzeuge vom Typ „Ju“. Viele erinnerten sich an die NS-Zeit mit seinen Verbrechen und den späteren Neubeginn. Ältere Dessauer, die „noch Junker persönlich kannten“, fragten: „Warum wird der nicht mehr erwähnt“ und wo bleibt unser „Alter Dessauer“. Jüngere Menschen stellten ebensolche Fragen. Alle betonten dies als echte „Anhaltiner“ und „Sonnenköppe“, sie sprachen voller Hochachtung von Dessau, ihrem Fürsten Leopold I. dem „Alten Dessauer“. „Warum steht das Denkmal nicht am alten Platz“.
Für mich war das damals eine spannende Zeit mit interessanten Einblicken. Hier tat sich für mich eine neue Welt auf. Bisher verzeichnete ich zwar Erfolge, mit anderen Jahrfeiern, Jubiläen und der großen Gala, aber, Dessau war schon eine exorbitante Herausforderung. Nach gut fünf Monaten Recherchen und Vorbereitungen umfassten meine Vorschläge zur Gestaltung der Festwoche fünf Hauptthemen:
Fürst Leopold I. - Fürst von Anhalt-Dessau und als „Alter Dessauer“ in die Welt-Geschichte eingegangen muss unbedingt zu neuen „Leben“ erweckt werden. Das Denkmal sollte wieder auf seinen alten angestamten Platz im Zentrum der Stadt stehen. War dieses doch im Schlosspark Mosigkau abgestellt und wartete dort auf bessere Tage. Es ist unbedingt ratsam ein aktuelles Buch über den „Alten Dessauer“ zu Verfassen und als ein besonderes Extra einen „lebenden Alten Dessauer“ zu erschaffen. Diese Symbolfigur sollte täglich die Gäste begrüßen und mit Optimismus Erfreuen.
Rathaus als Zentrum des Festes - In Verbindung mit alten Traditionen der Vergangenheit bildete dieses Haus einen attraktiven Mittelpunkt der Festtage. Von Turmbläsern über Fassadenklettern bis hin zu einen „Historischen Markt“ in Verbindung mit einem täglichen „Mittelalter-Spektakel“ sollte eine Aufwertung, der für mich doch recht trostlos wirkenden Stadt, erfolgen.
Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau „Made in Dessau“ – Weltweit bekannt, das Bauhaus und die aktuellen Produkte vom Waggonbau Dessau stellten einen relevanten Exportschlager dar. Vor allem Kühlwagen waren ein Renner und sehr gefragt. Natürlich sollte explizit an den Pionier der Deutschen Luftfahrt Hugo Junkers erinnert werden.
Shows und Volksfeste – Attraktive bunte Veranstaltungen für alle Altersgruppen mit ihren unterschiedlichen Interessen, von der Gala bis zum Ballabend.
Extras zu den 775 Jahrfeiern - Ausstellungen, Vernissagen und andere Varianten der Unterhaltungskunst um in der breiten Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit zu erwecken. Dazu zählten von einer „Nachtbar D.“ bis zum „TV-Dessau“ Sender breitgefächerte Angebote. Ein breites Spektrum sollte inhaltlich abgedeckt werden. Vom großangelegten Spektakel bis hin zum Auftritt der Kindergärten.
Dies alles waren sehr umfangreiche Vorschläge mit Ideen, die aber bis ins letzte Detail realisierbar waren. Mir war voll bewusst: Ein Mammutprogramm, mit enormen Ausmaßen. So etwas gab es bisher noch nicht, in Dessau. Das war auch für mich eine neue Herausforderung.
Wurde alles „Genehmigt“?“
Oft werden Künstler und Macher mit ihren avantgardistischen Ideen verlacht. Von „unreal“ bis zum „Größenwahn“ lauten solche vor Verurteilungen. Es gab damals und aktuell noch immer, also zu jeder Zeit - Kleingeister, Neider oder Besserwisser, oft haben diese Leute selbst nichts Kreatives vorzuweisen, haben keine persönlichen Erfolge. Davon darf man sich als Künstler – wenn man Erfolg haben möchte, nicht abhalten lassen. Auf der anderen Seite sollte man als Ideenfinder, als Redakteur und als Regisseur - der das am Ende in die Praxis, in die Realität, nicht nur auf der Bühne, umsetzen muss - sich an die Anforderungen der jeweiligen Zeit halten und objektive sowie subjektive Möglichkeiten der Region sehr realistisch mit beachten.
Das verlief zum Start in Dessau alles recht positiv. Probleme ergaben sich erst in der späteren Phase, als weitere örtliche Mitarbeiter hinzukamen, als „erste Erfolge“ sichtbar wurden. So mancher wollte plötzlich „Mitreden und selbst Bestimmen“, besonders in Fragen Besetzung von Mitwirkenden. Aber, so ist das eben.
Zwecks zügiger Umsetzung meiner zahlreichen Ideen hatte ich allerdings bereits diese hilfreichen vor Ort Gespräche genutzt, waren doch Entscheidungsträger unter diesen Personen. Vom amtierenden Oberbürgermeister Christoph Döring bis hin zu den Direktoren vom Waggonbau oder dem RAW – Reichbahnausbesserungswerk. Dies war eine Möglichkeit der Überzeugung, ich versuchte diese Menschen zu Begeistern, wollte sie für meine Ideen gewinnen, suchte Verbündete. Mit örtlichen Akteuren und Verantwortlichen über inhaltliche Fragen zu Reden erfordert immer enorme Überzeugungskraft. Am Ende kamen dann auch meine konzeptionellen Vorschläge für diesen Personenkreis nicht unbedingt überraschend. Selbst die „Miss-Wahl“ zum Auftakt wurde genehmigt, ebenso der „TV-Dessau“ Sender mit Unmengen an TV-Geräten und Videoleinwand - die erst einmal beschafft werden mussten. Meine Konzeption löste bei manchen zwar ein gewisses Erstaunen aus, sie wurde jedoch wohlwollend gelesen und ausführlich studiert. Rund 80 Prozent aller Vorschläge wurden inhaltlich genehmigt. Ein super Ergebnis.
Wie ging es weiter?
Solche enorm großen Projekte erfordern immer generalstabsmäßige Planungen, auch meinerseits. Das kann man nicht allein machen, vor allem in der folgenden Realisierung. Ich suchte Mitstreiter zur Umsetzung meiner Ideen, kreierte ein „Gestalterkollektiv“. Als Texter und Redakteur konnte ich Wilhelm Hampel gewinnen – ein erfahrener Autor der besonders für die „Distel“ in Berlin textete. Galt es doch, den „Alten Dessauer“, zum Leben zu Erwecken, zahlreiche Broschüren und Programmhefte attraktiv zu Gestalten oder Pressetext zu Verfassen. Eine weitere Aufgabe war „TV Dessau“, hier wurden täglich Nachrichten über den jeweiligen „Festtag“ verlesen.
Musikredakteur Wolfgang Martin hatte alle Hände voll zu tun: Pop-Musik, Rock-Konzerte oder die musikredaktionelle Vorbereitung von Amateurbands zum Thema: „Amateure im Rennen“, um nur ein paar Facetten seiner Tätigkeit zu benennen. Hinzu kamen „Schlagerparaden“, „Bälle“ und manch weitere Shows.
Radio-Sportreporter Wolfgang Hanff zeichnete verantwortlich für alle inhaltlichen Themen rund um den Sport. Dr. Hans-Dieter Nagel, Akademie der Wissenschaften Berlin, war für den Bereich Wissenschaft „Science & Music“ zuständig. Unter dem Titel „Aspekte“ fanden mehrere Veranstaltungen mit Wissenschaftler, Forschern und Experten statt, so auch mit Generalmajor Dr. Sigmund Jähn, Erster Kosmonaut und Buchautor. Ebenso „Aspekte“ zum Bauhaus, mit dessen Direktor Prof. Dr. Kuhn.
Wir bildeten ein Team, waren breit aufgestellt und konnten in einer kompletten Mannschaft an den Start gehen. Alles Fachleute, die ich gut kannte, die es gewohnt waren eigenständig und vor allem kreativ zu Arbeiten. In der Endphase wurden weitere Verantwortliche aus den Bereichen Tontechnik, Beleuchtung, Laser, TV und Videotechnik in das Gestalterteam mit einbezogen. Darunter auch solche aus dem Fernsehgerätewerk Stassfurt die über 50 TV-Geräte installierten oder andere, die die komplette Ausstellung „Schienenfahrzeuge“ gestalteten.
Zwischenzeitlich bildete die Stadt Dessau ein „Organisationsbüro“ mit der Aufgabe, die Festwoche organisatorisch-technisch vorzubereiten und dies alles politisch zu Untermauern. Unter Leitung von Regina Gröger waren darin Mitarbeiter der Stadt integriert, aus verschiedenen Bereichen, auch wurde ein „Festkomitee“ gegründet. Für so ein gigantisches Vorhaben erhöht sich naturgemäß die Zahl der organisatorischen Mitarbeiter, die anstehenden Aufgaben wurden delegiert. Mein Ansprechpartner für Fragen Kultur wurde Waltraud Kroker, mit Erfahrungen in der Dessauer Kultur-Szene. Produktionsleiter wurde Uwe Krüger.
Ausgeklammert waren lediglich: Die optische Ausgestaltung der Stadt, mit Fahnen, Losungen und anderen Dekorationen. Ebenso der „Große Festumzug“, der von einer eigens geschaffenen Arbeitgruppe gestaltet wurde.
Welche Akzente wurden gesetzt?
Sofort nach erfolgter Bestätigung setzte die Arbeit aller Beteiligten ein. Entsprechend der Konzeption begann die detaillierte Ausarbeitung der vorgesehenen Hauptschwerpunkte, verbunden mit einer Arbeitsteilung der gestellten Aufgaben. Wer macht was, wann, zu welchen Termin und dann starteten wir. Eben generalstabsmäßig.
Diese einzelnen Schwerpunkte wurden nun detailliert präzisiert, standen allerdings jederzeit im global zu betrachteten Mittelpunk. Im Gesamtkonzept musste alles „stimmig“ sein.
Ganz intern und für mich von besonders zentraler Bedeutung, war die inhaltliche Gestaltung sowie die Umsetzung des Schwerpunktes: Fürst Leopold I.
Dies war ja quasi unser redaktionelles Hauptanliegen, mein ehrgeiziges Ziel.
Fürst Leopold I. „Alter Dessauer“ - Hier finden Sie alle Details: Bitte Ihr Klick
Das Rathaus bildete auch in Dessau einen zentralen Blickpunkt. In der vom Weltkrieg schwer geschundenen Stadt lag noch so manches im Argen. Die geplante Festwoche wurde genutzt und das Rathaus wurde von außen rekonstruiert, vor allem der Turm. Diese Restaurierung kam meinen Planungen sehr zu Gute.
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Bis zur Machtergreifung der Nazis war das Bauhaus ein markanter Meilenstein der Stadt und bis zum Ende des II. Weltkrieges wurden in Dessau Flugzeuge gefertigt, unter der NS-Herrschaft allerdings nur Flugzeuge für den Krieg. Bekannt und populär war noch immer der Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers in Erinnerung, der wurde 1935 von den Nazis enteignet. Aktuell war der Waggonbau vom wirtschaftlichen Interesse.
Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau „Made in Dessau“ - Hier finden Sie alle Details: Bitte Ihr Klick
Unterhaltung, fröhliche Geselligkeit, große und kleine Programme auf zahlreichen Bühnen waren auch für Dessau angesagt und die damaligen Promis und Stars hier wohl bekannt. Von Anfang an wurde besonderer Wert auf die Inszenierung einer Gala gelegt. Eine breit angelegte Palette, vom „Ball der Werktätigen“ bis hin zum „Glückwunsch den Geburtstagskinder“, Menschen, die am jeweiligen Tagt Geburtstag feiern.
Shows und Volksfeste - Hier finden Sie alle Details: Bitte Ihr Klick
Allumfassende inhaltliche Vielseitigkeit war in jeder Hinsicht redaktionell geplant und zielstrebig vorbereitet. Der populäre Künstler Gerhard Vontra sollte den alten „Hobusch“ zum Leben erwecken und modernste TV-Technik wollten wir einsetzen. Nicht nur ein „Historischer Markt“ sollte im Mittelpunkt stehen sondern auch das Hier und Heute. eine Leistungsschau Dessauer Betriebe.
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Mit seinen facettenreichen Programmen wurde das eine gelungene Festwoche. Voll gespickt mit zahlreichen Details. Den Abschluss bildete die IX. Sinfonie mit seinem programmatischen Text: Seid umschlungen, Millionen!
Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven, gestaltet von Schauspielern und Solisten des Landestheaters. Auch hatten wir Glück mit dem Wetter, fast täglich eitel Sonnenschein.
Gab es besondere Herausforderungen?
Das komplette „Unternehmen 775 Jahre Dessau“ war eine einzige Herausforderung, an alle Gestalter, Mitwirkende sowie Organisatoren. Ein absolutes Großprojekt. Viele inhaltliche Themen waren absolutes Neuland, hinzu kam damals eine gewisse „Mangelwirtschaft“. Deshalb erwiesen sich die generalsstabsmäßigen Planungen als erfolgreich.
Probleme treten immer auf, die sollte man Abklären. Allein die Lösung technischer Themen war verbunden mit enormen Anforderungen. So musste ein Autoskooter besorgt und später aufgestellt werden. Zum Neptunfest im Waldbad waren zwei „künstliche schwimmende Inseln“ vorgesehen. Pontons mussten beschafft werden und darauf sollten Mitwirkende agieren, die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften musste beachtet werden und TÜV-Fachleute prüften. Über dem Bad und dem Stadion kreisten Flugzeuge, setzten Fallschirmspringer ab, die sollten punktgenau landen, das sind schon Herausforderungen. Das Fernsehwerk Stassfurt stellte 50 Farbfernsehgeräte zur Verfügung, die mussten mit Pc und Videotechnik vernetzt werden, damals völlig neu. Kaskadeure sollten den Rathausturm besteigen: Im Film wird so etwas Szene für Szene gedreht, aber hier, musste die Besteigung Non Stopp erfolgen. Sicherheit war unser oberstes Gebot. Diverse Absprachen mit der Technik und immer wieder TÜV Prüfungen waren angesagt.
Ob Rathausturm, Rollschuhdiskothek, „Verkehrsunfall“ oder der Auftritt von Künstlern auf Pontons, alles musste nicht nur technisch sicher sein, es mussten die Mitwirkenden von der „Notwendigkeit ihres Auftritts unter diesen besonderen Bedingungen“ redaktionell abgeklärt werden. So traten zum Neptunfest und Fußballspiel mit Prominenten Top Stars auf, das waren aber keine Sportler: Schauspieler Herbert Köfer, Entertainer Gerd Christian, Frank Schöbel, Beppo Küster oder Herbert Küttner. Auf der anderen Seite waren es mehrfache Goldmedaillengewinner Olympischer Spiele: Radsportler Lothar Thoms, Eishockey Dieter Frenzel, Marathon Sieger Waldemar Czierpinski, Klaus und Uwe Ampler sowie zahlreiche andere. Da galt es schon ein „gewisses Fingerspitzengefühl“ anzuwenden. Wir wollten eine perfekte Show, alle Mitwirkenden mussten „begeistert werden“. Alles klappte, die Zuschauer waren begeistert. Die Spieler traten übrigens in einem Extra angefertigten Trikot „775 Jahre Dessau“ an und das war danach ein sehr begehrtes Souvenir. Einzige Ausnahme der „Alte Dessauer“, der gab den Anstoß frei und natürlich im historischen Kostüm.
Herausforderungen ergeben auch Probleme, Probleme fordern Lösungen, es wurde – fast – alles erfolgreich geklärt.
Dessau 775 Jahre: Eine Festwoche der Superlative zum 775jähriges Bestehen. Mit über 150 Veranstaltungen, eine Breit gefächerte Palette aus Show, Wissenschaft, Sport, Action und Abenteuer gehörten dazu. Populäre Top Stars traten auf und die „Miss Dessau“ wurde gekürt, übrigens die „Erste Miss-Wahl“ der DDR überhaupt. Paukenschlag, täglich wurde der Rathausturm „erklettert“, „Sportspektakel“ begeisterten und „TV-Dessau“ sendete erstmals Nachrichten. Mit „Großem Gefolge“ flanierte die neu geschaffene Symbolfigur „Alter Dessauer“ durch die Straßen. Das Video vermittelt Eindrücke vom damaligen Geschehen. Eine Stunde Geschichtsunterricht: Dessau 1988.
Das Video vermittelt Eindrücke vom damaligen Geschehen, gut eine Stunde. Es ist zugleich ein historisches Zeitdokument der Geschichte. So war es damals, im Jahr 1988 in Dessau.
Ihr Fazit?
775 Jahre Dessau und die damit verbundenen Aktivitäten der Festwoche waren ein großer Erfolg. In den über 170 Programmen wirkten über 2.000 Künstler, Sportler, Wissenschaftler und Amateure mit. Zwischen 5.000 bis 7.000 Zuschauer wurden täglich an der Hauptbühne gezählt und allein zum „Sportspektakel“ kamen 4.000 zahlende Gäste. Die zahlreichen Helfer und Organisatoren leisteten eine solide Arbeit. Deshalb lautete das Programm 154: „Dankeschön“ - Allen fleißigen Helfern, am 6. Juni 1988, dies war zugleich eine „Ehrung und Auszeichnung“ dieser fleißigen Menschen.
Radiosender übertrugen vier Live-Sendungen aus der Feststadt und das Fernsehen berichtete umfassend. Nicht nur die örtlichen Zeitungen brachten täglich Berichte, wir hatten insgesamt eine „gute Presse“. Fast alle waren des Lobes voll. Das „offizielle Dessau war zufrieden“, ich erhielt ein Dankeschön.
Für uns „Gestalter“ ergaben sich neue Erkenntnisse für weitere Aufgaben, auch in Dessau. Für mich persönlich war es ein Erfolg: Jedes einzelne Programm könnte noch heute, nach fast 25 Jahren, wieder neu inszeniert und aufgeführt werden. Und, das Wichtigste, der „Alte Dessauer“ lebt weiter als Symbol der Stadt. Auch in unserer heutigen Zeit!
Vielen Dank für das Gespräch und die Informationen
Ein Beitrag für ReiseTravel von Su Kramer mit freundlicher Unterstützung von Gerald H. Ueberscher
Sehr geehrte ReiseTravel User,
wir wünschen Ihnen beim Lesen – via Internet – viel Freude.
Natürlich verbunden mit der Bitte: Historie & Memories – Erinnern Sie sich?
Wenn ja, so hoffen wir, schreiben Sie uns: Ihre eigenen Erinnerungen.
Gern werden wir diese veröffentlichen. Vielen Dank.
Ihre Su Kramer.
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