Benediktbeuern

Wenn sich Himmel und Erde die Hand reichen

Im Kloster: Auf mehr als 1.250 Jahre Klösterliches Leben blickt das Kloster in Benediktbeuern zurück. Heute werben die Ordensbrüder der Salesianer Don Boscos für „Stade-Stillezeiten“. Die Mönche haben sich den Platz für ihr Kloster in Benediktbeuern zwischen den Loisach-Kochelsee-Mooren und den Benediktenfelsen nicht von ungefähr ausgesucht. Das Kloster, das dem Ort seinen Namen gab, gilt als eine der schönsten barocken Klosteranlagen Oberbayerns und als geistiger und kultureller Mittelpunkt im Tölzer Land.

Gott und das Leben

Schon von weitem Grüßen die Zwiebeltürme der Basilika. Wer durch die Pforte, vorbei an Obstplantagen, Kräutergärten oder dem kleinen Friedhof die Glocken der Klosterkirche läuten hört, ist angekommen in einem offenen Raum der Ruhe und Achtsamkeit. Die Basilika St. Benedikt ist die ehemalige Abteikirche und jetzige Pfarrkirche in Benediktbeuern. Viele Menschen finden hier Anregungen, um über sich, das Leben und den Glauben nachzudenken. Pater Peter ist Seelsorger und Professor für Kirchenrecht. „Zunächst wollte ich Journalist werden, spürte aber sehr schnell, dass ich von Gott geführt werde und etwas weitergeben kann an andere. Der kräftige Mann mit den freundlichen Augen strahlt Ruhe aus und Wärme. Viele der Gäste vertrauen sich ihm an, sprechen von ihren Verwundungen und Verletzungen. „Sie wollen etwas loslassen, suchen Rat, Bestärkung, ein tröstendes Wort.“ Obwohl der Pater selbst nicht verheiratet ist, sind ihm Eheprobleme, Kinder und Jugendnöte nicht fremd. „Fast immer geht es um die Sehnsucht nach Liebe. Die meisten Menschen kommen aus einer lauten, gehetzten beruflichen und familiären Lebenswelt. Hier fällt der ganze Lärm ab. Jeder, der anklopft, ist willkommen, und jeder bringt etwas mit aus seinem Leben. Manche wollen reden, manche nicht. Doch alle gehen gestärkt aus dem Kloster wieder heraus.

Kloster Benediktbeuern

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Wechselvolle Geschichte

Die Gründung des Klosters Benediktbeuern lässt sich auf das Jahr 725 datieren. Es ist eines der ältesten Benediktinerklöster und wichtigste christlichen Missionszentren in Bayern mit einer wechselvollen Geschichte. Karl der Große vermittelte ihm die Armreliquie des Hl. Benedikt, durch die es später den Namen erhielt. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im Jahre 955 wurde es mit Unterstützung des Hl. Ulrich von Augsburg wieder aufgebaut, bis es durch einen Brand und dem 30-jährigen Krieg erneut große Schäden nahm.

Vom Jahre 1699 an entstand die barocke Klosteranlage. Eine ausgesprochene Besonderheit ist der frühbarocke Festsaal mit seinen 29 Deckenbildern. Ein bildreicher Zyklus, ein Loblied auf Gottes Schöpfung. Im Kapitelsaal hochbarocker Stuck, der die vier Kardinaltugenden Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit und Mäßigung darstellt. Zwei Deckenbilder zeigen Benedikt als Ordensstifter, umgeben von Allegorien der Ordensgenote wie Armut, Schweigsamkeit, Keuchheit, Klugheit und Gehorsam. Die Säkularisation von 1803 beendete in Benediktbeuern eine tausendjährige segensreiche Tätigkeit der Benediktiner. Jetzt wurde es als Kaserne, Invalidenheim, Gefängnis, Genesungsanstalt für Soldaten umfunktioniert. Anfang des 19. Jahrhunderts arbeitete hier der berühmte Forscher Joseph von Fraunhofer. Ab 1819 kam das Klosteranwesen in Staatsbesitz.

Tradition der Salesianer Don Boscos

Im Jahre 1930 erwarb die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos die Klosteranlage, um hier eine philosophisch-theologische Ausbildungsstätte für den deutschsprachigen Ordensnachwuchs einzurichten. Entsprechend dem Auftrag ihres Gründers, des Priesters und Jugenderziehers Johannes Bosco dient das heutige Jugendpastoral-Institut Don Bosco der Qualifizierung von Ordensleuten und Laien für den Einsatz in der Kinder- und Jugendhilfe oder in der Jugendseelsorge.

Mönche nennen sich die Ordenbrüder nicht. Sie tragen keine Mönchskutten und leben nicht abgeschottet und rein kontemplativ. Knapp 40 Mitbrüder der Salesianer Don Boscos aus sieben Nationen wohnen und arbeiten im Kloster Benediktbeuern in der Pfarr- und Hochschulseelsorge oder als Dozenten an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München.

Kampf ums Überleben

Während in Bayern Klosterschließungen zu einer traurigen Realität geworden sind, kämpft das Kloster Benediktbeuern ums Überleben. „Es ist, als hätten wir hier den Himmel auf Erden. Wir pflegen das Kloster als kostbares Gut, wollen ihm seinen Sinn als Salesianer zuführen, sagt Pater Claudius, der schon früh wusste, welchen Weg er gehen würde. „Mein Klosterlehrer zeigte mir in der 4. Klasse die Kirchenorgel. Ich schaute von oben auf den Altar herab und dachte, was der Pfarrer dort vorne macht, das wäre auch etwas für mich. Jetzt mit zunehmendem Alter fühle ich immer stärker, dass ich von Gottes Hand geführt werde. Dieses Vertrauen trägt mich durch mein Leben.“ Der Mann mit der warmherzigen Ausstrahlung und dem heiteren offenen Gemüt ist überzeugt, „Gott bietet jeden Menschen einen Lebensweg an.“ Das Schönste für mich sind die Begegnungen mit jungen Menschen, der Austausch, die Teilhabe am anderen, und dass ich jungen Menschen ein Stück auf dem Weg behilflich sein kann.

Kloster Benediktbeuern

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Stadezeiten - Stillezeiten

Unter dem Motto Stadezeiten sind Besucher eingeladen, um innere Einkehr zu erfahren. Immer neue lauschige Plätze tun sich unter dem freien Himmel auf. Der Meditationsgarten neben dem Friedhof ist dem berühmten Bodenlabyrinth der Kathedrale von Chatres nachempfunden. Kräuter für alle Sinne, zum Kochen, zum Heilen oder als Symbolik führen bis zum Brunnen in die Mitte. Durch die optimale Lage des Klosters mitten im wunderschönen Voralpenland lassen sich Berge erkunden oder das Moor mit seiner einzigartigen Flora und Fauna.

Birgit Niederhuber ist Expertin in erdigen Fundstücken. Die Bildhauerin findet Wurzelhölzer in Seen, Bächlein, Flüssen oder Steine am Wegesrand, Holz, Baumborke, Kiesel oder Waldwurzeln. Nur sparsam bearbeitet sie die Naturmaterialien zu einem Gesicht, eine Kugel ergänzt sich zum Kopf, eine Muschel wird zum Hut. „Wenn ich so ein Stück Natur in der Hand halte, schaue ich nach dem Verborgenem, dem Geheimnis, das es in sich birgt. Wenn der erste Impuls stimmt, dann kann ich etwas Schönes aus dem urbanen Material herausholen.“ In den Kreuzgängen des Klosters stehen ihre Skulpturen, die genauso in Paris oder Italien zu sehen sind. Die Ausstellung zeigt, mit welcher Leichtigkeit die renommierte Künstlerin zarten und kraftvollen Figuren Ausdruck verleiht.

Verschiedenste Veranstaltungen, Gottesdienste oder auch Pilgerwanderungen werden vom Kloster Benediktbeuern aus geführt. „Der Pilgerweg beginnt vor der eigenen Haustür. Es ist ein Aufbrechen, sich auf dem Weg machen, Zwischenstationen wahrnehmen", meint Martin Blösl, einer der Pilgerführer, der immer ein Thema für seine Touren anbietet . Zum Beispiel „Pilgernd bin ich dem Wesentlichen auf der Spur“.  Das seien keine Vorträge, sondern Anregungen. „Wenn ich in Bewegung bin, komme ich auch geistig in Bewegung und den eigenen Lebensfragen näher. Wo kann ich Halt finden, Sinn und Orientierung erfahren. Heute sind es die Salesianer Don Boscos, die hier auf vielfältige Weise besonders für junge Menschen wirken.

Der heilige Ulrich in Benediktbeuern

Vor mehr als 1000 Jahren reiste Bischof Ulrich von Augsburg auf einem zweirädrigen Ochsenkarren durch sein Bistum. Er besuchte die Pfarreien, verkündete die Frohe Botschaft, spendete die Sakramente und half Menschen in Not. Der Reliquienschrein mit den Gebeinen des Bistumspatrons wurde im Sommer diesen Jahres nach Benediktbeuern gebracht, verdankt doch das ehemalige Benediktinerkloster nach einer Zerstörung durch die Ungarn Bischof Ulrich seinen Wiederaufbau. Bischof Ulrich blieb dem Kloster zeitlebens verbunden. Fortan unterhielt er dort auch einen bischöflichen Nebensitz, um den Menschen am Rande des Pfaffenwinkels näher zu sein.

Übrigens: Nur eine Viertelstunde vom Kloster Benediktbeuern entfernt, liegt Kochel mit dem Museum Franz Marc und seinen legendären blauen Pferden. Eine tiefe Liebe zu den Tieren, zur Erde, zu Farben und allem Natürlichen ist in seinen Bildern spürbar. In den Bergen, in den Wäldern, auf Wiesen und Weiden war er zuhause. In der Betrachtung seiner Bilder scheint es, als hätte er Zutritt zum Leben der Tiere gehabt.

Kloster Benediktbeuern, Don Bosco Straße 1, D-83671 Benediktbeuern, Telefon 08857-88-0

www.stade-zeiten.bayern

Gästehaus und Jugendherberge Don Bosco, 08857/88-195

Franz Marc Museum, Franz Marc Park 8 -10, D-82431 Kochel am See.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Christel Sperlich

Christel Sperlich ReiseTravel.euFernsehjournalistin Christel Sperlich entdeckt gern die ungewöhnlichen Geschichten hinter dem Abenteuer Reisen

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