Stefan Jürgens

„Mich stört nicht, dass die meisten mich mit „Samstagnacht verbinden“

Stefan Jürgens: Er ist gelernter Bühnendarsteller, ein vielschichtiger Schauspieler und erfolgreicher Musiker und Kabarettist.  Die meisten verbinden Stefan Jürgens  aber vor allem immer noch mit dem Comedian aus  dem RTL Quotenhit „Samstag Nacht“.  Unser Redakteur Volker Wünsche traf ihn bei einer Vorstellung im Universum – Theater Bünde und entlockte ihm dabei so manche interessante Antworten.  

Herr Jürgens, Sie proben gerade für die Premiere Ihres neuen Bühnenstückes “Alles aus Liebe“ und plaudern hier aus Ihrer ganz privaten Sicht über das Leben, die Liebe und die  Frauen. Am Anfang stellen Sie dabei die Frage, was Liebe ist. Auf welche Antworten können sich die Theaterbesucher denn freuen?

Stefan Jürgens Na ja, ob ich da unbedingt Antworten liefere was Liebe ist, das ist nicht die elementarste Frage. Ich glaube, Liebe ist sowieso für jeden etwas anderes. Genau wie die Frage, gibt es wirklich Liebe? Es gibt sicherlich Menschen, die sich nicht zur Liebe fähig fühlen, aber dass es Liebe gibt, ist wohl ganz klar. Der Abend setzt sich mit Beziehungen, Liebe, Problematiken, mit dem ewigen Spiel zwischen Frau und Mann auseinander und versucht sich selbst Antworten zu geben, also auch mir selbst Antworten zu geben.  

Also setzen Sie sich auf der Bühne vor allem auch mit sich selbst auseinander?

Stefan Jürgens Wenn man darüber redet, muss man sich selbst in den Fokus setzen. In den Fokus der Lächerlichkeit oder der Ironie. Sonst wird meiner Ansicht nach diese Art von Beschäftigung sehr schnell spekulativ. Und das ist etwas, was ich gar nicht mag. Also ich kann mich auch nur mit dem auseinander setzen, was mich selbst sehr berührt. Ich lasse Revue passieren, auch mir selbst Revue passieren. Über Dinge, die mir passiert sind. Und natürlich bleibt da auch die eine oder andere Erkenntnis nicht irgendwie im Sack stecken. Ob die dann allgemein gültig ist, bleibt immer abzuwarten. Früher bei „Samstagnacht war es sicherlich eine andere Sache. Da ist man grundsätzlich anders an so etwas herangegangen. Das war auch gut und richtig. Erst recht in dieser Zeit. Aber mittlerweile bin ich auch keine zwanzig oder dreißig mehr. Also irgendwie beschäftigt man sich dann auch auf der Bühne vor allem auch mit sich selbst. 

Apropos „Samstag Nacht“. Sie sind gelernter Bühnenschauspieler, seit zehn Jahren mit Solo-Tourneen bundesweit unterwegs und haben Dutzende von Fernsehrollen besetzt, unter anderem auch die des begehrten Tatort-Kommissars. Aber die meisten verbinden Sie natürlich immer noch mit dem gefeierten Comedian aus  „RTL Samstagnacht“. Auf welcher Bühne fühlt sich denn Stefan Jürgens mittlerweile am wohlsten?

Stefan Jürgens Also ich glaube, bei mir ist es eine Frage der Zusammensetzung. Ich habe das Glück, in allen Genres arbeiten zu können. Ich habe zum Beispiel gerade 6 Monate am Stück SOKO Wien gedreht, jetzt bin ich drei Monate auf Tour. Bei mir sind es die verschiedenen Phasen, die ich dann mit aller Leidenschaft ausfülle und ich würde sagen, die Summe ist am Jahresende dann abzurechnen. Ich möchte auf nichts verzichten, ob ich jetzt Theater spiele, Fernsehen oder Kino mache oder auf der Bühne stehe mit meinem eigenen Programm. Das gehört für mich zusammen. Ich hab das klar für mich festgehalten und mittlerweile bin ich in der glücklichen Situation, dass ich meine Projekte dementsprechend eintakten kann. Also früher gab es mal Zeiten, wo ich ab und zu etwas parallel machen musste. Da muss man sich aufreiben, aber im Moment – toi, toi, toi – geht das sehr gut.  

Das Format „Samstag Nacht“ fanden ja damals viele Medien und Kritiker nahezu skandalös, das Publikum indes war begeistert. Was war das Erfolgsrezept dieses seinerzeit nahezu revolutionären Formats?

Stefan Jürgens Ich glaube die Mischung war es. Wir haben von den Richtigen geklaut und die eigenen Sachen tabulos durchgezogen. Und dann natürlich, was mit Sicherheit ein großes Erfolgsrezept war, die Zusammensetzung der Truppe. Komplett verschiedene Typen, die alle für was anderes standen und ich glaube, der große Erfolg dieser Sendung war auch, dass die Zuschauer sich ihre Lieblinge aussuchen konnten. Jeder mochte einen anderen und in diesem merkwürdigen heterogenen Haufen entstand eine merkwürdige Homogenität, die man so weder vor noch hinter den Kulissen eigentlich vermuten konnte. Aber es hat gut funktioniert. Und dazu kommt natürlich, das darf man auch nicht vergessen, es gab ja nichts anderes. Also wir waren konkurrenzlos.  

Wir kam man zur Besetzung Stefan Jürgens?

Stefan Jürgens Ich habe jahrelang in Köln Theater gespielt und hatte nach zehn Jahren plus Schauspielschule einfach den Kanal voll. Ich war knapp 30 und mich hat das alles ziemlich angeödet. Ich habe dann einen Film gedreht und dann gab es irgendwann dieses Angebot. Weil ich in Köln mit einem Kollegen einen Abend gemacht habe, der auch sehr komisch war. Obwohl es  gar nicht komisch gemeint war, eher wurde ein ernstes Thema komisch verarbeitet. Ja und dann gab es irgendwann diese Anfrage, ob ich nicht mal Lust hätte, vorbei zu schauen. Man suchte noch einen Schauspieler. Da bin ich dahin gefahren und die anderen fünf standen schon da. Und dann habe ich gedacht, das machst du jetzt mal ein halbes Jahr und aus dem halben Jahr wurden fünf. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, weil ich mich da wirklich ausgetobt habe. Umso klarer war dann aber auch am Ende plötzlich für mich, als das Ende erreicht war. Wo ich gesagt habe „nein“, ich bin jetzt an dem Punkt, ich möchte jetzt wieder andere Wege gehen.  

Um diese Wege zu beschreiten, eröffnen sich ja heute auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel Casting –Shows. Wie sehen Sie diese Formate?

Stefan Jürgens Das interessiert mich alles nicht. Heißt nicht, dass ich mir das nicht angucke. Ich versuche schon auf dem Laufenden zu sein, allerdings nur sehr bedingt. Wir haben ja damals auch schon bei manchen Leuten geklaut. Wenn ich aber diese Gags heute höre, dann kann ich sie zum Teil schon mitreden, bevor sie überhaupt eingeatmet sind. Da ist wenig Neues. Ich will nicht sagen, dass da wenig gute neue Leute sind, aber es ist wenig neues Material. Und deshalb fallen dann immer ganz bestimmte Leute, die ihren eigenen Weg finden, ganz besonders heraus. Über die kann man sich dann auch sehr freuen. Aber ich finde, es ist schon auch eine Menge Massenware dabei.  

Und die Protagonisten dieser Shows werden ja quasi auch über Nacht zu Stars…

Stefan Jürgens Ja mit dem Star, das ist sowieso so ein Wort, mit dem kann ich eh wenig anfangen. In Deutschland ist man ein Star, wenn man geradeaus laufen kann und nicht gegen die Wände läuft. Das ist für mich ein Begriff, der ist unglaublich langweilig. Und sinnlos, richtig sinnlos.  

Viele Ihrer ehemaligen Kollegen von „Samstagnacht sind im lustigen Metier geblieben, zum Beispiel Olli Dietrich oder Mirko Nontschew.  Sie aber sind überwiegend im ernsteren Fach unterwegs. Würden Sie für eine Neuauflage von „Samstag Nacht“ oder einem ähnlichen Format überhaupt noch einmal zur Verfügung stehen?

Stefan Jürgens Nein, definitiv nicht. Es liegt nicht auf meinem Weg. Bei Olli Dietrich kann man sagen, er ist ja jemand, der vom Komischen kommt und in der Komik eine große Ernsthaftigkeit etabliert hat. Also ich habe größten Respekt vor seiner Leistung. Ich finde es wirklich wunderbar, was er da treibt. Olli war noch nie jemand der versucht hat, nur den geraden blöden Gag zu suchen. Sondern da steckt auch immer noch etwas dahinter und in den Sachen, die er jetzt sehr erfolgreich macht, ohnehin. Das hat alles sehr viel Substanz und das sind auch Dinge, die ich mir sehr gerne anschaue.  

Sie meinen beispielsweise “ Dittsche“?

Stefan Jürgens Ja, es ist deshalb köstlich, weil es tief ist. Er ist ein großer Menschenbeobachter, schon immer gewesen. Aber alle anderen auch! Wer aus diesem Feld kommt, warum soll er das Feld wechseln, wenn er es gut macht? Bei mir war es von vornherein ein anderer Weg. Ich kam von vornherein nicht von der Comedy. Da war es für mich immer klar, dass ich irgendwann wieder zurück gehe in das „Spielen“.  

Besuchten Sie denn schon früh eine Theater-Gruppe oder Musikschule?

Stefan Jürgens Ja, das übliche. Nordrhein-Westfalen war in den 80-er Jahren ein künstlerisch relativ subventioniertes Feld für Kinder und Jugendliche. Ich hab Theater gespielt, hab Musik gemacht, hab Klavier gespielt. Wir hatten Theatergruppen, Kinder-Theatergruppen und ich habe in der Schule Theater gespielt. Ich wusste mit 16, dass ich Musiker werden wollte. Und mit 17 war klar, ich werde Schauspieler. Das stand für mich fest.  

Ihnen wird nachgesagt, Schubladen zu hassen?

Stefan Jürgens Nein, ich hasse keine Schubladen. Ich kann nur nicht lange drin bleiben. Das kann aber auch ein Fluch sein. Denn es gibt durchaus auch die Argumentation, dass man sagt, jetzt konzentrier dich doch mal auf eins. Dann wirst du es auch noch etwas weiter schaffen. Aber das ist bei mir eben nicht der Fall. Ich hab zu viele Dinge, die ich gerne machen möchte. Eines wäre vielleicht richtig gut, aber das überlasse ich anderen.  

Sie sind verheiratet, haben drei Kinder und sind andererseits sehr viel unterwegs. Wie oft sind Sie zuhause?

Stefan Jürgens Wann immer es geht. Es gibt Zeiten, da bin ich relativ selten zuhause, da ich sechs Monate SOKO Wien drehe. Und es gibt Zeiten, wo ich dann am Stück wieder Monate da bin. Und das organisiert man mit den Menschen, die man liebt, natürlich auf die Art und Weise. Jeder macht das in seinem Leben so, wie er es möglich machen kann und bei mir ist das nicht anders.  

Bleibt da noch Zeit für Hobbys? Sagen Sie jetzt bitte nicht „mein Beruf“….

Stefan Jürgens Ich habe keine Hobbys. 

Auch nicht kochen wie andere Prominente?

Stefan Jürgens Also wenn das ein Hobby ist, dann habe ich ein Hobby. Aber das hat für mich eigentlich nichts mit Hobby zu tun. Eher mit Entspannung und Genuss.   

Sind Sie ein politischer Mensch?

Stefan Jürgens Das Engagement hält sich in Grenzen. Ich versuche am Ball zu bleiben und bilde mir meine Meinung. Und manchmal sage ich die sogar lautstark. Ich glaube, dass man wenn man auf die Bühne geht, nicht ganz unpolitisch sein kann. Was  immer das dann auch ist!  

Was steht für Sie an?

Stefan Jürgens Meine Tour, die neue Platte wird produziert, die wir hier gerade auf der Bühne einspielen. Es gibt eine neue Staffel SOKO, also das Jahr ist komplett voll. 

Welche Frage wird Ihnen in Interviews am häufigsten gestellt?

Stefan Jürgens Ob es mich stört, dass mich die meisten Leute noch mit „Samstagnacht verbinden.  

Diese Frage müssen Sie sich aber gefallen lassen.

Stefan Jürgens Die lasse ich mir auch gern gefallen, das ist überhaupt kein Problem. Man darf sich ja nicht darüber beschweren, dass man mit etwas assoziiert wird, was sehr erfolgreich war. Im Gegenteil, ich wäre ja verrückt.  

Über was können Sie lachen?

Stefan Jürgens Über alles was wirklich komisch ist und das ist in der Regel der Versuch, ernst zu sein und die Situation, was dann passiert. Situationskomik eben. Dinge die passieren.  

Worüber würden Sie niemals Witze machen?

Stefan Jürgens Ja, das ist diese berühmte Frage „Wie weit würden Sie gehen?“ im Umkehrschluss! Ich hab dafür eigentlich nur eine einzige Antwort: Ich kann nur Witze über das machen, was mich selber angeht. Wenn es mich berührt, aufregt, beschäftigt, emotionalisiert, dann ist das alles zum Abschuss frei gegeben. Wenn es mich nicht beschäftigt, dann mache ich darüber keine Witze, weil dann wäre ich wieder beim Spekulativen.  

Wann ging das letzte Mal eine Pointe total daneben?

Stefan Jürgens Gestern, vorgestern? Ich bin in der Vorpremiere.  

Wo bleiben Sie beim Zappen im TV hängen?

Stefan Jürgens In der Regel im Dokumentarischen, im Informativen-Dokumentarischen, da bleibe ich hängen. 

Was gefällt Ihnen an sich besonders oder auch gar nicht?

Stefan Jürgens Das sag’ ich nicht.  

Was treibt Sie an?

Stefan Jürgens Neugierde, Ungeduld und in erster Linie eine gewisse Form von Leidenschaft. Ich halte mit diesem Begriff gern hinterm Berg, weil er schnell klischeehaft benutzt wird. Aber Interesse, ich glaube Interesse treibt mich an und daraus wird dann möglicherweise Leidenschaft. Aber es muss mich etwas interessieren. Nur weil man jetzt gerade das Gefühl hat, man ist im Plan, das hält mich nicht besonders lange auf. 

Ihr gefühltes Alter beträgt?

Stefan Jürgens 45. (sein tatsächliches Alter - d. Red.)  

Und auf welche Leistungen sind Sie besonders stolz?

Stefan Jürgens Die zählen eher zu den privaten.  

Verfolgen Sie ein Lebensziel?

Stefan Jürgens In Bewegung bleiben und dem Leben gegenüber ein gewisses Maß an Gelassenheit zu bekommen, Gönnen Sie uns zum Schluss eine Lebensweisheit?

Stefan Jürgens „Bange machen, gilt nicht!“ Die hab ich schon vor Jahren gehabt und die ist immer die gleiche geblieben.  

Vielen Dank für das freundliche Gespräch und alles Gute.

Stefan Jürgens Danke. Immer wieder gern.

 

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Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker Wünsche
 

Unser Autor: Sales & Marketing / Unternehmenskommunikation

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