Dachau

Großer Fantag im Film-Dorf mit 10.000 Besuchern in der Kulissenstadt in Dachau

Achtung Aufnahme: Ein typisches Wohngebiet an der Schleißheimerstraße in Dachau. Kleine Vorgärten und Doppelhaushälften. Auf der anderen Seite eine grüne Baumreihe. Und dahinter „Lansing“, das fiktive Dorf aus der Fernsehserie „Dahoam is dahoam“. Einmal im Jahr herrscht in dieser Gegend Ausnahmezustand. Shuttlebusse bringen tausende von Fans der beliebten BR-Soap ins Kulissendorf.

Szenen wie vor einem Bundesligaschlager, wenn auf dem Lansinger Kirchenvorplatz zum großen Sommerfest geblasen wird. 10.000 sind dabei. Und die Anwohner lassen die Rollos runter. Auch wenn sie stolz sind auf die Nachbarschaft mit den Kirchleitners, Brunners, Preisingers und Bambergers. Und auf alle, die von Montag bis Freitag das Dorf bewohnen.

Lansing ist keine Kulissenstadt im herkömmlichen Sinn. Nicht etwa wunderschöne Fassaden und dahinter Abstützbalken aus Holz. Nein, die Gebäude sind schon echt. Natürlich spielt sich das Leben der Lansinger nicht hinter den Mauern dieser Häuser ab – die geben nur bei Außenaufnahmen was her - sondern rund 200 Meter südlich in den Studios.   

Drei Studios

Dahoam is dahoam ReiseTravel.eu

Wenn Roland Bamberger, der von Horst Kummeth gespielt wird, etwa seine Apotheke betritt, dann tut er das schon. Ist er aber drinnen, befindet er sich im Studio. Und zwar im südlichsten von den drei Gebäuden, die allesamt durch einen langen Gang verbunden sind, wo die Kaffee- und Getränkeautomaten stehen und wo’s das Catering gibt.

Wenn die „Lansinger“ zum Fantag blasen, werden den Betreuern und Studioführern natürlich Löcher in den Bauch gefragt. Wie geht es mit den Lechners weiter?  Was macht Pauli Hartldinger? Wo ist der Raum, in dem Franzi getauft wurde? Wie setzt sich die Geschichte fort? Natürlich dürfen die Betreuer nicht alles verraten. „Dahoam is dahoam“ hat fast drei Monate Vorlaufzeit. Das bedeutet, jetzt im Spätsommer beginnt in Dachau schon die Weihnachtszeit.

Ab der zweiten Septemberwoche wird in Lansing umdekoriert. Dann sieht das so aus: Die Mitarbeiter, Kameraleute, Techniker im T-Shirt. Und die Schauspieler müssen in Wintermänteln zwischen Weihnachtsgestecken und Christbaumkugeln über den Weihnachtsmarkt flanieren. Auch bei hochsommerlichen Temperaturen müssen sie das tun. Schwitzen für das Publikum. So ist eben das Geschäft.

Das Wochenende frei

Rund 20 Schauspieler sind im Hauptcast. Das heißt, sie sind auf dem Gelände. Daneben gibt es noch den einen oder anderen, der nur sporadisch eingesetzt wird. Ein Arbeitstag in Lansing dauert von 9 bis 18 Uhr. Dann ist Feierabend. Am Wochenende haben Schauspieler und Filmcrew frei.  

Der interessanteste Teil ist wohl das Studio, wo die Deckenbeleuchtung aufgebaut ist und die riesigen Kameras stehen. Sieht aus wie bei IKEA. Wie bei einer Führung erklärt wird, ist der Regisseur gar nicht vor Ort. Der sitzt in einem anderen Raum vor seinem Monitor und gibt von dort aus seine Anweisungen. Die Kameras nehmen die Szene nur aus bestimmten Blickrichtungen auf. Es könnte ja sein, dass der Zuschauer sonst durch eine Seitentür schon wieder die nächste Requisite sieht.

Getrickst wird immer

Dahoam is dahoam ReiseTravel.eu

Alles liegt irgendwie nebeneinander und nicht übereinander. Unten die Diele mit der Treppe wo’s zum Schlafzimmer hochgeht. Dann wird getrickst. Denn nicht oben, sondern gleich nebenan sind die Schlafräume. Auch die Mansardenwohnung ist ebenerdig. Medikamente wie das „Läuseschampoo“ oder „Junior Bauch weh weg“, die Roland Bamberger seinen Kunden gegen Rezept aushändigt, sind von der Requisite frei erfunden.   

Am Fantag ist die Deko pikobello aufgeräumt. Alles steht an seinem Platz, auch die Betten sind gemacht. „An Drehtagen ist es hier meist etwas unordentlicher“, gibt die Führerin zu. Für „Dahoam is dahoam“ arbeiten 150 Leute. Regie, Maske, Requisite, Garderobe, Ausstattung und Verwaltung. Dann gibt es 30 Autoren, die unterschiedlich aufgeteilt sind.

Die einen schreiben die Geschichten, andere die Handlungsstränge und wieder andere sind für die Dialoge zuständig. Die Dialoge werden – und das ist hier einzigartig – in Bayerisch geschrieben. „Und zwar in einem verkehrstechnischen Bayerisch“, wie uns erklärt wird. „Die Darsteller kommen ja aus ganz Bayern und auch Norddeutsche sollen die Texte verstehen.“

Die Fans, die zum Sommerfest gekommen sind, verstehen nicht nur Bayerisch. Sie kennen auch alle Strophen von der „Dahoam is dahoam“-Hymne. „Da komm i her, da will i wieder hin. Dort wo i jeden auf der Straßn kenn.“ Das ist auch das Schlusslied, das die Schauspieler nach sieben Stunden „Tag der offenen Tür“ mit ihrem Publikum anstimmen. Eine letzte Schunkelpartie und Sommerfest-Gaudi ist vorbei. Bis zum nächsten Jahr.    

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.

Helmut Kunz ReiseTravel.euUnser Autor wohnt in Weiden.

Sehr geehrte ReiseTravel User, Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung, senden uns Ihre Fragen oder Wünsche. Vielen Dank. Ihr ReiseTravel Team: feedback@reisetravel.eu

 

 

ReiseTravel Suche

nach oben