Wernher von Braun | Reise zu den Sternen |
Raumfahrtpionier zum hundertjährigen Geburtstag
Der Raketenkonstrukteur Wernher Freiherr von Braun wurde am 23. März 1912 in Wirsitz bei Posen im heutigen Polen geboren: Zu seinem 100. Geburtstag wird an seine Verdienste um die Raumfahrt erinnert. Obwohl die Grundlagen hierfür während des Zweiten Weltkrieges in Peenemünde mit der Konstruktion der ersten funktionstüchtigen Flüssigkeitsrakete V 2 gelegt wurden, konnte der Flug zum Mond erst durch das Raumfahrtprogramm der NASA in Amerika ermöglicht werden.
Schon früh interessierte sich von Braun für die Naturwissenschaften. Mit 13 Jahren experimentierte er in Berlin mit Feuerwerksraketen; zu seiner Konfirmation erhielt er ein astronomisches Fernrohr geschenkt. Er studierte an der Technischen Hochschule in Berlin und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Als Diplom-Ingenieur für Mechanik wurde er durch Vermittlung von Walter Dornberger Angestellter beim Heereswaffenamt für das Raketenprogramm. 1934 promovierte von Braun zum Dr. phil. an der heutigen Humboldt Universität Berlin mit der Arbeit über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsrakete“. Im gleichen Jahr startete das von ihm entworfene Aggregat 2 von der Nordseeinsel Borkum in eine Höhe von 2.200 Meter. Er entwickelte in den Jahren 1935 bis 1937 ein Raketentriebwerk, dass in Neuhardenberg an einer Heinkel He 112 erprobt wurde. Danach wurde von Braun technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde bis 1945.
Die Großrakete mit Flüssigtreibstoff, das Aggregat A 4, wurde in Peenemünde entwickelt und ab 1943 in Serie gebaut. Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels taufte sie in V 2 (Vernichtungswaffe) um. Es war die erste Langstreckenrakete der Welt und erreichte die vierfache Schallgeschwindigkeit. 1944 wurden die Niederlande, Belgien und London mit 3.000 dieser V 2 bombardiert. Über 6.000 der Raketen wurden in dem berüchtigten Konzentrationslager Mittelbau-Dora bei Nordhausen im Harz produziert.
Nach der Kapitulation des Nazi-Reichs blieb den Amerikanern nur wenig Zeit, die völlig intakten Produktionsanlagen aus dem Harz in die USA zu schaffen, denn Ende Mai 1945 übernahmen vereinbarungsgemäß die Sowjets das Gebiet. Auf 16 Schiffen wurden die Teile und einhundert V 2 nach New Orleans gebracht; ihr Bestimmungsort war White Sands in New Mexico. Sie werden die Grundlage des amerikanischen Raketenprogramms bilden.
Im Rahmen der Operation Overcast kommen einige Monate später Wernher von Braun und 350 seiner Mitarbeiter in das nahe gelegene Fort Bliss. 1946 endete das Unternehmen Overcast und im Rahmen der Operation Paperclip werden rund 1.000 deutsche Wissenschaftler nach Amerika gebracht. Ihnen wurden ein längerfristiger Aufenthalt und die amerikanische Bürgerschaft in Aussicht gestellt. Vermutlich waren sie froh, das kriegszerstörte Deutschland verlassen zu können.
Ab 1950 leitete von Braun in Huntsville (Alabama) die Entwicklung der Redstone-Rakete, die 1953 in Cape Canaveral (Florida) getestet wurde. Seine Tätigkeit bei der NASA begann er 1959, wo er 1960 zum Direktor des Marshall Space Flight Center in Alabama ernannt wurde. Er war dann maßgeblich an den Mercury-, Gemini- und Apollo-Programmen beteiligt.
Am 11. Juli 1969 hebt die von ihm entwickelte Saturn-Rakete zur Mission Apollo von Cape Canaveral mit drei Astronauten an Bord ab und landet am 12. Juli 1969 auf dem Mond. Von dem Astronauten Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betrat, ist der Ausspruch überliefert: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit“.
Die bemannte Mondlandung war die Erfüllung aller Träume, die Wernher von Braun jemals gehegt hatte. Nur in Amerika konnte er sie verwirklichen. Von seiner Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Partei (NSDAP) und der SS wurde nicht gesprochen. In späteren Jahren danach befragt, distanzierte er sich stets vom Nationalsozialismus und verneinte auch eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg. Von 1970 bis 1972 war er stellvertretender Direktor der NASA, die er 1972 verließ. Danach war er für den Flugzeughersteller Fairchild tätig. Am 16. Juni 1977 verstarb von Braun in Alexandria (Virginia) und wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Neben seinem Namen, Geburts- und Todesjahr steht auf dem Grabstein die erste Zeile des Psalms 19: „Die Himmel erzählen von der Herrlichkeit Gottes; vom Werk seiner Hände kündet das Firmament“.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press
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