Haifa

Tishbi – Das älteste Familienweingut

Es gibt in ganz Israel keine Familie, die so eng mit der Entwicklung des modernen Weinbaus im heiligen Land verbunden ist, wie die Tishbis. „Im Jahr 1882 ließ sich mein Urgroßvater hier in der Gegend von Zichron Yaakov nieder, um sich eine eigene Existenz als Landwirt aufzubauen. Er wurde von Baron Edmond de Rothschild persönlich damit beauftragt, auf seinem Land Weinberge anzupflanzen und zu bearbeiten.“ – sagt Jonathan Tishbi. Und der Stolz auf diese Tradition steht dem kompakten und freundlichen Mann dabei offensichtlich ins Gesicht geschrieben.  

Über einhundert Jahre lang waren seine Vorfahren dann als Weinbauern und Traubenproduzenten tätig, bis sich Jonathan Tishbi mit seiner Familie im Jahr 1985 dazu entschloss, die Trauben aus den eigenen Weinbergen auch selbst zu verarbeiten. Das damals gegründete Weingut trug in Erinnerung an den Baron Edmond de Rothschild zunächst den Namen „Habaron“. Erst später wurde es in Tishbi umbenannt.    

Heute produziert der moderne Betrieb in der Nähe der Stadt Binyamina, auf halben Weg zwischen Tel Aviv und Haifa gelegen, rund eine Million Flaschen pro Jahr. Es gibt die vier Produktlinien Special Reserve, Estate, Vineyards und Tishbi. Der größte Teil der Trauben dafür kommt aus den eigenen Weinbergen im Hauptanbaugebiet Zichron Yaakov am Fuß des Carmel-Gebirges, das von der unmittelbaren Nähe zum Mittelmeer profitiert. Hier wachsen vor allem die Rebsorten Merlot, Petite Sirah, Emerald Riesling und French Colombard.

Die Familie bearbeitet aber auch Weinberge in anderen Regionen des Landes. So zum Beispiel im oberen Galiläa, im Grenzgebiet zum Libanon. Hier stehen die Reben bis in Höhenlagen um die 700 Meter. Schnee in den Weinbergen ist da keine Seltenheit. Diese Region gilt als die für den Weinbau am besten geeignete in Israel. Die Familie Tishbi hat hier vor allem Cabernet Sauvignon und Merlot für die beiden qualitativ hochwertigen Produktlinien Secial Reserve und Estate im Anbau. Außerdem finden sich Weinberge der Tishbis auch im unteren Galiläa und im Judäischen Bergland.

Am interessantesten ist derzeit aber der Weinbau in der Negev-Wüste. Dank der hoch entwickelten israelischen Bewässerungstechnologie hat sich hier, weit im Süden des Landes, der Weinbau in den letzten Jahren rasant entwickelt. Auch wenn der Anblick von Rebreihen im Wüstensand auf den ersten Blick absurd anmutet und die damit verbundenen Kosten hoch sind, die Investitionen in der Negev-Wüste lohnen sich. Vor allem der starke Temperaturunterschied der Wüstentage und Nächte wirkt sich auf die Qualität der Trauben positiv aus sorgt für hochwertiges Lesegut. Zudem schützt der heiße und trockene Wüstenwind die Trauben auf natürliche Weise vor Krankheiten.

Trotz Einsatz solch moderner Technologien in Weinberg und Keller sehen sich die Tishbis bis heute als koscher und ökologisch produzierender Betrieb in der alten, auf höchste Qualität ausgerichteten Familientradition. Nicht umsonst konnte Kellermeister Golan Tishbi in den vergangenen Jahren regelmäßig internationale Auszeichnungen mit seinen Weinen gewinnen. So wurde beispielsweise der Shiraz 2005 von der „World Association Wine & Spirit Writers and Journalists“ als Wein des Jahres 2007 ausgezeichnet. Die Weine von Tishbi werden derzeit weltweit in zwanzig Länder exportiert. Hauptsächlich in die USA und Kanada, sowie nach Europa aber auch nach Japan, Hongkong, Südkorea und Taiwan sowie nach Brasilien, Panama, Australien und Südafrika.

Zuhause in Israel sind Gäste und Touristen im Weingut herzlich willkommen. Vom neu erbauten Touristikcenter aus genießt man einen herrlichen Ausblick über die umliegenden Weingärten. Im koscheren Restaurant des Weinguts gibt es außerdem eine Vielzahl von Gerichten, die vor allem mit ökologisch erzeugten Produkten aus der Region zubereitet werden. Die Qualität und Frische der handgemachten Käse, von Obst und Gemüse, der Olivenöle und des im eigenen Ofen gebackenen Brotes überrascht vor allem europäische Touristen immer wieder. Seit Sommer 2008 können diese Produkte unter dem Label „Feinkost von Oshra Tishbi“ auch gekauft werden. „Mir ist es wichtig unseren Gästen die Möglichkeit zu geben, das wundervolle Miteinander, dass unsere Weine mit diesen ausgesuchten Produkten einfach auch mit nach Hause nehmen zu können.“ In der Vinothek des Weinguts können natürlich sämtliche Weine verkostet und gekauft werden. Eine besondere Attraktion ist der „Abfülltank“, an dem sich die Touristen ihren Wein selbst in mitgebrachte Flaschen und Gefäße abfüllen können.

Eine weitere Spezialität, die es so nur hier gibt, ist die historische Brennerei aus dem Jahr 1912. Hier wird in alter Tradition ein hochwertiger Brandy destilliert, der anschließend für 12 Jahre in Eichenholzfässern lagert und dabei ein Potential für weitere 16 Jahre erhält. „Wobei sich der Inhalt dieser ganz besonderen Flaschen in den meisten Fällen auf unerklärliche Weise sehr viel schneller verflüchtigt“ – lacht Jonathan Tishbi. Und wer nur den feinen Geruch in der alten Destillerie in der Nase spürt, ahnt, woran das wohl liegen mag. 

Gerne führen die Tishbis Gäste und Touristen auch persönlich durch das Weingut und erklären den Besuchern den Werdegang des Weins von der Traube bis zum die Seele belebenden Getränk. Wenn man es, wie alles, mit Maßen geniest. Wobei es zumindest einmal im Jahr auf dem Weingut so richtig hoch her geht. Wenn bei der  Tishbi Noveau Party nach altem französischen Vorbild, der erste junge Wein in einer wilden Nacht verkostet werden kann. Ansonsten ist das Weingut an Werktagen von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr am Nachmittag geöffnet, am Freitag, dem Vorabend des Sabbats bis 13 Uhr.

www.tishbi.com 

Ein Beitrag für ReiseTravel von Wolfgang Schilling. 

 

 

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