Stubai

Blick zurück und Schritt in die Zukunft: Letzte Fahrt der Eisgratbahn

Die rote Eisgratbahn wird orange: Die Epoche der Eisgratbahn ging zu Ende, die Zweiseilumlaufbahn hatte ihren letzten Betriebstag. Das war ein Festtag der besonderen Art zu Ehren der roten Bahn. An der Bergstation Eisgrat stand eine Kabine der alten Zweiseilumlaufbahn, die als Fotopoint für Selfies diente. Die Band „Servus aus Tirol“ sorgte für eine gute Stimmung und die „Nostalgie-Schigruppe-Feuerkogel“ aus Ebensee zeigte mit ihrer Kleidung und Skiausrüstung historische Rückblicke. David Kostner, der Haubenkoch des Restaurants Schaufelspitz in der Bergstation der Eisgratbahn, hat zur Feier des Tages ein exzellentes Menü gezaubert.

Eisgratbahn, Stubai, ReiseTravel.eu

Letzte Fahrt: Für Wintersportler fuhr die Eisgratbahn dann zum letzten Mal um vier Uhr. Die allerletzte Fahrt, war jedoch einer ganz besonderen Person vorbehalten, ohne die es den Stubaier Gletscher wohl gar nicht gegeben hätte. Um 16:15 Uhr wird der Erbauer der Eisgratbahn und somit der Grundsteinleger für die Erfolgsgeschichte Stubaier Gletscher, Seilbahnpionier Dr. Heinrich Klier, die letzte Gondel talwärts nehmen. Eine Traube von Leuten erwartet den 89-jährigen an der Talstation mit tosendem Applaus und einem Strauß Blumen. Es war ein emotionaler und symbolischer Moment, allen war bewusst, dass durch den Bau der Gletscherbahn viele Arbeitsplätze im Stubaital geschaffen worden sind. Einige Zuschauer haben sogar Tränen in den Augen. Die Festreden werden an der Talstation vor einer der künftigen neuen Gondel gehalten. Doch zuerst ließen die Schützen mit einem Böller das ganze Tal erschüttern. Mag. Reinhard Klier, Vorstandsvorsitzender der Wintersport Tirol AG und Stubaier Bergbahnen KG öffnet die neue 3S Seilbahnkabine mit 24 Sitzplätzen und acht Stehplätzen.

Sepp Rettenbacher, der Tourismusverband Obmann im Stubaital, bedankt sich bei Dr. Heinrich Klier, dass er viel für das Tal getan hat. Er erinnert in seiner Rede an viele unvergessliche Skitage oder Wanderungen, die er als Ski- und Wanderführer im Gletschergebiet als Ausgangspunkt der Eisgratbahn, unternommen hat. Dr. Heinrich Klier ergreift das Wort und erinnert an die Eröffnung der Eisgratbahn im Jahre 1973. Damals haben die Leute zu mir gesagt: „Was willst du mit der Seilbahn in dem Loch da oben?“ Hinter seinem Rücken haben zynische Kritiker gemunkelt, dass nach einer oder zwei Lawinen, die ganze Gletscherbahnepisode sowieso beendet sei.1973 brachte die Eisgratbahn als erste Seilbahnanlage des neu eröffneten Gletscherskigebietes die Skifahrer auf den Stubaier Gletscher. 1995 wurde sie erneuert und macht jetzt nach 43 Jahren der neuen 3S Eisgratbahn Platz. Bis zu ihrem letzten Betriebstag war die Eisgratbahn 125.400 Stunden in Betrieb, ca. 61.000 Tonnen Güter wurden transportiert und 45.810.000 Personen wurden befördert, ja, die rote Eisgratbahn hat ganze Arbeit geleistet. Alle Kabinen der alten Eisgratbahn sind bereits verkauft – zum größten Teil an Gäste und Fans des Stubaier Gletschers in ganz Europa. Am 29. Oktober 2016 wird die neue 3S Eisgratbahn eröffnet, wenn das Wetter keinen Strich durch die Planung macht.

Der Beginn der Gletscherbahn?

Tagsüber habe ich beim Bergverlag Rother in München und abends als Journalist gearbeitet. Ich sollte einen Artikel über einen 100 Meter langen Schlepplift schreiben. Das ist kein gescheiter Lift“, war mein Kommentar. „Ja, mach du was“, war die Antwort. Ich habe alle meine Ersparnisse zusammengekratzt und mit zehn Personen die Kaiserlift-Gesellschaft gegründet. Ein weiterer Lift kam dazu. Durch den Autobahnbau war das ein gutes Geschäft. Die Lifte sind gegangen wie der Teufel. Nach der Geburtstagsfeier zu meinem 43. Geburtstag hatte ich um Mitternacht die Idee, auf dem Stubaier Gletscher einen Lift zu bauen. Ich holte die Alpenvereinskarte und zeichnete die Lifte ein, so wie sie noch heute stehen. Da ich Alpenvereins-Führer geschrieben habe und in meiner Studienzeit als Bergführer gearbeitet habe, kannte ich das Gletschergebiet wie meine Westentasche. Keiner hat an meine Ideen geglaubt. „Was baut der Narr dahinten drin bei der Lawinengefahr?“, hörte ich oft. In Chamonix und Val d’Isere habe ich Erfahrungen gesammelt. Ich stand glücklich in der Sonne als im Frühjahr 1973 die Liftanlagen in Betrieb genommen wurden und die ersten Skifahrer kamen. Jetzt haben wir was geschafft. Ein Münchner Skiläufer kam mit einem abgebrochenen Stock zu mir und beschwerte sich: „Warum habt ihr kein Sportgeschäft auf dem Gletscher gebaut?“ Das war quasi die Geburtsstunde für die Sportgeschäfte am Stubaier Gletscher.

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Rückblick: Barbara vom Hoferwirt in Neustift erinnert sich. Ich war ein junges Mädel und wir haben den Bau der Bergbahn schon mitbekommen, waren aber eher skeptisch. Am 31. Mai 1973 war es dann soweit, die Bahn wurde eröffnet. Keiner hat damit gerechnet, dass so viele Skifahrer kommen. Die Leute saßen nach ihrem ersten Skitag am Gletscher bei uns im Hoferwirt auf der Stiege, weil die Gastwirtschaft schon total überfüllt war, und haben auf einen freien Platz gewartet. Sie hatten ihre Bestellungen schon auf Bierdeckel geschrieben, damit es nachher schneller ging. Nach und nach gingen die Vorräte in der Küche aus, keiner hatte mit diesem Ansturm gerechnet, es gab bald keine Eier und kein Fleisch mehr. Für die Nacht haben viele Skifahrer noch eine Unterkunft gesucht. Es gab damals noch keine Hotels in Neustift, nur Gasthäuser mit Zimmern und Zimmer in Privathäusern. Der Andrang war groß, sodass auch manche Bauern Zimmer angeboten haben.

Es gab im Stubaital bereits Skigebiete auf der Schlick und auf dem Elfer, aber die liegen niedriger als der Gletscher und der Skibetrieb fängt dort erst nach genügend Schneefall im Winter an. Der Stubaier Gletscher mit seinem ewigen Eis und Schnee dagegen ist unabhängig vom Wintereinsatz.

Schritt in die Zukunft: Mit der neuen 3S Eisgratbahn geht die Stubaier Gletscher Bahn einen gewaltigen Schritt in die Zukunft Die Dreiseil-Umlaufbahn ist die längste ihrer Bauart in den Alpen. Als größte Einzelinvestition eines Skigebietes schreibt das Projekt am Stubaier Gletscher österreichische Seilbahngeschichte. Allein die Zahlen beeindrucken: 4,7 Kilometer lang wird die Anlage sein, ca. 2.400 m bis zur Mittel- und weitere 2.300 m bis zur Bergstation. Das bringt ihr ganz klar den Titel „Längste 3S Bahn der Alpen“. 48 topmoderne Kabinen, gestaltet von den italienischen Design-Gurus aus dem Hause Pininfarina, befördern pro Stunde 3.000 Personen statt bisher 1.500. Die Fahrt vom Tal (1.697 m Seehöhe) bis auf den Berg (2.900 m) über sieben Stützen und 1.200 Höhenmeter dauert bei einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h nur knapp elf Minuten. 60,6 Millionen Euro nehmen die Verantwortlichen der Stubaier Gletscherbahn für diesen Meilenstein der Bergbahngeschichte in die Hand. Die Inbetriebnahme der neuen 3S Eisgratbahn ist für 29. Oktober 2016 geplant. Die Gondeln haben jeweils 24 Sitz- und acht Stehplätzen. Es stammt vom italienischen Studio Pininfarina, das für zahlreiche Klassiker von Ferrari, Maserati oder Alfa Romeo zeichnet. Zur Ausstattung gehören auch bequeme Echt-Ledersitze, große Panoramafenster und ein Gratis WLan. Von den Parkplätzen rund um die Talstation steigen Gäste ebenerdig oder über eine bequeme Rolltreppe in die Eisgratbahn ein. Wie in der bestehenden Talstation Mutterberg 600 m oberhalb, wird auch in der neuen Talstation ein Comfort-Center mit Skidepot zur Verfügung stehen. Die neue 3S-Zubringerbahn punktet mit zwei Tragseilen und einem Zugseil (deswegen „3S“). Diese Technik ermöglicht große Spannweiten und garantiert vor allem maximale Laufruhe und Windstabilität.

Tirol-Werbung, www.tirol.at - Stubai Tourismus, Stubaitalhaus, Dorf 3, A-6167 Neustift im Stubaital, Tel.: +43-501881-0, www.stubai.at - info@stubai.at - stubaitouristik@stubai.at

Stubaier Bergbahnen, Mutterberg 2, A-6167 Neustift im Stubaital, Tel.: +43-5226-8141, info@stubaier-gletscher.com - www.stubaier-gletscher.com

Hotel Hoferwirt und Tiroler Wirtshaus Hoferwirt, Werner und Angelika Zittera, A-6167 Neustift im Stubaital, Tel.: 0043-5226-2201, info@hoferwirt.at - www.hoferwirt.at

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Draeger ReiseTravel.euUnsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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