Berlin

Heiratskomödie am Berliner Pfefferberg Theater von Tschechow

Berlin ist eine Komödie: Die Zwillinge Ingo und Ralph Woesner haben die bekannte Ernst Busch Schauspielschule erfolgreich besucht und sind Intendanten am Pfefferberg Theater in Berlin. Ralph Woesner hat aus zwei Werken des russischen Autors Anton Tschechow, der von 1860 bis 1904 lebte, ein Werk geschaffen. Aus den Werken „Heiratsantrag“ und „Bär“ schuf der Berliner Künstler die Komödie „Heiratsantrag wider Willen – oder in größter Not hilft nur eine Frau.“

Die Ausstattung und die Kostüme stammen von Sabine Schröpel, auf der Bühne wirken Ingo Woesner, Eduard Burza und Armin Hägele. Der im zaristischen Russland lebende Gutsbesitzer Iwan Iwanowitsch Lomow verbringt als leidenschaftlicher Hypochonder seine Tage. Tagtäglich schimpft er auf „das faule Personal, das gar nichts taugt“, seine „einzigen Freunde sind die Pillen.“ Die von Ingo Woesner herrlich dargestellte Haushälterin Ludmilla hat schon vor über 40 Jahren den Hypochonder gehegt und gepflegt. Sie kennt den „hochwohlgeborenen Herrn“ seit seiner Kindheit, schon zu dieser Zeit redete sich der Junge eine Krankheit nach der anderen ein.

Der Gutsbesitzer ist Junggeselle, denn er weiß zu berichten: „Eine Heirat bringt mich um. Höre ich nur das Wort Hochzeit, fangen meine Zähne schon an zu klappern.“ Eines Tages ist guter Rat sehr teuer. Der Hausarzt teilt seinem Patienten Iwan Iwanowitsch Lomow per Brief mit, er habe endlich die Ursachen für all die Krankheiten gefunden. Nicht nur das teilt der Mediziner mit, noch viel grausamer die weitere Mitteilung: Wenn er nicht in den nächsten zwei Wochen endlich die Ursache beseitigt, müsse er sterben. Ursache für die eingebildeten und auch tatsächlich vorhandenen Krankheiten sei nämlich der noch nie praktizierte Geschlechtsverkehr. Erst wenn der Gutsbesitzer diesen endlich vollzogen habe, verschwänden die eingebildeten und vorhandenen Krankheiten und er darf weiterleben. Woher jetzt aber so schnell eine passende Frau nehmen im alten Mütterchen Russland? Haushälterin Ludmilla weiß Rat: Auf dem Nachbar – Gutshof lebt ein ehemaliger Offizier, der persönlich auf Napoleon traf und Vater einer Tochter ist. Nur hat diese Tochter einst als Schulmädchen ihrem damaligen Klassenkameraden Iwan einen Kuhfladen ins Gesicht gedrückt, das hat der edle und eitle Herr bis heute nicht vergessen. Da es aber gilt, in den nächsten zwei Wochen spätestens sich mit einer Frau vereint zu haben oder sterben zu müssen, kann der einst gedemütigte Iwan doch auf solch vergangene Geschehnisse wohl keine Rücksicht nehmen. Bei starkem Regen fährt er mit der Kutsche zum Nachbarn und trifft auf den immer in Soldatenuniform laufenden künftigen Schwiegervater. Mit ihm muss Iwan erst mal zahlreiche Wodkaflaschen leeren und sich die Geschichten von vielen Schlachten anhören. Dazu kommt auch noch, Iwan muss sich die Begegnungen des Offiziers mit Napoleon anhören, ehe ihm gestattet wird, endlich vorzutragen, warum er bei strömendem Regen überhaupt zu Besuch gekommen ist. Er kam doch selbst bei schönem Wetter nie zu seinem Nachbarn. Des Offiziers Töchterlein, dargestellt ebenfalls von Ingo Woesner, entpuppt sich aber als „ekelhafter Drachen im Morgenrock.“ Diese alte Jungfer soll Iwan das Leben aufgrund einer Heirat retten? Das Erste, was sie von sich gibt, ist die Frage: „Kannst Du dich noch an den Kuhfladen erinnern?“ Vielleicht ist der Gast zu Besuch gekommen, um erneut um einen Kuhfladen regelrecht zu betteln? www.pfefferberg-theater.de

ReiseTravel Fact: Die Zuschauer sahen bei der Premiere eine Komödie, die zum Lachen verleitete. Das Pfefferberg Theater ist ein Ort, wo Komödien und Boulevard zu Hause sind. Bei dem Stück frei nach Tschechow, es muss ja korrekt heißen nach den zwei Stücken, aus denen Ralph Woesner eine Komödie erschuf, wird mit sehr vielen Klischees gearbeitet. Da schlucken die Russen viel Wodka, der Gutsbesitzer schikaniert Tag und Nacht sein Personal und ein Soldat hat nichts anderes im Sinn als Krieg. Ist er nicht in der Schlacht, erzählt er ständig von früheren Kriegsereignissen. Das ganze Klischeehafte auf der Bühne entwickelt sich Szene für Szene zu einer Kunst, so gar zu einer sehr großen. Mit viel Gelächter und starkem Applaus haben die Besucher dieses Stück aufgenommen.

ReiseTravel Service: Pfefferberg Theater, D-10119 Berlin Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 176, direkt an der U Bahnstation Senefelder Platz, U 2. Zum Theater gehören eine Hausbrauerei mit Restaurationsbetrieb.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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