Usedom

Seit 26 Jahren kultureller Höhepunkt zum Ausklang der Saison: Besucher aus nah und fern sind begeistert von hochkarätigen Künstlern und besonderem Flair

Fest für die Sinne: Manche kommen deshalb auf die Insel, andere erfahren zufällig vor Ort vom Usedomer Musikfestival, dem Podium der Ostsee. Seit 26 Jahren findet dieses Event am Ende der Saison auf Usedom statt. Absoluter kultureller Höhepunkt auf der Sonneninsel, ein Fest für die Sinne! Eine gigantische Herausforderung, zumal die polnische Seite Usedoms traditionell mit einbezogen wird, in Swinemünde und Stettin Konzerte stattfinden.

„Polen und Deutschland verbindet mehr als das Usedomer Musikfestival“, meint dazu Thomas Hummel, Intendant des Usedomer Musikfestivals. „Aber nirgends kann man es schöner hören.“ Jeder, der sich für Musik interessiert, soll sich angesprochen fühlen, beim Festival mit dabei zu sein, betonen die Veranstalter. Die Preise – erschwinglich, auch dank zahlreicher Sponsoren.

"Es fasziniert mich, wie die weit gereisten Künstler und Ensembles jeden Herbst internationales Flair auf die Insel bringen", resümiert Rolf-Seelige-Steinhoff, 1. Vorsitzender des Festival-Fördervereins. "Wir hatten fantastische drei Wochen auch in diesem Jahr. Alle Karten waren ausverkauft. Wir können zufrieden sein."

Usedomer Musikfestival

Usedomer Musikfestival by ReiseTravel.eu

Das Usedomer Musikfestival zeigt die ganze musikalische Vielfalt aus den Staaten des Ostseeraums, des Nordens Europas. Jedes Jahr präsentiert sich ein anderes Land von insgesamt 10 Ländern. Dazu gehören neben Deutschland Norwegen, Schweden, Dänemark sowie Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland und Finnland. 2019 war erstmals Deutschland an der Reihe.

Weltweit gefeierte Akteure haben sich auf den Weg gemacht, um beim diesjährigen Festival mitzuwirken, wie die jungen Nachwuchskünstler der Young Concert Artists New York, erlesene Kammermusik-Ensembles, hochkarätige Solisten bis hin zum Broadwaystar Ute Lemper und dem NDR Elbphilharmonie Orchester mit Spitzenbariton Matthias Goerne.

Wohl der Glanzpunkt – das Eröffnungskonzert des Baltic Sea Philharmonie im Kraftwerk des Museums Peenemünde. Das Orchester versammelt die talentiertesten Musiker aus allen Ländern des Ostseeraums und wurde vom Usedomer Musikfestival und der Nord Stream AG gegründet.

Auch mit ihrem neuen Programm „Divine Geometry – Göttliche Geometrie“ gelang es den jungen Musikern, ihre Zuschauer in eine völlig andere Welt mitzunehmen als sie gewöhnlich bei Klassikkonzerten geboten wird. Sound und Licht verschmelzen mit den Choreografien auf innovative Weise, gespielt wird teilweise im Gehen, unter der Regie von Kristjan Järvi und begleitet von der US-amerikanischen Pianistin Simone Dinnerstein. Man will es kaum glauben, dass die Musiker ganz ohne Noten agieren können, sie aus dem Gedächtnis heraus musizieren, Werke von Bach, Glass und Händel. Ein großartiges Konzert.

„Dass Musik derart aufwühlen kann, so mitreißt, habe ich selten erlebt“, verrät Irma Mehler aus Potsdam. Nach dem Abschlusskonzert des Ostsee Musikforums, eine Initiative des Usedomer Musikfestivals, des Norddeutschen Rundfunks und des Tonkünstlerverbandes MV, auf Schloss Stolpe hatte die 60-Jährige zu tun, sich zu erden. Mit unglaublicher Energie und emotionsgeladen zelebrierte der in Berlin sesshafte Chinese Aihao Zheng seinen Auftritt, mit Kompositionen von Dmitri Schostakowitsch. Wie ein Gewitter entlud sich sein kraftvolles Spiel mit dem Cellobogen im vierten Teil seines Vortrages, ohrenbetäubend, mit Gänsehauteffekt.

Tosender Applaus folgte für den Cellisten, der mit zur Meisterklasse des hochkarätigen Cellisten und Dirigenten David Geringas gehörte. Der bedeutende litauische Musiker präsentierte mit seinen acht Musikstudenten aus Deutschland, Japan, Mexiko und China die Ergebnisse des genannten Forums als Teil des Usedomer Musikfestivals. Tamami Toda-Schwarz unterstützte die jungen Künstler am Klavier. „Um Nachwuchs ist mir nicht bange“, freut sich Prof. Dr. Gunter Mlynski, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Stolpe. „Auch ich bin begeistert von den jungen Menschen, die so fantastisch ihr Instrument beherrschen.“

Eine Klasse für sich: Das der RIAS Kammerchor, der gemeinsam mit der Capella de la Torre im Dom zu Wolgast auf der Bühne stand, unter Leitung des Dirigenten Justin Doyle aus England. Dargeboten wurde unter dem Titel "Deutschlands Licht" der 119. Psalm „Schwanengesang“ von Heinrich Schütz, aber auch Giovanni Gabrieli (1557-1612), unterstützt mit historischen Instrumenten. „Lumen Germaniae – Deutschlands Licht“ nannte man einst Heinrich Schütz, der als Hofkapellmeister des Kurfürsten von Sachsen und des Königs von Dänemark einen guten Ruf hatte. Mit seinem Psalm gab der Komponist vielen Deutschen nach dem 30-jährigen Krieg Hoffnung und Halt. Ein gewaltiges Werk, dargeboten über der Grablege der Herzöge von Pommern.

Einen besonderen Platz während des Festivals nahm Carl Loewe (1796-1869), Schlüsselfigur der musikalischen Romantik in Pommern, ein. Schon zu Lebzeiten wurde der Komponist für seine Lieder und Balladen geschätzt. Über 46 Jahre lang prägte er das musikalische Leben in Stettin, ehemals Hauptstadt des Herzogtums Pommern: als Kantor und Organist der Jacobi-Kirche, als Musiklehrer und Musikdirektor der Stadt. Carl Loewe griff in seinen Liedern auch auf Gedichte von Heinrich Heine zurück. „Er wollte Menschen veredeln, er wünschte sich Frieden und, dass Regeln auch eingehalten werden“, erklärte Musikkritiker Ekkehard Ochs während einer Exkursion nach Stettin, wo in der dortigen Jakobi-Kirche auch Werke des Meisters Carl Loewe geboten wurden.

Ein Loblied stimmte Virtuose Cord Garben am gleichen Abend auf Carl Loewe an, und spielte in der idyllisch gelegenen evangelischen Kirche Sankt Michaelis in Krummin, unweit des Naturhafens am Achterwasser auch solo sein frühes Klavierstück "Lotosblume". „Eine große Ballade, eine einmalige Komposition“, schwärmte Cord Garben, der äußerst gefühlvoll die Klaviertasten zum Klingen brachte. Gemeinsam mit Miriam Sharoni (Sopran), Jale Papila (Alt) und Rupert Wachter (Klarinette) bestritt der Klaviermeister und Präsident der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg ein exzellentes Konzert.

Nicht nur die musikalische Seite des Festivals treibt die Gäste auf die Insel Usedom

Usedomer Musikfestival by ReiseTravel.eu

Es geht um das ganze Flair, die besondere Atmosphäre an den jeweiligen Orten, wie im Pfarrgarten der Kirche von Liepe, wo die Konzertgäste herzlich mit Kaffee und selbstgebackenen Kuchen von Gemeindemitgliedern empfangen wurden.

Wundervolle Momente erlebten die Musikfreunde in eleganten Sälen der Hotels in den Kaiserbädern Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf, auf Schloss Stolpe, im Miejski Dom Kultury in Swinemünde sowie in Inselkirchen, um nur einige zu nennen. Selbst die Lokhalle der Usedomer Bäderbahn und das Atelier Niemeyer-Holstein verwandelten sich zu Konzertsälen.

Zwischen den Konzerten gibt es unzählige Gelegenheiten, sich auf andere Weise als bei musikalischen Klängen zu entspannen „Wellness für alle Sinne“ bietet beispielsweise die Ostseetherme Usedom im Seebad Ahlbeck. In Europas 1. Kur- und Heilwald in Seebad Heringsdorf kann man unter Bäumen meditieren, seine Fitness testen und seine Gesundheit stärken. See- und Waldklima gehen dabei eine Symbiose ein, die nur förderlich fürs Wohlbefinden sein kann. Einen ganz anderen Blick als Bahn- und Busfahrer erhaschen Radfreude von der Insel. In die Pedale zu treten, kann ebenso erholsam sein, mit einem E-Bike erst recht. 

Gelassen blickt Thomas Hummel, Intendant des Usedomer Musikfestivals, aufs nächste Jahr. „Es geht weiter. Die Termine stehen fest. Unser Festivalteam ist gut gerüstet, für unsere Gäste auch 2020 einmalige musikalische Erlebnisse zu schaffen.“

ReiseTravel Service

Museum Villa Irmgard (Gorki-Museum) Sitz des Usedomer Musikfestivals: Maxim-Gorki-Straße 13, D-17424 Seebad Heringsdorf, Tel.: 038378 22361, villa-irmgard@drei-kaiserbaeder.de

www.usedomer-musikfestival.de - www.kaiserbaeder-auf-usedom.de

Usedomer Musikfestival 2020. 18. September bis 10. Oktober 2020. Eröffnungskonzert am 18. September 2020 mit dem Baltic Sea Philharmonic unter der Leitung von Kristjan Järvi. 

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Renate Stiebitz.

Unsere Autorin lebt und arbeitet in Potsdam. Sie berichtet über Musikfestivals.

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