Ross Antony

„Ich wollte schon immer ein Popstar werden“

Ross Antony: Musicalsänger, Ex-Mitglied der Erfolgsband „Bro`Sis“, Buchautor und RTL-Dschungelkönig. Ross Antony (41) hat viele Gesichter. Und daher auch viel zu erzählen. Unser Redakteur Volker Wünsche hatte exklusiv die Gelegenheit, ihn in seinem Haus in Siegburg zu besuchen. Er traf einen sympathischen und überaus authentischen jungen Mann.    

Darf ich Ross sagen?

Ross Antony: Aber klar doch! 

Ich habe Dich mal als Jurymitglied bei der Miss Germany Wahl gesehen. Du warst wie üblich äußerst zappelig. Im Gegensatz dazu, wirkst Du heute richtig entspannt.

Ross Antony: Ich bin jetzt gerade etwas ruhiger, weil ich zu Hause bin. Da tanke ich immer mal wieder auf. Man kann ja nicht immer auf 180 sein. Nein, aber ich liebe das. Echt. Das ist nicht nur, weil es mein Job ist. Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe das, auf einer Bühne zu stehen oder junge Leute glücklich zu machen.     

Woher nimmst Du diese ganze positive Energie?

Ross Antony: Ich habe eine super Kindheit gehabt, aber einige Sachen die passiert sind in meinem Leben sind andererseits auch einfach schrecklich. Und viele Fans schreiben mir. „Wie machst Du das? Wir haben auch negative Erfahrungen in unserem Leben gemacht, aber Du bist immer gut drauf“. Und ich sage dann: Schieb diese Gedanken in eine Schublade in deinem Kopf und schaue nach vorn. Ich habe damit auch viel Glück gehabt und möchte das so weiter genießen. Solange es geht.    

Du bist in England geboren. Genau gesagt in Bridgnorth. Wo liegt denn das? Und wie wächst man dort auf?

Ross Antony: Das ist in der Mitte Englands. Eine Stadt ähnlich wie Aachen. Mit vielen schönen Häusern und einer kleinen Bahn, die von einem Stadtteil zum anderen fährt. Es ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Und ich bin froh, dass meine Eltern noch dort leben, weil ich immer wieder gern dorthin zurückkehre. Und das Beste ist: Ich bin dort ein Niemand.    

Du stammst aus einer Künstlerfamilie, standest schon mit drei Jahren auf der Bühne. Hattest Du denn überhaupt eine Chance, etwas anderes zu werden? Vielleicht Polizist oder Tierarzt.

Ross Antony: Ja, das waren eigentlich meine Traumberufe. Und dann bin ich mal mit einer Freundin zum Vorsprechen auf eine Theaterschule gegangen. Eigentlich nur zur moralischen Unterstützung. Und die fragten mich dann, ob ich nicht auch Lust hätte mitzumachen. Da habe ich ein paar Songs vorgespielt und ein wenig getanzt. Und am nächsten Tag hatte ich die Rolle und meine Freundin nicht.  

Anfangs hast Du ja eher komische Rollen gespielt. Es war zu lesen, dass du im Schulmusical „Grease“ die Rolle des Roger gespielt und unter Jubelklängen dein Hinterteil gezeigt hast.  Später, auf der Drama School, wurde es dann aber ernster. War das schwerer für Dich?

Ross Antony: Ja ich war zwar immer sehr ehrgeizig, aber ich habe nie die Hauptrollen bekommen. Fast immer nur lustige Rollen. An der Drama School habe ich dann den Part des MC im Musical „Cabaret“ übernommen. Und das war super für mich und absolut mein Durchbruch. Dadurch habe ich dann nämlich meine erste Agentin bekommen und damit meinen ersten Job im Londoner „Westend“. Da habe ich in „La Cage aux Folles" („Ein Käfig voller Narren") die wohl langweiligste Rolle gespielt. Aber es war halt Westend. Da träumen sonst Tausende von. Das darf man nicht vergessen.    

Nach deiner Ausbildung in England hattest du 1997 dann dein erstes Engagement auf einer deutschen Bühne: bei der Welturaufführung des Musicals „Catharine“ in Aachen.

Ross Antony: Ja genau . Obwohl bei  „Mozart“ in Wien war ich auch schon bei einer Welturaufführung dabei. Dann habe ich in Essen „Joseph“ gespielt. Und dann „Tabaluga“ von Peter Maffay in Oberhausen. Ich habe das alles geliebt.  

Und jetzt ist das Musical kein Thema mehr für Dich?

Ross Antony: Ich werde immer wieder mal angefragt. Aber die möchten keine Gastrolle vergeben, sondern ein festes Engagement mit 7 oder 8 Vorstellungen in der Woche. Das kann ich nicht mehr. „Elisabeth“ alleine zu machen mit 7 Vorstellungen in der Woche hat mich damals total fertig gemacht. Ich konnte nichts anderes mehr tun.    

Dein endgültiger Karrieredurchbruch gelang Dir als Mitglied der Band Bro`Sis. Zuvor habt ihr euch bei der RTL II Castingshow „Popstars“ aus über 11.000 Bewerbern durchgesetzt? Wie kam es zu diesem Casting?

Ross Antony: Ich wollte immer Popstar werden. Meine Mama kann das auch bestätigen. Ich habe das immer versucht und habe CD`s an Plattenfirmen geschickt.  Die kamen aber alle zurück. Ungeöffnet. Das hat mich total fertig gemacht. Und dann dachte ich, ok du musst einen anderen Weg finden. Das war dann „Popstars“. Da habe ich dann  mitgemacht und mir gesagt, ich nehme das nicht so ernst am Anfang. Ich wollte mit meinen Hoffnungen ja auch am Ende nicht abstürzen. Und dann bin ich doch immer eine Runde weiter gekommen. Und erst als wir dann nach Ibiza geflogen sind, habe ich gemerkt: Du hast jetzt wirklich gute Chancen.     

Dabei wärst Du ja vor lauter Pflichtbewusstsein fast gar nicht mit geflogen, weil Du seinerzeit dein Engagement beim Musical „Hair“ in Bremen nicht absagen wolltest?

Ross Antony: Ja, aber am Ende entschied die Jury zum Glück, dass ich doch noch mitfahren konnte.    

Und dann?

Ross Antony: Es waren nur noch drei blonde Typen dabei. In der ersten Woche ist einer rausgeflogen. Und dann waren nur noch Michael und ich übrig. Und ich habe mir gesagt, wenn der fliegt, dann habe ich eine richtige Chance. Ich habe echt alles getan, dass er geht. Und ich habe bis morgens um fünf Uhr gearbeitet und getanzt, damit die sehen, dass ich das unbedingt wollte. Eigentlich schade, denn man kämpft wirklich richtig gegeneinander.  

Wie war die Zeit mit Bro`Sis?

Ross Antony: Super schön. Wirklich. Wir waren 4 1/2 Jahre zusammen, haben alle Preise abgeräumt. Bambi, Echo, alles Mögliche.  

Und der Alltag?

Ross Antony: Die ersten zwei Jahre hatten wir wirklich jeden Tag etwas zu tun. Man steht sehr früh auf. Geht von Fototermin zu Fototermin, von Auftritt zu Auftritt. Interviews. PR-Termine. Als Indira dann nach zwei Jahren ging, haben wir uns gesagt, wir können nicht mehr so weiter machen. Wir waren echt fertig. Und die kommenden 2 ½ Jahre haben wir dann selber entschieden, was wir machen wollten. Das dritte Album war dann wirklich unser Eigenes! Wir haben alles selbst geschrieben.   

Wie kam es zum „Aus“ für Bro`Sis?

Ross Antony: Völlig unspektakulär. Wir saßen nach einem Auftritt in Celle in einer Limousine und haben uns angeschaut und gesagt: Dass reicht jetzt.

 War das wirklich so einfach?   

Ross Antony: Ja, das war keine große Sache. Wir haben uns gesagt, wir haben jetzt alles erreicht und wir wollten nie unerfolgreich sein. Gerade in dieser Zeit waren wir wieder in den Top 5 der Charts.  

Und das war eine rein interne Entscheidung. Ohne Plattenfirma und Management?  

Ross Antony: Ja wir waren ganz allein. Unsere Verträge mit Universal waren abgearbeitet. Wir hatten 3 Alben, zwölf Singles und vier DVD’s raus gebracht und 5 Millionen CD`s verkauft.  Und dann meinte Universal, wir sollten doch noch drei Alben machen. Aber wir haben gesagt, wir lassen das lieber, bevor das wieder über vier Jahre dauert. Wir wollten auch danach noch miteinander sprechen können und nicht wie einige andere als Feinde auseinander gehen.  

Hast Du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitstreitern?

Ross Antony: Ich habe noch sehr viel Kontakt mit Giovanni. Und auch zu Shaham. Komisch, obwohl wir uns damals auch sehr viel gestritten haben. Aber mittlerweile geht es richtig gut. Ich wurde gerade zu seiner Hochzeit eingeladen. Ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis mit Hila und Indira. Beide sehe ich ab und zu noch. Der Einzige zu dem ich Null Kontakt habe ist Faiz. Er meint, dass was Giovanni und ich im Fernsehen machen, würde seiner Karriere schaden. Das ist allerdings seine Meinung. Was habe ich denn mit seiner Karriere zu tun? Also wird es Bro`Sis nie mehr geben? Zuletzt war ja auch mal Gegenteiliges zu lesen. Wir haben uns unlängst getroffen. Zu viert, ohne Faiz und Indira. Und wir haben beschlossen, nie wieder zurück zu kommen.  

Was hast Du in dieser Zeit für dich gelernt?

Ross Antony: Respekt vor Leuten zu bekommen. Auch wenn Sie einem etwas Böses wollen. Sich und anderen immer eine zweite Chance zu geben. Und viel Geduld mit Menschen zu haben, denn nicht jeder versteht unseren Beruf.   

Du hast ein Buch geschrieben. Eine Autobiographie.

Ross Antony: Ja, es ist über mein Leben. Ich wollte immer ein Buch schreiben und als ich „Elisabeth“ gemacht habe, habe ich eine Journalistin kennen gelernt. Wir haben uns  sofort verstanden. Sie hat mich ermutigt, ein Buch zu schreiben. Es dauerte über zwei Jahre, bis es fertig war. Es ist zunächst ein Dankeschön an die Fans, denn Sie wollten mehr über mein Leben wissen. Und es sollte eine Hoffnung sein, für Leute die Träume haben. Das es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Viele Leute haben immer das Gefühl gehabt, dass ich einfach nur ein herrliches Leben und nie Probleme hatte.  Dabei war das gar nicht so. 

Du gibst in deinem Buch Dinge preis, über die du noch nie zuvor in der Öffentlichkeit gesprochen hast? Zum Beispiel der Missbrauch als Kind oder später dein Drogenkonsum?

Ross Antony: Ein Grund, warum ich „Speed“ genommen habe war, dass ich kein Ende mehr gesehen habe. Auch wegen des Missbrauchs. Weil ich das niemanden mitteilen konnte. Da habe ich mich umgedreht und eben Drogen genommen. Natürlich bin ich nicht glücklich, dass ich das alles gemacht habe. Aber das war auch eine Phase in meinem Leben.  

Wie zieht man sich daraus?

Ross Antony: Ich habe gesehen, wie langsam meine Freunde gingen. So wollte ich nicht enden. Nachdem ich meinen Freund verlor, habe ich über Nacht aufgehört.  

Widerrum in den Fokus der Öffentlichkeit brachte dich dann die Teilnahme am RTL Dschungelcamp.  Wie kam es dazu?

Ross Antony: Man hat mir das angeboten, aber es hat ein wenig gedauert. Ich will nicht sagen, dass der „Dschungel“ einen  schlechten Ruf hatte, aber es war immer so, das man meinte, das ist nur was für die Leute, die nichts auf die Reihe kriegen. Aber ich habe mir gesagt. Das ist mir egal. Ich mache das einfach mit.  

War das bislang deine größte Herausforderung?

Ross Antony: Ja absolut. 17 Tage im Dschungel ohne Telefon, Internet, ohne meinen Mann, ohne gar nichts. Das war alles pure Überwindung.  

Geht es im Camp wirklich genau so zu, wie es den Zuschauern vermittelt wird?

Ross Antony: Ja. Es ist wirklich alles echt. Ich weiß noch, wie wir mit einem Helikopter dahin geflogen sind, Augenbinden bekamen, obwohl es dunkel war. Dann mussten wir drei Stunden laufen. Auch meine Mitstreiter habe ich wirklich erst an diesem Tag getroffen.    

Mit welchen Vorsätzen hast du das Camp bezogen?

Ross Antony: Ich wollte einfach mal wieder etwas Neues und Verrücktes machen. Außerdem war ich seinerzeit ein wenig moppelig.  

Sind deine Erwartungen erfüllt worden?

Ross Antony: Ich habe zehn Kilo abgenommen.

Wie war das Zusammenleben mit all den Stars?

Ross Antony: Wir waren wie eine große Familie. Das hat RTL wohl auch ein wenig Sorgen gemacht. Wir waren denen einfach zu harmonisch.  

Das Dschungelcamp gilt zuweilen ja als Show für Prominente mit Karriereproblemen. Wurdest Du als Dschungelkönig danach in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen?

Ross Antony: Ja und ich bin sehr dankbar dafür. Ich glaube, ich bin fast der Einzige, der vom Camp richtig profitiert hat. Ich habe danach so eine tolle Zeit gehabt. Ich habe viele Fernsehsendungen gemacht, moderiert und in Filmen mitgespielt. Das ist echt der Wahnsinn. Und ich schreibe mein zweites Buch. Ein Kinderbuch.     

Du bist mit dem Opernsänger Paul Reeves verheiratet. Wie sieht der „normale“ Familienalltag in der Ehe Anthony/Reeves aus?

Ross Antony: Wir sind beide sehr viel unterwegs. Paul ist ein viel gefragter Opernsänger in England. Aber wenn wir uns sehen, ist das perfekt. Wir streiten kaum. Wir sind seit 7 Jahren zusammen und es ist wirklich noch immer wie am Anfang.  

Wir wissen, du würdest gern ein Kind adoptieren…

Ross Antony: Und das war kein Wunsch über Nacht. Das geht bei mir bestimmt schon 20 Jahre. Ich wollte immer ein Kind haben, vielleicht ein kleines Mädchen. Wir haben alles versucht, aber es gibt in Deutschland leider keine Möglichkeit. Das ist sehr schade. Man denkt, ich arbeite soviel mit behinderten Kindern zusammen oder Kindern in Not. Allein in Berlin gibt es 1600 Kinder ohne eine richtige Familie. Und dann sehe ich Eltern, die ihre Kinder richtig schlecht behandeln. Und ich denke halt: Eh, ihr habt das nicht verdient. Und ich würde meinen Kindern so ein tolles Leben geben. Es muss einen Grund dafür geben, warum ich im Kaufhof immer in der Spielabteilung lande. Aber wir geben nicht auf. Wir werden es in England wieder probieren. 

Wo siehst du dich – sagen wir mal – in zehn Jahren?

Ross Antony: Ob du es glaubst oder nicht. Wir haben in Oxford die Pension von Pauls Eltern übernommen. Da  sehe ich mich. Ich bin schon über zehn Jahre von Zuhause weg. Außerdem geht es meinem Papa nicht so gut. Ich glaube, es ist Zeit, irgendwann wieder zurückzukehren. Wenn man mich in Deutschland braucht, fliege ich natürlich gern noch rüber. 

Abschließend noch einige kurze Fragen, die wir jedem unserer Interviewgäste stellen:

Was sind deine Hobbys?

Ross Antony: Serien gucken.  

Bist Du ein politischer Mensch?

Ross Antony: Nein!  

Über was kannst Du am meisten lachen?

Ross Antony: Über mich selber. 

Worüber würdest Du niemals Witze machen?

Ross Antony: Über Leute, die es nicht so gut im Leben haben. Ich möchte kein Olli Pocher werden.   

Was gefällt Dir an dir besonders oder auch gar nicht?

Ross Antony: Ein Ohr ist größer als das andere.  

Was treibt dich an?

Ross Antony: Süßigkeiten. Da werde ich sofort hyperaktiv. Deswegen habe ich schon lange keine mehr davon gegessen.  

Dein gefühltes Alter beträgt?

Ross Antony: 21. Ich bin 21.  

Und auf welche Leistungen bist Du besonders stolz?

Ross Antony: Privat, das ich endlich nach vielen Jahren meinen Traummann gefunden habe. Und das ich nie einen „One Night Stand“ gehabt habe. Da bin ich superstolz drauf. Und beruflich, dass ich einmal auf einer deutschen Musicalbühne gestanden und alles auf Deutsch gesungen habe, obwohl ich nicht wusste, was ich da genau singe.  

Verfolgst Du ein Lebensziel?

Ross Antony: Nein. Ich will einfach das Leben genießen, wie es ist und Leute glücklich machen. Das Beste für mich ist, wenn ich auf einer Bühne stehe und sehe, dass die Leute sich freuen.  

Gönn uns bitte zum Schluss eine Lebensweisheit…

Ross Antony: Ich kann sie nur auf Englisch. „ That I'm a twinkling star and no one should ever make me feel like my star is fading”. Übersetzt heißt das soviel wie: „Ich bin ein funkelnder Stern und niemand sollte mir jemals das Gefühl geben, dass mein Stern erlischt“. 

Danke für das freundliche Gespräch. Sehen wir Dich bald mal wieder im Van der Valk Schosshotel Meisdorf?

Ross Antony: Bestimmt. Es war toll. Ich habe das Hochzeitszimmer bekommen (schmunzelt).

 

Van der Valk Resort Linstow, Krakower Chaussee 1, D-18292 Linstow, Tel. 038457–70, Fax 038457–71099, linstow@vandervalk.de  -  www.vanderValk.de

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker Wünsche 

Unser Autor: Sales & Marketing / Unternehmenskommunikation

Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH – Pressesprecher van der Valk Deutschland GmbH

 

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