Berlin

Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR

Termin 01. Juli 1990 - Der Tag, der die „Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR“ brachte. Ein Abkommen, auf der Grundlage eines „Staatsvertrages“ zwischen beiden Ländern und unter Federführung von Finanzminister Theo Waigel und Walter Romberg aus der DDR. Es war eine spannende Zeit, doch wer erinnert sich heute noch daran, vor allem an die Details im "kleingeduckten" und die damit verbundenen Folgen.

Sehr geehrte ReiseTravel User, das ist meine persönliche Sicht auf die damalige Zeit und Ereignisse:

Kompliziertes Geflecht: Kinder unter 14 Jahren konnten bis zu 2.000 DDR-Mark im Verhältnis 1:1 umtauschen, solche Personen von 15 bis 59 Jahre alt bis zu 4.000 DDR-Mark. Wer älter war bis 6.000 DDR-Mark. Darüber hinausgehende Beträge, also auch größere Geldvermögen, wurden im Verhältnis 2:1 umgestellt. Ab Montag, dem 2. Juli, konnte dann Jeder am Schalter D-Mark vom Konto abgehoben werden.

Aber: Bürger der DDR mit Guthaben über der Höchstmenge für den 1:1 Umtausch - wenn diese beispielsweise 10.000 oder 20.000 Mark der DDR hatten - übergaben ihr Geld an „weniger wohlhabende“ Bekannte oder Verwandte und diese tauschten um. Somit konnte der Verlust ein klein wenig reduziert und gemindert werden.

Hans Tietmeier, Deutsche Bank, war als Chef Unterhändler für die Währungsunion verantwortlich und betonte: „Somit ergibt sich ein Umstellungskurs von 1,8 zu 1“ und fuhr fort: „Dies ist ein Erfolg für alle Menschen“.

Herr Tietmeier kam aus dem Westen, hatte dort bestimmt hohe monatliche Einnahmen und er hatte nicht nur für die Deutsche Bank einen finanziellen Erfolg erzielt. Keinesfalls war er über Nacht um die Hälfte seiner eigenen Ersparnisse beraubt worden, er hatte seine 100 Prozent Geld - auf seinem Konto - behalten können.

Freude im Osten: Nun freuten sich viele Menschen, über das „neue Westgeld“ und „konnten alle Reisen, in die weite Welt“. Doch was passierte, wenn das Geld alle oder ausgegeben war?

Probleme traten bereits am nächsten Tag auf. Dies war der erste „Verkaufsoffene“ Sonntag, so etwas gab es bisher in der DDR nicht. Fast alle Kaufhallen der HO oder des Konsums hatten bereits ihren Besitzer gewechselt. (Diese waren vorher staatlich und somit Volkseigentum. Wer hat sie eigentlich verkauft und wer hat das Geld erhalten). Jetzt gehörten diese ehemaligen "DDR Kaufhallen" den Konzernen oder Handelsunternehmen der Bundesrepublik.

Diese nun "neuen" Supermärkte Geschäfte hatten ab Mitte Juni wegen „Inventur“ geschlossen, natürlich im Verbund mit viel öffentlicher Polemik. Am 2. Juli öffneten diese wieder und nun es gab plötzlich alles zu kaufen, auch technische Erzeugnisse, die vordem Mangelware waren. Alles gegen D-Mark ob Butter, TV-Gerät oder Auto.

Enormer Preisanstieg: Allerdings stiegen auch sofort alle Nebenkosten, von der Miete bis hin zur Versicherung. Für meine Wohnung zahlte ich seit Jahren 123 Mark Miete pro Monat. Per Brief wurde ich aufgefordert, ab August 199 D-Mark zu bezahlen. Die gleiche Wohnung, nichts wurde gemacht oder instand gesetzt. Nichts, nur die Miete wurde einfach erhöht und natürlich dieser Brief - mit West Porto versehen - geschrieben.

Bereits Ende Juli 1990 wurde in den Medien über die ersten Arbeitslosen berichtet, bis dahin völlig undenkbar in der DDR. "Wir haben kein Personal", lautete bisher die Devise. 

Im ZDF Fernsehen trat ich ab Januar 1990 mehrfach als Interviewpartner auf. Im Interview wollten die jeweiligen Reporter immer Wissen, wie es war, in der DDR, besonders zum Thema: "Kultur und Unterhaltung". Als Redakteur und Regisseur verfügte ich über Erfahrungen im Show Bereich. Der Manager Herbert Nold aus Rastatt hatte mir die Kontakte vermittelt.

Am 5. Januar 1990 ab 18.00 Uhr wurde die Sendung „Tele Illustrierte“ live ausgestrahlt. Das war eine Art Talk Show mit Moderator Thomas Hermann und in der Regie von Thomas Raab.

Eigentlich war diese Sendung informativ: Bo Derek war zu dieser Zeit das absolute „Sexsymbol“ und informierte über ihren neuen Film mit Anthony Quinn, danach trat die Gruppe „Speelwark“ aus Elmshorn auf und am Ende Graf von Treuensetten, der über den Schutz von Wildtieren informierte. Seit gut acht Wochen, gab es sie nicht mehr die DDR. Deshalb wurde zwischen den Programmteilen über den "Tages-Umrechnungskurs von DDR-Mark in D-Mark" informiert. „Wir konnten pro Person 100 Mark in 100 D-Mark umtauschen und erhielten für weitere 500 Mark Ost 100 D-Mark“, war der Grundtenor. Dann wurde der Finanzexperte Gerhard Kruse, Landesbank Rheinland Pfalz, interviewt und dieser beleuchtete das „Währungsproblem“ aus seiner Sicht.

Im Interview betonte Kruse, es „wird noch bis 1995 dauern, ehe eine wirtschaftliche Annäherung zwischen den beiden Staaten erfolgt“ und erläuterte so manches Detail, es war seine Sicht auf die Dinge. Ich sah das keinesfalls so und hatte eine andere Meinung.

Die Zuschauer im Studio waren etwas unruhig, ein unbestimmtes Wirrwarr trat ein. Gab es doch keine befriedigenden Antworten auf das aktuelle Problem. Zuschauer riefen in der Redaktion an. Am Ende der Sendung musste der Moderator nochmals alle offenen Fragen beantworten.

Nach der Sendung saßen wir in der „Hanseatenstube“ auf dem Lerchenberg und ich fragte Gerhard Kruse: „Im Fernsehen der Bundesrepublik wurde immer informiert die DDR gehört zu den zehn wichtigsten Industrienationen der Welt“, und fragte weiter „nun ist diese plötzlich eine marode DDR“.

Seine Antwort: „Wir wussten nichts über die Wirtschaft der DDR und können uns erst jetzt richtig informieren“.

Diese Aussage fand ich zumindest etwas merkwürdig. Auch konnte ich mir, an diesem Tag, nicht Vorstellen, dass eine Veränderung in Fragen "Währung" erst 1995 erfolgen sollte. Zahlreiche Menschen verließen die DDR und suchten eine berufliche Beschäftigung, vor allem aus finanziellen Erwägungen, im Westen.

ZDF Sendung 05. Januar 1990 „Tele Illustrierte“ mit Thomas Hermann. Damals noch unbekannt: "Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR":

Gerhard Kruse, Landesbank Rheinland Pfalz. „Wir wussten nichts über die Wirtschaft der DDR und können uns erst jetzt informieren“. Der Finanzexperte beleuchtete das „Währungsproblem“ aus seiner Sicht.

Schuldfrage: Intensiv wurde über marode Staatsbetriebe in der ehemaligen DDR gesprochen, die waren an der Misere schuld. Mag sein: Das betraf mich und meine Arbeit keinesfalls. Alles Geld hatte ich im Laufe der Jahre hart erarbeitet, regelmäßig beim Finanzamt offiziell und nachweisbar gemeldet und versteuert. Immer war es ein „Rund um die Uhr“ Arbeiten gewesen, es gab nie einen Acht-Stunden-Arbeitstag, natürlich hatte ich „gutes Geld“ verdient.

Durch die Währungsunion hatte ich - meine neu gegründete GmbH - 50 Prozent ihres Betriebskapitals verloren, man hatte uns dieses über Nacht einfach weggenommen. Die Geschäftsgrundlage im Bereich Veranstaltungen & Show war dadurch nicht mehr gegeben. Nun mussten neue Ideen „erfunden“ werden.

Vor einiger Zeit las ich eine Presse Meldung zur damaligen Währungsunion: "Zwischen 500 bis 800 Millionen D-Mark wären dem Deutschen Staat an Mehrkosten entstanden", wenn die Endsumme an alle „Privat“ Konten ausgezahlt worden wäre. Jeder konnte nur 4.000 DDR-Mark in D-Mark umtauschen. Manche hatte mehr Geld und das war nun einfach weg!

Kein Wenn und Aber! Aber die Frage: „Was hätten diese DDR Menschen mit ihren „Ersparten“ und 1 zu 1 umgetauschten Geld alles anfangen können“, wird doch wohl erlaubt sein.

Hans-Olaf Henkel gehörte als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie zu den eifrigsten Befürwortern des Euro. Jahre später änderte er unter dem Eindruck der krisenhaften Entwicklung in der Eurozone seine Meinung und wurde zu einem der schärfsten Gegner des Euro in seiner jetzigen Form. „Rentner und Sparer werden enteignet“, sagt er heute. Er warnt vor der Enteignung der deutschen Sparer und Rentner. Wird er erhört und wenn, von wem?

Nach 25 Jahren: Heute sind die „Finanzverhältnisse“ völlig anders, wir verfügen über den Euro und auch die Eurokrise. Von ihren Managern heruntergewirtschaftete Banken erhielten Milliarden Euro als Hilfe, davon nahmen diese sich zuerst ihre Boni oder zahlten Dividende und dann lachten sie natürlich über die „blöden“ Deutschen: „Deutschland, Deutschland über alles“.

Das marode Griechenland erhält noch immer Milliarden Euro. Das Land hat noch nicht einmal ein Katasteramt oder ein funktionierendes Finanzamt. Zypern ist da viel pfiffiger. Doch die auf diese Insel überwiesenen Milliarden Euro könnten gleich via Russland nach Moskau zu deren Oligarchen transferiert werden.

Aktuell strömen Millionen von Flüchtlingen nach Deutschland, leider sind sehr viele "Wirtschaftsflüchtlinge" darunter. Alle erhoffen sich einen persönlichen Wohlstand in Deutschland und ein gutes Leben. Aktuell werden rund 20 Milliarden Euro an jährlichen Zusatzkosten im Staatshaushalt veranschlagt.

Auch hier gilt: Wo es Gewinner gibt bleiben Verlieren auf der Strecke! Doch wer bezahlt das am Ende alles? Die Asyl Industrie boomt.

Fact: Heute sind es enorm hohe Milliarden Beträge an Euro die im Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland eingeplant sind. Diese Milliarden von Euro werden im Euro Rettungsschirm und für die Flüchtlinge verwendet. 1990 wären es nur rund 800 Millionen D-Mark gewesen also nur 400 Millionen Euro.

Aber bitte schön: Nur nicht Jammern!

Ihr

Gerald H. Ueberscher - ReiseTravel - Chef vom Dienst

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