Lofer | Überlebenstraining in „Gottes freier Natur“ |
Das österreichische Saalachtal ist bekannt als Familienparadies für Schatzsucher, Almwanderer, Höhlenforscher, Kletterprofis oder Walddetektive!
Hallo Leute: Ich bin Finn, komme aus der Großstadt und bin gerade in Lofer, mitten in den Bergen des Saalachtales gelandet.
Das ist schon cool: keine Hochhäuser, sondern Riesen aus steilen Felsen und Wald stehen vor mir. Es sind die beiden Gebirge der Loferer und der Leoganger Steinberge.
„Die Luft ist rein“, das trifft´s hier wirklich. Die Wanderschuhe sind geschnürt. Und schon mache ich mich auf die Socken, zuerst einmal in aller Gemütlichkeit. Ich schwebe die Baumwipfel und Berge immer höher hinauf. Lasse meine Beine baumeln und blicke aus der Gondelbahn auf die bunte Almenwelt. Der Wind heult in den Bäumen. 720 Meter geht es hoch.
Oben auf dem Schwarzeck Gipfel strecke ich meine Arme aus und höre meinen eigenen Freudenschrei: So fühlt es sich an, ein Riese zu sein. Kein Wunder, mit einer Größe von anderthalb tausend Metern und der besten Aussicht hinunter ins Tal. Sich in die bunten Almwiesen hinein zu legen, ist ein wunderschönes Gefühl. Und wie sie duftet. Wie klein ich jetzt bin zwischen den hohen Blumen und Gräsern. An mir flattern die Schmetterlinge vorbei und die Grashüpfer springen um die Wette. Dazu ein Wiesenkonzert der zirpenden Grillen und singenden Heupferde. Eintritt frei. Am meisten Spaß macht es mir aber, die Abhänge im weichen Gras der Alm- und Mähwiesen hinunter zu purzeln - und das mit einem Wahnsinnstempo. Auf einem Mal habe ich mich aber verpurzelt und bin umzäunt. Schnell finde ich noch ein Schlupfloch aus dem Weidefeld heraus. Schließlich wollen die Rinder unter sich sein. An die 450 Kälber und Kühe werden im Sommer auf die Alm getrieben. Ein richtiges Schlaraffenland erwartet sie hier auf den feinsten, duftenden Wiesen. Bestimmt haben sich die Menschen, die schon früher hier gelebt haben, von dem reich gedeckten Tisch bedient. Pommes mit Ketchup, Waffeln mit Nutella oder Gummibärchen gab es noch nicht. Dafür harte Arbeit und Nahrung aus der Natur.
Überlebenstraining in „ Gottes freier Natur“ lerne ich, fängt mit den Wildkräutern an. Auf den Almwiesen pflücke ich einige für den Salat. Ich kenne sie längst alle: Margerite, Hirtentäschel, Rotklee, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Löwenzahn, Sauerampfer oder die Brennnessel für den Tee. Manche Wildkräuter sind etwas bitter, andere sauer, einige schmecken nach Nuss und wieder ander schmecken nach gar nichts und sind doch allesamt sehr gesund. Ich nehme natürlich nur von den Pflanzen, die ich wirklich kenne und mir zu 100 Prozent sicher bin, dass man die essen kann.
Mein Kräutersäckchen ist gefüllt. Auf meinem Weg zurück ins Tal traue ich meinen Augen kaum. Ein Märchenwald. Ich werde von lauter lustigen Zwergen und den Tieren des Waldes empfangen. Sie tanzen und musizieren, sammeln Beeren oder retten Schneewittchen. Einer hält an einem Baumstamm Mittagsruhe. Einer klettert auf den Baum, ein Anderer sitzt auf einer Schaukel zwischen zwei Tannen. Und mitten drin ein reich gedeckter Tisch mit Stühlchen drum herum. Milch und Kuchen stehen bereit.
Wenn mein Magen knurrt, kann ich Walderdbeeren, Waldbrombeeren oder Blaubeeren pflücken. Aber erst, wenn sie reifgeworden sind. Jetzt zeigen sie ihre schönen Blüten. Und auch die Pilze lassen ihre Köpfe noch unter der Erde. Aber meinen Durst kann ich jederzeit löschen. Das ist überhaupt das Schönste. Immer wieder trinke ich das klare Wasser, direkt von der Quelle, am besten gleich aus der hohlen Hand. Zum Überleben in der Wildnis hat die Natur einiges zu bieten.
Abwärts geht es noch drei Kilometer den Wasserfallweg „Auf die Alm“ entlang. Sein Name klingt, als würde er aus einer geheimnisvollen Geschichte der Brüder Grimm stammen. Über die gesamte Strecke plätschern die Wasserfälle. Kleine verwunschene Badeseen zeigen sich. Darin finden sich bestimmt auch ein paar Fische zum Fangen.
Aber auch viel Interessantes kann man auf den bebilderten Schautafeln erfahren, über die Geschichte der Alm, der Pflanzen und Tiere oder das anstrengende bäuerliche Leben der Almdorfbewohner. Wer Glück hat, kann sogar Steinadler, Gämsen und Murmeltiere entdecken. Fast schon im Tal angekommen, heißt es, Augen auf und Nase zu. Hier komme ich nur mit Hopsen und Springen weiter. Kuhfladen über Kuhfladen liegen ausgebreitet vor mir. Ich nenne die letzte Strecke den „Fladenweg“. Für die Kühe soll es der beste Dünger sein.
Der nächste Tag verspricht, heiß zu werden.
Wer hätte das gedacht, eine Schneeballschlacht bei 30 Grad im Schatten. Echt cool. Aber dazu später.
Zunächst geht es auf die Vorderkaserklamm. Auf engstem Raum hat hier die Natur bizarr geformte Felsen und tobende Wasserfälle geschaffen. Vor 12 bis 14 Tausend Jahren, als die eiszeitlichen Gletscher abgeschmolzen waren, begann sich ein Bach in den harten Felsen zu fräsen. Es ist spannend, durch die Klamm über Holzstege und Stiegen, die an den nackten Fels gezimmert sind, die steilen Stufen aufzusteigen. Unter mir der Abgrund mit dem rauschenden Wasser. Es wird immer dunkler. Ich stehe zwischen den hochragenden Felswänden. Die Wassermassen stürzen an mir mit einer Wucht und einem Tempo vorbei. Über mir der blaue Himmel. Doch der Blick in die Tiefe wird immer gruseliger. Ganz ehrlich? Irgendwie wird mir jetzt doch etwas mulmig. Allein die Vorstellung, in das strömende Wasser zu fallen, dann von der Saalach mitgerissen und vielleicht selbst zu Wasser zu werden, irgendwo zu landen, wo mich keiner mehr findet. Nein. Dann lieber zurück. Treppe runter geht sowieso einfacher.
Nun wieder auf festem Boden, fühle ich mich doch sicherer. Wie lustig, aus den Felsspalten dringen kleine Tannenbäumchen hervor. Den Wegesrand umsäumen zahlreiche Maiglöckchen und viele Orchideenarten. Auf Tafeln erfahre ich auch hier durch Klappen, Drehen, Drücken, Ziehen oder Blättern erhalte ich auch hier Antworten auf spannende Fragen, beispielsweise alles über die Orchidee, die „Königin der Blumen“ und staune, wie schön sie ist. Die mit der größten Blüte heißt übrigens Frauenschuh. Andere haben so lustige Namen Höswurz, Knabenkraut oder Wespenragwurz.
Hier oben bin ich mal ganz still, was mir hier gar nicht schwerfällt. Ich höre den Wind wehen, die Vögel zwitschern, das Wasser in den Schluchten toben. Zwischen Baumwurzeln sitzt ein Feuersalamander und rührt sich nicht vom Fleck. Vornehm ist er gekleidet: glänzend schwarzer Anzug mit großen, gelben Tupfern.
Gut, dass ich als Walddetektiv alles Wichtige dabei habe: Lupe, Millimetermaß, Fernrohr und natürlich meine Lauscherohren. Mein Maßband zeigt 20 Zentimeter Salamander Länge. Mit etwas Fantasie entdecke ich sogar ein Krokodil, ein Gecko und eine Schlange, erschaffen allerdings von dem Künstler Baumwurzel.
Nach der turbulenten Wander- und Klettertour lockt ein glasklarer Badesee zu einem kühnen Sprung ins kühle Nass. Das kalte Wildwasser kribbelt angenehm auf meiner Haut. Ein paar Jugendliche paddeln auf Flößen übers Wasser. Ständig gibt es Neues zu entdecken. Ich komme noch an mehr Badeseen vorbei mit Flößen und Staudämmen und Bächen, an Wasserspielplätzen oder Parkour Kletterrouten. Das Gute am Saalachtal ist, dass man gar nicht merkt, dass man wandert, während man wandert. Doch was jetzt kommt, ist einfach Mega: Eine Schneeball Schlacht bei 30 Grad Hitze. Das macht Laune. Massenweise Schnee, der von den Berggipfeln runter gerollt ist, liegt vor meinen Füßen. Eine herrliche Erfrischung. Ein Mann mit Fahrrad packt einen riesigen Schnee Klumpen und klemmt ihn sich auf den Gepäckständer. Was er damit wohl vorhat?
Zu meinem Abenteuerurlaub gehört natürlich auch eine Schatzsuche.
In der Lamprechtshöhle in St. Martin sollen Gold und Edelsteine von einem Raubritter verborgen sein, der oben auf einer Burg wohnte, von der noch Ruinen erhalten geblieben sind. Nach seinen vielen Raubzügen muss er die Beute versteckt haben. Aber wo? Sicher in der Höhle, die später seinen Namen trug. Man erzählt sich, dass Ritter Lamprecht seinen beiden Töchtern das viele Geld vererbt haben soll. Eine der Töchter war blind. Sie wurde von ihrer sehenden Schwester beim Aufteilen der Erbschaft betrogen. Die habgierige Tochter soll seitdem zur Strafe in der Höhle sitzen und mit einem Feueraugen Hund den eingeheimsten Schatz bewachen. So steht es in der Sage. In Wirklichkeit machten sich damals eine Menge Leute auf den Weg zur Lamprechtshöhle, um den Schatz zu finden. Das Dunkel des Berges war ihnen egal, mutig kletterten sie in die Höhle, doch nur wenige kamen lebendig wieder heraus. 198 Skelette fand man bei späteren Forschungen. Deshalb wurde die Höhle zugemauert. Trotzdem brachen erneut Schatzsucher heimlich ein, wurden erwischt und mit einem Lederriemen ausgepeitscht. Was an dieser Geschichte wahr ist, wollten Wissenschaftler herausfinden. Einige von ihnen sind noch heute mit Namen und Jahreszahl an den Felsen im Inneren der Höhle eingeritzt.
Rund 700 Meter der Lamprechtshöhle lassen sich erforschen. Mein Herz klopft gewaltig. Und doch macht es mir hier gar nichts aus, die betonierten 392 Stufen immer weiter hochzusteigen. Trotz wuchtiger Wasserfälle und vieler Geheimgänge. Edelsteine habe ich zwar auch nicht gefunden, dafür aber eine Menge Kalksteine. An den Felswänden ist das Kalkgestein durch die massigen Wasserfälle großflächig glatt geschliffen . Am Boden sind die Steine körnig, eckig, kantig. Ihre Formen sehen ziemlich „abgefahren“ aus, manche wie kleine Tierköpfe, andere wie ein Speer oder eine Pfeilspitze. Die Lamprechtshöhle ist insgesamt über 50 Kilometer lang. Für den nächsten Besuch habe ich mir vorgenommen, dort beim Laternen Fackelzug mit zu machen. Aber heute sinke ich erst mal geschafft ins Bett.
Das Abendlicht legt sich wie ein goldener Schimmer auf die schneebedeckten Steinberge des Saalachtales. Mir scheint, als reichen sich die Wolken und Berggipfel die Hand zur Guten Ruh. Ich höre gerade noch, wie die Kirchturmglocken den Tag ausklingen, die Vögel ihre Abendlieder zwitschern und die braun weiß gefleckten Hochlandrinder müde muhen. Es wird still in Lofer. Meine Augen fallen zu. Ich sehe nur noch Grün. Hecken, Büsche, Bäume, die Almwiesen und den weiten Himmel. Keine Flugzeuge, kaum Autos. Kein Müll, der herumliegt. Dafür trabende Pferde mit ihrem Fuhrwerk. Sie ziehen vorbei an Almhütten und an den wunderschönen Holzhäusern mit rosa violett Balkonblumen geschmückt.
Es würde mir gefallen, wenn Berlin Lofer wäre, oder Lofer mein Berlin. Jeden Tag wandern, klettern, radeln und - Quellwasser trinken. Das wäre perfekt. Euer Finn.
ReiseTravel Service
Das Salzburger Saalachtal mit den Orten Lofer, Unken, St. Martin und Weißbach liegt etwa 30 km südlich von Salzburg inmitten der Steinberge der nördlichen Kalkalpen. Im Umkreis von nur zwei Kilometern verbirgt das Saalachtal drei außergewöhnliche Naturdenkmäler. Die Vorderkaserklamm ist 400 Meter lang und 80 Meter tief, die 600 Meter lange Seisenbergklamm und die Lamprechtshöhle, die längste wasserführende Durchgangshöhle der Welt.
Tourismusverband Salzburger Saalachtal. Lofer 3, A-5090 Lofer. Telefon: +43 6588 8321. Unterkunft: Familien- und Vitalhotel Mühlpointhof. +43 6588 8242
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Christel Sperlich
Fernsehjournalistin Christel Sperlich entdeckt gern die ungewöhnlichen Geschichten hinter dem Abenteuer Reisen.
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