Hagen | Wetten in Wettbüros |
Wetten und die Wettbürosteuer für Wettbüros in Hagen
Wettunternehmer wollen keine Wettbürosteuer: Die westfälische Stadt Hagen hat eine Wettbürosteuer eingeführt. Zu zahlen hat diese neue Steuer die Betreiber von Wettbüros. Wer in Hagen in Westfalen ein Büro betreibt, wo man auf Pferde- oder Windhunderennen Geld im Wetteinsatz verwetten kann, wird zur Kasse gebeten. Es regt sich Widerstand gegen diese neue Steuer, der „Verband der Europäischen Wettunternehmer“ hat bereits verlautbaren lassen, sobald ein Mitgliedsbetrieb in Hagen den ersten Steuerbescheid vorliegen habe, werde der Verband juristisch dagegen vorgehen.
Es ergeben sich Fragen: So ist noch nicht offengelegt worden, ob diese neue Steuer in Hagen zweckgebunden eingesetzt wird. Es ist ja bekannt, dass Wettsucht eine Krankheit ist, die schon ganze Familien zerstört hat und es auch weiterhin tun wird. Das Suchtpotenzial der Wettsüchtigen ist weder größer noch kleiner als das der alkoholabhängigen oder Rauschgift abhängigen Menschen.
Deutsche Richter haben schon einem Mörder mildernde Umstände zugebilligt, dem wegen hoher und nicht gezahlter Telefonkosten das Telefon abgestellt worden ist. Der besagte Mann hatte sogenannte kostenpflichtige Hotlines, damals eine 0190 Nummern, angerufen, wo am anderen Ende sich Damen gemeldet hatten. Als sein Telefon stillgelegt worden war, hatte er an der Nachbarwohnung geklingelt, der ältere Nachbar öffnete, dann wurde der betagte Herr umgebracht und der Mörder rief von der Nachbarwohnung stundenlang kostenpflichtige Hotlines an. Hier lag also auch schon eine Tat vor, um Sucht zu befriedigen. Wie viele Leute Straftaten wie Einbrüche, Unterschlagungen, Betrügereien und dergleichen begehen, weil sie im „Zocker Milieu“ gelandet sind, kann nur geschätzt werden. Es ist aber eine Tatsache, dass es spezielle Krankenanstalten gibt, wo nachweislich Wettsüchtige behandelt werden. Die Behandlung ist, wie bei allen Süchten, nicht immer bei allen Patienten erfolgreich. Ob Hagen nun diese Mehreinnahmen aus der Wettbürosteuer einsetzen wird, um beispielsweise für präventive Maßnahmen wie Beratung in Schulen und an Arbeitsplätzen vor den Gefahren der Wettsucht aufmerksam zu machen, ist auch noch nicht bekannt. Ebenso bleibt abzuwarten, ob Hagen allein auf weiter Flur stehen wird oder ob sich im Bundesgebiet weitere Städte diesem Vorhaben anschließen werden. www.Hagen.de
Der Autor meint: Eine Steuer, die nur irgendwelche fiskalische Löcher stopft, erfüllt nicht den Sinn und den Zweck, der sich aus einer Wettbürosteuer ergeben sollte. Es hat diese traurigen Fälle gegeben und wird sie immer noch weiter geben: Es sind meist Männer, dazu noch Familienväter, die das Gehalt, das Geld für den ins Pfandhaus gebrachten Schmuck oder Fernseher, geradewegs ins Wettbüro bringen. Der Süchtige kann sich immer sehr gut daran erinnern, er hat z. B. schon einmal für knapp 100 Euro Wetteinsatz 1.000 Euro kassiert. Er hat krankhaft bedingt verdrängt, dass er schon zig tausende Euro verloren hat, gewonnen hat aber immer der Betreiber des Wettbüros. Der Spielsüchtige geht ja auch stets davon aus, sein nächster „todsicherer“ Einsatz auf ein bestimmtes Pferd bei einem Trabrennen oder Galopprennen bringt endlich den erhofften Geldsegen. Bleibt der Geldsegen wieder mal am Schalter des Wettbüros aus, leiden die Familienangehörigen. Der Kühlschrank bleibt leer, die Kinder gehen im Extremfall mit „dreckigen Klamotten“ zur Schule, weil kein Geld für Waschpulver, Kosmetika und zu zahlenden Stromrechnungen vorhanden ist und keine Waschmaschine angestellt werden kann. Für das nächste Rennen und den nächsten „todsicheren“ Wetteinsatz hat der Wettsüchtige eigenartigerweise immer noch ein paar Euro in der Tasche. Natürlich sind nicht alle, die in Wettbüros gehen und dort das mehr oder weniger sauer verdiente Geld den Wettbürobetreibern übergeben, spielsüchtig. Es gibt bedauerlicherweise aber durchaus Mitbürger, die von dieser Sucht befallen sind oder kurz davor stehen, von der Krake Wettsucht umschlungen zu werden.
Knallharte Worte: Sollte nur ein wettsüchtiger Mensch aufgrund der Einnahmen aus der Wettbürosteuer und den daraus sich zusätzlich ergebenden Behandlungsmaßnahmen oder intensiver Aufklärungsarbeit durch Fachleute wie Sozialarbeiter, Ärzte, Psychologen und ehemaligen Betroffenen von dieser Sucht sich abwenden: ist es eine gute neue Steuer.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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