Nicola Förg

Was haben der Besitzer einer Outdoor-Agentur, ein holländischer Camping-Urlauber und eine begüterte Werdenfelser Oma miteinander zu tun? Erst einmal nichts, außer dass sie alle an einer Eisenhut-Vergiftung starben!

Alpen-Krimi: Eisenhut ist tödlich, vierzehn Bier am Tag sind unter Umständen auch tödlich. Drei Selbstmorde? Drei Morde? Ein Tollwutfall kommt auch noch dazu. Wenn Irmi Mangold, die bayerischen Kommissarinnen und Kathi Reindl ihre Arbeit beginnen, dann wird es spannend. Beide Frauen sind bodenständige Bayerinnen. Irmi Mangold lebt mit zwei Katzen alleine und hat einen Freund, der sie hin und wieder besucht, da er verheiratet ist. Kathi Reindl ist zaundürr, sie hat eine Tochter, die in der Pubertät ist und viel bei der Oma wohnt, da Kathi so viel arbeitet. Doch bevor das Duo Irmi Mangold und Kathi Reindl in die Ermittlungen eintauchen, stürzt noch vor dem Farchanter Tunnel ein ungarischer Lastwagen um. Heraus purzeln unzählige Käfige mit sehr jungen Hundewelpen, die keine vier Wochen alt sind. Der Fahrer schweigt. Sehr merkwürdig ist, dass im Fahrerhaus die Adresse der verstorbenen Werdenfelser Oma entdeckt wird. Irmi und ihre Kollegin tauchen ein in ein brandgefährliches Milieu, dem Welpenhandel, das dem der Waffenschmuggler und Drogenhändler in nichts nachsteht, denn es geht dabei genauso um unermesslich viel Geld. Nicola Förg schreibt einige Dialoge in bayerischer Sprache, was sehr erfrischend ist und die wirklich krachigen Personen charakterisiert.  

Scharfe Hunde von Nicola Förg, Pendo Verlag

Nicola Förg ist eine gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat. Sie lebt heute mit ihrer Familie zu der auch Ponys und Katzen gehören in Prem am Lech – mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Nicola Förg wurde 2012 vom bayerischen Tierschutzbund, 2015 vom Garmischer Tierheim sowie 2015 und 2016 vom bayerischen Jagdverband für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie setzt sich nicht nur auf ihrer wöchentlichen Tierseite im „Münchner Merkur“ für Tiere und Umwelt ein, sondern sie widmet sich auch in ihren Romanen oft dem Thema Tier- und Naturschutz. Geld ist nicht geil – schon gar nicht, wenn es um Lebewesen geht.

ReiseTravel Fragen: Frau Förg, dieses Mal haben es die beiden Garmischer Kommissarinnen mit illegalem Welpenhandel zu tun. Gibt es ein derart mafiös organisierten Handel mit Tierbabys aus Osteuropa?

Leider ja, und zwar mit steigender Tendenz. Die Welpen kommen aus Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei. Es handelt sich meist um Rassen, die gerade „in“ sind. Die Niederlande und Belgien agieren dabei als Transit- und Umschlagsländer für die armen Wesen, die aus sogenannten „Vermehrstationen“ stammen. Die Hundemütter sind nichts anders als Gebärmaschinen, die ohne Unterlass Welpen „produzieren“. Sie leben unter erbärmlichen Bedingungen und werden später – wenn ausgelaugt – „entsorgt“. Die Welpen werden den Müttern viel zu früh entrissen, sind deshalb oft krank, traumatisiert und in keiner Weise sozialisiert. Spätere Besitzer geraten in einen Strudel von Verzweiflung – man will dem Tier ja helfen – und die Tierarztkosten explodieren dann meist.

Lohnt sich das Geschäft für die Welpendealer? Und was riskieren sie, wenn sie erwischt werden?

Allerdings, der illegale Tierhandel ist nach den Waffen und dem Drogenhandel das lukrativste Geschäft und fällt aufgrund seiner festen Struktur und des länderübergreifenden Netzwerks unter die organisierte Kriminalität. Betrug, Korruption Tierquälerei sind darin ebenso enthalten wie Körperverletzung, Bedrohung und Erpressung. Das Internet macht das Geschäft zudem einfach, die einschlägigen Börsen sind voll von „süßen Welpen“. Die Dealer werden immer gerissener: Die Annoncen klingen seriöser, schlechtes Deutsch wird vermieden, und verräterische Billigangebote werden durch höhere Preise ersetzt. Diese mafiösen Zirkel zu sprengen ist sehr schwer, doch in den letzten Jahren sind die Behörden sehr aktiv geworden. Da mittlerweile Haftstrafen verhängt wurden, die über einem Jahr hinausgehen, werden die Taten als Verbrechen definiert.

Sie haben wie immer grünlich recherchiert, bevor Sie Irmi Mangold und Kathi Reindl auf diesen Fall angesetzt haben. Wer hat Ihnen dies Mal als Experte zur Seite gestanden?

Ich hatte mit Birgitt Thiesmann von „Vier Pfoten“ und Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Bayerischen Tierschutzbuden großartige Expertinnen. Beide haben seit Jahren mit diesem relativ neuen Zweig der organisierten Kriminalität zu tun. Birgitt Thiesmann war selbst in Vermehrerstationen in Osteuropa (wie sie auch Irmi Mangold in meinem Krimi in Ungarn kennengelernt), um das Leid zu dokumentieren und mithilfe der örtlichen Tierschützer und der Polizei die Hunde dort herauszuholen. Tessy Lödermann ist auch in der Hinsicht involviert, dass sie – fliegen solche Transporte auf – die sicher gestellten Welpen händeringend in den Tierheimen unterzubringen sucht. Aber das sind oft Hunderte kranker Tiere – wohin damit?

Den ersten Toten gibt es in einer eindrucksvollen Szene bei einem Bulldoggtreffen in Ohlstadt. Man merkt, sie kennen die Gegend, die Menschen – und auch die Traktoren?

Was die Bulldogs betrifft, haben wir selber drei: ein großes Arbeitstier und zwei Oldtimer, mit denen wir auch auf Bulldoggtreffen fahren. Es ist immer sehr hilfreich genau hinzusehen und vor allem hinzuhören. Festzelte wie beim Buchinger Viehmarkt oder bei Gauschützenfest in Prem, Trachtenumzüge und Oldtimerrundfahrten sind Füllhörner für echte Typen und treffende Dialoge.

Es geht aber auch nach Ungarn?

Ja, ich war – und bin in geringerem Umfang als früher – Reisejournalistin. Die meerglatten Weiten der Puszta waren für mich lange Jahr eine Art zweite Heimat. Man kann nur das beschreiben, was man selber mit dem Herzen gesehen hat.

Die Todesarten kann man ja – mit schwarzem Humor – als „originell“ bezeichnen?

„All inclusive“ – Karten gibt es ja in vielen Alpenregionen. Die Konzepte sind unterschiedlich, die einen kauft man für eine bestimmte Anzahl von Tagen, die anderen sind „gratis“ die Zusatzkosten werden über die höheren Übernachtungspreise hereingeholt. Für die Gäste ist alles, was „umsonst“ ist, sehr verführerisch, aber auf der anderen Seite stehen eben auch Menschen, die nur noch einen Bruchteil ihres Normalpreises für ihr Angebot bekommen. Manche Nutzer dieser Karten „grasen“ sie regelrecht ab, versuchen so viel wie möglich „mitzunehmen“ und sonnen sich am Abend darin, wie viel sie gespart haben. „Koscht nix“ bringt nicht unbedingt das Beste im Menschen hervor, wir sind auch hier mitten drin in der Geiz-ist-geil-Mentalität. Und wo es um viel Geld geht und Eitelkeiten der „Macher“ solcher Karten, gibt es natürlich auch jede Menge Mordmotive.

Auch mit diesem Krimi werden Sie wieder ausgiebig auf Lesereise gehen. Mit dabei ist oft die Schauspielerin Mihaela May, die auch ihr Hörbücher einliest. Machen diese Team-Lesungen Spaß?

Unbedingt. Es ist auch für mich immer wieder faszinieren, wie eine arrivierte Schauspielerin die unterschiedlichen Rollen „besetzt“ und die Figuren zum Leben erwecket. Ich habe dann immer mehr den Part der Erzählerin, die über den Fortgang der Handlung plaudern darf und manchmal lesen wir auch Passagen mit verteilten Rollen. Eine runde G’schicht.

ReiseTravel Fact: Mit den beiden bodenständigen Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl, die in Bayern Kriminalfälle lösen, ist es immer spannend und es wird es nie langweilig. Als Nebeneffekt wird man noch über den illegalen Welpenhandel aufgeklärt. Nicola Förg hat mittlerweile 17 Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt und 2015 einen Islandroman vorgelegt. Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Anwesen in Prem am Lech – mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Von Gabi Dräger.

Scharfe Hunde von Nicola Förg, Pendo Verlag. Ein Alpen-Krimi, ISBN 978-3-86612-418-9, www.pendo.de, www.piper.de

Das Buch kostet im Buchhandel 15,00 Euro.

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