Berlin

In kaum einem anderen Lebensbereich kommt es so auf die Zeit an wie bei der Bahn

Sommerzeit Winterzeit: Die Züge müssen nach einem Fahrplan fahren, damit der Bahnbetrieb reibungslos laufen kann. Anschlüsse von einem Zug zum anderen sind zu erreichen. Güter müssen „just in time“ beim Empfänger sein, damit ein Produktionsprozess schnell und effizient läuft. Das alles kann nur funktionieren, wenn es eine Konstante gibt, an die sich alle halten: die Uhrzeit.

Einen Fahrplan in Echtzeit gibt es im Internetreiseportal www.bahn.de Nahezu alle Züge der Deutschen Bahn werden auf ihrer Fahrt von Bahnhof zu Bahnhof in Sachen Pünktlichkeit überwacht. Ständig aktuell lässt sich so im Internet ablesen, ob ein Zug wie im Fahrplan angegeben unterwegs ist.

Sommerzeit Winterzeit
Die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) beginnt am letzten Sonntag im März eines Jahres und endet am letzten Sonntag im Oktober eines Jahres. Außerhalb dieses Zeitraums gilt die „normale“ Mitteleuropäische Zeit (MEZ).
Zeigersprung
Mit dem Zeigersprung des Minutenzeigers auf die nächste Minute soll sich der Zug in Bewegung setzen. Besonderheit bei der Bahn: Der Sekundenzeiger hält kurz davor für zwei Sekunden inne. Um diese Zeit zu gewinnen, benötigt der Sekundenzeiger für den Weg „rund um die Uhr“ nur 58 Sekunden. Die Ruhepause dient dem ständigen Abgleich aller Uhren innerhalb eines Bahnhofes bzw. innerhalb eines Uhrensystems.
Reisezeit ist Nutzzeit
Fragt man Kunden im Fernverkehr, warum sie sich für die Bahn entschieden haben, rangieren drei Gründe ganz vorne: Weil es erholsam und weniger stressig ist, weil der Preis für die Bahnfahrt günstig war und weil man die Reisezeit per Bahn besser nutzen kann.
Zeitsignal
Das Langwellenfunksignal DCF 77 versorgt seit dem 1. Januar 1959 alle Uhren der Bahn stets mit dem gleichen Zeitsignal. Der mit der Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig gekoppelte Sender steht in Mainflingen bei Aschaffenburg. Zum Abgleich der Zeit empfangen alle Bahnfunkuhren das Rufzeichen „DCF77“ dreimal stündlich als Morsezeichen während der Minuten 19, 39 und 59.
Genaue Uhr
Bis heute schreibt die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) in § 47, Abs. 5 vor „Die Betriebsbeamten sind verpflichtet, für die sichere und pünktliche Durchführung des Eisenbahnbetriebs zu sorgen. Sie haben, soweit erforderlich, eine Richtigzeigende Uhr zu tragen.“
Statistik
Rund 17.000 Uhren betreibt die Bahn auf ihren Bahnhöfen, vor allem für ihre Fahrgäste: einseitig sichtbare, doppelseitig sichtbare, historische, moderne. 6.000 Uhren werden heute schon per Funksignal gesteuert. 2.500 so genannte Mutteruhren steuern eine bestimmte Zahl anderer Uhren, die mit der Mutteruhr zusammenhängen und immer die gleiche Zeit anzeigen.
Historisches
Im 19. Jahrhundert gab es mehr als 60 Zeitzonen in Deutschland. Große Städte legten ihre „Ortszeit" nach Sonnenstand in eigener Verantwortung fest. Das führte dazu, dass zwischen zwei benachbarten Orten ein Zeitunterschied von mehreren Minuten bestehen konnte. Mit diesen Zeitunterschieden hatten auch die Eisenbahngesellschaften in Deutschland bei der Abwicklung ihres Betriebes Probleme. Aus der Zeit stammt auch die noch heute gültige Vorschrift, nach der jeder Eisenbahner und insbesondere jeder Lokführer eine genau gehende Uhr mit sich zu führen hat. Diese zeigte die maßgebliche Zeit. Die richtiggehende Taschenuhr wurde zum Statussymbol der Lokführer. Sogar ein Wettstreit um die geringste Abweichung von der Referenzzeit entzweite die Lokführer.
Das Deutsche Reich führte auf Drängen der Eisenbahngesellschaften 1893 die „Mitteleuropäische Zeit“ ein. Somit kann die Eisenbahn als Initiator der Zeitsynchronisation in Deutschland bezeichnet werden. Damit begann die Ausbreitung der mechanischen Bahnuhr, die nach einem bestimmten Ritual zweimal pro Woche aufgezogen werden musste, um die Ganggenauigkeit zu gewährleisten.
Aus dieser Notwendigkeit leitete man die Mutteruhr (Hauptuhr) ab, die nun die Steuerung und Überwachung der Nebenuhren übernahm. Ein mechanisches Uhrwerk wurde nicht gebraucht. Ihr Inneres bestand aus einem Wechselrelais, das die von der Mutteruhr ausgehenden Gleichstromimpulse in Zeigerbewegungen umsetzte. Von dieser Mutteruhr ausgehend spannte sich ein Leitungsnetz in einem Bahnhof, in einem Gebäude oder auf eine Strecke, an dem die Uhren wie Perlen an einer Schnur hingen.
Nach dem Krieg konnte die Eisenbahn das fortschrittlichste Nachrichtennetzwerk des Landes aufbauen. Mit drei Ziffern war es möglich, von einem Netzknoten zum nächsten zu wählen. Dieses System wurde auch für die Steuerung der Uhren übernommen. An jedem Knoten befand sich eine Mutteruhr. An dieser wiederum waren mehrere Mutteruhren in der Fläche angeschlossen. So konnte sichergestellt werden, dass alle Bahnhöfe, von Flensburg bis Oberstdorf, von Saarbrücken bis Frankfurt/Oder die gleiche Zeit hatten. Um Mitternacht wurde von der Zentraluhr des Hydrographischen Instituts in Hamburg der bundesweite Zeitausgleich vorgenommen.
Das ZDF und der Hessische Rundfunk bezogen in dieser Zeit ihr Zeitsignal ebenfalls von der Bundesbahn aus Frankfurt am Main. Mit dem Aufbau der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig in den 60er-Jahren wurde, aufgrund der Ganggenauigkeit, der dort vorhandenen Atomuhr die Stadtbereiche in bisher 24 Städten. Die folgenden zehn Städte kommen zum 1. April dazu: Cottbus, Darmstadt, Erlangen, Freiburg, Fürth, Karlsruhe, Mainz, Offenbach, Potsdam und Wiesbaden.
Bahn stellt 120.000 Uhren um
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag werden die Uhren in Mitteleuropa wieder auf Sommerzeit umgestellt. Rund 120.000 Uhren werden bei der Deutschen Bahn AG in Bahnhöfen und Diensträumen sowie Automaten, Informations- und Steuerungssystemen um eine Stunde vorgestellt. Taktgeber ist das Funksignal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Dieses Signal wird bei der Deutschen Bahn von Funkuhren empfangen und über rund 2.500 Hauptuhren an alle Nebenuhren im Bahnbereich weitergegeben. Die Anpassung sämtlicher Uhren dauert etwa eine Stunde.
Rund 50 Nachtzüge sind in der Nacht von der Zeitumstellung betroffen. Da bei diesen Zügen ausreichende Zeitpuffer im Fahrplan enthalten sind, werden sie pünktlich ihr Ziel erreichen.
PS: Im März werden alle Uhren vorgestellt. Im Oktober wird wieder zurückgestellt.

Deutsche Bahn AG - www.bahn.de  

Ein Beitrag für ReiseTravel von Liane Bergmann.

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