Berlin

Untern Linden untern Linden gehen spazieren die Mägdelein in Berlin

Boulevard Unter den Linden Berlin: Die Prachtstraße Unter den Linden ist eine der bekanntesten Straßen in Berlin. Allerdings kann man sie derzeit nicht als Prachtstraße bezeichnen, da man auf ihr seit einiger Zeit nicht flanieren kann, weil unter der Straße die U-Bahn zwischen den Bahnhöfen Brandenburger Tor und Alexanderplatz, die sogenannte Kanzlerbahn, gebaut wird und Baustellenabsperrungen zu vielfachen Umwegen zwingen.

Die Straße Unter den Linden gehört jedoch zu den berühmten Straßen in aller Welt, vergleichbar mit der Avenue des Champs Élysées in Paris, der Oxford Street in London, der Orchard Road in Singapur oder der Dizengoff Straße in Tel Aviv. Allerdings ist sie weniger als Einkaufsstraße bekannt, sondern durch ihre Geschichte und ihre vielen sehenswerten Gebäude aus vergangenen Jahrhunderten. Gleichwohl ist sie die älteste Flaniermeile von Berlin und verläuft vom Brandenburger Tor bis zur Schlossbrücke.

Ursprünglich war die Straße ein Reitweg, der zwischen dem Berliner Stadtschloss und dem Tiergarten verlief. Das Berliner Schloss wurde 1442 erbaut und ab 1792 zur königlichen Residenz erweitert. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620 bis 1688) ließ 1647 die ersten Lindenbäume pflanzen. Noch führte die Straße durch Felder und an einigen Bauernhöfen vorbei. Doch bereits 1663 wurde das Kronprinzenpalais gebaut. Ursprünglich war es ein Privathaus, in dem von 1793 bis 1840 Friedrich Wilhelm III. mit Familie residierte. In dem Haus kam 1859 Kaiser Wilhelm II. zur Welt.

Ab 1670 wurden auf Veranlassung von Dorothea (1636 bis 1689), der Frau des Kurfürsten, die Felder parzelliert, die nach und nach bebaut wurden. König Friedrich I. veranlasste den Bau von einigen öffentlichen Gebäuden und eindrucksvollen Häusern von Hofbediensteten. Durch den Bau des Sommerschlosses 1695 bis 1699 in Lietzenburg (heute Schloss Charlottenburg) für Königin Sophie Charlotte (1668 bis 1705) entwickelte sich reger Verkehr zwischen dem Berliner Schloss und der Sommerresidenz.

1706 wurde das barocke Zeughaus von Andreas Schlüter, heute das Museum für deutsche Geschichte, in seiner äußeren Hülle fertig. Der Innenausbau dauerte jedoch 36 Jahre. Es ist nunmehr das älteste Gebäude an der Straße Unter den Linden. Im Innenhof sind die 22 Masken sterbender Krieger von Schlüter zu sehen. Der Anbau stammt von dem amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei aus den Jahren 1998 bis 2003.

Friedrich der Große, auch der „Alte Fritz“ genannt (1712 bis 1786), ließ zahlreiche Gebäude erbauen. 1742 entstand die Deutsche Staatsoper, erbaut von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1747 bis 1773 wurde die Hedwigskathedrale nach dem Vorbild des Pantheon in Rom errichtet, 1766 wurde das Palais für den Bruder des Königs gebaut, das heute der Sitz der Humboldt Universität ist. Die Königliche Bibliothek, die Kommode, entstand in den Jahren 1775 bis 1780 und wird heute von einem Institut der Humboldt Universität genutzt.

Der Grundstein für das Reiterstandbild von Friedrich dem Großen wurde am 1. Juni 1840, dem 100. Jahrestag seiner Thronbesteigung gelegt und 1851 feierlich enthüllt. Entworfen hatte es Christian Daniel Rauch, ein Schüler von Johann Gottfried Schadow. Den Zweiten Weltkrieg überstand es in einer gemauerten Hülle, wurde dann aber 1950 als „Symbol einer reaktionären Politik“ von der Regierung der DDR in den Park von Schloß Sanssouci gebracht. Dort wurde es auf Veranlassung des Generaldirektors der Staatlichen Schlösser und Gärten versteckt. Als das 1950 eingeschmolzen werden sollte, ließ der Minister Hans Bentzien, ein Geschichtswissenschaftler, das Denkmal an einer anderen Ecke des Parks verstecken und konnte sogar einen „Schrottschein“ vorlegen. 1987 wurde dann im Zuge der 750-Jahr-Feier Berlins Friedrich der Große an seinem ursprünglichen Standort wieder aufgestellt.

Die Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, wurde 1661 gegründet und befand sich bis 1903 als „Königliche Bibliothek zu Berlin“ im Berliner Schloß. Im Gründungsjahr betrug der Bestand 20.000 Bände, inzwischen sind es 11 Millionen. Von 1903 bis 1914 ließ Kaiser Wilhelm II. durch den Architekten Ernst von Ihne das heutige Gebäude mit neobarocker Fassade errichten, das damals als größter Bibliotheksbau der Welt galt. Bereits seit 2005 wird der Bau grundsaniert, der im Zweiten Weltkrieg viele Bombenschäden erlitt; der zentrale Lesesaal wurde völlig zerstört. 800.000 Bände verlor die Staatsbibliothek, die jetzt als Beutekunst in Russland und Polen lagern. Die Staatsbibliothek ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschen Sprachraum; 320.000 Autografen sind in ihrem Besitz, unter anderem von Johann Sebastian Bach, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich von Kleist. Sie ist im Besitz der größten Mozart-Sammlung der Welt sowie der 5. und

9. Sinfonie Ludwig van Beethovens im Original.

Neben dem Kronprinzenpalais standen ehemals zwei Wohnhäuser, die 1733 bis 1737 zum Prinzessinenpalais ausgebaut wurden. Ab 1811 wohnten hier die drei Töchter von König Friedrich Wilhelm III.  (1770 bis 1840). Er war mit der früh verstorbenen und unvergessenen Königin Luise verheiratet. Der Brückengang zum Kronprinzenpalais wurde vom Baumeister Karl Friedrich Schinkel gebaut.

Die Staatsoper Unter den Linden wurde als Königliche Hofoper in den Jahren 1741 bis 1743 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erbaut. Das Opernhaus war damals das größte in Europa. 1843 brannte es komplett ab. König Friedrich Wilhelm IV. befahl den sofortigen Wiederaufbau, der von Carl Ferdinand Langhans durchgeführt wurde. Das Haus hatte nunmehr vier Ränge und rund 1.800 Plätze. 1941 durch Luftangriffe schwer beschädigt, wurde es wieder herstellt, um am 3. Februar 1945 bei einem Großangriff auf Berlin teilweise zerstört zu werden. 1955 konnte nach Wiederaufbau die Eröffnung erfolgen. Seit 2010 wird das Gebäude umfangreich saniert.

Unter den Linden 1 steht das 1795 errichtete Kommandantenhaus, das im Krieg zerstört und in den Jahren 2001 bis 2003 von der Bertelsmann AG rekonstruiert wurde und als Hauptstadtrepräsentanz genutzt wird. Ab 1799 war es der Sitz der Kommandantur der Berliner Garnison.

Derzeit entsteht das von der DDR-Regierung 1950 gesprengte Berliner Schloss in seinen Umrissen und der historischen Fassade neu, während die Innenräume der heutigen Nutzung entsprechen werden.

Die Neue Wache gab König Friedrich Wilhelm III. als Wachhaus für seine Wache nach einem Entwurf von Schinkel in Auftrag. Sie wurde 1818 anlässlich des Besuchs von Zar Alexander von Russland eingeweiht. Bis zum Ende der Monarchie 1918 diente sie als Königs- und Hauptwache. Im Zweiten Weltkrieg brannte sie aus und wurde 1960 wieder hergestellt. Nunmehr dient sie als Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. 1993 wurde auf Veranlassung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl eine vergrößerte Kopie der Skulptur „Mutter mit totem Sohn“ (Pietá) von Käthe Kollwitz im Innenraum aufgestellt.

Das Hauptgebäude der daneben liegenden Humboldt-Universität, die 1809 auf Veranlassung von Wilhelm von Humboldt gegründet wurde, war ursprünglich das für den Bruder von Königs Wilhelm II. In den Jahren 1748 bis 1753 erbaute Prinz Heinrich Palais, das der König Friedrich Wilhelm III. 1809 der neu gegründeten Universität übergab. Es wurde mehrfach umgebaut und durch Anbauten erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ostflügel völlig zerstört, der Westflügel teilweise und vom Mittelbau blieben nur die Außenwände stehen. Von 1947 bis 1962 wurden die Schäden beseitigt. Vor dem Hauptgebäude befinden sich die Denkmäler von Alexander von Humboldt, geschaffen von Reinhold Begas, und Wilhelm von Humboldt, geschaffen von Martin Paul Otto, die 1883 eingeweiht wurden.

Die Schlossbrücke, die über einen Arm der Spree führt, wurde nach dem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel 1821 bis 1824 erbaut und ersetzte eine Holzbrücke. Die Figuren des Brückenschmucks sind aus weißem Carrara-Marmor und wurden von verschiedenen Bildhauern hergestellt. Erst 1857 war alles fertig. Auf der Südseite von West nach Ost stehen: Nike lehrt den Knaben Heldensagen; Athena unterrichtet den Jungen im Waffengebrauch; Athena bewaffnet den Krieger; Nike krönt den Sieger. Auf der Nordseite von West nach Ost stehen: Nike richtet den Verwundeten auf; der Jüngling wird von Athena in den Kampf geführt; der junge Held wird von Athena beschützt und Iris trägt den gefallenen Helden zum Olymp empor. An den gusseisernen Geländern sind Seepferdchen, Tritonen und Delphine zu sehen.

Der Berliner Dom wurde in den Jahren 1894 bis 1905 in Anlehnung an die italienische Hochrenaissance und den Barock erbaut und hat 1.650 Sitzplätze. Seit dem

16. Jahrhundert hatte der Berliner Dom etliche Vorgängerbauten. Die 1905 eingebaute Sauer-Orgel war seinerzeit die größte Dom-Orgel in Deutschland. Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom mehrfach beschädigt, ebenso die Gruft, in der zahlreiche Mitglieder des Hauses Hohenzollern ruhen. Von 1536 bis 1916 fanden hier Beisetzungen statt. Das Dominnere wurde erst 1993 vollständig restauriert.

Unter den Linden Ecke Friedrichstraße steht seit 1936 das „Haus der Schweiz“, erbaut von der Schweizerischen Bodenkreditanstalt, die ihre Reichsmark-Konten damals nur mit erheblichen Kursverlusten in die Schweiz transferieren durfte und sich daher entschloß, für das Geld ein Haus zu bauen. Der Stahlskelettbau mit Natursteinverkleidung überstand den Zweiten Weltkrieg als einziges historisches Gebäude fast völlig unbeschadet. Bei der Bronze-Plastik an der Ecke des Hauses handelt es sich um Walther Tell, den Sohn des Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell, den die Nazis als Nationalhelden nicht genehmigten. Inzwischen befindet sich das Haus im Besitz der AXA Versicherungen AG.

Daneben befinden sich die Kaiserhöfe, zwei Geschäftshäuser von verschiedenen Architekten in den Jahren 1912 bis 1914 für Daimler-Benz errichtet. Die stark kriegsbeschädigten Gebäude wurden wieder hergerichtet und 2008 denkmalgerecht saniert. Eine neu gestaltete Passage verbindet über zwei Innenhöfe Unter den Linden mit der Mittelstraße. Der Säulenbrunnen im Hof wurde nach historischen Unterlagen wieder errichtet. In einem der Gebäude befindet sich jetzt das „Nivea Haus“.

Der Zollernhof, erbaut 1910/1922, wurde vom ZDF 1993 gekauft und richtete hier sein Hauptstadtstudio ein, zu dem sich mehrere ausländische Medienunternehmen gesellten.

Die Buchhandlung Berlin-Story hat ihr Domizil in dem Anfang des 20. Jahrhunderts für die internationale Schlafwagengesellschaft „Wagon Lits“ erbauten Palais. Die schwere schmiedeeiserne Haustür ist ein Kunstwerk für sich.

Im Eckhaus Unter den Linden - Luisenstraße befindet sich die Ungarische Botschaft. Ihr gegenüber ist das Haus der Vertretung der Kommission der Europäischen Union in Deutschland. Auf der Straßenseite gegenüber ist das legendäre Hotel Adlon zu sehen, das 1907 eröffnet wurde. Vorher stand hier das 1833 von Karl Friedrich Schinkel erbaute Palais Redern, dessen Garten von dem Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné gestaltet worden war. Das Haus wurde 1906 für den Bau des Hotels Adlons abgetragen.

Kaiser Wilhelm II. förderte den Bau des für damalige Zeiten sehr luxuriösen Hauses, das über Elektrizität und fließend warmes Wasser verfügte. Er kam oft in das Haus, um seinem zugigen Schloss zu entgehen.

Kaiser und Könige sowie Prominenz aus aller Welt logierten im Hotel Adlon: Thomas Alva Edison, Henry Ford, John d. Rockefeller, Aristide Briand. 1943 wurde unter dem Hotel ein zweigeschossiger Luftschutzbunker angelegt, der in 20 Räume mit Klimaanlage und Parkett unterteilt war. Er erstreckte sich bis unter den Pariser Platz und ist inzwischen mit Wasser vollgelaufen, denn in vier Meter Tiefe befindet sich bereits der Grundwasserspiegel. Das Hotel Adlon wurde während des Krieges Lazarett und überstand den Krieg fast völlig unbeschädigt. Besetzt durch die russische Armee brannte es am 2. Mai 1945 völlig aus, nur ein Seitenflügel blieb stehen, der 1984 abgetragen wurde. Als Fünf-Sterne-Hotel wurde das Hotel Adlon 1997 wiedereröffnet.

An der Ecke Unter den Linden - Wilhelmstraße steht der Gebäudekomplex der Russischen Botschaft. An dieser Stelle gab es bereits 1837 eine russische Botschaft. Das russische Reich kaufte das 1734 für Prinzessin Amalie von Preußen errichtete zweigeschossige Rokoko-Palais und ließ eine dritte Etage darauf bauen. 1944 durch Luftangriffe zerstört, baute die Sowjetunion nach 1945 auf dem Grundstück von 1949 bis 1951 ein neues Gebäude im Stil des Sozialistischen Klassizismus.

Gegenüber ist das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, in dem lebensechte historische Gestalten und Personen der aktuellen Zeitgeschichte gezeigt werden.

ReiseTravel Fact: Ob Sie einen Spaziergang über die Straße Unter den Linden auf der Nord- oder auf der Südseite unternehmen, es finden sich auf beiden Seiten interessante historische Gebäude.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press

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