Prof. Burghard Gaspar

Eggenburg im Weinviertel

Geschichte einer kleinen Stadt: Schon in vorgeschichtlicher Zeit war das Granitplateau oberhalb der Schmida, das ist ein kleiner Fluss, auf dem sich die Stadt Eggenburg gründet, von Menschen besiedelt. Jungsteinzeitliche Gräber, Funde aus der Urnenfelder- und Hallstattzeit, keltische Münzen am und um den Hauptplatzbereich können dies bezeugen.

ReiseTravel befragte mit Prof. Burghard Gaspar über die Geschichte der Stadt Eggenburg, ihre Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten:

Die Geburtsstunde der Stadt ist aber erst in der Babenbergerzeit anzusetzen, als sich die fränkisch-bayrische Kolonisation nach der Schlacht am Lechfeld wieder über die Enns nach Osten ausdehnen konnte. Nach der Jahrtausendwende wurde Niederösterreich auch nördlich der Donau bis an den „Nordwald“, das heutige Waldviertel, besiedelt. Zur Sicherung dieses Territoriums entstand die wohlbefestigte „Grenzstadt“ Eggenburg, um 1160/70 bereits mit Marktfunktion.

Erste urkundliche Nennungen von „Eginpurch“ liegen aus dem 12. Jh. vor. Im Zwist Premysl Ottokar – Rudolf von Habsburg schlug sich Eggenburg auf die Seite des Habsburgers, worauf dieser am 13. August 1277 der Stadt die Stadtrechte erneuerte, welche sicher schon Jahrzehnte vorher bestanden haben.

Die mittelalterliche Stadt lädt die Besucher zu einem Rundgang um Mauern und Zinnen ein, um die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, aber auch die eindrucksvolle Geschichte der Stadt besser kennenzulernen.

Eggenburg Waldviertel

Auf dem Hauptplatz, dessen großzügige Weite allein schon die Bedeutung der landesfürstlichen Stadt Eggenburg als Handels- und Marktort auffällig zeigt, gibt es Prachtbauten mit Häuserfronten aus Renaissance und Barock. Märkte bedeuteten im Mittelalter wichtige Einnahmequellen für die Stadt. Rudolf von Habsburg bestätigte am 13. August 1277 der Stadt Eggenburg die gleichen Freiheiten, Rechte und Gnaden, mit denen Wien von seinen Vorgängern und ihm begünstigt worden war. Die Ausfallstraßen führten zu drei Stadttoren, die im Laufe des 19. Jahrhunderts der Spitzhacke zum Opfer fielen.

Von der mit dem Marktrecht verbundenen Gerichtsbarkeit zeugt der gegen Ende des 16. Jahrhunderts von hiesigen Steinmetzen aus Sandstein errichtete Pranger, an dem noch die Eisenschließen zu sehen sind. Aus dieser Zeit stammt auch der Adlerbrunnen, welcher der Wasserversorgung der Häuser diente, die keinen eigenen Brunnen besaßen. Erst 1906/07 wurden alle Häuser an die städtische Wasserversorgung angeschlossen.

Die anmutige Mariensäule aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist ein charakteristisches Beispiel für die Arbeit der Eggenburger Steinmetze, die nicht nur in dieser Stadt ihr Können entfalteten, sondern den Weißen Stein von Eggenburg auch beim Bau vieler Klöster und Schlösser im ganzen Land verarbeiteten. Das Steinmetzhandwerk war in Eggenburg seit dem 12. Jahrhundert beheimatet und stand im 18. Jh. in seiner Hochblüte. Ein besonderes Gepräge verleihen dem Hauptplatz die alten Häuser. Diese schönen Häuserfronten verdankt die Stadt ihren durch Wein- und Salzhandel sowie Weinbau vermögend gewordenen Bürgern. Alle diese Bürgerhäuser entstammen in ihrer Bausubstanz der Spätgotik bzw. der Renaissance, wurden dann aber hinsichtlich ihrer Fassaden vielfach barockisiert. Spätere Zubauten sind etwa das 1885 errichtete Gründerzeithaus am „Grätzl“ – in der Mitte des Hauptplatzes – und die 1931 erbaute Post. Diese Häusergruppe stellte eine Art Stadterweiterung dar, da innerhalb der Stadtmauern keine weitere Möglichkeit zum Hausbau bestand.

Bis in die Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts war in Eggenburg ausschließlich der Stadtkern innerhalb der Stadtmauer bewohnt. Erst in den folgenden Jahrzehnten entstanden die ersten Häuser außerhalb der mittelalterlichen Befestigungsanlage. 

Sgraffitohaus: Dass zu Beginn des 16. Jh. aus Italien die neue Kratzputztechnik des „Sgraffito“ schnell in die Städte unserer Region vordrang, zeigt in Eggenburg das „Gemalte Haus“ an der Ecke des Hauptplatzes zur Kremserstraße. Die Bilderfolge des Renaissancegiebels auf der Seite der Kremserstraße zeigt anhand des Alten Testaments, wie wir Menschen nach der Erschaffung der Welt gegen unseren Schöpfer schuldig werden (so etwa der Sündenfall und der Brudermord Kains). Die Hauptplatzseite, nach dem verheerenden Stadtbrand 1808 nur im oberen Teil vorhanden, mahnt an Beispielen des Neuen Testaments (der arme Lazarus und der reiche Prasser) christliches zwischenmenschliches Verhalten ein. Die Vollendung dieses grandiosen Werkes ist mit dem 12. Mai 1547 datiert.

Das heutige Rathaus befindet sich schräg gegenüber dem „Gemalten Haus“ in der Kremser Straße. Das Rathaus ist ein barocker Prachtbau, es war einst das Stadtpalais des Steinmetzmeisters Franz Leopold Fahrmacher. Links davon erhob sich der mächtige Stadtturm, welcher 1893 abgerissen wurde, er war durch einen großen Stadtbrand stark beschädigt.

Dreifaltigkeitssäule: Bei der letzten Pestepidemie, die in Eggenburg gottlob nicht zum Ausbruch kam, gelobte der Stadtrat eine Säule zu Ehren der Dreifaltigkeit und ließ diese unter der Oberaufsicht des Steinmetzmeisters Andreas Steinböck von Eggenburger Meistern errichten. Sie wurde 1715 vollendet und geweiht. Die meisten dieser Pestsäulen in Niederösterreich stammen aus der Eggenburger Steinmetzschule.

An der Ecke zur Pfarrgasse lebte der Steinbildhauer Jacob Seer, welcher zu Beginn des 18. Jh. in Eggenburg seine reiche Tätigkeit entfaltete. Im selben Haus war viel später die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner häufiger Gast, da hier deren Tante „Lotti“ (Karoline) Büschel ihren Lebensabend verbrachte (1885-1899). Die Nachkommen Seers führen heute das „Gasthaus zum Goldenen Kreuz“ (Nr. 17). Hier erhalten Sie den Schlüssel zur Pfarrkirche.

Mächtig überragt die im Nordwesten der Stadt gelegene Pfarrkirche zu St. Stephan weithin das Stadtbild und ist seit Anbeginn Wahrzeichen Eggenburgs. Im ursprünglichen Zustand des 12. Jh. bietet sich das romanische Quadermauerwerk der Türme der Pfarrkirche St. Stephan den Blicken der Besucher, lediglich der Südturm ist durch den späteren Einbau der Uhr etwas verändert. Die Apside entstammt dem 14. Jh., während das Langhaus – eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche mit Bündelpfeilern und Netzrippengewölbe – nach einer durch die Belagerung und Eroberung der Stadt durch Matthias Corvinus bedingten Unterbrechung, um 1500 vollendet worden ist. Nach der Piaristenkirche in Krems ist die Pfarrkirche die größte Pfarrkirche nördlich der Donau.

Besonderheiten in der Pfarrkirche Kirchenväterkanzel: Wohl das edelste Kunstwerk in der Eggenburger Stephanskirche ist die Steinkanzel an der linken Seite des Hauptschiffs. Vom Aufbau erinnert sie an die Pilgramkanzel des Wiener Stephansdoms, in deren Tradition sie eindeutig steht. Die Eggenburger Kanzel ist auf der eleganten Stiege mit 1515 datiert, nach ihr wird die undatierte Wiener Kanzel auf 1505 geschätzt. Die teilweise vergoldeten und mit Rötel verzierten Steinskulpturen stellen die vier Kirchenväter dar. Das Lichthäuschen: Links vorne am Triumphbogen des gotischen Langhauses der Pfarrkirche befindet sich dieses schlank hochragende Meisterwerk der Eggenburger Steinmetzkunst aus dem Jahr 1506. Es ist aus dem berühmten „Weißen Stein von Eggenburg“ gemeißelt. Wie ein kleiner Kirchturm ist es reich mit Maßwerk und Krabben verziert. Das Lichthäuschen ist ein Geschenk von Matthäus Lang von Wellenburg, Pfarrherr der Doppelpfarre Gars – Eggenburg in den Jahren 1500–1505.

Der Karner, nordöstlich der Kirche gelegen, wird bereits 1299 urkundlich erwähnt. Der Oberbau, zuletzt als Kapelle der Michaelsbruderschaft in Verwendung, wurde 1792 abgerissen. Durch archäologische Grabungen wiederentdeckt, ist das unterirdische Ossarium des Karners (13. Jh.) mit den zum „memento mori“ geschlichteten Gebeinen von ca. 5.000 Vorfahren nun zu besichtigen. Der alte Pfarrhof: Von Kirche und Karner gelangte man über einen Verbindungsgang zu dem nördlich der Kirche gelegenen alten Pfarrhof, nach einem späteren Besitzer auch „Resch-Schloss“ genannt. Er wurde zu Beginn des 18. Jh. vom Eggenburger Pfarrherrn Propst Conrad Ferdinand von Albrechtsburg aufwendig ausgebaut und kostbar eingerichtet. Als Albrechtsburg 1730 stirbt, muss über seinen Nachlass der Konkurs eröffnet werden, sodass Maria Theresia 1751 die landesfürstliche Pfarre enteignet und deren Ertrag in die Ritterakademie „Theresianum“ in Wien mit einbringt. Dieser Gebäudekomplex diente dann mehr als 170 Jahre als Gutshof, später als Erziehungsanstalt und war schließlich Wäscherei für die sowjetische Besatzungsmacht. Heute sind der Trauungssaal und die Volkshochschulräume der Gemeinde darin untergebracht, der Rest ist in Privatbesitz.

Der heutige Pfarrhof in der Pfarrgasse wurde 1727 aus dem Besitz des Herzogs Leopold v. Schleswig-Holstein von der Stadt erworben und als Militärspital und Obdachlosenasyl verwendet. 1792 kaufte ihn die Hofkammerprokuratur und stellte ihn als Pfarrhof zur Verfügung. Der Platz hinter dem heutigen Pfarrhof führt, durch Aufzeichnungen belegbar, mindestens seit der 2. Hälfte des 16. Jh. die Bezeichnung Judenplatz. Sicher ist, dass wie in jeder mittelalterlichen Stadt, auch in Eggenburg eine Judengemeinde ansässig war, und ebenso sicher ist, dass diese unter dem 1338 von Pulkau ausgehenden Pogrom, so wie in Znaim, Retz, Horn und Zwettl, schwer zu leiden hatte.

Die Ostseite der Stadtmauer: Durch einen kleinen Einstieg vor dem Schubertpark kommt man hinunter in den Stadtgraben. Dort kann die strategische Anlage der mittelalterlichen Grenzstadt an deren Ostseite, die nicht wie im Westen und Norden entlang der Schmida mit vorgelagerten Teichen zusätzlich geschützt werden konnte, studiert werden: die noch schnurgerade verlaufende, bereits um 1300 errichtete Ostmauer, der vorgelagerte Zwinger mit der Innenmauer, der Zwingergraben mit der Außenmauer. Die Türme, wie hier an der Südostecke der Holturm oder auch Schwedenturm genannte, sowie der Halbturm (das „Turndl“) beim Kloster, dienten der Flankenverteidigung.

Turndl oder Turm des Friedens: Über eine kleine Stiege gelangt man vom Stadtgraben auf die Zwingermauer und in das „Turndl beim Kloster“, das durch Ernst Degasperi zum „Turm des Friedens“ umgestaltet wurde. Dieser Turm diente auch zum Schutz der Wasserleitung, welche hier in die Stadt führte und die Brunnen auf dem Platz speiste. Durch das Klostertor, eine Maueröffnung des späten 19. Jh., betritt man das Stadtinnere. Oben an der Mauerinnenseite ist noch der Wehrgang, einst ein zirkulär umlaufender Holzbau für die Verteidiger der Stadt, sichtbar. Heute ist auch hier ein kleiner Teil der Stadtmauer im Sommer begehbar.

Klosterkirche und Kloster: Klosterkirche mit dem 1844 errichteten neugotischen Turm und Anschließendem die Gebäude des Redemptoristenklosters. Dieses Kloster wurde im Jahre 1460 als Franziskanerkloster errichtet, veranlasst durch die Predigten des hl. Johannes von Capistran. Damals standen hier drei Bürgerhäuser, die deshalb abgebrochen und ersatzweise am Hauptplatz als östliche Häuserzeile (Nr. 23-27) wiedererrichtet wurden. 1786 wurde das Kloster von Kaiser Josef II. aufgelöst, danach zu einer Kattunfabrik umfunktioniert. Durch den großen Stadtbrand im Jahre 1808, welcher 203 Häuser in Schutt und Asche legte, wurde auch dieses Gebäude zur Ruine. Erst 1833 wurde es von den Redemptoristen wieder aufgebaut.

Kanzlerturm: Durch die Judengasse hinter dem heutigen Pfarrhof gelangt man zum Kanzlerturm. Dieser nach Kanzler Andreas Plank benannte Turm wurde 1410 erbaut. Er wurde in den 80er Jahren vom „Privilegierten uniformierten Bürgerkorps Eggenburg“ revitalisiert. Im Inneren ist ein kleines Museum dieses Vereins zur Pflege der wehrhistorischen Tradition untergebracht.

Durch den Kanzlerturm (an Sonntagen im Sommer) und von außerhalb der Stadtmauer (durch ein Drehkreuz) kann man auf den Wehrgang der Stadtmauer steigen. Die Wiese beim Turm dient als stimmungsvoller Veranstaltungsort: Sonnwendfeier, Mondscheinkino, Turnierwiese beim Mittelalterfest, Adventmarkt.

Durch die kleine Mauerpforte hinter der Pfarrkirche verlässt man das Stadtinnere. Links ragt ein Bergfried aus dem 12. Jh. empor, der stattliche Rest der „Veste Eggenburg“. Ein Weg führt hier nach rechts über das „Glacis“, eine naturhafte Anlage der Romantik aus der 1. Hälfte des 19. Jh., vorbei am Obelisken, der an den Gestalter des „Glacis“ erinnert. Der Wahrsagerturm, ein weiterer großer Turm der Wehranlage ist ebenfalls Zeuge des mittelalterlichen Eggenburgs.

Eggenburg war außerdem von mindestens 10 Teichen umgeben, die ebenfalls zur Befestigung dienten. Der Eggenteich war einer davon. Ihm gegenüber stand das Eggentor, das bereits 1845 geschleift wurde.

Das Krahuletz-Museum wurde vor dem ehemaligen Kremsertor in den Jahren 1901/02 für die reichhaltige erdgeschichtliche und volkskundliche Sammlung des Eggenburger Eichmeisters und späteren Professors der Geologie, Johann Krahuletz (1848-1928), im Neo-Renaissancestil erbaut. Das Museum ist der älteste Museumsbau Niederöstereichs und beherbergt sehenswerte Ausstellungen über die Erdgeschichte der Region „1000 Mio. Jahre Waldviertel“, Gesteine, Mineralien, Fossilien, Ur- und Frühgeschichte, Volkskunde und jährlich Sonderausstellungen. www.krahuletzmuseum.at

Das ehemalige Lichtspielhaus gegenüber, 1917 in Betrieb genommen, ist ein Frühwerk des Architekten Clemens Holzmeister. Derzeit beherbergt der unter Denkmalschutz stehende neoklassizistische Bau die Studiensammlung des Krahuletz-Museums.

Geschichtliches und Sehenswürdigkeiten: Die Geburtsstunde der Stadt ist in der Babenbergerzeit (976 bis 1246) anzusetzen. Nach der Jahrtausendwende wurde Niederösterreich nördlich der Donau besiedelt. Zur Sicherung des Gebietes entstand um 1160/70 die befestigte „Grenzstadt“ Eggenburg bereits mit Marktfunktion. Erste urkundliche Nennungen von „Eginpurch“ liegen aus dem frühen 12. Jh. vor. Der erste Pfarrer der Doppelpfarre Eggenburg und Gars, Gerhard (1246 bis 1271), war Domherr zu Passau, Pfarrer von Wien und Gars, und wurde von König Ottokar zum Visitator der österreichischen Klöster und Pfarren eingesetzt. Andere waren Erzieher, Kanzler, Geheimschreiber und Berater der Landesfürsten und bekamen als Eggenburger Pfarrherren die Einkünfte der Pfarre als Ersatz für eine Besoldung.

Eggenburg war von 1266 bis 1564 Doppelpfarre mit Gars und wurde als so genannte „gut dotierte Kanzlerpfarre“ an besondere Persönlichkeiten vergeben. Die Pfarrherren, welche aufgrund ihrer Ämter und politischen Stellung die Bedeutung dieser Pfarre für den König und den Landesfürsten hervorhoben, verfügten über die nötigen Geldmittel und wollten sich durch den Kirchenbau ein Denkmal setzen. Eggenburg war eine landesfürstliche Pfarre, daher wurden die Pfarrherren dem Landesfürsten präsentiert und von ihm eingesetzt.

Im Zwist Premysl Ottokar mit Rudolf von Habsburg schlugen sich die Eggenburger, welche vorerst aufseiten Ottokars waren, rechtzeitig auf die Seite des Habsburgers, worauf dieser am 13. August 1277 der Stadt die Stadtrechte erneuerte und sie mit den gleichen Rechten wie Wien ausstattete.

Erst an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurde die Stadt auf dem von der Schmida umflossenen Hochplateau angelegt, sodass Burg und Kirche nun gänzlich im Westen des Stadtbereiches lagen. Der Bau der Stadtmauer ist zu Beginn des 14. Jahrhunderts anzusetzen, denn der Münichhof, das ehemalige alte Rathaus mit der romanischen Johanneskapelle (Eggenstraße 4 - Rathausstraße 3) wird Ende des 13. Jahrhunderts noch als außerhalb der Mauern befindlich („extra muros“) genannt.

Die damalige Größe des Stadtplatzes hat seine Begründung weniger als Marktort, sondern vor allem in Kriegszeiten als Sammel- und Quartierplatz für Soldaten. Trotzdem lässt die großzügige Weite des Hauptplatzes die Bedeutung der landesfürstlichen Stadt Eggenburg als Handels- und Marktort erkennen. Märkte bedeuteten im Mittelalter wichtige Einnahmequellen für die Stadt. Die Stadt umgebenden Teiche (außer an der Südseite) waren weniger wegen der Fischzucht als primär zur Verteidigung angelegt worden, doch lieferten sie auch reichlich Fisch für die Märkte. Eggenburg war eine Ackerbürgerstadt, deren Bewohner neben ihrer gewerblichen Berufstätigkeit auch Landwirtschaft und Weinbau betrieben.

Als Johannes von Capistran auf seiner Reise von Böhmen Eggenburg besuchte und predigte, versprachen die Bürger, hier ein Kloster zu gründen. Es wurde 1460 als Franziskanerkloster errichtet, 1786 von Kaiser Josef II. im Zuge der Säkularisierungen aufgelöst, verkauft und als Leinenweberei verwendet. Im Zuge des großen Stadtbrandes (1808) wurde das Gebäude zur Ruine, welche 1833 die Redemptoristen kauften und es als Redemptoristenkloster wieder aufbauten. 1844 wurde der neugotische Turm gänzlich aus Zogelsdorfer Sandstein errichtet. Heute befinden sich hier auch das Klemenshaus „K-Haus“ sowie die Lehrlingsstiftung.

In der Bürgerspitalgasse befindet sich seit ca. 1480 das ins Stadtinnere verlegte Bürgerspital mit der Martinskapelle. Beachtenswert sind hier die „Schwarze Kuchl“, das Ziegelmuseum und zahlreiche Grabsteine vom Barock bis zum Empire.

Die Stadtmauer ist mit Ausnahme der Stadttore noch zur Gänze in einer Länge von 1806 Metern erhalten. Die drei Stadttore, das Lederer- oder Hornertor, das Kremsertor und das Egentor wurden bereits 1882, 1820 und 1845 so wie der Stadtturm 1893 abgerissen. Alle anderen Durchgänge in der Stadtmauer sind Öffnungen des späten 19. Jahrhunderts. Im östlichen Stadtgraben steht man vor der mächtigen strategischen Anlage der mittelalterlichen Stadt. Schnurgerade verläuft hier die im 14. Jahrhundert errichtete, mit Wehrgang und Zinnen versehene, Mauer. Man sieht den Zwinger mit Innenmauer und den Zwingergraben mit Außenmauer. Die im 15. Jh. im Norden und Osten an die Stadtbefestigung angebauten Türme dienten neben den Tortürmen der Flankenverteidigung. Es sind dies der Holturm oder Schwedenturm, der Reckturm, welcher auch der Sicherung der unter die Stadtmauer führenden Wasserleitung diente, das „Turndl“ beim Kloster, der Wahrsagerturm und der Kanzlerturm.

Bis etwa 1890 war in Eggenburg ausschließlich der Bereich innerhalb der Stadtmauer bebaut. In den darauf folgenden Jahrzehnten wurden die ersten Häuser außerhalb am Lueger- und am Wasserburgerring errichtet.

Durch eine kleine Mauerpforte hinter der Pfarrkirche ist der Bergfried aus dem 12. Jh. sichtbar, der stattliche Rest der „Veste Eggenburg“, welche im Laufe der Jahrhunderte oft von den Landesfürsten verpfändet, verpachtet und schließlich an die Jesuiten verkauft wurde. Im großen Stadtbrand von 1808 zerstört, wurde die Ruine vom damaligen Besitzer, dem Stift Altenburg wieder verkauft. Seit 1874 teilweise wieder hergestellt und erneuert, ist das Anwesen in Privatbesitz.

Idylle bei Eggenburg

Weinviertel

Der Kanzlerturm wurde zu Beginn des 15. Jh. erbaut und nach Kanzler Andreas Plank benannt. Im Turminneren ist ein Museum zur Pflege der wehrhistorischen Tradition durch das Priv. unif. Bürgerkorps Eggenburg eingerichtet. Durch den Kanzlerturm oder durch ein Drehkreuz, das sich außerhalb der Mauer befindet, gelangt man auf den Wehrgang der Stadtmauer zur Zinnenwanderung (150 m sind begehbar). Dieser Aufgang befindet sich nahe dem Weg über das Glacis, einer Anlage des Biedermeiers.

Der Pfarrhof (seit 1792), Pfarrgasse 6, wurde 1727 von der Stadt erworben, und zuerst als Militärspital und Obdachlosenasyl verwendet. Der Platz hinter dem Pfarrhof führt seit dem 16. Jh. die Bezeichnung Judenplatz. Wie in jeder mittelalterlichen Stadt war auch in Eggenburg eine Judengemeinde ansässig, die unter allen Pogromen, wie auch dem von Pulkau ausgehenden im Jahre 1338, schwer zu leiden hatte.

Das Handwerk der Steinmetze war in Eggenburg seit dem 12. Jh. beheimatet und stand im 18. Jh. in seiner Hochblüte. Die Steinmetze entfalteten nicht nur in der Stadt ihr Können, sondern verarbeiteten den bekannten „Weißen Stein von Eggenburg“ auch beim Bau aller Klöster, Kirchen, Schlösser und Denkmäler von Salzburg über Wien bis nach Ungarn und in Südböhmen.

In der Mitte des Hauptplatzes wurde im 15. Jh. das „Grätzl“ errichtet. Diese Häusergruppe stellte eine Art Stadterweiterung dar, da damals innerhalb der Stadtmauern keine Baumöglichkeit mehr bestand. Viele dieser prächtigen Häuserfronten verdankt die Stadt den durch den Wein- und Salzhandel vermögend gewordenen Bürgern. In ihrer Bausubstanz entstammen die meisten Gebäude der Spätgotik bzw. der Renaissance. Ihre Fassaden wurden später vielfach barockisiert.

Zubauten am Grätzl sind das Gründerzeithaus (1885) und die 1931 erbaute Post. Das Grätzl wurde 2005/06 im Rahmen der Aktion „NÖ Stadt- und Ortskernbelebung“ revitalisiert.

Im Jahre 1888 wurde im Osten der Stadt die NÖ Landesbesserungsanstalt für Knaben und Mädchen eröffnet, wo zeitweise über tausend Zöglinge untergebracht wurden. Auf dem Areal der alten Anstalt wurde 2006 das psychosomatische Zentrum Waldviertel Eggenburg eröffnet.

1361 werden bereits ein Schulmeister und die Schule erwähnt, die Jahrhunderte lang gegenüber der Pfarrkirche an der Ecke zur Kirchengasse bestand. 1874 wurde gegenüber dem Kloster die achtklassige Bürgerschule für Knaben und Mädchen eröffnet, in der bis in die Siebziger Jahre des 20. Jh. unterrichtet wurde und die 1987 abgerissen wurde, um einem Wohnblock Platz zu machen. Seit dem Schuljahr 1964/65 waren allmählich die Volks-, Haupt- und Sonderschule  in einem modernen Schulzentrum im Norden der Stadt untergebracht worden. Ebenso befindet sich seit 1977 die Landesberufsschule für Kraftfahrzeugmechaniker und Karosseure in Eggenburg.

Nach Errichtung der Franz-Josefs-Bahn verkehrten die Züge zwischen Pilsen und Eggenburg seit 1. November 1869, die Strecke bis Wien war erst ab 23. Juni 1870 befahrbar.  Der durchgehende Bahnverkehr zwischen Wien und Prag war ab 14. Dezember 1871 möglich.

Eggenburg aktuell: Im Zauber der Zeit. „Grüß Gott und Willkommen!“

Werner Oppitz Eggenburg

Werner Oppitz und sein Team

Werner Oppitz ist Koch aus Leidenschaft. Mit großer Liebe zaubert er die feinsten Spezialitäten. In seiner Kochbibliothek laden Kochbücher zur kulinarischen Entdeckungsreise ein, in seiner „Hubertusstube“ nimmt man Platz, um zu genießen und sein "Grüner" ist nicht zu verachten. Ein Leben wie Gott in Frankreich!

Genusstipp: Gebratene Weinviertler Freilandente mit Knödel und Speckkrautsalat. Zur Ente ein Blauer Zweigelt vom Weingut Manhart aus Stoitzendorf. Dem folgt ein Dessert: Topfenpalatschinkenauflauf. Einfach köstlich! Stadthotel Eggenburg, Kremserstraße 8, A-3730 Eggenburg, www.oppitz.at

Tourismus Eggenburg, Kremserstraße 3, A-3730 Eggenburg, www.eggenburg.at

Anreise: Am günstigsten mit dem Auto. Mit dem Zug, beispielsweise ab Hamburg, Berlin, Dresden, Prag bis Breclav-Lundenburg oder via Wien bis Hollabrunn. Zahlreiche Hotels bieten einen Transfer an. Ob Pension, Hotel oder Winzerhof, die Angebotspalette ist vielseitig.

Weinviertel Tourismus GmbH, Kolpingstraße 7, A-2170 Poysdorf, www.weinviertel.at  

Von Susanne Satory, Foto Rita Newman.  

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