Berlin

Energie 2000 oder geht uns das Kicht aus - wurde bereits in den 80er Jahren diskutiert

Energie 2000 – Geht uns das Licht aus? – Kernenergie oder Alternativen - waren in den 80ziger Jahren relevante Themen von gewichtigem Inhalt. In den Veranstaltungen der Reihe Vision Zukunft, wurden diese unter dem Titel: „Spirale“, „Im Disput“ oder „Science & Musik“ mit großem Erfolg auf verschiedenen Bühnen, inszeniert.

Vision Zukunft by ReiseTravel.eu

ReiseTravel führte ein Gespräch mit Gerald H. Ueberscher

Haben Sie Visionen?

Natürlich! Als Redakteur und Regisseur sollte man jederzeit Visionen haben. Noch besser ist: eigene Visionen entwickeln. Richtig gute Ideen, die auch realisierbar sind, waren und sind immer gefragt. Ideen hatte ich damals und natürlich auch noch heute. Visionen ja, Träume nicht unbedingt. „Träume sind Schäume“ sagt der Volksmund. Visionen kann man realisieren und in die Tat umsetzen. Erfolg ist planbar!

Damals warteten zahlreiche anstehende gesellschaftliche Fragen auf Antworten und nicht auf politische Phrasen. Eine in jeder Hinsicht brennende Frage lautete: Energie 2000 – Geht uns das Licht aus – Kernkraft oder Alternativen. Wie geht es weiter mit unserer technischen und gesellschaftlichen Entwicklung, wo liegt eigentlich die Zukunft. Das war 1984 und 15 Jahre vor der Jahrtausendwende 2000, als dieses hoch brisante Thema auf unserer Tagesordnung stand. Betrachten Sie sich heute 2011 diese Frage: Kernenergie oder Alternativen. Viel diskutiert und noch immer brandaktuell. Ich lag schon damals genau richtig. 

Ihre Vision Zukunft!

Da ich facettenreiche große und kleine Unterhaltungs-Programme inszenierte, suchte ich immer das Gespräch mit Produzenten und vor allem dem Zuschauer. Oft stellte ich mich als Gesprächspartner in Foren zur Verfügung. Dort erhielt ich sehr viele kreative Anregungen. Ebenfalls kannte ich Wissenschaftler, in Gesprächen erfuhr ich natürlich auch deren Fragen, Probleme und Visionen. So manches fasste ich zusammen und unter dem Titel „Vision Zukunft“ erarbeitete ich eine Konzeption. Das war damals absolut neu, so etwas gab es noch nicht. 

Wie lautete der Inhalt?

Im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen sollten zu festgelegten Themen, Wissenschaftler und Fachleute, die Zuschauer zu aktuellen Fragen der Zeit, informieren und ins Gespräch kommen. Das Ganze wollte ich in aufgelockerter Form umsetzen. Die Thematik durch agierende Künstler bereichern und in direkter Form Zuschauerfragen beantworten. Mit dieser Reihe sollten neue Wege in der Kommunikation und Unterhaltung auf der Bühne beschritten werden. Die Zuschauer, besonders jüngere, mit theoretischen und praktischen Kenntnissen der Wissenschaft, vertraut machen, unser alltägliches Leben mit einfließen und die Kunst in ihrer vielseitigen Form sollte Beachtung finden. Neue wissenschaftlich-technische Lösungen sind in jedem Bereich der Gesellschaft gefragt und möglich, denn das ist der Maßstab unserer Arbeit. Die jeweils vorgesehene Thematik sollte mit zwei oder drei Wissenschaftlern realisiert werden, natürlich unter Einbeziehung von Fachleuten aus dem Ort. Eine Rock-Band oder ein Künstler auftreten. Gute zwei Stunden, plus eine Stunde vor Beginn, verbunden mit diversen Aktivitäten im Foyer und eine Pause waren geplant. Im Foyer wurden zum Thema passende Experimente demonstriert oder diverse Technik dazu aufgebaut. Als ein Erstes Thema wollte ich: Energie – nicht nur als Ausdruck der Wirksamkeit, sondern der der Materie immanenten Bewegung, inszenieren. Am Einlass erhielt jeder Besucher eine Karte, die er ausfüllen sollte:

Wissenstest: Hier waren Fragen festgelegt, die mit A B C zu beantworten waren. Die Fragen wurden vor Beginn eingesammelt, auf der Bühne behandelt und es gab Preise zu gewinnen.

Fragekarte: Welche Themen werden gewünscht und welche Mitwirkenden sollten wir einladen.

(Wissenstest - eine Auswahl an Fragen

Wann erfolgte der Start?

Diese Art Veranstaltung „Vision Zukunft“ konnte nicht an jedem Ort oder Saal realisiert werden. Ist dies doch kein Rock-Konzert oder eine Schlagerparade. Hier muss der Zuschauer aktiv in das Geschen einbezogen werden. Er sollte also „ganz freiwillig kommen“ und natürlich am Thema interessiert sein, „Vision Zukunft“ muss bereits im Vorfeld Aufmerksamkeit erwecken. Der Gast sollte durch geeignete Werbung auf die Veranstaltung hingewiesen werden, so meine Überlegungen. Die Palette der Möglichkeiten zur Realisierung engte sich etwas ein und man benötigte auch einen Produzenten. Da nicht jedes Haus in Frage kam, musste ich schon suchen. Ich wollte ja auch Erfolg.

Energie 2000 - Geht uns das Licht aus by ReiseTravel.eu

In Hoyerswerda wurde das „Haus der Energie- und Bergarbeiter“ eröffnet. Hier erfolgte der Start von: Energie 2000 – am 19. September 1984. Auf dem Podium diskutierten:

Dr. Hans-Dieter Nagel         Institut für Geographie und Geoökologie

Dr. Leonhard Zastrow         Zentralinstitut für organische Chemie

Dr. Ing. Günter Scholz        Direktor für Wissenschaft und Technik Gaskombinat

Schwarze Pumpe.

Musikalisch begleitet von Berluc – Rock Band aus Rostock sowie Manea ben Abdul mit seinen Indischen Feuerspielen.

Nach diesem Anfangserfolg realisierten wir weitere Folgen mit den Themen:

Auf zu den Sternen by ReiseTravel.eu

Forschen - Erfinden – Patentieren - aber wie?

Der Weg zu den Sternen

mit Sigmund Jähn 1. Kosmonaut der DDR

Prof. Dr. Dieter Felske, Leiter Satellitenbodenstation

Prof. Dr. Hubert Horstmann, Buchautor

Dr. sc. Walter Malz, Molekularbiologe

Im Konzertteil Gruppe Prinzip mit Lasershow

Denken wie der Mensch – Von Computern und CAD/CAM

Auf dem Weg in die Stadt von morgen – Städtebau zwischen Utopie und Wirklichkeit 

Wie ging es weiter?

Alle Folgen liefen mit großem Erfolg. Andere Produzenten wurden aufmerksam. Besonders das Thema: Energie – wurde sehr stark nachgefragt. Am 19. März 1986 starteten wir in Weißenfels. Auf Anhieb ein ebensolcher Erfolg. Dem folgte „Auf dem Weg in die Stadt von Morgen“. Städtebau zwischen Utopie und Wirklichkeit betraf auch Weißenfels. Dies war gleichzeitig eine kooperative Zusammenarbeit mit der Urania. Auch das Thema: „Flexible automatische Fertigungssysteme“ kam gut an. Natürlich war auch in Weißenfels das Thema: Auf zu den Sternen – Sind wir allein im All?, ein Renner. Raumfahrt und die Zukunft mit Sigmund Jähn. So war es auch in Dessau, im Rahmen der dortigen 775 Jahrfeier mit mehreren Themen. Natürlich stand in Dessau auch das Bauhaus im Mittelpunkt. Die Zuschauer waren begeistert und die Medien des Lobes voll. Meine Vision Zukunft wurde auf dem Podium umgesetzt. 

Lief alles reibungslos?

Was läuft schon ohne Reibung. Evolutionäre Entwicklung benötigt Kontinuität, revolutionäre Entwicklung braucht Freiraum. Der Titel der Veranstaltung „Vision Zukunft“ konnte nicht eingesetzt werden. „Spirale“, „Im Spot“ oder „Science & Music“ lauteten die Namen der Serien in Hoyerswerda, Weißenfels, Dessau, Landsberg, Strausberg und in anderen Orten. Der Grund war einfach: Wir lebten im Sozialismus, „Vision Zukunft“ war nur der Kommunismus. Aber Träumen durften wir schon. 

Wer moderierte?

Diese Frage war für mich von zentraler Bedeutung. Ein geeigneter Moderator oder Conferencier ist für solche Art Programme von relevanter Wichtigkeit. Ist er doch das Bindeglied zwischen dem Thema, den Akteuren und dem Zuschauer. Die Moderation sollte zeitgemäß sein und vor allem jugendliche Zuschauer ansprechen. Der Conferencier musste flexibel und gleichzeitig mit der Materie der Wissenschaft vertraut sein. Ich konnte Lutz Hoff gewinnen. Ein junger dynamischer Sprecher auf der Bühne, mit Erfahrungen aus dem Bereich Unterhaltung, verstand er es auch, mit Charme eine gewisse Leichtigkeit „herüber zu bringen“, und er konnte auch einen Witz gut erzählen. Damals moderierte er die populäre TV-Sendung: Schätzen Sie mal? 

Bitte eine Anekdote?

Wenn man mit bekannten Persönlichkeiten arbeitet gibt es jederzeit Anekdoten. Damals war es etwas schwierig den 1. Kosmonauten der DDR Sigmund Jähn für einen Auftritt zu gewinnen. Der Grund: Er war Oberst und später General der NVA.

Durch freundliche Vermittlung von Gertrud Richter, Club am See Strausberg, begab ich mich in die Politische Hauptverwaltung der NVA. Nach gut einer Stunde Diskussion erhielt ich die Zusage zum Auftritt. Es wurden alle Fragen und die eventuellen Antworten besprochen. Nur: Siegmund Jähn selbst war nicht anwesend!

Der Kosmonat reiste in Hoyerswerda an, in Begleitung eines Vertreters der NVA, wir begrüßten uns und gingen nochmals die Fragen durch. Mein Eindruck, Siegmund Jähn ist ein bescheidener Mensch, der auch Lachen konnte und Spaß versteht.

Im detaillierten Ablauf war alles exakt festgelegt. Vor allem Jugendliche füllten den Saal und ich wollte einen „Lacher“. Kurzfristig sprach ich mit Lutz Hoff: Nicht jeder Zuschauer hört immer zu und steht auch manchmal auf, völlig normal. Solche „Unaufmerksamkeit“ sollte Lutz Hoff nutzen und einen allgemeinen Lacher – natürlich nur auf die betreffende Person bezogen – erzielen. Und genau das traf ein. Ein junger Mann stand auf und wollte den Saal verlassen. Lutz Hoff: „Hast Du etwa eine schwache Blase!“. Alles lachte, auch Sigmund Jähn. Lutz Hoff stellte nun meine – nicht abgesprochene und nie genehmigte – Frage: „Genosse Jähn, wie ist das, wenn man mal muss. Im Weltall?“

Sofort absolute Stille, gespannte Aufmerksamkeit: Wie und was antwortet der Kosmonat. „Das ist eine berechtigte Frage, soll ich antworten?“ „Ja!“ Und er beantwortete das alles ganz genau und umfassend. Es war spannend. Nervös war nur der NVA Begleiter.

Nach der Veranstaltung habe ich mich sehr intensiv mit Sigmund Jähn unterhalten. Gemeinsam fanden wir einen etwas „kürzeren“ Dienstweg für seine Teilnahme an meinen weiteren Veranstaltungen. Auch beteiligte er sich am Fußballspiel der Prominenten. 

Es gab einen Wissenstest. Haben Sie diese Fragen selbst erarbeitet?

Nein. Da wir im Rahmen „Vision Zukunft“ sehr komplexe Fragen und Themen behandelten war natürlich ein Spezialist erforderlich. Diesen fand ich in Person von Dr. Hans-Dieter Nagel, Akademie der Wissenschaften Berlin. Gleich zur ersten Folge Energie 2000 lernte ich Hans-Dieter Nagel näher kennen. Hier trat er als Interviewgast auf. Danach besprachen wir beide unsere weitere Prozedur. Dr. Hans-Dieter Nagel wurde als Fachberater engagiert und wir arbeiteten sehr eng und kooperativ jahrelang zusammen. Seine Themenvorschläge kamen immer sehr gut an und er hatte den richtigen Draht zu den Wissenschaftlern, die damals alle in führenden Positionen tätig waren.  

Vision Zukunft!  

Seit Mitte 1986 war ich mit „Vision Zukunft“ im Club am See Strausberg unter dem Titel „Science & Music“ angekommen. Ein idealer Veranstaltungsort und mit sehr interessiertem Publikum. Natürlich starteten wir mit Energie 2000. Mit dieser Frage hatten wir auch hier sofort die Herzen der Zuschauer erobert und natürlich die des Produzenten. Es folgte schon fast traditionell „Auf zu den Sternen“ mit Sigmund Jähn. Aber auch „Zukunft der Computer“ fand Anklang, sowie „Vor der Tat gestellt“ mit OMR Prof. Dr. sec. med. Dr. hc. mult Otto Prokop, Direktor des Instituts für gerichtliche Medizin der Humboldt Universität Berlin, erregte Aufmerksamkeit. Beim Thema: „Monster – Mumien Mutationen“ begaben wir uns in den Bereich der Hellseher, der Wahrsager sowie der Zauberer, absolutes Neuland auf der Bühne.

Wir haben in diesen Jahren mit unseren facettenreichen Themen versucht die damaligen anstehenden, drängenden Fragen der Menschen zu beantworten. In Form einer spannenden Diskussion auf der Bühne, heute nennt man das Talk-Show. Wichtig war immer, die Einbeziehung des Publikums. Oft gab es im Anschluss noch Diskussionsrunden mit den Akteuren.

Fast alle damals auf der Bühne behandelten Themen sind noch heute, nach nunmehr 30 Jahren, aktuell, Beispiel Kernenergie oder Alternativen - Geht uns das Licht aus?

Ihre Eingangsfrage: Haben Sie Visionen - kann ich nochmals beantworten: „Ja!“. Visionen sind wichtig, sollten aber auch realistisch und umsetzbar sein. Erfolg ist planbar. Ich möchte Erfolg haben.  

War damals alles möglich? 

Vieles war machbar, leider nicht alles!

Rock & Pop ´88 Musikalische Luftfracht 

Rock & Pop ´88 war eine typische Veranstaltung für junge Leute in den 80er Jahren mit populären Interpreten der damaligen Zeit, auch Gästen aus dem Ausland. Oft moderierte Peter Niedziella Radiosendung Musikalische Luftfracht. Eine typische Veranstaltung der FDJ Kreisleitung Bautzen, mit etwa 1.400 Zuschauern. Die Aufnahmen erfolgten am 4. 12. 1987 in Bautzen, Hotel Stadt Bautzen „Krone“.  

V

Musikalische Luftfracht Peter Niedziella by ReiseTravel.eu  

Rock & Pop ´88 Musikalische Luftfracht by ReiseTravel.eu 

Vielen Dank für das Gespräch. 

Sehr geehrte ReiseTravel User, wir wünschen Ihnen beim Lesen – via Internet – viel Freude.

Natürlich verbunden mit der Bitte: Historie & Memories – Erinnern Sie sich?

Wenn ja, so hoffen wir, schreiben Sie uns: Ihre eigenen Erinnerungen.

Gern werden wir diese veröffentlichen.

Vielen Dank.

Ihre Su Kramer.  

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