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Kleingarten ein Biotop und Urlaubsort in der Stadt: Marke Schrebergarten
Für Lateinlehrer ist der Fall klipp und klar: Kein Geringerer als Julius Cäsar hat den „Kleingarten“ erfunden! Das dem so ist, mag zutreffend sein oder auch nicht, jeder hat da seine eigene Sichtweise. Nachweislich hat der Feldherr aus Rom verletzten und nicht nicht mehr einsatzfähigen Soldaten ein Stück Land überlassen und für ein kleines und bescheidenes Dach gesorgt. Auf dieser Parzelle konnte der ehemalige römische Krieger dann Obst und Gemüse sowie Leguminosen anbauen und sich und seine Familie in bescheidenem Umfang selber ernähren und Überschüsse auf dem Markt verkaufen. Der große Unterschied zum heutigen Kleingarten besteht in der Geografie; der römische Invalide hatte seinen Wohnsitz und seinen Kleingarten an ein und derselben Stelle, der Schrebergarten ist nicht der heutige Wohnort des Kleingärtners. Er fährt von seinem Domizil zu seiner Laube oder wie es sehr oft in den Neuen Ländern heißt „Datsche“, verbringt im Kleingarten seine Freizeit und fährt dann wieder in seine Wohnsiedlung zurück.
Geschichtlich bewiesen ist eindeutig, der Landgraf Carl von Hessen, der von 1744 bis 1836 lebte, regte um 1797 an, im hohen Norden, in Kappeln an der Schlei, sogenannte Armengärten anzulegen. Die anwachsende Bevölkerung sollte vor Hunger und Verarmung geschützt werden, daher kam der Landgraf auf den Gedanken, auf diese Weise für eine Wohlfahrt gerade bei den unteren Schichten der Gesellschaft zu sorgen. Zu Ehren des Erfinders nannten die Bürger die neu geschaffene Einrichtung „Carlsgärten.“ Städte und Gemeinden gaben für einen sehr geringen Pachtzins das Land ab, da Kirchen und auch Unternehmen dieses Anliegen oft unterstützten, gaben auch sie Grundstücke aus ihrem Besitz frei, damit zahlreiche neue Carlsgärten entstehen konnten. Im Zuge der Industrialisierung warben Zechen und Fabriken sogar unverhohlen damit, ihren Belegschaftsmitgliedern Kleingärten kostengünstig zu überlassen.
In der rasant wachsenden Großstadt Berlin entstanden im 19. Jahrhundert Gärten der Arbeiterbewegung, die im Volksmund „Arbeitergärten“ genannt wurden; die vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellten Gärten hatten den Namen „Rotkreuzgärten“ und die Gärten der zahlreichen Eisenbahngesellschaften hießen „Eisenbahnergärten.“
Eine besondere Form des Kleingartens ist der Schrebergarten, der Leipziger Mediziner Daniel Gottlob Moritz Schreber, der von 1808 bis 1861 lebte, war der Namensgeber. Er selber hat davon gar nichts mehr miterlebt, als 1865 in Leipzig der erste „Schreberplatz“ in der Geschichte eingeweiht wurde, war der Arzt bereits 3 Jahre tot. Sein Freund und Mitstreiter, der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild, der von 1806 bis 1866 lebte, entwickelte anfangs einen „Schulverein“, wo Schüler und deren Eltern auf ihnen gehörenden Schulvereinsgrundstücken Obst und Gemüse sowie Kartoffeln anbauten. Daraus wurden im Laufe späterer Jahre Schrebergärten, wie sie heute noch bekannt sind.
Klein- und Schrebergärten sorgen bis heute für eine bessere Lebensqualität, sorgen für eine Auflockerung der Bebauung und dienen dem Biotop- und Artenschutz. Kinder und Jugendliche beispielsweise können sich bei der Gartenarbeit austoben und sehen im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte ihres Tuns wachsen, gedeihen und grünen. Die Kleingärtner ernten ihr eigens Gemüse und Obst und sparen damit auch Geld; Überschüsse an Obst wird eingeweckt für den Winter, Kleingärtner machen um Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte einen großen Bogen. Die Politik hat den hohen Stellenwert der Kleingärtnerbewegung längst erkannt und steht mit Rat und Tat zur Seite und ist bei zahlreichen Aktionen in der Kleingartenanlage dabei - natürlich sind Schreber- und Kleingärtner auch Wähler, die sicherlich von den Politikern auch gehegt und gepflegt werden wollen!
Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Reinickendorf, Frank Balzer (CDU) nahm an einer Aktion „Frühjahrsputzkampagne“ in Schrebergärten teil und sagte: „Ich bedanke mich für das Engagement und kann nur dafür werben, sich auch in den kommenden Wochen und Monaten an der Aktion zu beteiligen und dafür zu sorgen, dass sich der Bezirk das ganze Jahr über so gepflegt und ordentlich im öffentlichen Raum darstellen kann“. Ziel ist es, Schreber- und Kleingärtner und deren Besucher „sollen sich in ihrem Umfeld wohlfühlen“. Roswitha Hanse ist im Berliner Landesverband der Kleingärtner Schriftführerin und im Bezirksverband Reinickendorf ehrenamtlich als Kassiererin tätig, betonte gegenüber ReiseTravel: „Alleine in Reinickendorf gibt es 57 Vereine mit knapp über 6.000 Mitgliedern. Bei uns sind wirklich alle Berufe vertreten, der Hochschullehrer hat genauso seinen Spaß im Kleingarten wie die Backwarenverkäuferin oder der U-Bahnfahrer. Bei uns Kleingärtnern gibt es keinen Standesdünkel, wir alle hier reden uns mit dem vertrauten „Du“ an, da spielt es keine Rolle, ob man beruflich der Herr Doktor im Unfallkrankenhaus ist oder der angestellte oder selbstständige Taxifahrer“.
Einen ganz großen Vorteil sieht Roswitha Hanse auch bei den Kosten, denn ein Klein- oder Schrebergarten ist eine „Kostenbremse. Gehen Sie doch mal mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern bei einem Ausflug im Grünen in ein Ausflugslokal, wie schnell sind sie da 100 Euro oder noch mehr los für Speis und Trank? Im Kleingarten kommt es bei jedem Tag, wo sie hier sind, zu einem wunderbaren Ausflug im Grünen. Sie müssen sich auch keine Gedanken mehr machen, wohin sie im Urlaub fahren, sie freuen sich auf jeden Urlaub in dem kleinen grünen Paradies, für das sie eigenverantwortlich sind“.
ReiseTravel Fact: Es heißt zwar „Kleingarten“, aber der Stellenwert für die Hobbygärtner ist haushoch! Im eigenen Garten erntet man sein Obst und Gemüse und braucht nicht ein Biosiegel, der Hobbygärtner weiß, welche Zutaten er in sein Erdbeerbeet oder auf die Salatköpfe gepackt hat. In den Urlaub fahren und dann Stoßstange an Stoßstange den Vorder- und Hintermann auf der Autobahn begrüßen zu müssen entfällt auch für die Kleingärtner, ihr erholsames Urlaubsziel liegt in der Nähe der Wohnung.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Volker-T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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