Niklashausen

Hans Böhm aus Helmstadt, früher bekannt als der „Pauker“, verdiente sich als junger Schafhirte seinen Lebensunterhalt: Im Traum erschien ihm die Jungfrau Maria!

Pfeifer Museum: 1178 wurde Niklashausen erstmals urkundlich erwähnt, und bereits 1344 gab es hier die Kapelle Sancta Maria, der 1354 ein Ablass durch Papst Innocenz VI. gewährt wurde, und die ab diesem Zeitpunkt eine gut besuchte Wallfahrtsstätte war.

Vor eben dieser trat am ersten Märzsonntag im Jahr 1476 Hans Böhm auf, der als Wanderhirte mit seinen Schafen durch die Berghänge zog und auf bäuerlichen Festen musizierte.

Klein – aber super fein:

Marlise Düx Pfeifer Museum Niklashausen by ReiseTravel.eu

Marlies Düx – unsere Autorin berichtet über das Pfeifer Museum:

Er verbrannte seine Instrumente und erklärte den anwesenden Wallfahrern, die Mutter Gottes sei ihm in der Nacht erschienen und habe ihm aufgetragen zu predigen, dass alle, die hierher kämen, frei von jeder Sünde seien und vollkommene Gnade erhalten sollten, mehr noch als in Rom oder anderswo.

Im Laufe der nächsten Wochen wandelte er sich vom religiösen Eiferer zum Sozialrevolutionär. Er sprach sich gegen Fron, Zölle und den Zehnten aus und für freie Jagdausübung und freien Fischfang für Jedermann. „Wenn jeder um einen Taglohn arbeitete, hätten alle genug“, so seine Rede. Im Laufe der nächsten Wochen kamen immer mehr Zuhörer, denn es sprach sich im ganzen Land herum, dass hier einer für den kleinen Mann predigte. Auch von Wunderheilungen war die Rede. Es sollen bis zu 70.000 Menschen gekommen sein, um ihm zuzuhören, und zwar aus Thüringen und Sachsen genauso wie aus Schwaben und dem Elsass.

Ein Zitat des früheren Heimatforschers Franz Flegler: „Im Mittelalter war der Tourismus des kleinen Mannes die Wallfahrt“. Auch dies mag dazu beigetragen haben, dass viele Menschen einmal im Leben auf Reisen gingen, nachdem sich herumgesprochen hatte, was hier passierte.

Noch heute fragt man sich, wie der junge Pfeifer, der nicht einmal lesen und schreiben konnte, solch ein Charisma entwickelte und so viele in seinen Bann ziehen konnte.

Auch von einem „Einflüsterer“ ist die Rede, der vielleicht auf dem Mühlberg in der Beghardenhöhle lebte (?), neben der heute ein kleiner Schauweinberg alte Rebsorten zeigt.

Niklashausen gehörte weltlich zur Grafschaft Wertheim, kirchlich zum Bistum Mainz, aber das Bistum Würzburg war sehr viel näher. Ein reger Schriftwechsel zwischen diesen drei Obrigkeiten fand statt, man hatte Angst vor einem Flächenbrand.

Als der „Pfeifer“, früher als „Pauker“ bekannt, trotz Abmahnungen weiterhin predigte, sandte Fürstbischof Rudolf von Scherenberg 34 bewaffnete Reiter nach Niklashausen, die ihn festnahmen und nach Würzburg brachten. Viele Anhänger folgten ihm, hatten aber keine Chance ihn zu befreien.

Nach einer „hochnotpeinlichen Befragung“ bekannte der Pfeifer angeblich, ein Ketzer und Volksaufwiegler zu sein, und wurde nach fünf Tagen am 19. Juli 1476 auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wo er Marienlieder singend in den Flammen starb. Seine Asche wurde in den Main gestreut, da man Angst hatte, die Wallfahrt nach Niklashausen würde trotzdem weitergehen. Diese ging auch weiter, deshalb wurde die Kapelle mit einem Interdikt belegt und eingerissen.

Erst im Jahr 1518 wurde der Bau der neuen Kirche erlaubt, die heute als „kleiner Dom im Taubertal“ eine offene Radwegekirche ist und viele Besucher anzieht.

Heute ist die Lebensgeschichte von Hans Böhm in der Pfeiferstube Niklashausen dokumentiert. Im alten Rathaus in Niklashausen hat der Geschichts- und Kulturverein „Der Pfeifer“ eine Stube eingerichtet, in der Leben und Wirken von Hans Böhm dokumentiert ist, und seit einigen Jahren gibt es in weiteren Räumen noch Ausstellungen zu dem im Ort heimischen Steinhauerhandwerk und zur Dorfchronik und einen kleinen Raum mit Hausrat aus den letzten Jahrhunderten.

Marlise Düx Pfeifer Museum Niklashausen by ReiseTravel.eu

„Auch die Kirche kann besichtigt werden. Gern führe ich Sie!“

Ein Beitrag für ReiseTravel von Marlise Düx.

Pfeifer Museum. Förderverein Niklashausen e. V. c/o Marlise Düx Bergstraße 18, D-97956 Werbach, Fon 09348-460, www.niklashausen.de

Auf Wunsch sind Führungen im Museum und in der Kirche möglich. Öffnungszeiten nach vorheriger Vereinbarung. 

ReiseTravel Service

Die Reise in das „Liebliche Taubertal“ kann mit den ICE Zügen der DB erfolgen, via Würzburg und dann in die einzelnen Orte. Natürlich auch im Auto, aus allen Richtungen. Mehrere Reiseveranstalten bieten Pauschalreisen an. Direktbuchungen in den Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen sind möglich, in allen Preisklassen. Restaurants locken mit köstlichen Offerten. Ein paar Tage sollten zur Reise eingeplant werden. Gute Reise!

Tourismusverband Liebliches Taubertal e.V. Gartenstraße 1, D-97941 Tauberbischofsheim, Fon 09341-825806, touristik@liebliches-taubertal.de – www.liebliches-taubertal.de

Reisen & Speisen: Das Liebliche Taubertal lockt nicht nur mit kulinarischen Genüssen. Auf den Spuren Jüdische Kultur wandeln und den Kurpark Bad Mergentheim besuchen, ebenso den Pfeifer in Nicklashausen oder der Brunnenstadt Külsheim einen Besuch abstatten. Super Gastronomie in der Orangerie im Kloster Bronnbach erleben. Gute Reise!   

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