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Die Gastronomie weiß um den Wert und schlägt mit den Preisen ganz schön zu
Eine Nacht in Venedig: Ein paar Stretching-Übungen vor dem Omnibus der Firma Sammüller aus Nittendorf bei Regensburg und drei Tassen Kaffee wecken die Lebensgeister. Es ist sieben Uhr früh auf dem wenig einladenden Parkplatz irgendwo im nirgendwo zwischen Gasometern und Raffinerien im Industrievorort Mestre bei Venedig. Wenigstens gibt es eine Toilettenanlage für 50 Cent pro Benutzer.
Die beiden netten Fahrer haben für ihre Fahrgäste Tische aufgestellt und Semmeln geschnitten, wie man Brötchen auf gut bayerisch nennt. Dazu gibt es reichlich Wurst und Käse. Alles im Fahrpreis von 72 Euro inbegriffen. Ein Betrag, den man wirklich gerne ausgibt für solch einen Tag der Superlative. Schließlich geht’s zum Karneval in Venedig.
Die ganze Nacht sind wir durchgefahren. 670 Kilometer von Regensburg nach Italien. Die letzten Zigarettenstopps haben wir dank der bequemen Sitze im Bus gar nicht mehr mitbekommen, so fest haben wir geschlafen. Die letzten paar Kilometer von Mestre zum großen Reisebusbahnhof in Tronchetto, fahren wir direkt in den knallroten Sonnenaufgang.
Noch ein paar Tipps vom Fahrer: „Passt auf eure Wertsachen auf.“ „Nicht direkt am Markusplatz essen. Dort ist es zu teuer.“ „Um 21 Uhr ist Abfahrt.“ Von jetzt an sind wir auf uns alleine gestellt. 20 Euro kostet ein Tagesticket für den öffentlichen Schiffsverkehr. Wer nur eine Strecke lösen will, zahlt zwar auch nur 6,50 Euro, verpasst aber dann die Möglichkeiten den Canale Grande auch mal bei Dunkelheit zu befahren. Der Transport auf dem Wasser zum Markusplatz dauert keine 25 Minuten.
Der Karneval in Venedig galt 200 Jahre lang als tot. Die Neubelebung geht auf das Jahr 1976 zurück, als „Fellinis Casanova“ in die Kinos kam. Für die beste Kostümausstattung bekam der Film damals den Oscar. Das reizte Künstler zu einem Projekt. Sie waren es, die den Karneval aus der Versenkung gehoben haben. Leider verkam ihr Karneval mit der Zeit zum billigen Spektakel, zu einem Disneyland des Karneval-Tourismus.
Erst als der Modeschöpfer Marco Maccapani die künstlerische Leitung in die Hand nahm, bekam der Karneval, der erstmals 1094 in der Stadtchronik erwähnt wurde, seine Seele zurück. Maccapani knüpfte nämlich an den Wurzeln an. Seide, Prokat, Tüll, Puffärmel: Die Preise für die Kostüme gehen in die Tausende. Berühmt ist der „Flug des Engels“ über den Markusplatz, aufgeführt jeweils am mittleren Faschingswochenende. Diese Attraktion geht auf das Mittelalter zurück.
Karneval in Venedig: Aber auch an den anderen Wochenenden lohnt sich die Reise. Die beste Zeit für Fotografen ist die bis neun Uhr früh. Da hat man die prächtigen Kostümträger noch einigermaßen für sich allein. Später strömen dann die Menschenmassen auf den Platz. Gegen Mittag wird sogar der Hauptzugang zur Rialtobrücke von der Polizei umgeleitet.
Die wunderschönen, gediegenen Masken sind über die gesamte Lagunenstadt verteilt und machen den Karneval von Venedig zum wohl schönsten auf der Welt. Die Gässchen können gar nicht verwinkelt genug sein. Überall tauchen Rokoko-Damen mit ihren Casanovas auf. Märchenfiguren, Piraten, Sonnenkönige und fantasievolle Porzellanpuppen beleben den Geist vom Karneval.
Natürlich weiß auch die Gastronomie um den Wert ihrer Stadt und schlägt mit den Preisen ganz schön zu. Unser Busfahrer hat uns ja gewarnt. Vor allem rund um den Markusplatz ist es teuer. Deshalb empfiehlt es sich, in den kleinen Nebengässchen auszuweichen, wo wirklich schnuckelige Lokale gibt, mit Pizzapreisen um die zehn Euro.
Natürlich ist in unserem Reisepreis keine Hotelübernachtung inbegriffen. Das heißt: Spätestens um 19.30 Uhr Leinen los und zurück mit dem Fährschiff nach Tronchetto zum Busparkplatz. Um 21 Uhr beginnt eine zweite, lange Nachtfahrt zurück in die Oberpfalz.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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