Volker Tschapke

"Preußen werfen die Flinte nicht ins Korn"

Sehr geehrte ReiseTravel User, verehrte Freunde der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg: Immer wieder werde ich - meist zustimmend, mitunter auch kontrovers - auf meine Monatsbriefe angesprochen. Herzlich danke ich für alle Zuschriften und Anrufe; denn sie belegen, dass wir uns auch außerhalb unserer Veranstaltungen im Dialog befinden. Ich freue mich auch darüber, dass die Preußische Gesellschaft weit über das Kernland Brandenburg-Preußen beachtet wird. Herzlich begrüße ich ein neues Mitglied in Bogotá, der kolumbianischen Hauptstadt. Wir haben Freunde und Sympathisanten in den USA, in Frankreich, in Polen und vielen anderen Ländern. Von den Bundesländern Deutschlands ganz zu schweigen. Bayerns Preußen-Schar unter unserem Banner wächst! 

Regelmäßig wird die Preußische Gesellschaft von ausländischen Botschaften zum Gedanken- und Meinungsaustausch eingeladen. Für mich erstaunlich ist die Erkenntnis, dass ich dort oft weitaus mehr Verständnis für und Wissen von Preußen als in unserem deutschen Alltag erfahre. Auch Kopfschütteln begegnet mir, und zwar darüber, wie nachlässig Deutschland mit dem großen Erbe Preußen umgeht. Das hat nicht zuletzt etwas mit der Fixierung Deutschlands auf zwölf Jahre seiner mehr als tausendjährigen Geschichte zu tun. In diesem Zusammenhang sei an Ausführungen von Lennart Meri erinnert. Er war in den Jahren von 1992 bis 2001 Präsident von Estland. In einem Festvortrag am fünften Jahrestag der deutschen Einheit sagte er u. a.: „Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht ernst genommen zu werden. Als Nichtdeutscher erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht trauen, das sich rund um die Uhr in intellektueller Selbstverachtung übt. Um glaubwürdig zu sein, muss man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verurteilen, überall in der Welt, auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, dass es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu werden - aber nicht etwa von den Esten oder den Finnen, sondern von den Deutschen selbst.“

In einigen kontroversen Briefen wird der Preußischen Gesellschaft vorgeworfen, sie pflege zu enge Kontakte zu in- und ausländischen Militärs. Solches bediene das Vorurteil, Preußen sei ein militaristischer Staat gewesen. Letztgenannte Klassifizierung teile ich nicht. Gelten allein Kriege als Maßstab für dieses Urteil, müssten ganz andere Staaten als militaristisch bezeichnet werden. Zudem genießen preußische Militärs heute noch in aller Welt hohes bis höchstes Ansehen. Beispielsweise Clausewitz. Sein Hauptwerk „Vom Kriege“ und seinen Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie bilden den Grundstein der modernen Militärwissenschaft. Alle wichtigen Militärakademien lehren seine Theorien, die längst im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing angewendet werden.

Wie käme ich dazu, diesen großen Preußen zu tabuisieren?

Oder Gneisenau. Unvergessen sind seine Einsätze als Leutnant im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1782/83 sowie in hohen und höchsten Funktionen in den Befreiungskriegen 1812/1815 gegen die napoleonischen Truppen. Er reformierte das preußische Heer und fertigte für den russischen Zaren Alexander I. eine exzellente Studie über dessen Heer an. Seine Urenkel Berthold und Claus Graf Schenk von Stauffenberg gingen als Hitler-Attentäter in die Geschichte ein. Warum sollte ich den Stolz zurückdrängen, der mich bei meinen guten Gedanken an diese aufrechten Preußen erfüllt? Sehr oft beginnen meine Gespräche mit Militärattachés der ausländischen Botschaften bei Clausewitz und Co. und führen mitten hinein ins preußische Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsleben. Darauf verzichten?

Preußen werfen die Flinte nicht ins Korn

„Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, meine Damen und Herren, pflege ich bänglichen Selbstverachtern zu raten, die vor fragwürdigen politischen Sittenwächtern kuschen. Solchen, die z. B. im Bekenntnis „Ich bin stolz auf Deutschland“ Nazi-Denken wittern.

Wie Sie sich erinnern, hat die Preußische Gesellschaft auf ihrem Neujahrsempfang zu Anfang des Jahres dem Herrn Bundespräsidenten Köhler eine wirkliche Reform des strangulierenden Korsetts Föderalismus vorgeschlagen. Er reagierte freundlich. Leider nicht so die agierenden Politiker. Sie zementierten mit ihrer so genannten Föderalismus-Reform den eigentlich unhaltbaren Zustand. Wer schon trennt sich freiwillig von seinen Pfründen! Als Vorstandsmitglied des „Perspektive Berlin Brandenburg e. V.“ habe ich unsere Vorschläge erneut vorgebracht und mich gleichzeitig Ermüdungserscheinungen entgegengestemmt: „Ein Preuße wirft die Flinte nicht ins Korn. Unsere Devise lautet: Weitermachen. Resignation würde denen in die Hände spielen, die von der Demokratie nur das kratia gelten lassen wollen und das Demos zunehmend ignorieren.“
Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Rot ließ mich der Auftakt der Rot-Roten-Koalition im Roten Rathaus sehen. Ein Regierender Bürgermeister und ein Parlamentspräsident machten ihre peinliche Wahlschlappe als Sieg aus, der Regierende stotterte den Amtseid herunter und riss seinem Gegenüber den Eidestext aus der Hand. Zuvor hatte das Stadtoberhaupt auch noch den Posten des Kulturchefs der wichtigsten deutschen Stadt übernommen. Und sich das Recht gesichert, die Senatoren selbst zu ernennen. Das demokratische Instrument Parlament stimmte seiner eigenen Kastration sogar zu! Nicht genug: Die geheime Wahl als Wesensmerkmal der Demokratie wird ad acta gelegt. Armes Berlin, armes Deutschland. Wurden nicht Lothar de Maizière und Co. als Laienspieler bezeichnet? Falsch. Andere sind es.
Vor genau einem Jahr begann ich meinen Brief an Sie mit der Feststellung: „Nun haben wir den Salat, pardon, die große Koalition. Wie kritisch sie zu bewerten ist, verkündeten die Koalitionäre Höchstselbst VOR der Wahl. Im Gegensatz zu ihnen habe ich das nicht verdrängt.“ Das einjährige Würgen, Verzeihung, Wirken dieser großen Koalition verkehrte die progressive Sozialpolitik Bismarcks in ihr Gegenteil. Die Gesundheitsreform - eine Farce. Eine gefährliche Folge dieser Art von Politik: Der ARD-Deutschlandtrend ergab, dass erstmals eine knappe Mehrheit der deutschen mit dem politischen System der Bundesrepublik unzufrieden ist. Die gesellschaftliche Stimmung sei auf dem Tiefpunkt. Deutsche Politiker ignorieren, wovor preußische Staatsmänner warnten. Reichsfreiherr vom und zum Stein in seinem Politischen Testament von 1808: „Wenn dem Volke alle Teilnahme an den Operationen des Staates entzogen wird…kommt es bald dahin, die Regierung teils gleichgültig, teils in einzelnen Fällen in Opposition mit sich zu betrachten.“ So viel zum Thema: Deutschlands Zukunft kann nur in Preußen liegen. Unser Ziel seit Jahren.

Sehr geehrte ReiseTravel User, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Den Geburtstagskindern preußisches Fortune und alles Gute im neuen Lebensjahr, den Erkrankten baldige Genesung

Pro Gloria et Patria

Gott befohlen

Volker Tschapke

Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg

Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. c/o Hilton Berlin

Mohrenstrasse 30, D-10117 Berlin, Telefon: 030 – 2023 2015, www.preussen.org

Sehr geehrte ReiseTravel User,

bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Thema: Preußen – in unserer heutigen Zeit

Senden uns Ihre Fragen oder Wünsche. Vielen Dank. 

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