Georg Olms

Herr Huang beschreibt Deutschland aus Sicht eines erwartungsvollen Touristen

Ein Chinese auf Weltreise zum Kulturerbe: „Heute und mit diesem Tag beginnt meine große Reise im Namen der „Faces of Humanity“ Initiative. Mit der schönen Zijuan sitze ich also nun in der Wartehalle des Flughafens“, sagt Herr Huang.

Herr Huang in Deutschland, Olms VerlagHuang möchte mehr von der Welt sehen: Der chinesische Unternehmer, Bergsteiger und Dichter gründet die „Faces of Humanity“ Initiative und beschließt, innerhalb von zehn Jahren alle 759 UNESCO Weltkulturerbestätten zu besuchen. Sein erstes Ziel ist Deutschland – ein Land, auf das er große Stücke hält, die effiziente Arbeitsweise und Höflichkeit der Deutschen ziehen ihn an und wecken seine Bewunderung. Voller Vorfreude setzt er sich in den Flieger und wird prompt mit der schonungslosen Realität konfrontiert, als er auf dem Frankfurter Flughafen die Unfreundlichkeit des Sicherheitspersonals über sich ergehen lassen muss. Ausgestattet mit Kamera und Diktiergerät hält er in den folgenden 26 Tagen seine Erfahrungen in einem Reisetagebuch fest und setzt sich auf diese Weise sein Bild von Deutschland Stück für Stück ganz

neu zusammen. Er dokumentiert und bestaunt die insgesamt 35 Kulturerbestätten, von den Ostseestädten Wismar und Stralsund über Industriedenkmäler und prachtvolle Kirchen bis zu den prähistorischen Pfahlbauten am Rande der Alpen. Als Tourismusexperte bemerkt er die vorbildliche Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Kulturschätze ebenso wie organisatorische Mängel. Viel mehr als für die Bauwerke selbst interessiert sich Herr Huang aber für die Menschen und Traditionen, die sich dahinter verbergen, und so sucht er ständig den Kontakt zur Bevölkerung. Dabei spricht Herr Huang ganz gegen chinesische Gewohnheit essenzielle Probleme Chinas und Deutschlands an. Durch den Vormarsch rechtspopulistischer Parteien in Europa sensibilisiert fragt er sich und die Deutschen: Wie steht es um die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland? Wie gut hat die Angleichung von Ost- und Westdeutschland funktioniert? Und können China, Hongkong und Taiwan sich eventuell ein Beispiel daran nehmen? Zudem muss er immer wieder das Chinabild der Deutschen zurechtrücken und wundert sich, wie negativ die deutschen Medien von seiner Heimat berichten, schließlich sei er doch das beste Beispiel dafür, dass man in China sagen kann, was man will, ohne gleich verhaftet zu werden.

ReiseTravel Fact: Herr Huang beschreibt Deutschland aus Sicht eines erwartungsvollen Touristen, der sich bald in einer „Servicewüste“ ohne zentrale Beschwerdehotline wiederfindet; mit der Denkweise eines Chinesen, der versucht, von Deutschland zu lernen und für sein Land einen Weg aus der moralischen Krise zu finden – aber auch mit den Augen eines Menschenfreundes, der sich über einfache Dinge freuen kann. Er begeistert sich mit Ehrfurcht für jede Art von Kunst, egal ob Pflastermalerei oder preisgekrönte Skulptur, er schwelgt in deutschem Wein - allerdings nur in weißem, und zeigt sich ergriffen von der Pracht des Aachener Doms oder der Schönheit des Rheintals. Huang öffnet den Deutschen die Augen für Dinge, die sie zwar tagtäglich umgeben, die aber anscheinend längst übersehen werden: Wie zum Beispiel die 35 deutschen Weltkulturerbestätten, über die, wie ihm scheint, keiner so richtig Bescheid weiß.

Herr Huang in Deutschland - Ein Chinese auf Weltreise zum Kulturerbe. Aus dem Chinesischen von Annelie Dangel und May-Britt Wilkens, Olms Verlag, 690 S., durchgehend vierfarbig illustriert, Gebunden, ISBN 978-3-487-08550-0, www.olms.de

Das Buch kostet im Buchhandel 19,90 Euro.

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