Berlin

Direktor möchte Verbesserungen sowie Veränderungen im Tierpark und Zoo Berlin

Berlin verfügt über einen Tierpark und einem Zoo: Im Stadtteil Charlottenburg befindet sich direkt gegenüber des Bahnhofes Zoologischer Garten dieses im Westteil gelegene Areal, der Tierpark Friedrichsfelde befindet sich im Ostberliner Stadtteil Lichtenberg. Heute verfügt Berlin über zwei Zoos, die beide sehr große staatliche Zuschüsse benötigen, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Mit den Einnahmen aus den Eintrittspreisen, aus der Verpachtung von Restaurants und Souvenirläden allein kann sich weder der Zoo noch der Tierpark tragen.

Ein Blick in die Geschichte reicht aus, um festzustellen, wie es überhaupt zu zwei Tierparkanlagen in Berlin kommen konnte. Bis zur Wiedervereinigung 1990 befanden sich die Zoos in zwei verschiedenen Staaten. In Charlottenburg zahlte das Publikum den Eintritt mit DM, in der damaligen „Hauptstadt der DDR“ zahlte man in Mark der DDR.

Im Klartext hieß dass, der Westteil in Berlin, dem Bundesgebiet damals, und der Ostteil Berlins, in der DDR gelegen, hatten nur einen Zoo. Nach der Wiedervereinigung hat das Bundesland Berlin so manche Doppelung oder Mehrfachangebote aus Kostengründen stillgelegt. Erinnert sei daran, dass renommierte Schillertheater wurde geschlossen und das Schlosspark Theater ebenso. Bis heute ist das Schillertheater nicht mehr als städtische Bühne im Einsatz und das Schlosspark Theater befindet sich nach jahrelangem Stillstand seit 2008 in privater Trägerschaft durch den Intendanten Dieter Hallervorden, der mit seinen privaten Mitteln dieses Theater eröffnet hatte und bis heute bespielt. Das Land Berlin hat kürzlich einen anerkannten Fachmann zum neuen Chef der beiden Berliner Zoos berufen.

Dr. med. vet. Andreas Knieriem, Jahrgang 1965, leitet in Personalunion den Berliner Tierpark in Berlin Friedrichsfelde und den Zoo in Berlin Charlottenburg. Von 2009 bis März 2014 war der promovierte Tiermediziner als Direktor und Vorstand beim Münchener Tierpark Hellabrunn tätig, davor war u. a. im Zoo Hannover tätig. Die Berufung dieses Experten kann darauf hindeuten, die politisch Verantwortlichen in der Bundeshauptstadt sind wohl auch nicht dauerhaft gewillt, das Unternehmen „Städtische Zoos“ mit Steuergeldern in hohem Maße weiterhin auszustatten. Schafft es Dr. Knieriem bis zum Ende seiner Amtszeit nicht, die beiden Einrichtungen auf eigene wirtschaftliche Beine zu stellen, wird sicherlich die berühmte Reißleine gezogen werden. Parlamentarier vergeben Steuergelder und sind immer penibel darauf bedacht, nicht als Verschwender der wertvollen Steuergelder namentlich genannt zu werden. Das ist auch verständlich, schließlich bitten andere Institutionen in der Bundeshauptstadt, seien es Schulträger, Sportvereine, Hilfsorganisationen, Büchereien u. v. a. um Zuschüsse. Schulgebäude sind teilweise marode, Sportvereine benötigen nach einer gewissen „Lebensdauer“ neues Sportgerät, wissenschaftliche Bibliotheken und die in den Berliner Kiezen gelegenen Leihbüchereien wollen die immer neusten Bücher sich zulegen und an ihre Leser ausleihen. Das alles ist kostenintensiv, es wird sicherlich auch immer schwieriger für politisch Verantwortliche, das Aufrechterhalten von zwei Zoos zu begründen. Dabei scheint der neue Tierparkleiter nur so von neuen Ideen zu sprudeln. In einem Presserundgang kündigte der Zoodirektor an, in Friedrichsfelde für eine Verjüngungskur zu sorgen, um die Attraktivität zu steigern.

Dr. med. vet. Andreas Knieriem denkt konkret an folgende Maßnahmen: So soll der Eingangsbereich am Bärengehege umgestaltet werden. Der Eingang soll farbenfroh die Besucher begrüßen und der Betonboden soll für einen Weg aus Naturbelag weichen. Diese baulichen Veränderungen kosten rund 120.000 Euro. Bisher gibt es nur einen Spielplatz, das soll sich auch ändern. Mindestens ein zweiter Spielplatz soll hinzukommen, dabei will man bewusst auf Spielgeräte aus Plastik verzichten. Für einen Kinder gerechten Spielplatz möchte der neue Chef auch Wasser zum Planschen für die jungen Gäste wissen. Ebenso hat der neue Zooleiter bedacht, keine störenden Einflüsse mehr am Spielplatz hinzunehmen. „Kinderlärm ist im Tierpark am Spielplatz sehr schön und zeugt davon, dass es den jungen Besuchern gefällt. Die danebenliegende Frittenbude mit ihren Gerüchen nerven aber Jung und Alt.“ Eine Gastronomie, die zum Verweilen einlädt und moderate Preise vorweisen kann sind für Dr. Knieriem eine sehr gute Visitenkarte von zoologischen Einrichtungen. Ein weiterer Punkt ist die Tribüne, die bis zu 1.000 Gästen Platz anbietet. „Von so einer imposanten Tribüne können andere Tierparks in Deutschland nur träumen.“ Die morschen und unbequemen Holzbänke an der Tribüne sollen erneuert werden und viel mehr Veranstaltungen sind demnächst angedacht. Hier sind tägliche Veranstaltungen eingeplant.

Für den neuen Direktor sind auch so Kleinigkeiten nicht hinnehmbar, dass Besucher sich ein Sitzkissen von zu Hause in den Tierpark mitbringen müssen, um bequem zu sitzen. „Es ist die Aufgabe des gastgebenden Zoos dafür Sorge zu tragen, man sitzt an der Tribüne in bequemen Stühlen auf bequemen Stühlen.“ Dieses Areal biete sich geradezu an, um Tiere zu repräsentieren, die gestreichelt werden können. 800 verschiedene Tierarten sind momentan hier für die Besucher sichtbar, diese Zahl darf nicht als Gesetzt angesehen werden. Weniger kann auch mehr sein. Die Tiger sollen beispielsweise ein größeres Gehege bekommen, das kann bedeuten, dass der Tierpark sich von anderen Tieren trennen wird. Pro Jahr braucht Berlin 860.000 Euro für das Tierfutter, diese Summe könne man auch reduzieren, wenn weniger Tiere zu füttern seien. Hier gelte es, so der Zooexperte, einen Spagat zu bewältigen. Kinder haben mit Löwe und Giraffe andere Lieblingstiere als Erwachsene, handelt es sich bei den Erwachsenen um Biologen, Tiermedizinern oder Zoologen als Besucher, zieht es diese zu besonderen Tierarten hin, die der durchschnittliche Besucher für nicht sehr sehenswert hält.

Dr. Knieriem möchte mehr Gäste bewegen, seine beiden Einrichtungen zu besuchen. Im Jahre 2013 kamen rund 1 Million Gäste, die Besucherzahl betrug 600.000. Dauerkarteninhaber und andere Besucher, die sich zweimal oder mehrmals eine Tageskarte im Wirtschaftsjahr kaufen, kommen in diese Zählung mit hinein. Schwerpunkt allen Handels ist nach Aussage des Zoofachmannes jetzt, neue Besucher für Tierpark und Zoo zu begeistern. Diese Zielgruppen sollen aus allen Bereichen kommen, seien es Berlintouristen, Tagestouristen, die nur wegen des Zoobesuches nach Berlin reisen sowie verstärkt Berliner Schulklassen.

Er gab zu bedenken, es reisen ja auch täglich Berliner nach Niedersachsen in einen Vogel- oder Heidepark; was spreche denn dagegen, dass aus benachbarten Bundesländern und aus Polen Tagesgäste für einen Zoobesuch nach Berlin kämen?

Auch die Umsatzzahlen bei Cafébesuchen sowie Einkäufen in Zoo eigenen Souvenierläden sind sehr gering. Hier sieht der Direktor ebenfalls noch Potenzial nach oben durch Steigerung der Attraktivität. Das im Ostteil gelegene Areal umfasst 160 Hektar, die Wegstrecke beträgt 20 Kilometer. Die Größe des Tierparks muss als Vorteil vermarktet werden. Manche Besucher teilen mit, ihnen sei es gesundheitlich und zeitlich gar nicht möglich, an einem einzigen Tag diese 20 Kilometer zurückzulegen. Der Zoodirektor wies daraufhin, eine kleine Bahn fahre im Tierpark und halte an manchen vorgegebenen Punkten. Das für ihn absolut unverständliche bei seinem Amtsantritt war, ein privates Transportunternehmen befördert gegen Entgelt innerhalb der Zooanlage die Besucher. „Davon haben wir finanziell betrachtet rein gar nicht. Wir verdienen nicht an dem Verkauf der Fahrscheine und das Transportunternehmen zahlt noch nicht einmal eine Gebühr an uns, das wir ihm diesen Service gestatten, der Geld bringt.“ Das müsse sich schnellstens ändern. Hier wird der Unternehmer zur Kasse gebeten oder der Tierpark betreibt in Eigenregie diese „Bimmelbahn.“ Für den neuen und kreativen Chef ist es auch denkbar, sich bei dieser Kleinbahn von festen Haltepunkten zu lösen, dass also Besucher auf Zuruf nach Herzenslust einsteigen und aussteigen können, wenn ihnen danach zumute ist. www.zoo-berlin.de - www.tierpark-berlin.de

Mein Fazit: Es passt ja zu einem Zoo, von „Mäusen“ zu reden! Schafft es auch Dr. Andreas Knieriem nicht, das Ruder herumzureißen und schon bald dem Berliner Senat erfreulichere Besucherzahlen und damit verbundenen höheren Einnahmen, also mehr Geld, im Volksmund auch salopp „Mäuse“ genannt, vorzuweisen, wird garantiert einer der beiden Zoos geschlossen werden. Zwei auf Dauer zu subventionierende Tierparks kann sich Berlin nicht leisten, an dieser einfachen Tatsache „beißt die Maus keinen Faden ab.“ Wer dann in Berlin oder in anderen Städten ob einer geplanten Schließung Krokodilstränen weinen wird, muss sich fragen lassen, wie oft er die Tierparks bisher aufgesucht hat und sie mit dem Kauf einer Tages- oder Jahreskarte unterstützt hat. Unvergessen ist bis heute der Satz des Regierenden Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit: „Berlin ist arm, aber sexy.“ Dieses „sexy“ hält keinen Tierpark dauerhaft am Leben und „arm“ bringt klar zum Ausdruck, zoologische Einrichtungen haben keinen Anspruch auf unendliche Geldspritzen. Wer „nix hat, kann nix geben“ lautet eine alte Weisheit.

So traurig es klingen mag: Das Berliner Kulturleben ist ja nicht zusammengebrochen, weil das Schillertheater seine Pforten geschlossen hat. Vielleicht gibt es sogar eine angenehme Lösung für einen der beiden Zoos wie beim Schlosspark Theater! Ein gut betuchter Privatmann oder ein Konzern übernehmen in privater Trägerschaft einen Berliner Zoo und haben damit auch das Recht einer Umbenennung erworben. Im Profifußball ist ein Münchener Stadion nach der größten deutschen Versicherung benannt, das Schalker Bundesligastadion trägt den Namen einer sauerländischen Brauerei, eine Mehrzweckhalle in Berlin trägt den Namen eines Mobilfunkanbieters. Warum soll ein Zoo nicht nach einer internationalen Limonaden Marke oder nach einem Autohersteller beispielsweise benannt werden? Zumal die Autobauer schon Modelle wie Jaguar, Mustang, Panda, Käfer u. a. im Programm haben bzw. hatten? Alle diese Automodell kann der Zoobesucher „leibhaftig“ in Berlin bewundern im Gehege oder in einer Vitrine für Insekten. Die größte deutsche Fluglinie hat einen Kranich im Firmenlogo, dieser Kranich ist auf jedem Flugzeug deutlich sichtbar. Wer beispielsweise von New York nach Berlin fliegt, darf mit seinem Kranich Ticket umsonst in den Kranich Zoo, das Ticket ist zugleich die Eintrittskarte. Werbestrategen in Weltkonzernen werden sicherlich kalkulieren können, wie wertvoll es sein kann, wenn ein international renommierter Tierpark den Namen des Konzerns oder eines seiner Produkte tragen wird. Jede Geburt einer Antilope, eines Zebras und anderen Tieren werden in Berliner Medien verkündet nach dem Motto, im „XY Zoo“ kann ab sofort das Baby der Elefantendame Jolante besucht werden und übermorgen bekommt Eisbär Willy zu seinem 5. Geburtstag eine Eistorte, die aus Heringen besteht, geschenkt.

Service: Zoo und Tierpark haben täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, das Aquarium in Charlottenburg schließt täglich eine Stunde früher.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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