Genthin

Mit dem Rad von Berlin nach Magdeburg

Erlebnisbericht: 1. Teil von Berlin Spandau nach Genthin. "Mächtig in die Pedale treten". Die Route führt uns in südliche Richtung vom Bahnhof Spandau über die Wilhelmstraße bis zum Weinmeisterhornweg. Dort biegen wir links ab, um auf den Weg zur Marina Lanke Werft zu gelangen. Ein Rundgang auf dem Gelände ist empfehlenswert, denn man kann sich im Restaurant „Wasserblau“ niederlassen und blickt über eine Vielzahl von festgemachten Booten auf die Havel. Auf der anderen Uferseite erblickt man auf dem Teufelsberg den östlichsten Spionageposten der Amerikaner zur Zeit des sogenannten „Kalten Krieges“, die Radarstation Teufelsberg. Weiter führt uns dann der Radweg durch ein bewaldetes Gebiet entlang der Havel nach Gatow. Dort muss die Straße überquert werden, um zum Gatower Gutshof mit Hofcafé zu gelangen, welcher am Fuße des Windmühlenberges sich befindet. Auf dem Berg trotzt eine Bockwindmühle. Sie wurde 2008 aus den Bestandteilen einer um 1820 errichteten Windmühle (Landkreis Prignitz) in Einzelteilen restauriert und neu errichtet. Die eigentliche Gatower Windmühle war Bestandteil in einem Stummfilm des Regisseurs Richard Eichberg und ist somit 1920 den Filmflammen zum Opfer gefallen.

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Nun folgen wir dem Straßenzug Kladower Damm und gelangen wieder linker Hand in Höhe einer Obstwiese an die Havel. Dem gut ausgebauten Weg folgend befindet sich auf einer kleinen Anhöhe das Gutshaus Neukladow mit seinem Kulturcafé. In dem Haus lebte einige Jahre Otto von Bismarck seine Mutter. Verständlicherweise, denn die Lage ist es einer längeren Verweildauer wert. Der Blick schweift zum Grunewaldturm über die Insel Schwanenwerder, dem Wannsee bis hin zum Heckeshorn. Weiter geht es zum Kladower Hafen, wo man sich für eine weitere Route entscheiden kann. Entweder man fährt mit der BVG Fähre über den Wannsee, dann weiter auf dem Havel- Radweg über Potsdam und Werder nach Ketzin oder die von mir gefahrene Route, welche ebenfalls nach Ketzin führt.

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Ohne Fähre fahren weiter bis zur Kladower Orts- aber auch Berliner Stadtgrenze und gelangen über den Mauerweg nach Sacrow. Dort befindet sich die malerisch auf einer Landzunge stehende und in die Havel reinragende Heilandkirche. Unbedingt sollte es nicht versäumt werden, die Kirche zu besichtigen, um mehr über deren Geschichte zu erfahren. Sie lag bis zum Mauerfall auf DDR Territorium aber vor der vom Westberliner Ufer aus gesehen Mauer und konnte somit nicht von den ansässigen Sacrower Bürger besucht werden.

Nun geht es aber weiter am rechter Hand liegenden Sacrower See vorbei, nach Krampnitz. Obwohl man auch streckenweise an der Havel durch den Wald fahren kann, rate ich doch dazu, auf der wenig befahrenen Straße den Weg fortzusetzen.

Vorbei am Krampnitzer See, gelangen wir mit Blick auf den Eingang zur Sielmann – Stiftung Döberitzer Heide auf die B2 und fahren auf dem linksseitigen Radweg bis zur nächsten Ampelkreuzung, um in Richtung Fahrland abzubiegen. In Fahrland folgt man dem Hauptstraßenzug und muss für ungefähr 3 Kilometer auf der Straße bleiben bis wir dann rechts abbiegen um entlang der B273 auf dem Radweg weiter bis zum Abzweig Uetz zu kommen.

Im Ort Uetz befindet das Fährhaus. Obwohl es nicht am Wasser liegt, zeigt es, dass die Havel zum Zwecke der Landgewinnung streckenweise verändert werden musste. Weiter gelangen wir nach Paretz. Das Schloss und der Schlossgarten laden zur Besichtigung und zum Verweilen ein. Fernab von jeglicher Etikette verlebte die Königin Luise mit ihrer Familie hier die Sommermonate. Schloss und Dorf wurden von 1797- 1804 für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm den III. und seiner Gemahlin mit hohem ästethischen Anspruch angelegt.

Vorbei an einer Bockwindmühle gelangen wir nach Ketzin, um auf den Weg zur Havel- Fähre zu gelangen. Vom Fährmann lassen wir uns übersetzen und erreichen auf der anderen Havelseite in rechter Richtung wieder den Havel- Radweg. Dieser Weg ist als Deichweg sehr gut befahrbar und führt vorbei an Schmergow nach Deetz. Bevor der Weg einen Schwenker nach links auf die Dorfstraße macht, lohnt es sich 30 Meter weiter zu fahren um an einer kleinen, verschlafenen Badestelle in die Havel zu Springen und sich zu erfrischen.

Weiter der Beschilderung folgend, gelangen wir am „Havelstübchen“ vorbei und könnten nun eine Rast unter Bäumen einlegen, um gestärkt in Richtung Brandenburg den Weg fortzusetzen.

Unterhalb der Götzer Bergen führt der Weg nach Gollwitz. Die Bebauung ist zweigeteilt, denn man sieht neben typischem DDR Baustil auch richtige kleine Villen. Nun geht es aber auf der Straße weiter und einem empfängt die Wirklichkeit, denn es umgibt uns der reale Verkehrsstress. Stunden der Naturnähe sind schnell vergessen. Die stark befahrene B1 führt auf dem Radweg an einem großen Einkaufcenter in Wust vorbei und wir können schon in der Entfernung die Kirchtürme der Stadt Brandenburg erkennen.

Der Weg in die Stadt hinein, führt uns auf der eigentlich zu befahrenden rechten Seite über eine schlechte Wegstrecke. Die „falsche“ linke Seite wurde aber saniert und wir sollten lieber dann auf diese wechseln. Wer nicht die Stadt Brandenburg Links liegen lassen möchte, der sollte sich einige Zeit nehmen, um vom Dom bis hin zur Jahrtausendbrücke die Stadt zu erkunden. Auf dem Neustädter Markt befindet sich die Tourist- Information und die dort freundlichen Damen geben gern Auskunft. Übernachtungsmöglichkeiten sind in genügender Anzahl vorhanden.

Wenn die Stadt Brandenburg ausreichend erkundet wurde, führt uns der Havel- Radweg am Breitling-, Mörschner- und Heiliger See vorbei nach Wusterwitz. Wer nun noch ein Bad in einem der Seen nehmen möchte, der müsste das unbedingt noch tun, denn es wird die Letzte Möglichkeit sein, sich in einem See zu erfrischen! Wusterwitz wurde übrigens 1159 gegründet und besitzt eine der ältesten Stadturkunden östlich der Elbe.

Südlich der Bahngleise führt ein ausgeschilderter Weg nach Kade und ab dort fahren wir auf dem sehr schotterhaltigen Wirtschaftsweg am Elbe- Havelkanal nach Genthin. Es gibt zwar einige vom Kanal abweichenden Wege aber diese sind gut erkennbar. Rechts und Links befinden sich reichlich Brombeerbüsche aber natürlich sollte die richtige Zeit gewählt werden den Weg zu befahren, um sich von den Früchten Verführen zu lassen!

Unser erstes Etappenziel nach rund 100 Kilometern haben wir nun in Genthin erreicht. Wer Genthin erkunden möchte, entdeckt Ackerbürgerhäusen, die dreischiffige Hallenkirche Trinitatis, den Bahnhof mit einem Denkmal zum schwersten Eisenbahnunglück Deutschlands im Jahre 1939, das Henkelmuseum mit Waschmuseum, den Acht eckigen 48 Meter hohen Wasserturm und vieles mehr. Im September findet die Genthiner Kartoffelwoche, wo sich alles um die „Knolle“ dreht.

Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten sind in der Stadt aber auch in der Näheren Umgebung vorhanden.

ReiseTravel Service: Nehmen Sie kein Fahrrad mit zu schmalen Reifen, denn es geht teilweise über Schotterwege. Falls Sie doch mit einem sportlichen Rad unterwegs sein wollen, dann sollten Sie von der Stadt Brandenburg aus den Weg über die B1 wählen. Dieser ist zwar kürzer aber ab Plaue existiert kein Radweg!

Es gibt keine größeren oder nennenswerte Erhebungen und die Strecke ist gut befahrbar aber ein wenig Fitness im Vorfeld kann nicht Schaden.

Die Mitnahme von Getränken sollte genauso obligatorisch sein, wie Sonnencreme und ein Fahrradhelm. Auch das sogenannte Flickzeug gehört natürlich ebenfalls zur Grundausstattung einer längeren Radtour.

Im 2. Teil fahren wir von Genthin nach Magdeburg und über Ziesar zurück nach Brandenburg.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Klaus-Dieter Richter

Klaus-Dieter Richter ReiseTravel.euUnser Autor lebt und arbeitet in Berlin.

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