Koblenz

Romantischer Rhein

Der Rhein hat mit 1.320 Kilometern eine beachtliche Länge: Sein Ursprung liegt in der Schweiz, danach durchquert er Frankreich, Deutschland und die Niederlande, ehe er sich in die Nordsee ergießt. Der „romantische Rhein“ zwischen Koblenz und Bingen erhielt seine Bezeichnung wegen der vielen mittelalterlichen Burgen an seinen Ufern. Das Gebiet zählt heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Warum ist es am Rhein so schön?

Meine Rheinfahrt mit MS „Swiss Crown“ begann in Koblenz und führte mich rheinaufwärts. Die Fahrt begann am „Deutschen Eck“ in Koblenz mit Blick auf die Festung Ehrenbreitstein, die zweitgrößte Anlage dieser Art in Europa. Am linken Ufer sieht man die Burg Stolzenfels, die ursprünglich der Stadt Koblenz gehörte. 1823 wurde die Ruine dem preußischen Kronprinzen geschenkt, der die Burg 1835 bis 1846 nach Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel im englischen Tudorstil errichten neu ließ. Ihr gegenüber ist an der Mündung der Lahn die Burg Lahneck zu sehen. Über dem mittelalterlichen Bergwerksort Braubach kommt auf der rechten Rheinseite die Marksburg aus dem 13. Jahrhundert ins Blickfeld, in der Waffensaal, Folterkammer, Küche und Frauengemächer mit der Originaleinrichtung besichtigt werden können. Wenige Kilometer entfernt, an der größten Rheinschleife, steht die Kurtrierische Burg, ursprünglich eine Wasserburg, deren Burggraben 1840 zugeschüttet wurde. In ihr befindet sich das städtische Museum der Stadt Boppard mit einer umfangreichen Sammlung an Thonet-Möbeln.

Einige Flusskilometer weiter sind auf der gleichen Seite die Burg Sterrenberg und die Burg Liebenstein zu sehen. Die Burg Sterrenberg wurde um 1100 erbaut und ist eine der ältesten Burgen am Rhein. Ein Café macht sie zu einem beliebten Ausflugsziel. Die 200 Meter von ihr entfernte Burg Liebenstein bietet ebenfalls ein Restaurant mit Aussichtsterrasse; daneben auch Hotelzimmer im 17 Meter hohen Wohnturm. Beide Burgen werden „die feindlichen Brüder“ genannt.

Danach kommt die im 14. Jahrhundert erbaute Burg Maus bei Sankt Goarshausen in mein Blickfeld. Sie gilt als eine der schönsten Burgen im Rheintal und war eine sehr moderne Wehr- und Wohnanlage, die damals schon beheizt werden konnte. Nach ihrem Verfall wurde die Burg zwischen 1900 und 1906 wieder aufgebaut und befindet sich derzeit in Privatbesitz.

Ganz in der Nähe steht die Burg Katz, die von den Herren Katzenelnbogen ebenfalls im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Bei Erbstreitigkeiten wurde die Burg im 17. Jahrhundert zerstört. Erst 1896 kaufte sie der Landrat des Kreises Sankt Goarshausen und ließ sie als Wohnsitz ohne Rücksicht auf die mittelalterlichen Reste wieder aufbauen. 1928 wurde Burg Katz versteigert und gelangte nach verschiedenen Besitzern in das Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1989 befindet sie sich in japanischem Privatbesitz und wird als Hotel geführt. Zusammen mit der gegenüberliegenden Burg Rheinfels erhoben die Burgherren von den Schiffern Zoll. Die Burg Rheinfels wurde von einem Grafen Katzenelnbogen bereits 1245 als eine der stärksten Burganlagen im Mittelrheingebiet erbaut. Nach dem Aussterben des Geschlechts der Grafen von Katzenelnbogen fiel die Burg an die Landgrafschaft Hessen. Die hessischen Landgrafen bauten „Rheinfels“ zu einem prunkvollen Renaissanceschloss um und verstärkten die Außenanlagen zu einer uneinnehmbaren Festung. Heutzutage ist die Burg Rheinfels eine Ruine, die besichtigt werden kann.

„Ich weiß nicht was soll es bedeuten“

Loreley: Nachdem sich bisher eine Burg an die andere reihte, kommt jetzt der berühmte Loreley-Felsen in Sicht, wo der schiffbare Rhein nicht nur sehr eng, sondern auch 22 Meter tief ist. Der Schiffsverkehr wird an dieser Stelle durch eine Lichtsignalanlage gesichert. Nach einer Legende verzauberte eine Nixe die Schiffer mit ihrem Gesang und lenkte sie von der Gefahr im Fluss ab, sodass ihr Schiff an den Felsen im Wasser zerschellte. Obwohl man in den vergangenen Jahren die gefährlichsten Felsen gesprengt hat, kommt es immer wieder zu Schiffsunglücken an dieser Stelle. Auf dem Loreley-Felsen befinden sich ein Restaurant und eine Freilichtbühne. Von dem circa 132 Meter hohen Schieferfelsen der Loreley hat man nicht nur einen hervorragenden Blick auf den Rhein, sondern auch auf die Reste der Schönburg.

Reise - Die Fahrt geht weiter Richtung Kaub, wo die auf einer Insel stehende Burg Pfalzgrafenstein aus dem Wasser ragt. Ein imposantes Gebäude, das im Laufe der Jahre aus einem 1326 errichteten Turm entstand und als Zollwache diente. Die Blücher-Statue in der Ortsmitte von Kaub ist vom Schiff aus gut zu erkennen. Blücher, auch Marschall „Vorwärts“ genannt, ging bei Kaub bei seinem Vormarsch gegen Napoleon 1814 über den Rhein und wohnte auch einige Tage in Kaub. Es war die Zeit der Koalitionskriege gegen Napoleon. Nachdem beide Rheinseiten ab 1867 unter preußischer Herrschaft standen, fiel die Erhebung von Zöllen weg. Wichtig für die Rheinschifffahrt ist der Pegel von Kaub, ein schmales Gebäude mit einem turmartigen Dach. Die regelmäßige Beobachtung des Pegels begann 1856. Am Pegel von Kaub ist der jeweils aktuelle Wasserstand abzulesen, der für die Fahrwassertiefe der Schiffe von großer Bedeutung ist.

Auf der rechtsrheinischen Seite kommt die 110 Meter über der Stadt Kaub gelegene Burg Gutenfels in Sicht, die ab 1220 erbaut wurde und erst m 14. Jahrhundert eine Ringmauer erhielt. Diese Burg ließ Napoleon 1806 sprengen; sie wurde in den Jahren 1889 bis 1892 wieder aufgebaut, wobei die ursprüngliche Bausubstanz und der Ruinencharakter weitgehend erhalten wurden. Seit dem 1. Januar 2007 befindet sich die Burg in Privatbesitz.

Über dem Weinort Bacharach erhebt sich die Burg Stahleck. Sie soll bereits 1095 bewohnt gewesen sein. Nach wechselnden Besitzern wurde die Ruine 1828 von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen für seine Gemahlin Elisabeth von Bayern gekauft. 1909 wurde sie an den rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz verkauft, der auf den Grundmauern eine Jugendherberge errichtete. Heute ist Stahleck eine der bekanntesten Jugendherbergen am Rhein. Hinter der Burg Stahleck ist die Burg Fürstenberg zu sehen, die 1219 erbaut wurde und seit der Zerstörung 1689 durch die Franzosen unter König Ludwig XIV. eine Ruine ist. Ein Privatmann versucht derzeit, die Reste zu sichern. Der Bau der Burg Sooneck bei Niederheimbach wird auf das Jahr 1271 datiert. Auch sie wurde 1689 durch die Franzosen zerstört. Von Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und seinen drei Brüdern wurde sie von 1843 bis 1861 als Jagdschloss wieder aufgebaut, aber nie genutzt. Jetzt befindet sie sich in Staatsbesitz und kann auch besichtigt werden.

Auf der gegenüberliegenden Rheinseite ist die Ruine Nollig zu sehen, ein ehemaliger Wachtturm, etwa im 14. Jahrhundert erbaut. Heute befindet sich die Ruine in Privatbesitz. Auf der linken Rheinseite steht die 1305 oberhalb von Niederheimbach die 1305 erbaute Heimburg. Auch sie wurde 1689 durch die Franzosen zerstört. Ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte 1868 durch den Freiherrn von Wackerbarth. 1920 übernahm die Burg der Industrielle Hugo Stinnes als Repräsentationssitz. Seine Erben verkauften später das Anwesen. Es ist jetzt in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Die nun in Sicht kommende Burg Reichenstein wurde urkundlich erstmals im Jahr 1213 erwähnt. Sie galt als Raubritternest und wurde 1282 durch König Rudolph von Habsburg belagert und zerstört. Nachdem 1344 die Erzbischöfe von Köln, Trier und Mainz das Gebiet übernommen hatten, wurde die Burg wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert ließ man die Burg verfallen; die Reste wurden 1689 von den Franzosen gesprengt. 1834 wurde die Ruine von einem Privatmann gekauft und der Turm zu Wohnzwecken umgebaut. Danach hatte sie wechselnde Besitzer bis durch den Industriellen Baron Nikolaus von Kirsch-Puricelli zwischen 1899 bis 1902 eine neugotische Wohnburg im englischen Stil gebaut wurde. Heute befindet sich hier ein Burgmuseum mit historischen Waffen und Rüstungen sowie ein Hotel mit Restaurant.

Gegenüber dem Weinort Assmanshausen liegt auf der linken Rheinseite die Burg Rheinstein, die bereits im frühen 14. Jahrhundert errichtet wurde. Ab Ende des 16. Jahrhunderts verfiel die Burg und war bereits 1689 eine Ruine, sodass die Franzosen auf eine Sprengung verzichteten. 1816 sah der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel die Ruine, die dann Prinz Friedrich von Preußen 1823 kaufte und wieder aufbauen ließ. Die mittelalterliche Bausubstanz blieb weitgehend erhalten, jedoch wurden einige bauliche Ergänzungen vorgenommen. Der Opernsänger Hermann Hecher erwarb schließlich 1975 die Anlage mithilfe eines Fördervereins und setzte sie wieder instand. Sie ist nunmehr in dritter Generation im Besitz der Familie Hecher, die hier die Burggastronomie „Kleiner Weinprinz“ betreibt. Die Anlage wurde sehr sorgfältig restauriert. Zu besichtigen sind Glasmalereien vom 14. bis ins 19. Jahrhundert, Wand- und Deckenfresken mit kunstvoller Illusionsmalerei, antike Möbel sowie Rüstungen aus dem 15. Jahrhundert.

Am Binger Mäuseturm vorbei kommen wir nach Bingen: Der rund 25 Meter hohe Mäuseturm ist ein ehemaliger Wehr- und Wachtturm, der Anfang des 14. Jahrhunderts als Zollwachtturm erbaut und 1689 von den Franzosen zerstört wurde. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ließ ihn 1858 in neugotischem Stil wieder aufbauen. Er diente bis 1974 als Signalturm für die Rheinschifffahrt und regelte den Schiffsverkehr am Binger Loch, einer sehr engen Stelle des Rheins. Nach Verbreiterung der Fahrrinne wurde die Funktion überflüssig. Einer Sage nach soll der Mainzer Erzbischof bei einer Hungersnot nichts aus seinen wohlgefüllten Kornkammern hergegeben haben. Als die Armen ständig bettelten, ließ er sie in einer Scheune einsperren und diese anzünden. Über die Schreie der Sterbenden sagte er: „Hört ihr die Kornmäuslein unten pfeifen?“ Da kamen Tausende von Mäusen aus allen Ecken und der Bischof floh mit einem Schiff auf eine Insel bei Bingen. Aber die Mäuse verfolgten ihn und sollen ihn dort bei lebendigem Leib aufgefressen haben. Gegenüber vom Mäuseturm steht die Ruine der Burg Ehrenfels, ebenfalls als Zollburg etwa 1211 erbaut. 1689 wurde sie durch die Franzosen zerstört. In Bingen steht die Burg Klopp, vermutlich um 1240 erbaut.  Im 30jährigen Krieg zerstört, 1653 wurde sie wieder aufgebaut, aber schon 1689 durch die Franzosen zerstört. Durch private Besitzer wurde die Burg 1854 teilweise wieder aufgebaut. 1879 kam das neugotische Hauptgebäude dazu, das jetzt von der Stadtverwaltung Bingen genutzt wird. 1897 kaufte die Stadt Bingen die Burg, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde.

Unser Schiff durchquert jetzt das Binger Loch, das viele Jahre lang durch eine im Wasser befindliche Felsbarriere die Schifffahrt stark behinderte. Im 17. Jahrhundert wurde eine nur vier Meter breite Durchfahrt angelegt. Zwischen 1830 und 1841 wurde die Durchfahrt auf 14 Meter erweitert.; 1894 auf 30 Meter verbreitert und zwischen 1966 und 1974 erfolgte der Ausbau auf 120 Meter. Gegenüber von Bingen, auf der rechten Rheinseite ist das Niederwalddenkmal zu sehen, das mit einer Kabinenseilbahn zu erreichen ist. Es wiegt 75 Tonnen und ist ein beliebtes Touristen- und Ausflugsziel. Ins Auge fällt die über 12 Meter hohe Germania vor einem Thron, der den Kaiserthron symbolisieren soll. Das Niederwalddenkmal soll an die Gründung des Deutschen Reiches 1871 erinnern.

Direkt in Rüdesheim, bekannt durch die berühmte Drosselgasse, steht die Brömserburg, vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut. Im 18.Jahrhundert verfiel sie zu einer Ruine, wurde aber 1811 durch die Grafen von Ingelheim als Landsitz ausgebaut, in dem 1814 Johann Wolfgang von Goethe übernachtete. 1941 kaufte die Stadt Rüdesheim die Anlage und richtete dort nach dem 2. Weltkrieg das „Rheingauer Weinmuseum“ ein. Vorbei an der Kurfürstlichen Burg von Eltville, in deren Burgturm sich die Gutenberg-Gedenkstätte befindet, die an den Erfinder des Buchdrucks erinnert, geht de Fahrt in Richtung Biebrich. Vom Schiff aus ist die imposante Dreiflügel-Anlage von Schloss Biebrich zu sehen, das den Herzögen von Nassau als Residenz diente. 1935 wurde das Schloss vom Staat gekauft. Im 2. Weltkrieg stark beschädigt, wurde das Gebäude vom Land Hessen restauriert und wird jetzt von der Landesregierung für Repräsentationszwecke genutzt.

Die Fahrt auf den Rhein geht nun weiter Richtung Mainz, aber der „romantische Rhein“ ist damit zu Ende.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press

Edelgard Richter berichtet aktuell zum Thema: Berlin & Brandenburg intern

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