Wadi el Gemal

Der ägyptische Nationalpark Wadi el Gemal ist von einzigartiger landschaftlicher Schönheit, in dem Römische Tempel, Smaragdminen, seltene Heilpflanzen zu finden sind. Und einzig die Stille ist hörbar.

Sanft pfeift der Wind: Über die Kraterlandschaft anmutende Kulisse aus Sand. Sandwege. Sandhügel. Sandberge. In die unendliche Weite hinein wärmt die Sonne die Erde in goldtönender Farbe. Die besonderen Lichtstimmungen der Wüste zogen schon immer Maler, Dichter, Musiker in ihren Bann. Unzählige Mythen und Legenden haben ihren Ursprung an den Quellen des Nils.

Das „Irgendwo im Nirgendwo“ befindet sich südlich von Marsa Alam am Roten Meer. Über eine Fläche von 4.770 Quadratkilometern erstreckt sich der drittgrößte Nationalpark Ägyptens, die Wüste Wadi el Gemal. Einst war sie Teil einer wichtigen Handelsverbindung zwischen dem Roten Meer und dem Nil.

Um in die Wüste zu gelangen, führt eine pulsierende holprige Küstenstraße am Roten Meer entlang, vorbei an entsorgten Autoreifen und leerem Plastikmüll, an kleinen Moscheen, an Hütten aus Pappe, Holzverschlägen, aus Bast oder Stein. Bauruinen, die zu Hotels werden sollten, zeugen vom Einbruch der Tourismuskrise mit Beginn des Arabischen Frühlings 2011 und den zahlreichen Attentaten über Ägypten. Dazwischen ragen neue Kräne empor, um mehr Gäste die Arabische Wüste, das Wadi el Gemal, zu deutsch „Tal der Kamele“ näherzubringen.

Antike Smaragdminen mitten in der Wüste

Beduinen vom Stamm der Ababda by ReiseTravel.eu

Das Wadi el Gemal ist ein UN-Schutzgebiet und einer von drei Nationalparks in Ägypten. Etwa 50 Kilometer südlich von Marsa Alam beginnt der Nationalpark. Die Wüste war der Kreuzpunkt zwischen Seehäfen und Karawanenwegen, den späteren Römerstraßen. Die früher als Karawanenführer tätigen halbnomadischen Beduinenstämme der Ababda leben hier als Hirten, Kamelzüchter, Fischer oder als Nationalpark-Ranger. Die Beduinenstämme ziehen wie schon seit Hunderten von Jahren in Familienverbänden, begleitet von Kamelen, Dromedaren und Eseln, durch die Wüste. Die Wüstentiere sind wichtig, sie liefern Milch und können bis zu drei Wochen ohne Wasser auskommen.

Besonderer Anziehungspunkt im Wadi el Gemal sind die archäologischen Stätten mit den riesigen Tempel-Ruinen inmitten einer antiken Siedlung. In den endlosen Weiten der Wüste finden sich die ältesten Smaragdminen der Welt, ebenso Überreste der ehemaligen Arbeiterhäuser in den Minen, die hier schon seit den Zeiten der Pharaonen ausgebeutet wurden. Erst waren es die alten Ägypter, die hier Bergbau betrieben, später haben sich die Römer angesiedelt und die Edelsteine mithilfe der Kamele über Hunderte Kilometer ins Niltal transportiert, auf Schiffe verladen und nach Europa gebracht. Berichten aus römischer Zeit zufolge, soll Königin Kleopatra die funkelnden grünen Smaragde mit Vorliebe als Schmuck getragen haben.

Beduinen vom Stamm der Ababda by ReiseTravel.eu

Wüstenpflanzen mit heilenden Kräften

Die Wüste erscheint karg, steinig, staubig. In der Ferne kleine Akazienbäume. Ab und an kleine Büsche, Sträucher, Bäume. Nur wenige Pflanzen wachsen hier. Die Beduinen sind wahre Kenner der Flora. Akazien sind die wichtigsten Bäume der gesamten arabischen Wüste. Sie sind intuitive Orientierungspunkte für die Beduinen, um sich in der Wüste nicht zu verlieren. Zudem liefern sie ihnen Brennholz und Nahrung aus ihren Früchten, Blättern und der Rinde. Auch Heilwissen haben sich die Beduinenvölker angeeignet und über Generationen erhalten. So vertrauten sie beispielsweise auf die Instinkte eines Kameles, was es spürt oder riecht, was es frisst, wenn es Blähungen hat. Dadurch lernten sie die Wirkeffekte kennen. Mit Akazienharz behandeln die Beduinen heute Magensäuerung und Augenentzündungen. Akazienpflänzchen seien gut fürs Gedächtnis, heißt es. Die Wüstendattel werde gegen bei Diabetes und Wurmbefall eingesetzt. Gegen Rheuma und Epilepsie sei die Wüstenmelone gut. Die Früchte des Arak Strauches wirkten harntreibend, während die Äste ein starkes Antiseptikum der Mundhöhle enthalten sollen und zur Mundpflege der Beduinen verwendet werden.

Kaffee und Brot nach Beduinenart

Im Schatten der Akazien grasen Kamele, Schafe, Ziegen. Hier schlagen die Wüstenbewohner ihre Zelte auf. Die Gastfreundschaft der Ababda-Beduinen ist legendär. Früher schon haben sie vorbeiziehende Reisende eingeladen, sich über ihr Leben ausgetauscht, wo jemand ein Dromedar gekauft hat, wo ein Kind geboren wurde, geheiratet oder jemand gestorben ist. Man begräbt die Verstorbenen in die Erde der Wüste und bunte Fähnchen erinnern an sie.

Noch immer begrüßen die Ababda Beduinen Gäste im Nationalpark und heissen sie zu Speis und Trank willkommen. Die Ababdi sind Selbstversorger. Selim bereitet mit Ruhe und innerer Freude den Wüstenkaffee, den traditionellen Ingwer-Kaffee. Er röstet die Bohnen über offenem Feuer und zerstampft sie im Mörser. In der Jabana, einer länglichen Tonkanne, vermischt er den Kaffee zusammen mit Kardamom und Ingwer. Dazu gibt es frisches „Gabori“ Brot. Der frische Teig wird ohne Blech in der Glut eines im Sandboden geschürten Feuers gebacken – Sandkörner werden anschließend einfach abgeklopft. Als Brennmaterial dienen ausschließlich abgestorbene Sträucher und Akazienzweige, denn ihr altes Stammesgesetz untersagt das Abholzen der kostbaren Vegetation. Ein „Abendmahl“ unter freiem Sternenhimmel, auf einer großen Matte in einem offenen Beduinenzelt. Gespräche, Scherze, Schweigen. Die Stille erlaubt eine Aufmerksamkeit, in der der Mensch und alle Eitelkeiten ein Stück zurücktreten. „Wir begegnen hier jedem Tier, jeder Pflanze respektvoll, dass es allen Lebewesen gut geht. Das ist der Sinn des Lebens, achtsam mit der Natur im Einklang sein“, sagt Selim. Dafür steht auch das Gorgonia Beach Resort, das sich in enger Zusammenarbeit mit den Ababda-Beduinen in verschiedenen Projekten für den Schutz des Nationalparks und für das kulturelle Erbe einsetzt. Das an der Küste gelegene Hotel ist der ideale Ausgangspunkt für Erkundungen in das Herz des Nationalparks. Auch für den Erhalt des riesigen intakten Hausriffs engagiert sich das Gorgonia.

Schnorchel- und Tauchparadies

Weiße Sandstrände und kristallklares Wasser. Das Meer leuchtet in blau, grün, türkisfarben. Darunter tut sich eine faszinierende Wasserwunderwelt auf mit einer überwältigenden Farbenpracht verschiedenster Fische und Korallen. Die Qulaan Inseln bei Hamata sind ein attraktives Schnorchel- und Tauchparadies und von riesigen Mangrovenwäldern bewachsen, in deren Geäst geschütze Vögel brüten. Die Mangrovenwälder an der Küste von Wadi el Gemal sind eng verbunden mit dem der Meeresriffe. So finden junge Fische und andere Ozeanbewohner hier Rückzugsgebiete. Krebse haben sich dort angesiedelt und suchen in den weiten Wurzelwerken der Mangroven Zuflucht. An manchen Tagen ist der Strand in großen Teilen von Schildkröten besiedelt.

In dem kleinen Dörfchen Qulaan in der malerischen Bucht, hält ein von Beduinen geführter Markt Handwerkskunst, Schmuck, Ketten, Armbänder, Ringe zum Verkauf bereit. Und hinter der Bucht, auf der anderen Seite der Karawanenstraße, türmen sich die Felsmassive der Sandwüste auf. Rostbraun, staubgrau, kupferrot.

Beduinen vom Stamm der Ababda by ReiseTravel.eu

„Stern der Berenike“

Langsam senkt sich die Sonne hinter den Sandbergen und strahlt ihr schönstes Abendlicht auf die rote körnige Erde. Allmählich spannt sich über den weiten dämmrigen Himmel ein neues Zelt. Der Sonnenuntergang in der Wüste ist voller Magie und der Nachthimmel erlaubt den Blick auf Tausenden von Sternen. Einer nach dem anderen tritt in Erscheinung, als würden sie sich sanft auf die Erde hinab legen wollen. Ein Blick hinauf in den Sternenhimmel weist auf das „Haar der Berenike“, ein Sternbild nahe des Großen Bären. Man erzählt sich, dass die Gemahlin des Pharao Ptolemäus III., als der in den Krieg gezogen war, versprochen habe, ihr prächtiges Haar Aphrodite zu opfern, wenn ihr Mann unversehrt zurückkäme. Sie hielt ihr Wort, doch das Haar war plötzlich nicht mehr da. Es soll in den Himmel entschwunden sein und als Sternbild auf die Erde leuchten.

Ungewöhnlich nah sind die Sterne in der Wüste dem Menschen. Hier, wo sich Himmel und Erde die Hand reichen, wo Leere und Einsamkeit aufeinandertreffen, entfaltet sich die Wüste in ihrer atemberaubenden Schönheit. In der endlosen Sandlandschaft wird der Mensch zu einem winzigen Teil des großen Universums.

ReiseTravel Service

Anreise: 4 Flugstunden von Deutschland nach Marsa Alam

Unterkunft: Gorgonia Beach Resort. Hausriff zum Schnorcheln und Tauchen. Wüsten Safaris. Wander- oder Mountainbike-Touren. www.gorgoniabeach.com

www.wadielgemal.org - PR: Schaffelhuber Communications natascha.s@pr-sc.de - www.pr-sc.de  

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Christel Sperlich

Christel Sperlich ReiseTravel.euFernsehjournalistin Christel Sperlich entdeckt gern die ungewöhnlichen Geschichten hinter dem Abenteuer Reisen

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