Wörth Donau | Wörth – „Wörth ist’s wert“ |
Eine Burg wie aus dem Bilderbuch zwischen Donau und Bayerischen Wald
Wörth ist’s wert: Ja, Wörth ist etwas ganz Besonderes. Die Kleinstadt ist mehr als 1.200 Jahre alt und liegt zwischen Regensburg und Straubing an der Donau und ist das Sprungbrett in den Bayerischen Wald, der gleich vor der Türe liegt. Das mächtige Schloss, das oberhalb auf dem Hügel liegt, ist schon von Weitem zu sehen. „Hier muss man schon fit sein um zum Schloss den Berg hinaufzusteigen“ so sagen die Einheimischen. Die Straße führt wirklich steil nach oben. Die Burganlage wurde im 12. Jahrhundert gebaut und bot den Fürstbischöfen und Bürgern Schutz in Kriegszeiten. Ja, so stellt man sich eine Burg vor, mit Türmen, Zugbrücke und Schießscharten. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Burg in einer langen Umbauphase zu einem Renaissance Schloss umgebaut und das sogar während des Dreißigjährigen Krieges. Der Fürstbischof Albert von Toerring hatte die Umbauten veranlasst. Danach war das Schloss jahrhundertelang ein beliebter Sommeraufenthalt der Regensburger Fürstbischöfe. Bei der Säkularisierung im Hochstift Regensburg 1810 wurde das Schloss verstaatlicht. Aber als 1812 in Bayern die Staatspost gegründet wurde, erhielt der Reichspostminister Carl Alexander von Thurn das Schloss Wörth als Ausgleich, da der Familie Thurn und Taxis die Post bis dahin gehörte. Die Familie Thurn und Taxis verkaufte das Schloss 1978 und seitdem ist es im Besitz einer Eigentümergemeinschaft.
Wer es klein, ruhig, historisch und bodenständig möchte, der ist in Wörth an der Donau genau richtig.
Bei einer Schlossführung kommt man an alten Wehrgängen entlang. Der Aufstieg im Turm führt über eine enge, steile Wendeltreppe zu den Verliesen, die es mit und ohne Fenster gab. Den oberen Teil des Turmes kann man im Frühling nicht besteigen, denn dort brüten Turmfalken. Bei Kinderführungen kommt auch schon mal ein Gespenst oder ein Ritter um die Ecke. Das Schmuckkästchen im Schloss ist das prächtige Rondellzimmer. Es ist der kunstgeschichtlich und historisch bedeutendste Raum, der unter Albrecht Sigismund, Fürstbischof von Regensburg und Freising im 17. Jahrhundert, völlig neu gestaltet wurde. Die üppigen Stuckarbeiten wurden von dem Italiener Jacomo Tornino ausgeführt. Die Ausmalungen sind vom Regensburger Jakob Heybel. Er schuf im Rondellzimmer einen umfangreichen mythologischen Zyklus mit 22 Bildern. Die Themen kreisen um die Themen Jagd, Macht und Klugheit.
Das Spiel der Götter
Auf den sechs Deckenbildern wird eine Sage, eine tragische Liebesgeschichte dargestellt. Der Gott Merkur sieht eine Gruppe junger Mädchen mit der schönen Königstochter Herse. Sofort verliebt er sich in Herse und bald wird der Sohn Kephalos geboren. Dieser war ein großer Jäger und heiratete die Jägerin und Königstochter Procris. Und wieder mischen sich die Götter ein, Aurora, die Göttin der Morgenröte, verliebt sich in Kephalos und entführt ihn in den Olymp, doch Kephalos möchte zu seiner Ehefrau zurück. Aurora schlägt vor die Treue seiner Frau zu prüfen, damit ist Kephalos einverstanden. Er verkleidet sich und verführt seine Frau, also begeht Procris Ehebruch mit einem verkleideten Mann. Als sich Kephalos zu erkennen gibt, flüchtet Procris vor Scham nach Kreta, wo ihr Diana die Göttin der Jagd, einen unfehlbaren Speer und einen Jagdhund schenkt. Mit den Geschenken kehrt Procris nach Athen zurück. Sie versöhnt sich mit ihrem Mann Kephalos und schenkt ihm den Speer und Hund. Da Kephalos sehr häufig zur Jagd geht, folgt Procris ihrem Ehemann aus Eifersucht. Sie versteckt sich im Gebüsch und wird aus Versehen vom immer treffenden Speer getötet.
Der Blick aus dem Fenster des Rondellzimmers zeigt ein Bild das die Natur malt, den Blick nach Straubing über die sanften Hügel Niederbayerns. Das mächtige Schloss mit seinen acht Türmen hat auch Albrecht Altdorfer in seinem Gemälde von 1520 „Donaulandschaft mit Schloss Wörth an der Donau“ gemalt, das in der Alten Pinakothek in München hängt. Die Stadt Wörth hat dem Maler zu Ehren die „Altdorferstraße“ nach ihm benannt.
Von der Eiszeit bis heute
Wörth war schon seit der Eiszeit besiedelt und auch die Römer hatten sich hier niedergelassen. Im Jahre 787 wurde Wörth das erste Mal erwähnt. Schon im 10. Jahrhundert war Wörth Sommersitz der Bischöfe von Regensburg. Im Jahre 1250 wurde begonnen die Burg zu bauen. Bis ins 19. Jahrhundert ist das Hochstift Regensburg Besitzer der Burg. Der 26. Juli 1806 wurde ein geschichtsträchtiger Tag. Im Rondellzimmer unterzeichnete Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg mit Bevollmächtigten Napoleons die Rheinbundakte. Damit wurde das Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation besiegelt. Mit dieser Unterschrift schlugen sich die süddeutschen Saaten auf die Seite Napoleons gegen Preußen und Österreich. Im Rondellzimmer kann man heute in diesem ganz besonderen historischen Rahmen heiraten, Geburtstage oder andere Fester feiern. Der Bau der Schlosskirche Wörth wurde 1616 auch durch Fürstbischof Albert IV. Freiherr von Toerring veranlasst. Das Hochaltarbild „Tod Mariens“ ist von Jakob Heybel, der auch die Wandbilder im Rondellzimmer geschaffen hat. Bei einem Spaziergang um die Anlage entdeckt man die immensen Ausmaße. Heute finden im Sommer viele kulturelle Veranstaltungen dort statt.
Rundgang durch Wörth
Anschließend geht es zu einem Rundgang durch Wörth. Um 1340 hatte der Ort Wörth bereits Marktrechte erhalten. Da entdeckt man noch oberhalb am Hang das schmalste Haus im Ort mit gerade Mal drei Metern Breite. Die Peterskirche überragt mit ihrem 50 Meter hohen Kirchturm Wörth. Ihre Wurzeln gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die Kirche wurde immer wieder umgebaut, was zu einem Stilmix über verschieden Epochen führte. Die Ludwigstraße ist die Haupteinkaufsstraße mit kleinen Geschäften, sie ist aber keine Fußgängerzone, trotzdem ist alles sehr beschaulich und ruhig.
Die Pestkapelle auf dem Herrenberg überragt den Ort Wörth. Sie wurde 1713 gebaut, als in Regensburg die Pest wütete. Die Verwalter des Hochstifts Regensburg versprachen den Bau einer Kapelle auf einer Anhöhe fünf Stunden donauabwärts, wenn die Pest endet. Und so geschah es. In der Kapelle steht die Inschrift: „Vor Pest, Hunger und Krieg verschone uns, o Herr“. Ein Kreuzweg führt hinauf zur Kapelle.
Scharfe Schnitzel
Eine Gaststätte, zu der eine Metzgerei gehört, das spricht immer für Qualität, und so ist es auch beim Gasthof Butz. Das Schnitzel mit Meerrettich und Semmelbröseln paniert schmeckt pikant und durchaus nicht langweilig und der hausgemachte Kartoffelsalat passt perfekt dazu. Als 1892 ein Großbrand zahlreiche Häuser in Wörth vernichtete viel die Gasstätte auch den Flammen zum Opfer. Um 1900 wurde die Gaststätte wiederaufgebaut und mit einer Metzgerei ergänzt, seitdem war die Gaststätte bis 2012 in Familienbesitz. Heute ist Ernst Aumer aus Brennberg der neue Besitzer, der hat das Anwesen modernisiert, aber trotzdem das Hotel, die Gaststätte mit Biergarten und Metzgerei in alter Tradition weiterführt. So ist der alteingesessene „Butz“ für Wörth und seine Kunden erhalten geblieben.
Wörther Schlossbitter, ist ein bayerischer Wald-Kräuter-Likör der seit mehr als hundert Jahren nach einem Rezept der Hofapotheke gebrannt wird.
Der Scharfrichter
Johann Reichart, der Scharfrichter wurde in Wörth geboren. Das Amt des Scharfrichters lag schon in der Familie, denn das hat er von seinem Onkel übernommen. Pro Hinrichtung erhielt er damals 150 Goldmark, Tagesspesen und eine kostenlose Eisenbahnfahrt. Später erhielt er vom bayerischen Justizministerium 3.720 Reichsmark im Jahr und hatte keine finanziellen Sorgen mehr. Dafür litt er hin und wieder unter Depressionen, denn sein Beruf machte ihn einsam, er war eine geächtete Person. Seine Ehe scheiterte und sein Sohn beginn Selbstmord. Er hat im Laufe seines Lebens 3165 Köpfe für die Bayern, die Nazis und die Amerikaner abgeschlagen oder die Verurteilten gehängt. Er richtete auch Sophie Scholl hin. Er lebte von einer kleinen Militärrente und war zeitweise in einer Nervenheilanstalt untergebracht. 1972 ist er im Alter von 79 Jahren einsam im Krankenhaus in Dorfen gestorben.
ReiseTravel Fact: Wörth ist klein und fein mit einem Schloss wie aus dem Bilderbuch und Gasthöfen mit einer bodenständigen Küche.
ReiseTravel Service
Anreise: Auf dem Donauradweg oder Donauwanderweg oder mit der Donauschifffahrt. Mit dem Auto auf der Bundesautobahn A 3 Köln-Frankfurt-Nürnberg-Regensburg-Passau Ausfahrt Nr. 104b „Wörth an der Donau-Ost. Auf der Bundesstraße B 8 Nürnberg-Neumarkt-Regensburg-Straubing-Passau Ausfahrt bei Pfatter Richtung Donaubrücke über Staatsstraße St2146, Entfernung etwa 9 Kilometer bis Wörth. Mit der Bahn bis Regensburg, Cham oder Straubing und dann mit dem Nahverkehr nach Wörth.
Stadtverwaltung Wörth a. d. Donau, Rathausplatz 1, D-93086 Wörth a. d. Donau, Tel.: 09482-9403-0, vg.woerth@realrgb.de - www.stadt-woerth.de
Tourismusverband Ostbayern, Gewerbepark D 02/D 04, D-93059 Regensburg, Tel.: 0800- 1212111, www.ostbayern-tourismus.de - www.bayerisches-themenland - www.donaupanoramaweg.de
Schloss Wörth, www.burgenseite.de, Führungen Anmeldung bei Fritz Jörgl, joerglfritz@gmx.de ,Tel. 09482-1277 www.ortsheimatpfleger-woerth.de oder vg.woerth@realrgb.de
Arbeitsgemeinschaft Deutsche Donau, Neue Straße 45, D-89073 Ulm, Tel.: +49-731-1612814, info@deutsche-donau.de - www.deutsche-donau.de
Kultur in Wörth, www.k-i-w.de
Nationalpark Bayerischer-Wald, www.nationalpark-bayerischerwald.de
Gasthof und Metzgerei Butz mit Hotel, Kirchplatz 3, D-93086 Wörth, Tel.: 09482-9510, www.butz-woerth.de
Wörther Schlossbitter, www.woerther-schlossbitter.de
Eurobike Radreisen, Mühlstraße 20, A-5162 Obertrum, gratis Infohotline Deutschland 0800-5889718, Tel.: +43-6219-7444, eurobike@eurobike.at, www.eurobike.at
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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