Venedig

In Venedig wird Santiago Calatravas elegante, aber gefährliche Brücke aus Stahl und Glas saniert

Venedig hat verschiedene Dauerthemen, die immer wieder in den nationalen und internationalen Medien auftauchen. Zum Beispiel: Drohendes Hochwasser oder die gigantischen Kreuzfahrtschiffe in der Nähe des historischen Markusplatzes und über 100.000 Touristen, die täglich die engen Gassen der einzigartigen, aber fragilen Stadt überfüllen. Seit 20 Jahren kann man auch in den Schlagzeilen zahlreiche Nachrichten über die von dem weltberühmten, in Zürich lebenden spanischen Architekten Santiago Calatrava entworfene, elegante Fußgängerbrücke (Ponte della Costituzione) am Canal Grande finden.

Schon 1999 bekam Calatrava den Auftrag, die Brücke zu planen. 2008 wurde die Brücke aus Stahl und Glas fertiggestellt und für das Publikum, allerdings ohne öffentliche Einweihungsfeierlichkeiten, geöffnet. Die Brücke kostete 11,6 Millionen Euro, und war damit 4,6 Millionen Euro teurer als ursprünglich kalkuliert. Die Brücke machte zu häufig Reparaturarbeiten und Nachbesserungen erforderlich. Jährlich schluckten die Instandhaltungen 167.000 Euro. 

Calatravas Brücke ist die vierte Brücke, die bis jetzt über den größten Kanal Venedigs, den Canal Grande, realisiert wurde. Die neue Brücke hat eine wichtige Funktion in der Lagunenstadt; sie verbindet den einzigen Bahnhof Santa Lucia im historischen Venedig mit dem Piazzale Roma, wo alle Busse und heute auch Straßenbahnen, die vom Festland ankommen, ihre Endstation haben.

Venedig Santiago Calatravas Bruecke

Santiago Calatravas elegante Brücke aus Stahl und Glas wird saniert

Obwohl Calatrava genug Zeit für die Planungsphase hatte, vergaß oder ignorierte er die Barrierefreiheit bei der Konstruktion der Brücke. An der Seite der Brücke sollte eine nachgerüstete rote kugelförmige Gondel, die nicht von Calatrava selbst entworfen wurde, behinderten Menschen und Rollstuhlfahrern die Überquerung der Brücke ermöglichen und erleichtern. Die Gondel erwies sich jedoch als sehr unpraktisch, langsam und war an Sommertagen zu heiß und deshalb kaum benutzbar. Sechs Jahre nach der Inbetriebnahme wurde die Gondel, die 1,8 Millionen Euro gekostet hatte, demontiert.

Das Hauptproblem der Brücke waren allerdings die aus Glas gebauten Stufen und begehbaren und gläsernen Platten. Bei nassem und winterlichem Wetter rutschten zahlreiche Fußgänger auf den glatten Platten aus, oft mit schweren Folgen. Die Glasplatten waren einfach zu gefährlich für die Fußgänger. Man suchte verschiedene Lösungen die Rutschunfälle zu beseitigen: Zum Beispiel befestigte man Anti-Rutsch-Klebstoffe auf dem Glas, das half auf Dauer jedoch kaum, die Sicherheit zu verbessern.

2021 entschieden Venedigs Verantwortliche endlich, dass der Glasboden entfernt und die Brücke mit fußgängerfreundlicheren Steinplatten ausgestattet wird. Venedigs Stadtverwaltung ist der Meinung, dass die Sicherheit der Fußgänger Priorität hat und wichtiger ist als Calatravas Kunst und Architektur. Die Stadtverwaltung hat mitgeteilt, dass eine halbe Million Euro für die Sanierung der Brücke vorbehalten wird.

Venedig hat mit zahlreichen Gefahren und Problemen zu kämpfen, um die Stadt dauerhaft zu schützen. Gegen die jährlichen Überschwemmungen hat man in den letzten Jahren riesige Barrieren gebaut. Das Anlegen der Kreuzfahrschiffe in unmittelbarer Nähe zum Markusplatz wurde bereits verboten. Seit Januar 2022 gibt es in Venedig die Verordnung, dass jeder Tourist, der in den historischen Teil der Stadt kommt, vorher online eine Eintrittskarte buchen und fünf Euro bezahlen muss.

Venedig Santiago Calatravas Bruecke

Die Brücken sind für das auf kleinen Inseln gebaute Venedig lebenswichtig, wo das einzige Bewegungsmittel der Fußverkehr neben dem Bootverkehr ist. Besonders bedeutsam sind die vier Brücken am fast vier Kilometer langen Canal Grande. Deswegen ist zu erwarten, dass Calatravas Brücke am Canal Grande zügig renoviert wird. Die nahe Zukunft wird sicherlich auch zeigen, ob die neuen Steinplatten sich auf Santiago Calatravas Brücke in der Praxis besser bewähren und weniger gefährlich als die transparenten Glasplatten sind. 

Ein Beitrag für ReiseTravel mit Fotos von Markku Rainer Peltonen

Markku Rainer Peltonen Unser Autor stammt aus Finnland. Er studierte in Berlin: Dipl.-Ing. (Architektur), TU Berlin; M.A. (Altamerikanistik), FU Berlin. Er arbeitet als freier Journalist und Fotojournalist.

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