Bad Lauterberg

Bad Lauterberg ist ein idealer Ausgangspunkt, um den Harz zu entdecken

Die deutsche Literatur-Prominenz wurde vom Harz fast unwiderstehlich angezogen. Das Naturereignis der Berge verbunden mit seiner Mystik und den Legenden aus der deutschen Geschichte weckten Neugier.

Da gab es den wohl berühmtesten Harzbesucher Johann Wolfgang von Goethe. Der große Dichter erhielt Anregungen für sein Meisterwerk „Faust“ und verlegte einige Szenen in dieses Gebirge, zum Beispiel die Walpurgisnacht. Theodor Fontane, Heinrich von Kleist und Alexander von Humboldt waren hier unterwegs. Und schließlich begab sich 27jährige Heinrich Heine auf seine berühmte Harzreise, in der er die Landschaft poetisch und respektlos beschrieb. Er wanderte 1824 durch das Bodetal und konnte „das ruhige Herzklopfen des Berges belauschen. Die Vögel singen abgebrochene Sehnsuchtslaute“ und „die Bäume flüstern wie mit tausend Mädchenzungen“.

Kur- und Urlaubsort mit Tradition

Der Harz hat ganz sicherlich etwas von diesem Flair bewahren können und punktet touristisch auch im 21. Jahrhundert unverändert mit seiner Lage. Für Berliner und Brandenburger, für Hamburger und erst recht Niedersachsen ist der Harz das nächste Mittelgebirge, ein Ort zum Wandern, Klettern, Erholen, Ski fahren und reine Luft zu atmen. Als ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung des Harzes empfiehlt sich das Städtchen Bad Lauterberg. Es hat 12.000 Einwohner und liegt an den Südwest-Ausläufern des Oberharzes im Landkreis Göttingen. Die ehemalige Bergbaustadt hat sich zu einem Kur- und Urlaubsort entwickelt mit langer Tradition. In Bad Lauterberg werden seit 1837 Kaltwasser-Kuren durchgeführt, Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann Kneipp-Therapien eingeführt und der Stadt der Titel „Bad“ verliehen. Mit dieser Tradition gilt der Ort im Harz als Deutschlands ältestes Kneipp-Heilbad.

Harz entdecken Brocken

Genuss-Schmiede und Sonnenwinkel

Eine kleine Gruppe von CTOUR-Journalisten unternahm eine Kurzreise auf Einladung des Mühl Vital Resorts in Lauterberg. Das in dritter Generation von der Familie Mühl geführte Hotel ist ein idealer Ausgangspunkt für das Kennenlernen des Harzes wie auch ein Beispiel für Quartiere in perfektem Ambiente, die Tradition und Modernes verknüpfen. Das heutige Wellness-Hotel wurde im Jahr 1956 nach Umbau in eine Pension mit 14 Einzelzimmern und sieben Doppelzimmern gegründet. Schließlich wurde vor 25 Jahren das Sanatorium in ein Wellness-Hotel umgewandelt und immer wieder umgebaut und erweitert. „Wir bieten unseren Gästen einen Mix aus traditionellem Ambiente, aber auch aktuellen und modernen Produkten und Leistungen neugebauter Hotels“, sagt Hoteldirektor Thomas Mühl. Es sei immer ein Spagat, das historisch gewachsene mit dem Stand moderner Technik zu verbinden. Bei der jüngsten Modernisierung im Jahr 2014 wurde eine 1800 Quadratmeter große Saunalandschaft mit fünf Saunen ausgebaut, ergänzt durch ein Schwimmbad mit 12 Meter Bahnen sowie zusätzlich einem Erlebnisbecken mit Gegenstromanlage, Wasserfall und Whirlpool zum Relaxen. Das ausgezeichnete Restaurant nennt sich Genuss-Schmiede und die Lounge mit großen Fensterfronten „Sonnenwinkel“, Nomen est omen. Der Erfolg gibt dem Familienunternehmen recht. Im laufenden Monat Oktober ist das Hotel ausgebucht und das ganze Jahr über gut ausgelastet. Von hier kann der Gast Ziele in der näheren Umgebung, wie den Bismarckturm auf dem Kummelberg erwandern, in Tagestouren unzählige Ziele im Harz erreichen, sich vom Hotel-Team Fahrräder oder Skiausrüstung organisieren lassen oder einfach nur im Hotel entspannen, bei Wellness und gutem Essen.

Sehenswerte Ausflugsorte

Bad Lauterberg ist ein ausgezeichneter Startplatz für vielfältige Entdeckungen im Harz, dem höchsten Gebirge Norddeutschlands. Der Harz ist für viele überraschend groß, 110 Kilometer lang und 30 bis 40 Kilometer breit. Der Brocken mit seinen mehr als 1100 Metern Höhe ist auf manchen Wanderungen – wenn nicht gerade in Wolken gehüllt - ein ständiger Begleiter, so wie auch der Wurmberg, der fast 1000 Meter hoch ist. Wie auf einer Perlenkette präsentiert sich eine Vielzahl von Ausflugsorten. Dazu zählen beispielsweise das idyllische Bad Harzburg mit seinen großen Kurkliniken, die Kleinstadt Ilsenburg mit dem Heinrich-Heine-Weg zum Brocken sowie der Luftkurort Braunlage, besonders geschätzt von Wanderern und Skifahrern.

Das geschichtsträchtige Goslar bietet eine Fülle an romanischer und gotischer Bausubstanz mit seiner Kaiserpfalz und dem Kaiserhaus, dessen Anfänge im 11. Jahrhundert datiert sind, dem berühmten Marktplatz mit seinem Rathaus, dem ehemaligen Kämmereigebäude mit Glocken- und Figurenspiel und dem Gildehaus Kaiserworth sowie vielen schönen Fachwerkhäusern. Zu den angesagten Harzbesuchs-Orten gehört Wernigerode mit seinen Fachwerkhäusern und den Schmalspurbahnen. Eine Linie führt Dampflokbetrieben über Schierke bis hinauf auf den Brocken.

Wie lange werden wir noch hinter die Fichte geführt?

Der Harz fasziniert in allen Jahreszeiten mit seinen ausgedehnten Wäldern, teils landwirtschaftlich genutzten Hochflächen, tief eingeschnittenen Täler mit wilden Flussläufen und Wasserfällen sowie einigen Stauseen. Doch die Freude an der Natur ist seit vielen Jahren getrübt durch schier unendlich viele abgestorbene Bäume. Blickt man vom Wurmberg oder Torfhaus in Richtung Brocken ist das ganze Ausmaß der Katastrophe zu sehen – kilometerlanger toter grauer Wald, kaum noch ein grüner Flecken. Der Tourismus-Guide Axel Huschebeck, Geschäftsführer der Agentur Harz Reisen, führt auf einer Rundfahrt durch den Harz. Er versucht angestrengt, seine Empörung über diese unübersehbare Misere zu zügeln, und liefert ein paar Erklärungen. Die Katastrophe ist von Menschen gemacht, aber nicht in der Weise, wie es weltanschaulich verbohrte Ideologen der Grünen behaupten, die die Ursachen zuallererst im Klimawandel, Industrieabgasen und Autoverkehr suchen. Nein, sie ist direktes Ergebnis einer verfehlten Naturpark-Philosophie, die die Wälder sich selbst überlässt. Man muss eigentlich nur den Forst-Wissenschaftlern wie Professor Hansjörg Küster von der Universität Hannover zuhören, der schon 2019 titelte: „Wer den Wald sich selbst überlässt, zerstört ihn“. (https://www.welt.de/debatte/kommentare/article200193848/Duerre-Wer-den-Wald-sich-selbst-ueberlaesst-zerstoert-ihn.html).

Die Monokultur durch den Anbau schnell wachsender Fichten oder der Befall von Waldschädlingen, besonders durch den Borkenkäfer oder die Masse an Totholz kann nicht durch Selbsthilfe der Natur beseitigt werden. Auf den Wegen durch den Harz gelangt der Besucher auch in Waldbereiche, die nicht dem Naturpark-Regime unterworfen sind, sondern in der Verantwortung Forstwirtschaft stehen. Wie in anderen Regionen erfolgreich praktiziert, trägt hier der Harz mit überwiegend Laubwald wieder sein grünes Kleid.

 Harz entdecken

Kneipp for ever

Ganz praktisch gleich um die Ecke des Familienhotels Mühl Vital Resort ist der Kurpark von Bad Lauterberg gelegen. Hier hat die Stadt für einen Pfarrer ein Denkmal gesetzt, der ihr ein Markenzeichen gegeben hat. Sebastian Kneipp, der Wasserdoktor und Kräuterpfarrer, popularisiert in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Heilkraft des Wassers und entwickelt ein Gesundheitskonzept mit fünf Säulen. Es enthält nicht allein den Storchengang durchs Wasser und weitere Formen von Güssen, Bädern und Wickeln. Das Konzept beinhaltet auch Bewegung, ausgewogene Ernährung, Heilpflanzen und bewusste Lebensführung.

 Harz entdecken  

Für ganz Hartgesottene gibt es eine Kneipp-Wasserstelle gleich gegenüber im Kurpark, wo man durch das 4 Grad kalte Wasser des Baches Oder waten kann. Ja, es gibt auch im Harz eine Oder und sogar eine Oder-Talsperre, die allerdings durch die Entnahme von Löschwasser zur Bekämpfung des Waldbrandes am Brocken extremes Niedrigwasser führte und teilweise verlandet war.

Gleich neben der Kneipp-Wasserstelle steht eine Sonder-Stempelstelle für die Harzer Wandernadel. Insgesamt 222 Wanderziele sind im ganzen Harz ausgewiesen, darunter so bekannte wie Brockenhaus, Wurmbergbaude, oder die Staumauer der Eckertalsperre. Ganz begehrt bei den kleinen Wanderfreunden sind die Titel „Wanderprinzessin“ und „Wanderprinz“, die es schon für 11 Wanderziele gibt. Wer alle 222 Ziele erwandert hat, darf sich „Harzer Wanderkaiser“ nennen, braucht dafür aber sicher mehr als nur einen Urlaub. Ein Grund mehr, mal wieder in den Harz zu fahren, vielleicht auch wieder nach Bad Lauterberg und ins Mühl Vital Resort. https://www.muehlvitalresort.de/

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Ronald Keusch.

Ronald KeuschUnser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin.   
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