Strausberg

Vom S-Bahnhof Strausberg-Stadt (S 5) gelangt der interessierte Wanderer auf kurzem Weg bis zur Kirche St. Marien im Zentrum

Strausberg: Diese Kirche gilt als das älteste und höchste Gebäude der 780 Jahre alten Stadt und eine der größten noch erhaltenen Feldsteinkirchen der Mark Brandenburg. Nach Verleihung des Stadtrechts wurde auch Strausberg mit einer Pfarrei ausgestattet. Diese erhielt mit dem Bau der Marienkirche um 1250 ihre dazugehörige Stadtpfarrkirche.

Strausberg Kirche St. Marien by ReiseTravel.eu

Der am Übergang zwischen Romanik und Gotik aus Feld- und Backsteinen errichtete schnörkellose Kirchenbau hat die Form einer dreischiffigen Pfeilerbasilika. Da der Kirchturm mehrfach abbrannte, wurde ab 1922 darauf verzichtet.

Nach dieser ersten Erkundung gehen wir steil bergab zum Fischerkietz am Straussee, der Wiege des Ortes. Hier lebten um 1225 in kleinen Hütten, zugleich Wohn- und Arbeitsstätte, die Fischer. Sie belieferten die Besatzung der markgräflichen Burg Struzeberg. Eine schmale, steile Gasse war der einzige Stadtzugang, an deren unterem Ende sich die Kietzer Pforte befand.

Eigentlich kann sich der SRB-Besucher von heute hier auch dem Projekt SEESICHTEN widmen. Rund um den fast vollständig zugänglichen, 4 km langen Straussee (Promenade) sind 12 Schautafeln platziert, die den Blick freigeben auf Hintergründe zur Geschichte und Gegenwart der Stadt.

Aber am Fischerkietz kein Durchblick – eine grüne Laubwand versperrt die Sicht. Der weitere Weg führt uns in Richtung Markt zum Stadthaus, früher Rathaus und heute Bibliothek und Standesamt. Daneben abrissreif das frühere Kino „Argus“. Aktivisten der Cineastik wollen es wieder zum Leben erwecken.

Etwas bergab geht es in Richtung GROßE STRASSE, dem Broadway von Strausberg. Hier reihen sich die typischen Läden und Dienstleister einer Kleinstadt auf.

Unser nächstes historisches Ziel, die Personalseilfähre. Dazu biegen wir an der Sparkasse in einen Weg ein entlang der neu sanierten Stadtmauer mit dem Wiekhaus.

Der Bau der Stadtmauer begann um 1254. Sie ist insgesamt ca. 1.600 m lang, bis zu 6 m hoch und hatte früher 24 Wiekhäuser zur Verteidigung der Stadt. Die Fähre, einzigartig in Europa mit elektrischer Oberleitung, verbindet seit 1894 die Stadt mit dem Waldgebiet Jenseits des Sees. Das Vorhaben geht zurück auf Kaufmann Daniel Gepke. Die erste Seilfähre ging mittels Handrad, einer raffinierten Seilkonstruktion („englische Drehrolle“) in Betrieb. Sie konnte ca. 100 Personen übersetzen, musste aber über den See gezogen werden. Da der Ausflugsverkehr stark zunahm, erfolgte ein Jahr später die Überfahrt mit einer rund 200 Personen fassenden Fähre, die durch einen Petroleummotor angetrieben wurde. Leider gab er zu oft seinen Geist auf, meist mitten auf dem Wasser. Alternativ blieb nur noch eine elektrisch betriebene Überfahrt mit einem geräuschlosen Antrieb.

Das gegenwärtige Fährschiff wurde 1967 auf der Werft „Franz Loberenz“ in Marienwerder gebaut. Es kann 100 Personen aufnehmen und die Überfahrt beträgt für die 350 m lange Strecke ca. sieben Minuten.

Unweit der Strausseefähre befinden sich zwei Gaststätten, der Gasthof „Zur Fähre“ und der „Seegasthof“. Beide sind insolvent und geschlossen. 2021 sollen dort zwei „Italiener“ eröffnen, ein Edler mit Spaghettimanufaktur und ein Normaler. Zumindest lassen wir uns eine Bratwurst schmecken vom fliegenden Händler auf seinem Velo.

Vorläufiger Endpunkt unserer Route ist die historische BADEANSTALT. Im Januar 1924 schritten Mitglieder der beiden Strausberger Schwimmvereine zur Tat und rammten während der Eisperiode die Grundpfeiler für die neue Anlage in den Grund des Sees. Zur feierlichen Einweihung der `Städtischen Seebadeanstalt` kam es dann am 20. Juni 1925 u. a. mit einem Bootskorso, Vorführungen der Schwimmvereine, Wasserspielen und Sprüngen vom 1-, 3- und 5-Meter-Turm. Heute steht alles unter Denkmalschutz, kann aber leider nicht genutzt werden. Grund ist der stetig sinkende Wasserpegel des Straussees. Um dem entgegen zu wirken, hat sich eine Volksinitiative „Rettet unseren Straussee“ gegründet. Ein aktuelles Gutachten sieht den Klimawandel und die Grundwasserentnahme durch die Wasserwerke als Ursachen für das Seesterben.

Bald könnte es dann vorbei sein mit dem Werbeslogan: Strausberg, die grüne Stadt am See. Immerhin tröstet uns ein Ruderboot vom Bootsverleih gleich neben dem verlassenen Strausbad. Das Glück liegt manchmal doch auf dem Wasser.

Strausberg Airport by ReiseTravel.eu

Flugplatz mit Museum

Eine andere touristische Adresse in Strausberg ist der Flugplatz im Norden. Genaugenommen nennt er sich Verkehrslandeplatz (Code EDAY) und verfügt über eine 1.200 m Betonbahn sowie über eine 1.200 m lange Grasbahn. Hier starten und landen hauptsächlich Segelflugzeuge. Für den Besucher hoch interessant, auch dem Treiben der motorisierten Kleinflugzeuge zuzuschauen. Das Markenzeichen des Airports ist eine AN 2, die alle Piloten und Passagiere bei Anreise oder Anflug begrüßt. Der rege Flugbetrieb kann auch von der Aussichtsplattform des Tower verfolgt werden.

Wir sind ganz nah dran am Geschehen am Rande der Stadt. Die wechselvolle Geschichte des Flugplatzes gibt es auch im integrierten Flugplatzmuseum zu entdecken: Gegründet wurde der Flugplatz im Jahr 1927 als Segelfluggelände. Obwohl der erste Flugzeugführer aus Strausberg bereits 1913 seine Flugzeugführererlaubnis des „Dt. Luftfahrerverbandes“ erhielt: Es war Oberleutnant zur See Felix Schulz. 1929 startete der 1. Passagier-Rundflug über Strausberg mit einer Focke Wulf A 17 „Möwe“. Ab 1935 nutzte die Luftwaffe das Gelände als Ausbildungsstelle. Es entstanden unter anderem eine große Werfthalle, drei Flugzeughallen sowie die Navigationsschule.

Staunen kann man im Museum über Fotos, die die spätere Gründerin eines Flensburger Versandhandels Beate Uhse als Testfliegerin deutscher Messerschmitt-Jagdflugzeuge über Strausberg zeigt. Sie war nicht nur in Sachen Sex Vorreiterin in einer Männerdomäne. Im Strausberger Flugzeugwerk Alfred Friedrich, war sie als Einfliegerin tätig. Und als Hauptmann der Luftwaffe war sie vor 1945 wie viele andere Menschen in die Wirren ihrer Zeit verwickelt.

Berühmt auch Inge Wetzel, die 1937 den Dauersegelflug-Weltrekord mit 18,5 Stunden aufstellte. Sie hatte das Segelfliegen im Strausberger Club gelernt und war zu ihrem Rekordflug in Ostpreußen gestartet.

Am 23. April 1945 besetzten Einheiten der Roten Armee den Flugplatz, der bis Kriegsende noch als Einsatzhorst verschiedener Schlacht- und Jagdfliegereinheiten diente. Ab 1953 begann eine weiterhin militärische Nutzung durch die in Gründung befindlichen DDR-Streitkräfte. In diese Etappe fallen zwischen 1962 und 1964 insgesamt 10 Weltrekorde im Mannschaftsfallschirmspringen. Aufgestellt vom DDR-Team. Erst seit 1992 dient Strausberg ausschließlich für zivile Zwecke wie die Sport- und Geschäftsfliegerei.

Mit 45.000 Flugbewegungen pro Jahr gehört der Flugplatz SRB heute zu den Großen im Osten Deutschlands. Beheimatet sind hier der Motorseglerhersteller Stemme AG und die Verkehrspilotenschule Luftfahrtunternehmen Aerotours. Wer Lust auf einen Rundflug bis Berlin hat, kann sich im Internet anmelden und preisgünstig abheben. www.flugplatz-strausberg.de

Ab 2021 soll das Starten und Landen auf EDAY noch sicherer werden. Dann wird mit dem Instrumentenanflugverfahren wie mit dem Auto-Navi per GPS-Steuerung geflogen. Dies ist eine technische Weiterentwicklung, weil die Instrumente die Flugroute vorgeben. Das erlaubt punktgenaue Anflüge auch bei fehlender oder sehr schlechter Sicht. Für den Strausberger Platz ist das auch bei der Ausbildung von Verkehrspiloten wichtig. Na dann: „Möge die Summe der Starts stets mit der Summe der Landungen übereinstimmen“.

Touristinformation Strausberg, Frau Zahn, August-Bebel-Straße 1, D-15344 Strausberg. Telefon: 03341 / 31 10 66  - touristinfo@stadt-strausberg.de

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Günter Knackfuß. Fotos von Günter Meissner

Günter Knackfuß by ReiseTravel.euFreier Journalist in Berlin.

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