Volker Tschapke

Luise, Napoleon und der Tilsiter Friede

Sehr geehrte ReiseTravel User, verehrte Freunde der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg: Am 11. Juli 1657, also vor 350 Jahren, erblickte im Schloss von Königsberg eines der 13 Kinder des Großen Kurfürsten das Licht der Welt: Friedrich, ab 1688 Kurfürst von Brandenburg und ab 18. Januar 1701 erster preußischer König.

Die Königswürde erlangte er für einen hohen Preis: Kaiser Karl VI. erhielt zwei Millionen Goldtaler, die Geistlichkeit gab sich mit 600.000 zufrieden. Allerdings durfte sich Friedrich nur König in und nicht König von Preußen nennen, weil der ihm unterstehende Teil Preußens nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte.

Trotz Verschwendungssucht, Finanzskandalen und Misswirtschaft machte er sich um Preußen verdient: So begründete er die Akademie der Künste und die Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften. Zudem gab er den Auftrag zum Schlossneubau. Friedrich war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder. Er starb am 25. Februar 1713 im Berliner Schloss und erhielt seine letzte Ruhestätte im Berliner Dom.

Eine denkwürdige Begegnung fand am 6. Juli vor 200 Jahren in Tilsit statt. Die französisch sprechende Königin Luise und Napoleon trafen zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen. (Auf Bildern werden aus „schicklich“ - vortäuschenden Gründen die Beiden zumeist NICHT allein gezeigt.) Den Hintergrund des Luise-Bittgangs bot die katastrophale Niederlage Preußens am 14. Oktober 1806 bei Jena und Auerstedt. Mit Tränen in den Augen hatte sie am 18. Oktober ihren Kindern erklärt:

„Ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzollern gekrönt haben. Das Schicksal zerstörte in einem Tage das Gebäude, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahrhunderte hindurch gearbeitet haben. Es gibt keinen preußischen Staat, keine preußische Armee, keinen Nationalruhm mehr.“

Nun sollte und wollte sie mit klugem Kopf und weiblichen Charme um Milde bei den bevorstehenden Friedensverhandlungen bitten. Man bedenke, welchen Eindruck es auf den französischen Kaiser gemacht haben muss, dass ihm der preußische König seine Frau wie auf einem Tablett serviert, um die Folgen der schmachvollen Kriegsniederlage in Grenzen zu halten. Diese unglaubliche Peinlichkeit jagt einem heute noch kalten Schauer über den Rücken. Wie drei Tage später der Friedrich Wilhelm III. diktierte Friedensvertrag von Tilsit zu deuten erlaubt, verkehrte sich der Canossa-Gang vielleicht sogar ins Gegenteil. Preußen entging der Absetzung seines Königs nur durch Zuspruch des Zaren, musste aber große Gebietsverluste hinnehmen. Das Land sank zurück in den Status einer europäischen Mittelmacht. Napoleon machte keinen Hehl von seiner Abscheu über einen Mann wie den preußischen König. Während er mit Zar Alexander I. auf einem Floß inmitten des Flusses Memel verhandelte, ließ er den in einen russischen Soldatenmantel gehüllten Friedrich Wilhelm im strömenden Regen am Ufer stehen. Dann orderte er ihn herbei, übergoss ihn mit Hohn und Spott und teilte ihm das Friedensdiktat mit. Der Ehemann der Königin hatte nichts zu erwidern. Dass diese Haltung Napoleons nichts – wie später gern behauptet – mit einer abgrundtiefen Abneigung gegen Preußen zu tun hatte, unter der Friedrich Wilhelm III. zu leiden hatte, belegt des Franzosen tiefe Verehrung für Friedrich den Großen. Wenige Tage später, am 17. Juni 1807, schrieb Luise aus Königsberg ihrem Vater, Herzog Karl II. von Mecklenburg-Strelitz, sie erwäge mit den Kindern „über die Grenzen des Reichs“ zu gehen. „Aber ich richte meinen Blick gen Himmel, von wo aus alles Gute und Böse kommt, und mein fester Glaube ist, er schickt nicht mehr, als wir tragen können…Noch eins zu Ihrem Trost, dass nie etwas von unserer Seite geschehen wird, das nicht mit der strengsten Ehre verträglich ist und was mit dem Ganzen gehet. Denken Sie nicht an einzelne Erbärmlichkeit…“
Apropos Erbärmlichkeit: Kurz nach ihrem Tode am 19. Juli 1810 urteilte Friedrich Wilhelm abfällig über seine soeben verstorbene Gattin, Freundin und Beraterin: “Viele Menschen haben in dem Wahn gestanden, als ob meine Frau einen bestimmten Einfluss auf die Regierungsgeschäfte gehabt hätte. Sie hatte eine besondere Neigung für politische Gespräche, in denen sich freilich oft Leidenschaft mischte, besonders in der Kriegsperiode (...) wurde auf so mannigfaltige Weise auf sie eingewirkt, dass sie öfter fremde Ansichten für ihre eigenen hielt.” Der Dichter Heinrich von Kleist bezeichnete den König als unfähig, die herausragende Leistung seiner besten Beraterin zu würdigen. Wie so häufig, basiere sein Urteil auf totaler Fehleinschätzung. Bissiger formulierten die Berliner: „Unser Dämel ist in Memel.“ Trotz des Diktats von Tilsit und eines schwachen Königs kam Resignation nicht auf: Die sich formierende Reformpartei, der sich unsere Preußische Gesellschaft verpflichtet weiß, sorgte für eine geistige, sittliche und politische Wiedergeburt Preußens.

Sehr geehrte ReiseTravel User, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Den Geburtstagskindern preußisches Fortune und alles Gute im neuen Lebensjahr, den Erkrankten baldige Genesung

Pro Gloria et Patria

Gott befohlen

Volker Tschapke

Präsident Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg

Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. c/o Hilton Berlin

Mohrenstrasse 30, D-10117 Berlin, Telefon: 030 – 2023 2015, www.preussen.org

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