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Landschaftlich einzigartige Gegenden und geschichtsträchtige Städte. Aber auch Drehorte legendärer Filme
Freunde hatten uns schon vorgewarnt: Vor dem Maison du Gouffre bei Plougrescant parken bestimmt zwei Autos. Vermutlich, weil die Hauseigentümer das Ziel verfolgten, Hobbyfotografen ein wirklich tolles Motiv zu vermiesen. Das kleine Wohnhaus, das zu deutsch Schlund-Haus heißt, ist nämlich ein weltberühmtes Fotomotiv in der Bretagne, weil es zwischen zwei riesige, zerklüftete Felsen gebaut wurde und den Eindruck erweckt, dazwischen eingeklemmt zu sein. Und tatsächlich: Dort parken zwei Pkws.
Das Maison du Gouffre lässt sich mit dem Fahrrad in knapp zehn Minuten erreichen. Vorausgesetzt man residiert auf dem Campingplatz "Le Varlen", nur einen Steinwurf von der Küste entfernt. Wir lassen unsere Räder auf der schmalen Dorfstraße bergab zum Meer laufen. Linkerhand, auf einer Art Radweg, keine 300 Meter weiter, taucht hinter grünen Farnen und Sträuchern das markante Gebäude auf. Es ist eingekeilt zwischen Felsen, einem Tümpel und dem Ärmelkanal. Wir hören die Brandung gegen die Klippen donnern. Ob das Maison du Gouffre überhaupt bewohnt ist, lässt sich sicher nicht feststellen.
Inzwischen haben wir 1.380 Kilometer mehr auf dem Tacho, als noch vor fünf Tagen, als wir - vier Personen in zwei Wohnmobilen - von der Oberpfalz aus zu unserer Bretagne-Tour aufbrachen. Drei bretonische Höhepunkt haben wir schon besichtigt. Was so nicht ganz stimmt. Le Mont-Saint-Michel gehört streng genommen noch zur Normandie. Auf der A 6 ging es über Nürnberg nach Saarbrücken, dann auf mautfreien Schnell- und Staatstraßen Richtung Nancy und Paris. Zwei Zwischenübernachtungen später, unter anderem in Fougères, wo der Stellplatz unterhalb der malerischen Stadtmauer nur drei Euro kostete, erreichten wir den ersten Höhepunkt unserer Reise, nämlich Saint Michel.
Unsere ACSI-Campingcard zahlt sich wieder einmal aus. Sie ermöglicht uns verbilligte Übernachtungen auf ausgewählten Campingplätzen während der Vor- und Nachsaison. Auch die preisgünstigen Aires, wie die Stellplätze in Frankreich heißen, sind oft wunderschön gelegen. Der Ort Beauvoir bei Saint Michel besitzt einen großräumigen Stellplatz und daneben den wunderschönen ACSI-Campingplatz "Aux Pommiers" mit sauberen Sanitäranlagen und einem überdachtem Pool. Die Ausgangslage ist optimal. Das Inseldorf im Wattenmeer liegt keine drei Kilometer entfernt und ist mit dem Rad oder zu Fuß auf einem Damm zu erreichen. Man kann auch für die letzten Meter den Bus nehmen.
Beim Rundgang durch die engen, verwinkelten Gassen fühlt sich der Besucher ins Mittelalter zurückversetzt. Wer schon einmal hier ist, sollte unbedingt auch die mächtige, frühere Klosteranlage La Merveille mit seiner Abtei im normannischen Baustil besuchen. Leider ist Saint Michel an diesem Abend, einem Sonntag, nicht beleuchtet. Rund 50 Kilometer westlich liegt das bretonische Saint-Malo mit seinem originalgetreu wiederaufgebauten Stadtkern und den Befestigungsanlagen. Wir übernachten auf dem Chateau-Campingplatz "Domaine de La Ville Huchet" mit Restaurant und Poolanlage. Der Radweg zum Stadtkern ist rund fünf Kilometer lang.
Die Stadt wurde 56 vor Christus von Caesars Truppen eingenommen, später von Karl dem Großen. Und auch die nachfolgende Geschichte war ziemlich wechselhaft. Unter anderem bot die Hafenstadt Korsaren Unterschlupf. Von der Stadtmauer aus erkennt man bei gutem Wetter im Westen die Landzunge und darauf den Leuchtturm von Cap Fréhel, unserem nächsten Anlaufpunkt, 43 Straßenkilometer von Saint-Malo entfernt.
Rund drei Kilometer vor dem Kap schmiegt sich eine alte Festung an die Klippen. Fort la Latte befindet sich im Besitz der Grimaldis, kann aber besichtigt werden. Für Kinofreaks ist interessant, dass die Steinburg Kulisse für den 1958 gedrehten Film "Die Wikinger" mit Kirk Douglas, Tony Curtis und Janet Leigh in den Hauptrollen war. Unbedingt einen Besuch wert ist natürlich das Vogelschutzgebiet Cap Fréhel aus rötlichem Sandstein und schwarzem Schiefer, dessen Klippen 70 Meter tief steil ins Meer hinabstürzen. Besonders reizvoll ist der Besuch im Frühjahr wenn die Blumen blühen.
Bis Plougrescant mit seinem berühmten Felsenhaus sind es 80 Kilometer. Weitere 100 Kilometer sind es bis ans Ende der Welt. Das traumhaft schöne Departement Finistère mit seiner schroffen Felsküste und seinen lieblichen Heidelandschaften liegt im Nordwesten Frankreichs. Bei Plouarzel im Ortsteil Trézien finden wir einen wunderschönen Stellplatz mit Stromanschluss und Seeblick in den Dünen.
Um nicht zu allzu früh in Locronan anzukommen - die direkte Entfernung beträgt 88 Kilometer - machen wir noch einen Umweg über die Crozon-Halbinsel, südlich von Brest. Hier wollen wir noch einmal ein Stück Steilküste erleben. Locronan sollte man am besten in den frühen Morgenstunden besichtigen. Zu diesem Zeitpunkt sind nur wenige Menschen unterwegs und man kann das mittelalterliche Städtchen auf sich einwirken lassen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Hier wurden 1966 alle Old-Bristol-Aufnahmen für den ZDF-Vierteiler "Die Schatzinsel" gedreht. Ferner filmte hier Roman Polański 1979 das Oscar-prämierte Drama "Tess", mit der jungen Nastassja Kinski in der Hauptrolle. Übernachtet wird auf dem ACSI-Platz "Camping Locronan", keine 300 Meter vom Dorfzentrum entfernt.
In der Bischofsstadt machen wir einen kurzen Foto-Stopp, besuchen hier die gotische Kathedrale und die malerische Altstadt. 20 Kilometer südöstlich liegt Concarneau, unser geplantes Tagesziel. Für TV-Konsumenten gilt Concarneau als die Hauptzentrale von "Kommissar Dupin" in der gleichnamigen Fernsehserie. Leider sind alle Campingplätze in der Stadt belegt. Wir hätten reservieren sollen. Wir versuchen auf Stellplätze auszuweichen. Der eine befindet sich im Zentrum, gleicht aber einer Bauschutthalde. Der andere liegt zu weit außerhalb, hinter dem Industriehafen. Wir ändern unseren Plan und steuern stattdessen Pont-Aven an. Das kleine Städtchen ist als Künstlerort bekannt und bietet Besuchern einen malerische Kulisse. Bis noch vor zehn Jahren hatte auch Marc di Napoli, der Huckleberry Finn aus dem ZDF-Adventsvierteiler von 1968, im Städtchen sein Atelier. Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz du Chateau de Belon, wenige Meter oberhalb des gleichnamigen kleinen Hafens, der bekannt ist für seine fangfrischen Flachaustern.
Bis Quiberon legen wir keine Zwischenstopps mehr ein. Es ist langes Wochenende wegen eines Feiertags und wir befürchten, dass wir bei der Campingplatzsuche einmal mehr das Nachsehen haben werden. Bis Quiberon sind es nur hundert Kilometer auf einer Schnellstraße. Der erste Platz ist belegt. Nous sommes désolés, heißt es. Aber die Auswahl ist groß. Beim zweiten Versuch klappt es. Unser Platz befindet sich neben einem Sportflugplatz. Über uns kreisen Tandem-Fallschirmspringer. Wie sich bald herausstellt, kann der Platz günstiger nicht liegen. Keine 200 Meter vom Meer entfernt. Und zum Pointe du Conguel, einem Naturparadies im Süden der Halbinsel, sind es keine zehn Minuten mit dem Fahrrad und weiter zu Fuß.
Vorbei am Hotel Sofitel, wo Romy Schneider 1981 dem Sternreporter Michael Jürgs ihr berühmtes Interview gab - die Geschichte wurde 2018 unter dem Titel "3 Tage in Quiberon" verfilmt - sind es nur wenige hundert Meter zum Port de Quiberon mit seinen netten, kleinen Restaurants entlang des Sandstrandes. Fährt man in die andere Richtung, erreicht man nach wenigen Minuten den Yachthafen. Wenige Kilometer nördlich, es führt neben der vielbefahrenen Straße ein Radlweg dorthin, liegt die Côte Sauvage. Hier wurde 1966 ein Großteil des 1. Teils der "Schatzinsel" mit Michael Ande und Ivor Dean in den Hauptrollen gedreht. Wir besuchen später noch den "Admiral Benbow", die Kneipe aus dem Film in der Nähe von Carnac. Die genauen Koordinaten werden hier nicht genannt, weil sich das Gebäude in Privatbesitz befindet.
In Carnac wird derzeit die Zufahrt neu gebaut. Es gibt Umleitungen im Ort. Nichtdestotrotz ist die Megalithstätte unbedingt einen Besuch wert. Der Parkplatz ist kostenlos. Auf dem weiteräumigen Areal erstrecken sich 3000 Menhire in allen Größen. Im Museum werden 450000 Jahre Menschheitsgeschichte aufgerollt. Was genau der Zweck der "Hinkelsteine" war, darüber rätseln Wissenschaftler heute noch.
Stellt sich nun die Frage: Wie gestalten wir die Heimreise. Wir entscheiden uns für die Route über die Loire-Schlösser. Von der Entfernung her ist da nicht viel um. Nach Azay-le-Rideau mit seinem Wasserschloss sind es 350 Kilometer. Das ist trotz der Besichtigung von Carnac leicht zu schaffen. Wir tanken voll - die Dieselpreise in Deutschland und Frankreich sind beinahe identisch - und erreichen den kleinen Ort am späten Nachmittag. Unmittelbar neben dem Schloss gibt es einen Stellplatz und gleich daneben einen ACSI-Campingplatz. Die Stromversorgung auf dem Stellplatz scheint defekt zu sein, deshalb nehmen wir den Campingplatz, der nur vier Euro teurer ist, uns dafür aber Strom und Sanitäreinrichtungen bietet.
Das Renaissance-Schloss zählt zu den bekanntesten im Loire-Tal. Die ehemalige Burg aus dem Hochmittelalter wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts zerstört und Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem Schloss umgebaut. Ursprünglich sind nur noch Treppenhaus und Küche. Die übrigen Räume sind nach historischem Geschmack, zum Teil kostbaren Möbeln, Gemälden und Wandteppichen neu eingerichtet.
Schloss Chenonceau erreichen wir noch am selben Nachmittag. Der Parkplatz ist wieder kostenlos. 18 Euro der Eintritt. Der Besuch ist allemal zu empfehlen, zumal eine Galerie über den Fluss Cher führt, was dem Schloss seine ganz besondere Note gibt. Nicht umsonst besichtigen jährlich 800.000 Besucher die Anlagen. Sonnenkönig Ludwig XIV. war ebenfalls hier zu Gast. Geprägt wurde das Schloss von Katharina von Medici und der Mätresse Heinrich II., Diane de Poitiers. Beide Frauen gestalteten auch die Gartenanlagen. Leider beeinträchtigen heute Kanufahrer auf der Cher das Bild.
Die Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz hinter dem Schloss Chambord. Der Platz kostet nur 12 Euro, ermöglicht es aber uns Wohnmobilisten, das Schloss nachts beleuchtet zu sehen. Nur in den Abendstunden ist es möglich, den Schlossgarten für sich alleine zu haben. Die Schlossbesichtigung ist ein muss. Das Interieur ist zwar nicht so opulent, wie das in Azay-le-Rideau oder Chenonceau. Dafür glänzt Chambord mit seiner Architektur. Unter anderem mit der Doppelwendeltreppe, die Leonardo da Vinci entworfen hat.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz
Unser Autor wohnt in Weiden.
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