Berlin

Topographie des Terrors

In einem Gebäudekomplex der ehemaligen Prinz-Albrecht-Strasse, heute Niederkirchnerstrasse, benannt nach Käthe Niederkirchner, einer Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, und der Wilhelmstrasse in Berlin befanden sch von 1934 bis 1945 die Zentralen des Nazi-Terrors. Bereits 1934 bezog der Reichsführer des Sicherheitsdienstes (SD), Heinrich Himmler, das Prinz-Albrecht-Palais. Das nebenan gelegene Hotel Prinz Albrecht wurde Sitz der Reichsführung SS. 1939 wurde das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) gegründet, in dem die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die Reichskriminalpolizei und der Sicherheitsdienst (SD) unter der Leitung von Reinhard Heydrich zusammengelegt wurden. Nun musste man auch das Gebäude der Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Strasse für die verschiedenen Dienststellen in Anspruch nehmen, deren Kellerräume als Gefängnis der Geheimen Staatspolizei für etwa 50 Menschen diente. Rund 15.000 Häftlinge waren dort in der Zeit bis 1945 zeitweise untergebracht, von denen viele in Konzentrationslagern landeten. Auch Mitglieder der Roten Kapelle, des Kreisauer Kreises und Beteiligte am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 waren dort untergebracht. Die gefliesten Kellerreste wurden erst 1986 entdeckt und der Öffentlichkeit 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins unter der Bezeichnung „Topographie des Terrors“ zugänglich gemacht. Bei einem Luftangriff im November 1944 war der Gebäudekomplex an der Prinz-Albrecht-Strasse schwer beschädigt worden, lediglich das neben der Kunstgewerbeschule gelegene Kunstgewerbe-Museum (heute Martin-Gropius-Bau mit wechselnden Ausstellungen) blieb als Ruine erhalten. Ursprünglich gehörte das Prinz-Heinrich-Palais den ehemals regierenden Hohenzollern, jedoch verzichtete Prinz Louis Ferdinand, der damalige Chef des Hauses Hohenzollern, 1961 auf die Besitzansprüche der Familie an dem Gebäude. Es wurde dann zusammen mit den Resten der anderen Gebäude abgetragen. Das Gelände wurde planiert und es entstand in Privatinitiative auf dem verwahrlosten Grundstück „Harrys Autodrom“, wo Autofahren ohne Führerschein möglich war. 1987 wurde hier ein provisorischer Pavillon errichtet, in dem die erste Ausstellung zur „Topographie des Terrors“ zu sehen war. Lange gehegte Pläne zur Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände wurden 1992 mit der „Stiftung zum Bau und Unterhalt eines Dokumentationszentrums“ in Angriff genommen. Eine Ausschreibung für den Museumskomplex erfolgte 1993, die der Schweizer Architekt Peter Zumthor gewann. Zumthor war bekannt für ungewöhnliche Bauten, für die er viele Auszeichnungen erhielt. Die Ausführung seines Entwurfs für die „Topographie des Terrors“ führte jedoch zu erheblichen Mehrkosten; die mit der Ausführung beauftragte Baufirma wurde insolvent und die drei für rund 14 Mio. Euro errichteten Treppentürme wurden 2004 schließlich abgerissen. Ein neuer Architektenwettbewerb wurde 2005 ausgeschrieben, den die Architektin Ursula Wilms vom Berliner Büro Heinle, Wischer und Partner und der Landschaftsarchitekt Professor Heinz W. Hallmann aus Aachen gewannen. Mit dem Bau des Dokumentationszentrums wurde im November 2007 begonnen; die Eröffnung fand im Mai 2010 statt. Auf 800 qm Ausstellungsfläche wird die deutsch- und englischsprachige Dauerausstellung „Topographie des Terrors, Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrechtstrasse“ gezeigt. Daneben gibt es Sonder- und Wechselausstellungen. Von Juni bis Oktober 2010 wurden in der Sonderausstellung „Das Gesicht des Gettos“  Fotos aus dem Leben des Ghettos Litzmannstadt  (Lodz / Polen)  gezeigt. Aus rund 12.000 Bildern aus dem Staatsarchiv Lodz wurden 50 Fotos aus dem Leben der Ghetto-Bewohner in der Zeit von 1940 bis 1944 in Berlin ausgestellt, die damals von jüdischen Fotografen gemacht wurden. Ab 20. Oktober 2010 bis 27. Februar 2011 findet die Ausstellung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen „Von der Sachsenburg nach Sachsenhausen, Bilder aus dem Fotoalbum eines KZ-Kommandanten“ statt. Die Fotos stammen aus dem Archiv des russischen Geheimdienstes in Moskau und zeigen Aufnahmen in der Zeit von 1933 bis Mitte 1937 aus dem Dienstalbum von SS-Obersturmführer Karl Otto Koch, der Kommandant in verschiedenen Konzentrationslagern in Deutschland war.  

„Stiftung Topographie des Terrors - Internationales Dokumentations- und Begegnungszentrum Berlin“. Geschäftsführender Direktor ist Prof. Dr. Andreas Nachama.
www.topographie.de 
 

Ausstellung über Eichmann-Prozess in Berlin 

Ein halbes Jahrhundert nach dem Prozess gegen Adolf Eichmann (1906 bis 1962) wird eine Ausstellung in Berlin an das Gerichtsverfahren gegen einen der Drahtzieher des Holocausts erinnern. Die Ausstellung im Dokumentationszentrum «Topographie des Terrors» werde ab 6. April 2011 den Prozess im Jahr 1961 in Jerusalem nachzeichnen, der mit der damals neuen Videotechnik dokumentiert wurde. Dabei sollen die Besucher in acht Medienstationen Sequenzen aus dem Film des Amerikaners Leo Hurwitz auswählen können. An der Ausstellung sind das Haus der Wannsee-Konferenz und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beteiligt. Einen Teil der Finanzierung übernimmt der Hauptstadtkulturfonds Berlin. Geplant ist auch ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Gesprächen mit Zeitzeugen und Filmvorführungen. Die Philosophin Hannah Arendt schrieb damals über den Prozess, den «Schreibtischtäter» Eichmann und die «Banalität des Bösen». Das Gerichtsverfahren vom 11. April und 15. Dezember 1961 endete mit einem Todesurteil für Eichmann, der im Mai 1962 hingerichtet wurde. Eichmann war beim Reichssicherheitshauptamt mitverantwortlich für die Ermordung von rund sechs Millionen Menschen im weitgehend von den Deutschen besetzten Europa. Nach dem Krieg flüchtete er nach Argentinien, wurde aber dort 1960 von Agenten des israelischen Geheimdienstes festgenommen und nach Jerusalem entführt.

 

Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press.
 

Edelgard RichterEdelgard Richter berichtet aktuell zum Thema: B & B intern

 

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