Imst

Geschichte, Kultur, Natur eine Reise zum Wasser und Brunnen

Die Rosengartenschlucht: Bequemer geht es nicht, mitten im Zentrum von Imst gleich neben der Johanneskirche ist der Eingang zur Rosengartenschlucht. Ohne lange Anfahrt und ohne langen Anmarsch kann man gleich in die Schlucht einsteigen. Zudem liegt Imst ganz zentral in Tirol nur 60 Kilometer von Innsbruck entfernt. Silvia, die Bergführerin, wartet schon. Auf geht’s. Neben dem brausenden Schinderbach stehen Häuser, die aus Platzmangel zum großen Teil in den Berg gebaut wurden. Ihre Fassaden sind mit „Tirgenkolben“, Maiskolben geschmückt, traditionell wird das in jedem Jahr zum Erntedank gemacht. Der Kopfschmuck der Kühe, den sie beim Almabtrieb tragen, ergänzen die Dekoration. Legt man den Kopf in den Nacken, sieht man oben auf dem Kalvarienberg die Laurentius-Kapelle, die älteste Kirche Tirols aus dem 5. Jahrhundert, sie überwacht quasi den Eingang zur Schlucht.

Es geht zuerst langsam ansteigend auf einem gut ausgebauten und gesicherten Weg bergauf. Viele Brücken führen immer wieder über den brausenden Schinderbach. Die Schlucht wird immer enger und sie gräbt sich immer tiefer in den Fels ein. Man glaubt oft, jetzt hört der Weg auf, doch nach einer Kurve geht es wie durch ein Wunder weiter. Silvia erzählt, dass sie am liebsten in der Schlucht aufsteigt, wenn die Alpenrosen blühen, dann sind die Hänge am Wasser in ein rosa Farbbad getaucht. Sie haben der Schlucht auch den Namen gegeben. Wenn man Glück hat, kann man einen seltenen Vogel, den Mauerläufer, mit seinen roten Flügeln beobachten, der hier in der Schlucht brütet. Wenn man nicht das Glück hat, den seltenen Vogel zu erspähen, dann sieht man vielleicht hoch am Himmel ein Adlerpaarmajestätisch kreisen, die wurden in der Region wieder erfolgreich angesiedelt. Über Felsstufen und Holztreppen geht es stetig und steil weiter aufwärts. Ein rotes Liebesbankerl, das bei der Imster Jugend zum Schmusen sehr beliebt ist, steht gerade richtig für eine Verschnaufpause. Wer die Tour abkürzen möchte, könnte von hier über eine Kletterroute aufsteigen, aber das ist nur für Geübte empfehlenswert. Der Weg für Normalsterbliche führt unter einem Felsüberhang weiter, hier muss man in die Knie gehen und aufpassen, dass man sich nicht den Kopf anrempelt und dazu tropft es auch noch heftig aus dem Berg. Bis zur Blauen Grotte ist es nur noch ein Katzensprung. Der Name entstand von dem bläulich schimmernden Bleiglanz, der hier abgebaut wurde. Das Gestein, das den Bleiglanz enthält, wurde erhitzt, bis der Bleiglanz mit Hammer und Meißel zentimeterweise abgebaut werden konnte. In Schwaz wurde er bei der Silbergewinnung gebraucht, denn er trennte das Silber vom Stein. Durch den Bergbau besserten sich die Einkommensverhältnisse der armen Bauern auf. Weiter geht’s. Föhren, Latschen, Wacholder und Farne bestimmen das Landschaftsbild, wenn man nach 200 Höhenmetern den Rand der Schlucht erreicht hat. Ein Kuckuck ruft immer wieder, da muss man noch schnell die Münzen im Portemonnaie schütteln, damit sie sich laut Aberglauben vermehren. Jetzt sind es nur noch ein paar Schritte nach Hoch-Imst zur Bergbahn, die an einem kleinen Badesee vorbeiführen.

Gleich neben der Bergbahn werden die Kinder von der längsten Alpenachterbahn der Welt mit einer Länge von 3,5 Kilometern magisch angezogen. Die Kleinen bekommen glänzende Augen und sind ganz wild darauf mitzufahren. Jeder kann einsteigen, denn es gibt keine Loopings und außerdem kann man die Geschwindigkeit selber bestimmen. Wer nicht wandern möchte und trotzdem hoch hinaus will, der schwebt ganz bequem im Sessellift der Imster Bergbahnen zur Untermarkter Alm und von da gleich weiter zur Bergstation Alpjoch. Auf der Aussichtsplattform Adlerhorst steht man Auge in Auge mit dem Muttekopf, einem Gipfel der Lechtaler Alpen. Genießer gehen ins „Sun Orama“ und relaxen in den Sonnenliegen auf der großen Terrasse. Die Latschenhütte und Untermarkter Alm bieten Köstlichkeiten der Region und schmackhafte Jausen an. Die Aktiven unter den Wanderern steigen noch bis zur Muttekopfhütte auf und lassen sich dort verwöhnen.

Dann geht es wieder zurück nach Imst auf dem Weg zum Wetterkreuz. Von hier hat man eine phänomenale Aussicht auf Imst. Dann leitet der Kreuzweg direkt zur kleinen Lourdes Kapelle im Wald. Eine Frau kam jeden Tag zum Beten zu dem besonders schönen Platz und brachte immer Blumen mit, aber es gab kein Wasser im Wald. Doch eines Tages entstand plötzlich eine Quelle. Zum Dank für dieses Wunder ließ die Frau eine Kapelle erbauen. Heute ist die Quelle allerdings wieder versiegt. Dann geht es auf dem Kreuzweg weiter bergab bis zur Pestkapelle aus dem Jahre 1674 mit einem traditionellen Schindeldach und nach ein paar Schritten ist man schon wieder in Imst zurück.

Die Brunnen von Imst: Imst hat viele Gesichter. Wasser ist ein großes Thema im Ort, denn es gibt viele Brunnen. Jeder Brunnen ist mit einer Heiligenfigur geschmückt. Besonders schön ist der „Gute-Hirte-Brunnen“ von 1740. Früher holten die Imster aus den Brunnen das Wasser für Haus und Hof. Am Brunnen wurde das Vieh getränkt und die Wäsche gewaschen. 42 Brunnen gibt es heute noch in Imst und das Wasser ist reines Quellwasser, es schmeckt jedoch aus jedem Brunnen anders. Außerdem steht an jedem Brunnen eine Laterne, früher traf man sich hier um Informationen auszutauschen und natürlich auch, um zu ratschen.

Imster Vogelhändler: „Gelbe Vögel trag ich aus, goldene Vögel bring ich heim“, damit ist gemeint, dass die Vogelhändler Kanarienvögel verkauften und mit viel Gold oder Gulden heimkehrten. Im 16. Jahrhundert waren die Kanarienvögel die Lieblinge der Adeligen, der Reichen und der Damenwelt. Sie waren Statussymbol und absoluter Luxus. Eigentlich ist der Kanarienvogel von Natur aus graugrün. Zur Zucht nahm man immer nur die hellsten Vögel genommen, bis sie gelb und später sogar weiß wurden. Wenn der Kanarienhahn sechs Monate alt ist, denn nur ab diesem Alter kann er singen, dann beginnt für ihn der Gesangsunterricht mit anderen Kanarienvögeln. Als man eine Nachtigall als Vorsinger nahm, war der Verkaufsschlager, der „Tiroler Nachtigallschlager“ geboren und konnte für 30 Gulden verkauft werden. Für einen Gulden bekam man damals 20 bis 30 Laib Brot. Später setzte man auch das Grammofon als Gesangslehrer ein. Die Tiroler Vogelhändler konnten auf einer Kraxe bis zu 300 kleine Käfige tragen und sie sind damit bis Petersburg, Konstantinopel, England, Holland und Deutschland gereist um ihre Kanarienvögel zu verkaufen. Im 18. Jahrhundert war die Blütezeit des Vogelhandels, dann gerieten die Kanarienvögel aus der Mode.

Kanarienvögel als Alarmanlage: Als die Tiroler in den gefährlichen Stollen der Bergwerke arbeiteten, dienten die Kanarienvögel als lebendige Alarmanlage. Wenn der Sauerstoff weniger wurde oder wenn Gas auftrat, wurden die Vögel unruhig oder vielen in Ohnmacht. Die Bergleute schnappten dann den Käfig, rannten aus dem Stollen und entgingen so dem Erstickungstod.

Imst besitzt den höchsten Pfarrkirchturm in Tirol. Mit seinen 84,5 Metern zeugt er von der Zeit des Bergbaus, als Imst sehr reich war. Die Fresken an der Fassade sind heute noch von immenser Leuchtkraft. Als 1822 bei dem großen Brand von 220 Häusern nur vierzehn verschont wurden, brannte nur der Dachstuhl der Kirche nieder und die Fresken sind erhalten geblieben.

Schloss Starkenberg – Wanderung zum Bier: Die kleine Wanderung führt über den Prantlsteig, der sich oberhalb des Gurgltales ziemlich eben dahin zieht. Bis zum Schloss Starkenberg mit Brauerei ist es nur eine knappe Stunde. Die Wurzeln des Schlosses gehen bis ins Jahr 1310 zurück. Der Wohlstand der Starkenberger Ritter entstand durch das Eintreiben der Zölle. Das war dem Landesfürsten „Friedl mit der leeren Tasche“ ein Dorn im Auge, da er wirklich arm war. Er schlug die Starkenberger Ritter im Kampf, tötete sie und kam so in den Genuss der Zolleinnahmen. Um dem Biermythos auf die Spur zu kommen, kann man sich bei einer Führung in die Geheimnisse des Bierbrauens einweihen lassen. 1810 wurde im Schloss die Brauerei gegründet. Die Voraussetzungen waren gut, es gab vierzehn Quellen im Wald denn gutes Wasser ist unverzichtbar für die Bierherstellung. Am Ende der Führung kann man im alten Rittersaal an den langen Holztischen verschiedene Biersorten probieren. Prost.

Museum im Ballhaus: Im Museum im Ballhaus beginnt der Spaziergang durch die Geschichte von Imst. Start ist in der Bronzezeit mit ausgestellten Urnen und Grabbeigaben. Spuren haben auch die Römer mit Schmuck und Krügen hinterlassen. Die Via Claudia Augusta war die Straße, die Italien und Bayern verband und sie führte direkt an Imst vorbei. Die Starkenberger Ritter, der Imster Bergbau und die berühmten Imster Vogelhändler, die in ganz Europa ihre Vögel verkauften, sind Schwerpunkte der Ausstellung. Das Highlight des Museums ist das plastische Andachtsbild mit Anna, Maria und dem Jesuskind, das von 1515 bis 1520 vom Allgäuer Bildschnitzer Jörg Lederer geschaffen wurde. Die Gemälde „Verlorene Heimat“ und „Vogelhändler“ von Thomas Walch sind weitere Stücke der Zeitgeschichte.

Haus der Fasnacht: Das alte Glaserhaus präsentiert die Fasnacht, das farbenprächtige Schemenlaufen in Imst, der nur alle vier Jahre stattfindet. Für 300 Einheimische sind hier die Kostüme untergebracht, allerdings nur für Burschen und Männer, denn nur die dürfen teilnehmen. Die schön geschnitzten Gesichtsmasken sind aus Zirbenholz. Etwas Besonderes ist, dass die Männer total in ihre Masken eingenäht werden. Da stellt sich die Frage, wie sie zur Toilette gehen, aber die Frage wurde im Museum nicht beantwortet. Die Hauptfiguren sind der Scheller, der den Winter und der Roller, der das Frühjahr darstellt. Es gibt auch freche Hexen mit blonden langen Zöpfen. Fantasievolle Einzelmasken wie Bären, Vogelhändler, Kaminer, Korbweible, Rosspollenau’ klauber und Ausrufer ergänzen den Umzug. Mit dem Zwölfuhrläuten beginnt der Umzug und um sechs Uhr abends wird die Maske vom Gesicht gezogen. Wann der alte Brauch –die Fasnacht in Imst –angefangen hat, weiß man nicht, denn es existieren keine Aufzeichnungen. Allerdings wurden im Jahre 1597 Verkleidungen verboten, weil der damalige Termin der Fasnacht mit einem kirchlichen Feiertag zusammenfiel. Im Haus der Fasnacht sind alle Masken ausgestellt und Filmausschnitte zeigen den Schemenlauf der vergangenen Jahre.

In Imst wird es nie langweilig, denn es gibt so viele Möglichkeiten, die Kultur und Natur anbieten.

Tschirg Art Jazzfestival Imst: Einmal im Jahr wird Imst zur Stadt der Musik. Im Jahr 2013 waren Ex-Supertramp-Sänger Roger Hodgson, Deutschlands Jazz-Ikone Till Brönner, der bayrische Kabarettist Gerhard Polt & die Wellbrüder, die Rockröhre Marla Glen sowie Blues-Legende Walter Trout die Höhepunkte des Festivals. Die Einstimmung zum Jazzfestival 2013 fand im Wintergarten des Hotels Hirschen mit den jungen Jazzmusikern der Gruppe Para Pluie statt.

Imst Tourismus: Johannesplatz 4, A-6460 Imst, Tel.: 0043-5412-69100, info@imst.at - www.imst.at

Österreich Werbung: www.austria.info

Silvia Mair, Bergwanderführerin, Tel.: 0043-664-4455962

Stadtführerin Conny Reich, Tel.:0043-6888627971

TschirgArt Jazzfestival Imst: www.artclubimst.at

SOS Kinderdorf: Imst ist die Stadt der Kinder und die Geburtsstätte des ersten SOS Kinderdorfs, das Hermann Gmeiner 1949 bauen ließ.

Kletterhalle Imst: Sie ist eine der bekanntesten Kletterzentren in Europa und die höchste Kletterhalle in Österreich, in der Europa- und Weltmeisterschaften stattfinden. Die Imster Kletterin Angy Eiter ist vierfache Weltmeisterin.

Imst ist auch ein Reiterparadies. Man kann mit eigenem Pferd anreisen und bekommt auch für das Pferd Unterkunft und Verpflegung.

Imst aktiv: Wandern, Radfahren Klettern, Rafting, Canonying und die Area 47 ist gleich in der Nähe.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Dräger ReiseTravel
 

Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Hotels & Restaurants. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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