München

MUCA – Museum of Urban and Contemporary Art: Streetart - Banksy und Richard Hambleton

Eintauchen in Streetart: MUCA mit Werken von Banksy und den unheimlichen Schattenmännern von Richard Hambleton. Streetart ist allgegenwärtig. Viele sind total begeisterte Street-Art-Bewunderer, aber andere haben kein Verständnis für diese Kunstrichtung und bezeichnen sie als „Schmierereien“. Gestern wie heute nutzen Street-Art-Künstler Hauswände und Mauern statt Leinwände, um dadurch auf die Um- und Missstände in der Welt aufmerksam zu machen. Banksy ist gerade in aller Munde, da ein Ölgemälde von ihm für 8,4 Millionen Euro im Auktionshaus Sotheby‘s versteigert wurde. Es ist das bisher zweitteuerste Banksy Werk. Sein Gemälde „Show me the Monet“ hatte Banksy 2005 gemalt. Das Gemälde zeigt "Die japanische Brücke" von Claude Monet und Banksy verwandelte die Idylle des Gartens in Giverny in einen modernen illegalen Müllablade-Platz. In Monets Seerosenteich dümpeln Einkaufswagen und ein orangefarbener Verkehrskegel. Banksy weist damit auf die Umweltverschmutzung hin und kritisiert den verschwenderischen Konsum der Gesellschaft. 

Streetart Ikonen by ReiseTravel.eu

Rattenmotive

Banksy ist das Pseudonym für einen britischen Graffiti-Künstler, der weltberühmt geworden ist. Seine Schablonengraffiti mit Rattenmotiven wurden anfangs in Bristol und London bekannt. Er bemüht sich, seinen bürgerlichen Namen sowie seine wahre Identität geheim zu halten. Keiner weiß, wie er aussieht. 2005 organisierte er selbst eine Ausstellung mit dem Titel „Crude Oils“ in einem leer stehenden Laden im vornehmen Londoner Stadtteil Notting Hill.

Ikonen der Urban Art

In der Ausstellung „Ikonen der Urban Art“ zeigt das Museum of Urban and Contemporary Art MUCA in München Street Art als zeitgenössische Kunst mit beeindruckenden Originalwerken. Das Highlight der Ausstellung ist eines der größten Ölgemälde von Banksy mit dem Titel „Are You Using That Chair?“. Es ist eine Nachbildung von Edward Hoppers berühmtesten Bild „Nighthawks“. Edward Hoppers Bild entstand in den Wochen nach dem Angriff auf Pearl Harbour 1941 und zeigt die trostlose Gegenwart durch die Personen auf dem Gemälde, die Einsamkeit ausstrahlen.

Banksy setzt seine Hopper-Version in die Zeit von 2005 um. Er ergänzt das Bild mit einem übergewichtigen, aggressiven und bleichen Engländer in einer Union Jack Boxershort. Zwei Plastikstühle liegen auf dem Boden, während der Engländer wütend auf die zerbrochene Fensterscheibe zeigt. Hat er versucht die Scheibe mit dem Stuhl einzuschlagen? In der Hand hält er eine Bierdose, das Label der australischen Fosters-Brauerei ist verdeckt. Das Bier ist vor allem bei englischen Hooligans beliebt. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 kam es im Touristenort Albufeira am 24. Juni 2004 nach Englands Niederlage gegen Gastgeber Portugal zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den englischen und den lokalen portugiesischen Fans.

Bild mit Durchstecklöchern und Büste mit Kopfeinschussloch

Das Gemälde "Bacchus At The Seaside" aus dem Jahre 2009 ist von Guido Reni, das Banksy mit Kopf-Durchsteck-Löchern statt Gesichtern versehen hat. Banksy nimmt Secondhand-Gemälde vom Flohmarkt oder Sperrmüll, auf die er zeitgenössische Details malt.

Bei „Bullet Hole Bust“ handelt es sich um eine Büste mit einem Einschussloch. Diese Büste stand einst bei Angelina Jolie und Brad Pitt, sie ist nach der Scheidung nach München gekommen. Auf der Rückseite der Büste ist die Plastik signiert und auf „[20]06“datiert. Banksy spielt hier mit dem Wort „bust“, das sowohl „Büste“ als auch „Pleite“ bzw. als Verb „kaputtgehen“ bedeutet. Wieder wählt Banksy ein Werk der Kunstgeschichte, das jeder kennt, den Kopf der David-Skulptur von Michelangelo, die aber entgegen des Originals ein Kopfeinschussloch hat. Banksy zeigte die David-Figur erstmals auf seiner Ausstellung „Barely Legal“ 2006, wo er seinen internationalen Durchbruch feierte. Die große Statue "Ariel" in der Muca-Ausstellung ist eine "verzerrte" Fassung der berühmten Disney-Nixe und auch die kleinen gedruckten Motive wie der "Flower Thrower" oder "Girl And Balloon" beeindrucken immer wieder aufs Neue.

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Der vergessene Schattenmann

Richard Hambleton (23.06.1952 – 29.10.2017) wird ehrfürchtig „The Godfather of Street Art“ genannt. Er gilt als Vorreiter der Street Art und inspiriert bis heute renommierte Künstler wie zum Beispiel Banksy. Das Museum of Urban and Contemporary Art MUCA ist das erste Museum in Europa, das dem Vater der Straßenkunst eine Ausstellung zu Ehren seiner künstlerischen Pionierrolle widmet. Zum dritten Todestag des legendären Künstlers eröffnete das MUCA die Sonderausstellung „Richard Hambleton – der vergessene Schattenmann“, die mit dem Lockdown wieder geschlossen wurde. Mit seinen unheimlichen "Schattenmännern", die er gerne in dunklen Gassen malte oder sprühte, wurde Hambleton in den Achtzigern berühmt. Dann zog er sich zurück, was mit dem Tod seiner Freunde Keith Haring und Jean-Michel Basquiat zu tun hatte, mit Drogenproblemen, aber auch seinem Misstrauen gegenüber dem Kunstmarkt. Im Jahr 2010 wurde er wiederentdeckt. Und im MUCA werden nun rund 60 Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen gezeigt, wie etwa seine "Cowboys" oder "Beautiful Paintings".

Von Shepard Fairey sind die Porträts zur Erinnerung an Keith Haring und Jean Michel Basquiat. Es gibt auch sehenswerte Werke von neun anderen wichtigen Urban-Art-Künstlern wie zum Beispiel Os Gêmeos (portugiesisch für Zwillinge) aus Brasilien, Barry McGee und Caledonia Curry als Swoon.

Museum of Urban and Contemporary Art MUCA München www.muca.eu - Noch dem Lockdown wird die Ausstellung wieder geöffnet werden.

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Draeger by ReiseTravel.euUnsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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