Svea Eckert

Die Politik sollte die Ideale bürgerlicher Freiheit nicht leichtsinnig zu verraten

Überwacht: „Sie sollten sehr besorgt sein“ warnt der US-Journalist und NSA-Chronist James Bamford. Wenn jemand Zugang zu den Google-Suchanfragen von Menschen hat, kennt er ihre Gedanken. Als George Orwell 1984 schrieb, entwarf er eine Welt, in der eine Regierung die Bürger dabei beobachten kann, wie sie miteinander sprechen. Aber die NSA hat Zugang nicht nur zu den Gesprächen der Menschen, sondern auch zu ihren Gedanken.

Überwacht und ausgespäht von Svea Eckert, Edition Lingen StiftungAusgespäht: Wie ausgeklügelt das System funktioniert erklärt die Autorin Svea Eckert im ersten Kapitel des Buches „Überwacht“. Sie recherchiert mit inhaltlichem Schwerpunkt über das Thema Internet: Von Netzpolitik angefangen über Macht- und Wirtschaftsinteressen von Großkonzernen bis hin zum Datenschutz. Seit Edward Snowdens Enthüllungen wissen wir um die Tätigkeiten der NSA. Wie Geheimdienste unsere Daten abfangen, aber auch Unternehmen Informationen über unsere Gewohnheiten sammeln und für ihre Zwecke missbrauchen.

Mit personalisierter Werbung lässt sich viel Geld verdienen. Während wir – die Nutzer denken, wir würden im Zentrum jeglicher Dienste stehen, sind wir selbst zum Produkt geworden. Was wir allerdings nur sehen, ist Service, Austausch mit Freunden und vor allem kostenlose Dienste. Daran denken wir, wenn wir Suchbegriffe bei Google eingeben oder morgens unser Handy in die Tasche stecken. Nicht daran, wie wir gerade dabei sind, uns von einer Vielzahl von Unternehmen durch den Tag auf Schritt und Tritt verfolgen lassen, so die Autorin.

Selbst wenn der Nutzer intime Details wie die sexuelle Orientierung nicht auf Facebook angibt, sind sie doch nachvollziehbar. Forscher der Cambridge University bewiesen, wie sich anhand der Likes, der gefällt mir Klicks herauslesen lässt, ob jemand raucht oder trinkt, welche politische Einstellung er hat und noch sehr viel mehr. Wir hinterlassen in den sozialen Netzwerken einen deutlichen Fingerabdruck. Wir werden vermessen und vermessen uns selbst. Noch ist der Markt der Anbieter, die uns verlocken unseren Alltag selbst zu überwachen, überschaubar, doch er wächst und wird immer ausgeklügelter.

Alles soll miteinander verbunden, Teil des großen Netzwerks werden und alles, was vernetzt ist, angreifbar. Uns ist nicht bewusst, wie detailgetreu unser Leben über die Datenspuren, die wir hinterlassen, nachvollzogen werden kann. Edward Snowden warnt uns vor den „Permanent records“. Damit meint er ein ewiges Archiv, in dem jede unserer digitalen Bewegungen über Jahre hinweg aufgezeichnet wird. Der 29-jährige Informatiker sieht eine Gesellschaft, die schleichend dabei ist sich von einem freiheitlich-demokratischen in einen vorverurteilenden Überwachungsstaat zu verwandeln.

Im Kapitel „Ausgespäht“ folgt eine Einführung in die Geschichte und Arbeit der Geheimdienste. Mittlerweile hat sich das Netzwerk wie ein Geschwür über den gesamten Globus ausgebreitet. Erschreckend ist der Vorwurf an den amerikanischen Geheimdienst, die erworbenen Daten auch für wirtschaftliche Zwecke zu nutzen und somit einen strategischen Konkurrenzvorteil zu erlagen gegenüber anderen Nationen.

Von Cyberware und Computerviren, wie die Schadsoftwares, denen es gelingen kann Maschinen physisch kaputtzumachen können ist die Rede im Kapitel „Enthüllungen“. Die Kriegsführung im virtuellen Raum ist in unserer Zeit angekommen, meint die Autorin. Digitale Waffen funktionieren. Sie können Dateien verändern.

Im letzten Kapitel „Manipuliert“ werden die Auswirkungen deutlich und verständlich erklärt. Wenn Menschen das Gefühl verlieren, die Dinge die sie tun, sagen und denken seien ihre Privatsache, verändert das ihr Leben auf ganz grundlegende Art und Weise. Dieser private Raum ist aber sehr bedeutsam für unsere Existenz

Allerdings handelt es sich nicht um ein Buch, welches den Umgang mit dem Internet verteufelt, sondern Möglichkeiten aufzeigt wie der Nutzer und die Politik verantwortungsvoll damit umgehen können.

ReiseTravel Fact: Svea Eckert appelliert in ihrem Buch an den persönlichen Datenschutz und an die Politik, die Ideale bürgerlicher Freiheit nicht leichtsinnig zu verraten. Es ist ein aufrüttelndes Buch und zugleich spannend. Lesenswert für jeden Einzelnen, der im Internet unterwegs ist. Von Sabine Erl.

Überwacht und ausgespäht von Svea Eckert, Edition Lingen Stiftung, ISBN 978-3-942453-70-7, www.lingen-verlag.de

Das Buch kostet im Buchhandel 9,95 Euro.

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