Jena

Vom Funkturm in Berlin, die Berliner nennen den Funkturm „Langer Lulatsch“, ging es mit dem Flixbus nach Thüringen ins Saaleland zur Studentenstadt Jena: „Wer eine Reise tut, der kann was erzählen!“

Thüringen Region Jena-Saale-Holzland: Liebe ReiseTravel User, ich bin schon auf vielen Bahnhöfen, auch Busbahnhöfen angekommen. Der in Jena heißt nicht einfach Ost-, West-, Süd- oder Hauptbahnhof, nein der in Jena heißt „PARADIES“. Ob der Name etwas mit Schiller bzw. Goethe zu tun hat? Der Flixbus brachte meine Partnerin und mich pünktlich ins Paradies. Nein, zum Bahn- und Busbahnhof in Jena.

Zum Treffen mit der Gruppe hatten wir einige Stunden Zeit. Eine ältere Dame hatte unsere suchenden Blicke gesehen. „Gehen sie über die Straße zum Bahnhof, unter der Brücke gibt es Schließfächer. Von dort ist es zum Saaleufer nicht weit! Da ist es auch kühler!“ „Herzlichen Dank!“

Auf zu den Schließfächern, es gab auch welche für zwei Koffer. Das Schließfach zum halben Preis wie auf dem Hbf. in Berlin. Eben Paradies.  Auf der Uferparkwiese standen fette weiße Figuren. Warum auch immer. Die Geländerstäbe eines kurzen Stegs am Saaleufer waren voll mit Hochzeitschlössern. Eben Paradies oder 7. Himmel.

Gleich nebenan ein Ufer Café. Unter einem weißen Sonnensegel ließen wir uns einen frischen, starken aromatischen Kaffee schmecken. Leise Musik kam aus einem Röhrenradio, RFT. Also ca. 60 Jahre DDR. Gleich darunter Tageszeitungen, auch meine „Lieblings“- Zeitung. Paradies.

Auch im Paradies (auf Erden) mahnte die Uhr zur Rückkehr zum Bahnhof Paradies. Gemeinsames Treffen mit den Kolleginnen und dem Kollegen. Mit einem VW Bus ging’s dann weiter zur Porzellan- Manufaktur Reichenbach, in Reichenbach. Begrüßung dort durch 3 Damen (nicht die 3 vom Grill) die Betriebsleiterin, die Vorsitzende von „Thüringer Tischkultur“ und ihre Assistentin.

Die Damen informierten uns wortreich, wir naschten an den leckeren Ohnmachtshappen von „Mize“ Feinkost und der Bäckerei Gräfe. Nach den Vorträgen zeigte uns die Betriebsleiterin, Frau Anette Geithe, sachkompetent und charmant durch den Betrieb. Sie leitet die Manufaktur mit ihrem Mann zusammen wirtschaftlich sehr erfolgreich. Für die Kreativfragen haben sie eine sehr gute Fachfrau gefunden. So mein persönlicher Eindruck.

Demnächst wird das Porzellan Reichenbach in Paris auf der Messe zu sehen sein. Nicht nur Teller und Tassen, sondern auch vieles figürliches Porzellan. Köpfe in Größe 1:1 zum Unterricht. Krebse, Schmetterlinge oder Hasen in Gold/Weiß. Figuren für den schön gedeckten Tisch. In der Manufaktur werden auch Figurinen von Friedrich d. Gr. (ca. 20 cm) sitzend, stehend, reitend usw. gefertigt.

Da fallen einem doch die Geschichten von Theodor Fontane, dem Apotheker aus Neuruppin, ein. Nicht Friedrich Wilhelm II. hat die Kartoffeln in Preußen heimisch gemacht, sondern sein Vater. Die Freiheit eines begnadeten Schriftstellers. Pardon!!

Aber Reichenbach ist in Thüringen. Heute. Damals gehörte Erfurt und Umgebung zu Preußen. Kleiner Trost: Spandau (bei) Berlin gehörte zum Königreich Bayern. Damals war es! Zurück zur doch sehr offenen und herzlichen Betriebsführung.

„Ich hatte unsere Mitarbeiter gebeten heute erst um 10 Uhr zu kommen, dann hätten sie mehr besetzte Arbeitsplätze gesehen“, entschuldigte sich Frau Anette Geithe.

Mir fiel da der alte Spruch wieder ein: Freitag ab eins, macht jeder seins. Wir nicht! Wir fuhren weiter nach Tautenhain ins Thüringer Holzland. Der Himmel zeigte uns sein Wohlwollen mit einem Doppelten Regenbogen, ein Friedenszeichen. Ganz früher, sie wissen ja die Schlachten bei Jena und Auerstedt: Napoleon. Es gibt viele Erinnerungsplätze an diese Schlachten. Ich kenne viele Geschichten zu diesem Thema, so erfahren von den Menschen unterwegs, als ich den Bildband „Alleen in Thüringen“ fotografierte. Hier in Trautenhain lernte ich dazu. Eine Feldkanone, vom napoleonischen Heer vergessen, steht friedliche Wache vor unserem Hotel und Gasthaus und gibt diesem seinen Namen „Zur Kanone“. Das Gasthaus – historisch, das Hotel ist ein Neubau, gute geräumige Zimmer.

„Du sollst Dein Brot im Schweiße Deines Angesichts essen!“ Ein Bibelvers. Wie wahr, wie wahr.

Erst mussten wir eine Holzfällerprüfung bestehen. Baumsägen auf dem Sägebock, gegen die Uhr. Zwei Moritatensänger stoppten die „Sägezeit“, vergaben die Preise und die Fachurkunden. Die Sägerei begleiteten sie mit Witz und Gesang. Es waren schon einige kräftig witzige Zoten dabei. Nach dem Sägesport bat Frau Jana Sörgel als Hausherrin in den Kanonengarten zum „Thüringer Teller“, der ein Büfett war. Den heißesten Platz des Abends, am Grill, hatte der Ehemann.

Thüringen ist Wurst und Fleischland: Zusätzlich wurden wir mit frischen Gartensalaten begeistert, aus der Restaurantküche. Alles aus der nahen Umgebung und Freilandanbau. Die Gäste tranken Saale-Unstrut-Wein, ich trank einen der naturbelassenen Obstsäfte. Der Sonnenuntergang am Himmel lockte alle in die Federn. Mit dem Hellwerden war ich mit dem Fotoapparat draußen. Per Handy lockte ich meine Partnerin mitzukommen. Los ging es immer der Nase nach. Na ja, die Dorfhauptstraße entlang. Alle schliefen noch. Nur bei der Bäckerei Gräfe nicht. Der Duft vom frisch gebackenen Brot weckte unsere Sinne. Lustige Schilder säumten die Dorfstraße. „Hier ein Hundeklo“. Das K war abgekratzt worden. Hinter einer kleinen Brauerei mit dem schönen Namen „WOHNBIER“ öffnete sich die Dorfstraße zu einem weiten Feld. Eine herrliche und friedliche Landschaft. Kein Pulverdampf, sondern nur Nebel. Dieser wurde von den Sonnenstrahlen Stück für Stück vertrieben. So fingen die Tautropfen auf den hohen Grashalmen und Wildblumen wie Diamanten an zu strahlen. „Einfach regional schön.“ Aus dem Nebel tauchten jetzt in der Ferne Bauernhäuser, rot gedeckt auf.

In der Nähe auf der Wiese tauchte ein großes altes Feuerwehrauto auf, keine Kanonen. Wir fotografierten, genossen den Augenblick ohne Worte. Thüringische Momente. Beim Gehen pflückten wir einige Wildblumen für einen Strauß. Als Morgengruß für unsere Reiseleiterin Frau Sabrina Wohlfarth. Mir summte das Lied: „Im Frühtau zu Berge“ im Kopf herum.  Bei der Bäckerei Gräfe wieder angekommen, flitzte ich schnell rein. Kaufte ein noch warmes Croissant. Groß und sehr köstlich, genug für zwei.

„Sind Sie aus der Kanone?“, fragte mich die junge Verkäuferin.

Ja, dann treffen Sie unsere Backwaren. Guten Appetit“. Das Frühstück war köstlich und verführerisch. Eine nette Bedienung versorgte uns. Alles ganz unaufgeregt und ohne Handy. Frischer Kaffee, frisches Brot, warme Brötchen, - keine Backlinge aus dem weiten China, sondern von ein paar Schritten weiter. Die Scheiben vom Aufschnitt hatten ein Gesicht. Sie schlugen keine Wellen und hatten keine Schweißperlen. Der Käse war duftig und lecker. Nett gedeckte Tische mit frischen Blumen verbreiteten eine „ANTI FRÜHSTÜCKMUFFEL“ Atmosphäre. Wir Berliner sind ja Frühstücksfanatiker. Jetzt bei und nach dem Frühstück bemerkte ich, das Hotel muss ausgebucht sein. Einige Familien mit fröhlichen Kindern. Die Hausherrin ließ es sich nicht nehmen, unsere Gruppe zu verabschieden. Meiner Bitte, mir doch per Mail zu schreiben, warum ihr Haus Mitglied in der Thüringer Tischkultur ist, stimmte sie gerne zu. Er kam vor ein paar Tagen. Sie werden den Bericht hier dann lesen. Frau Sabrina Wohlfarth lotste uns dann nach Kahla ins dortige Porzellanwerk. Leider ohne Regenbogen.

Da im Werk ein absolutes Fotografier-Verbot galt, verzichtete ich auf die Führung. Denn was sollte ich als Fotograf dabei? Die Damen im Werksverkauf waren meinem Wunsch, fotografieren zu wollen, sehr aufgeschlossen. „Wenn Sie Hilfe brauchen oder wir Ihnen einiges hinstellen sollen, melden Sie sich.“

Die Kahla Werbung heißt: „Kahla Porzellan für die Sinne“ Ich holte mir einige frische Blütenzweige vom Wegesrand und meine aus Berlin mitgebrachten Dinge aus der Fototasche. Motive waren trotz der großen Fülle schnell gefunden, arrangiert und fotografiert. Besonders fiel mir ein Tisch auf, weil dort Kinder davor standen. „Das ist aus der Sesamstraße, nein, aus der Sendung mit dem Sandmännchen. Wir fragen Papi, nein, Mami“, und verschwunden waren sie. Ich weiß nicht, wer von den Beiden recht hatte. Aber eine schöne Geschichte. Es war ein Tisch mit Bechern zum Kindergeburtstag. Ein gutes Fotomotiv! Kinderbecher ohne Kind oder Kinder, das geht nicht. Ich fragte ein Ehepaar mit einer Tochter. „Klar, machen wir gerne!“ „Aber meinen Strohhut nehme ich ab“, so die Tochter. Nach dem Fototermin erzählten die Eltern die Geschichte des Einkaufes in Kahla. Die Mutter: „Ich habe rüber gemacht, 89, nach Ungarn. Dann wurde der Zaun an der Grenze nach Österreich zerschnitten, wir alle waren dann in Österreich. Dort habe ich meinen Mann kennengelernt. „Den oder Keinen“. Nun wohnen wir in der Nähe von Wien. Eigentlich komme ich aus dem Eisfeld.“ „Ihre Großmutter hat uns zur Hochzeit Geschirr aus Kahla geschenkt. Aber den Kahla-Laden in Wien gibt es nicht mehr. So machen wir jetzt Urlaub in Thüringen. Viel Spaß noch beim Fotografieren,“ ergänzt der Wiener.

Von Kahla ging es dann weiter zur Leuchtenburg. Die Burg wird jetzt durch eine Stiftung betrieben. Die Burg soll im Mittelalter gebaut worden sein und einige dunkle Zeiten hinter sich haben. Jetzt ist die Burg oder Betreiber ein hell leuchtendes Vorbild. Die Burg hat eine extra Station für E-Autos. Lange vor der Diesel-Konferenz in Berlin. Sie wurde ja nicht ohne Grund ins Innenministerium verlegt. Auf dem Burghof gibt es einen witzigen Laden, nicht für „Rumstehmich“, aber sehr schöne Dinge mit Langzeitwert zu kaufen. Die Speisekarte in der Burgschenke preist leckere Gerichte aus der Umgebung an. Nur eines verstehe ich nicht: Wie kommen Scampis aus Thüringen?

Die neu gestaltete Burgkapelle ist sehenswert. Außen altes Mauerwerk, innen im heutigen Geschmack mit Porzellan und Spiegeln gestaltet. Das Burgfräulein, Pardon, die sachkundige Führerin sagte: Die Kapelle ist ökumenisch geweiht, lutherisch und katholisch. Wenn Lichtenburg, dann nur mit dem Besuch des Porzellan-Museums.  Es ist unbedingt sehenswert. Der Besucher lernt direkt und indirekt eine Menge über die Herstellungsversuche von Porzellan im alten Europa. Marco Polo brachte das Porzellan nach Italien, per Schiff. Dann kam das weiße Gut über die „Alte Seidenstraße“.

Die „Neue Seidenstraße“ ist seit Januar 2017 im Bau. Die wertvolle Ware wurde in Stroh, aber auch in Butter verpackt. Daher auch der Spruch: „Alles in Butter“ oder alles ist in Ordnung. Später wurden Tassen und Teller auch in Zeitungen verpackt. Laut dem Louvre wurden Pariser Künstler durch die chinesischen Ornamente in den Zeitungen zum Jugendstil angeregt.

Der Rundgang endet mit dem alten Spiel: Scherben bringen Glück. Hier kann jeder Museumsbesucher den Wahrheitsgehalt überprüfen. Einen Teller aus dem Waschkorb nehmen, unter Schwarzlicht mit einem Stift den oder die Wünsche auf das Porzellan schreiben. Unter dem normalen Licht ist die Schrift verschwunden. Nur geheime Wünsche gehen in Erfüllung. Dann raus auf die „Wünsch Dir Was Brücke“ ,Teller oder Tasse mit Schwung in die Luft. Nach dem Klirren kommt das Warten auf die Erfüllung. Der Wünsche. Seien sie überrascht auch von der Leuchtenburg.

Der Busfahrer brachte uns dann nach Camburg zur Kanufahrt auf der Saale. Das Kanu war ein großes Schlauchboot. Manche blasse Nase wurde wieder normal. Unsere Sachen blieben im Bus. Vor dem Besteigen des Bootes gab es Schwimmwesten und eine genaue Einweisung. Die ruhige Strömung der Saale, vielleicht unser Paddeln brachte uns unserem Ziel, dem Weingut Zahn, näher. Plötzlich hörten alle der Saale oder den Enten bzw. den Vögeln zu. Der Blick wurde weit und der Fotograf war gefragt.  Die Fahrten gibt es immer - nur bei Eis nicht. Es ging vorbei an alten Bäumen und Gebüschen, dann wie im Bilderrahmen Weinberge mit kleinem Häuschen. Leider viel zu früh für mich, war das Boot (dank unserem Schiffsführer) sicher an unserem Zielort angelandet: Dem Weingut Zahn mit seiner Erlebnisgastronomie. Unser Fahrer war schon da. Für den Fall, dass jemand sich die Nase pudern muss. Die Weine, gepflegt vom Küfermeister Andre Zahn, sind über Thüringen hinaus ein Begriff.

Nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch Frau Zahn ging es zu Tisch. Frische regionale Küche ohne Firlefanz.

Die Weinprinzessin spulte mit viel jugendlichen Charme die übliche Weinlyrik ab. Eine nette Idee von Frau Zahn lockte uns in ihre Weinberge. Einige aus der Gruppe waren etwas weinselig, von den Weinbergen begeistert, ich von den abendlichen Lichtspielen, auch am Himmel. Leider konnte ich nicht in der Küche und im Weinkeller fotografieren. Schade, schade.

So ging es zurück nach Jena. Jetzt hieß das Paradies „Zur Noll“, Hotel und Restaurant. Donnerwetter, war ich überrascht. Das erste Mal war ich 1993 zu einer Küchenparty und zur Eröffnung meiner Fotoausstellung: „Begegnungen: Gesichter der Zeitgeschichte“ hier. Aber jetzt ich bin immer noch freudig überrascht. Hier gab es einen großen, aber gewachsenen Sprung nach vorne. Am Morgen war ich schon um sechs auf der Straße. Ein Sklave des Lichtes, aber auch zur Überprüfung von Erinnerungen. An einigen Stellen mussten sie geändert werden. Die Menschen auf der Straße grüßten mich freundlich. Ein freundlicher Tagesbeginn. Die Straße ging leicht bergauf. Irgendwo hier war doch damals der Wochenmarkt. Es ging an einer kleinen Kirche vorbei mit Lutherplakat. Ist ja bald vorbei.

Da kam ich auch schon zum Marktplatz. Diese Plätze sind Lieblingsorte von mir. Die Händler waren beim Aufbau. An vielen Ständen hingen große gelbe Plakate, handgeschrieben: Obst und Gemüse aus der Region oder aus Thüringen. Blumenkohl, Tomaten, Pflaumen, Kirschen, um nur einige der Angebote zu erwähnen. Ein großer weißer Blumenkohlkopf für 50 Cent hat was, aber Berlin ist weit. Dann erspähte ich den Stand einer Familienprivatbrauerei. Die Zweite an diesem Wochenende.

„Na, wollen Sie mal probieren? Ein Morgenschluck,“ fragte mich der Mann hinter dem Stand. Ich gab den gereichten Becher weiter an einem Zuschauer neben mir. „Und wie schmeckt das Bier?“ fragte ich den Tester. Er schaute mich bloß groß an, kaufte zwei volle Kästen und verschwand wortlos. Auch eine Aussage. Ich erklärte dem Besitzer-Ehepaar, warum ich gerne ein Foto vom Stand und den Eigentümern hätte. „Ja, von der Vereinigung habe ich schon gehört. Wie kommt man denn mit denen in Kontakt?“ fragte die Frau. „Ich kann helfen, bis Später,“ sagte ich. Mir knurrte der Magen. Sie wissen ja, die Berliner sind Freunde des Frühstücks.

Zurück „Zur Noll“. Ja, in Berlin gab es ein „Chicki-Micki“ Restaurant in stehenden S-Bahnwagen, betrieben von Heini Holle. „Zur Nolle“ bis zum Mauerfall. Auf dem S-Bahnhof Nollendorfplatz. Heini Holl, ein Promi-Wirt und gute Nachrichtenbörse. Die Mauer ist weg, die „Zur Nolle“ in Berlin auch. Die S-Bahnlinie fährt wieder durch ganz Berlin. Der U-Bahnhof Nollendorfplatz ist wieder ein sehr beliebter Bahnhof, im Kaiser-Wilhelm-Stil.

Während des Frühstücks erzählte ich Frau Wohlfarth von meinem Marktgespräch. „Da gehen wir hin.“ Schnell war sie mit Unterlagen aus ihrem Zimmer zurück, und wir auf dem Weg zum Markt. Das Brauerei-Ehepaar freute sich über den Kontakt. Nach einem fröhlichen Morgenspaziergang, Marktgesprächen, verbunden mit einer „Guten Tat“ und einem guten Frühstück ging es weiter zu einem neuen Höhepunkt: zur Thüringer Landesgartenschau in Apolda „Blüte Zeit Apolda“-

Diese LAGA ist überraschend anders. Nicht größer, weiter und vollgestopfter mit einer Unmenge von Pflanzen und Sträuchern. Die Begleiter waren nicht in Uniformen gesteckt. Der Besucher erkannte die Herrschaften schon an ihrem Lächeln. Auch sprachen die Begleiter kein Agentur-Deutsch, aber mit Dialekt aus der Region. Die LGA ist kein „Professoraler Rummel“ oder „Überbietungs- Wettkampf“ in Sachen Kunst. Diese Konzeption sollten sich viele Macher abschreiben. Eine klare und gradlinige Thematik. Kein Einbringen von: Haste nicht gesehen!

Die Geschichte von Apolda wird hier erzählt. Eine selbstbewusste Stadt.  Einige Beispiele: Apolda, die Modestadt, eine großer Holzscherenschnitt, starke Farben, Frau mit Hut und Hund. Apolda war zu DDR-Zeiten die Stadt mit den meisten Hunden. Berlin könnte eine Menge nach Apolda abgeben. Da Pflanzen auch zum Färben von Stoffen gebraucht wurden, gab es bei der hölzernen Dame Beete mit den passenden Pflanzen und Blumen. Apolda, auch die Stadt der Strickwaren. So gab es Beete, wo die Blattpflanzen in Strick- und Häkelmustern gepflanzt sind. In der 3.+4. Klasse hatten wir mit den Mädchen zusammen Werk- und Handarbeitsunterricht. Einiges kann ich heute noch.

Apolda war auch die Stadt der Glockengießer. Na, Schillers Glocke? Mitten auf einer Wiese steht auf Holzlatten eine Kirchenglocke.  Nein, die große Glocke ist nicht echt. Sie war die Letzte, die in Apolda gegossen wurde. Wo ist diese Glocke denn hingegangen? Wer die Grand-Dame sehen oder hören will, geht zum Kölner Dom. Dort schlägt sie jede volle Stunde. Auch zum Weg ins Paradies. Am Kopf oder Wendepunkt der LAGA gibt es ein (kühles) Gewächshaus, in dem hat sich die Thüringer Tischkultur breitgemacht, im guten Sinne. Es wird gezeigt, dass schönes Porzellan den gut gedeckten Tisch bereichert. Tischdecken aus Flachs, Leinen und Baumwolle wurden im Pressdruckverfahren gestaltet.  An einem besonderen Stand zeigen freundliche Damen von der „Gläsernen Porzellanmanufaktur“ aus Tettau ihr Können im Herstellen von Blüten aus Karolin.

Aber was nutzt der noch so schön gedeckte Tisch ohne Gäste und gefüllte Teller?  Das Restaurant war gut besucht von Jung und Alt.

Es gab richtiges Essen, keine Messekost, zu „Normalen“ Preisen.

Kein IKEBANA auf den Porzellantellern. Alle Teller, die ich gesehen habe, waren gestaltet. Nein, keine Schleichwerbung. Aus dem Tal von Apolda fuhren wir dann hoch zum Bergrestaurant „Landgraf“. Der Präsident der „Berliner Gartenfreunde“ heißt Günter Landgraf und kommt aus Thüringen. Das Restaurant ist seit 2006 wiedereröffnet und hat viele Gäste aller Altersgruppen. Autos auf dem Parkplatz lassen und dann 5 Minuten Fußweg. Verliebte brauchen etwas länger, manche Gäste für den Rückweg auch. Alles für die Verdauung.

Volksweisheit: „Nach einem guten Essen sollst Du tausend Schritte tun. Oder eine Stunde ruhen.“ Bänke mit Ausblick über Jena hinweg gab es einige. Besetzt von Verliebten. Sie hatten wohl gerade ihr Hochzeitsessen getestet. Der Volksspruch geht noch weiter: Nach einem schlechten Essen nicht meckern, sondern schnell Weggehen und alles vergessen.

Uns brachte der VW Bus wieder in die Stadt zu unserem Paradies-Busbahnhof. Flixbus brachte, dem Unwetter vorausfahrend, uns wieder nach Berlin.

Gedanken auf der Rückfahrt: Thüringen hat in den letzten Jahren einen großen und gezielten Schritt nach vorne gemacht, aus sich selber heraus. Darum ist die Vereinigung: „Thüringer Tischkultur“ Saaleland er gehört zum Thüringer Tourismusverband Jena-Saale-Holzland e.V. eine sinnvolle Unterstützung. Zum besseren Verstehen, ich habe einen Bildband über Thüringen gemacht, es war für mich ein Wiedersehen. Manche meiner Erinnerungen musste ich sehr zu meiner Freude zum Guten ändern. Auf zu den nächsten gut überlegten Schritten.

Der Ministerpräsident isst mit Freude und Genuss. Schön, dass Frau Wohlfarth in Jena studiert hat. So hatte sie natürliches Gefühl für die Menschen und den Landkreis.

Meine Großmutter sagte immer zu mir: „Udo, der Mensch braucht gutes Essen auf einem gedeckten Tisch, gute Musik und danach ein gutes Buch. All das gibt es jetzt!

Sapere Aude Herzlich Udo Lauer

www.Dahlemer-Briefe.de

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Udo Lauer, Merlin-Presse-Berlin
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