Moskau | Roter Platz zum Anfassen |
Eindrücke einer Reise nach Moskau auf Einladung von Visit Russia
Moskau Du: Die nationale Tourismus-Agentur in Deutschland „Visit Russland“ hat in Berlin ihre erste Auslandsvertretung eröffnet. „Wir sind hier, um eine Botschaft des Willkommen zu senden. Kommt zu uns nach Russland, deutsche Urlauber, schaut Euch mit eigenen Augen unser Land an und informiert Euch vor Ort“, so Maria Pushkarewa, die Leiterin der Repräsentanz. Zu den ersten Vorhaben von Visit Russia gehört eine Road-Show durch Deutschland mit Stationen in Berlin, München und Frankfurt, Presseinformationen sowie kurze Reisen für Journalisten. Wir fahren nach Moskau.
Hürdenlauf zum Visum
Dass der deutsche Tourist nicht nach Barcelona oder Amsterdam reist, wird ihm bereits richtig deutlich, wenn er sich um sein Visum nach Russland kümmern muss oder Reiseveranstalter für beachtliche Gebühren beauftragt. Zuallermeist verwöhnt durch das Reisen innerhalb der EU-Länder in Europa kann es recht kompliziert werden, alle Papiere und Informationen zur Erteilung eines Visum zu besorgen. Beispielsweise ist eine Auslandskrankenversicherung vorzulegen und der Nachweis, ein regelmäßiges Einkommen in Deutschland zu besitzen. (Da reicht übrigens der deutsche Rentenausweis.) Wer weiß von den darüber verblüfften deutschen Touristen, dass bei deutschen Stellen dieser Nachweis bei der Erteilung des Visums für Russen seit Langem eingeführt und selbstverständlich ist.
Alltag vor den Toren des Kreml
Eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten ist der Rote Platz vor den Toren des weitläufigen Geländes der Kreml-Festung. Am südlichen Ende des Rotes Platzes steht auch die berühmte Basilius-Kathedrale, errichtet aus Anlass des Sieges über die Tataren. Überall Spuren der Geschichte und natürlich haben viele Besucher die Bilder von Aufmärschen und Militärparaden unterschiedlicher Epochen im Kopf. Doch heute im Alltag - und das vermutet nicht jeder ausländische Besucher - ist der Platz zum Anfassen. Auf dem Platz ist eine große Bühne aufgebaut, auf der eine Band mit einer Sängerin auftritt und sich im großen Halbkreis die Zuschauer versammelt haben. Nur ein paar Dutzend Meter weiter beginnt eine lange Kette von Verkaufsständen einer Buchmesse, es werden vor allem Kunstbücher gehandelt. Und mittendrin und zwischendurch Familien mit Kinderwagen, Spaziergänger jeden Alters, einzelne fotografierende Pärchen und immer wieder ein Touristen-Pulk, die Normalität einer Großstadt, die mittlerweile offiziell mehr als 12 Millionen Einwohner zählt.
Lenin erwartet meist Touristen
Etwas abseits an der Kreml-Mauer erhebt sich im grauen Stein und gedrungener Form das Mausoleum, in dem der Leichnam der Ikone der Oktoberrevolution Lenin aufgebahrt ist. Noch vor einigen Jahrzehnten standen vor allem Besucher aus allen Teilen der Sowjetunion in langer Schlange davor. „Und wie ist es heute Maria?“ „Ich glaube, die meisten Besucher im Mausoleum sind heute nur noch Touristen.“
Doch die Schatten der Geschichte und der Gegenwart reichen auch auf den Roten Platz. Gleich links und rechts neben dem Mausoleum an der Kreml-Mauer befinden sich die Gräber mit den Kopf-Skulpturen von sowjetischen und russischen Staatslenkern. Unschwer zu erkennen ist darunter eine Stalin-Büste. Und an den großen Zugängen zum Platz drängen sich an aufgestellten Sicherheits-Sperren wie auf Flughäfen die Besucher, um ihr Gepäck und Taschen kontrollieren zu lassen. Der internationale Terrorismus bringt sich in Erinnerung.
Neue Hotels in Moskau
Seit vielen Jahren hat die größte Stadt Europas immer noch zu wenige Hotels für ihre Besucher. Im hochpreisigen Segment sind neue attraktive Häuser an den Start gegangen. Dazu zählt das im Jahr 2013 eröffnete St. Regis Moscow Nikolskaya der Luxushotelmarke Starwoods. Dieses 5-Sterne-Hotel im Herzen von Moskau liegt ganz zentral, direkt am Lubjanka-Platz und nur 10 Gehminuten vom Kreml entfernt. Von den 210 Zimmer und Suiten im Stile der Belle Epoque bieten einige sogar eine Aussicht auf den Kreml und den Roten Platz. Die exklusive Ladenfront des Hotels, das früher als Residenz des Grafen Orlow-Dawidow diente, war einst das Aushängeschild der berühmten Parfümerie Koeller und zahlreicher exquisiter Chocolatiers. Die Annehmlichkeiten des Hotel-Services schließen auch ein, Swimmingpool und Sauna rund um die Uhr 24-Stunden zu nutzen.
Übrigens gleich um die Ecke befindet sich das am Ende des 19.Jahrhunderts gegründete legendäre 5-Sterne-Hotel „Metropol“. In seinem berühmten Restaurant „Savva“ wird seit kurzem von dem bekannten Chefkoch Andrei Shmakov aus Estland aufgetischt. Er offeriert recht erfolgreich „moderne russische Cuisine“, die die traditionelle russische mit der nordischen Küche kombiniert. www.stregismoscow.com/ru
Ein weiteres historisches Schmuckstück der Stadt hat den Touristen seine Tore vor drei Jahren geöffnet. Das Petroff Palace Hotel, gebaut im späten 18. Jahrhundert, diente den herrschenden Zaren als Zwischenstation auf dem Weg zum zehn Kilometer entfernten Kreml. Heute haben es die Hotelgäste bequemer. Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich die Metro-Station Dinamo. Die Metro, Wagen und Stationen wie aus dem Ei gepellt und fast unanständig sauber, bringen die Fahrgäste schnell und bequem in das Zentrum der Stadt.
Das Petroff Palace ist im romanisch gotischen Stil erbaut. Die rote und weiße Farbgebung der Palastgebäude mit seinen Türmchen ist charakteristisch für eine traditionell russische Bauweise. Lange Zeit diente der Komplex nach wechselhafter Geschichte als Gästehaus der Regierung. Hotel-Manager Nikolai Glodin präsentiert stolz die liebevoll hergerichteten Säle und Räume. Dabei vergisst er nicht zu erwähnen, in welchem Zimmer Katharina die Große bei ihren Besuchen nächtigte und an welchem der großen Fenster einst Napoleon stand und auf das brennende Moskau geschaut haben soll. www.petroffpalace.mos.ru
Abschied auf der Moskwa
Am letzten Tag der Pressereise bucht der Reise-Veranstalter Visit Russia eine zweistündige Kreuzfahrt auf dem Schiff (900 Rubel p. Person, das entspricht rund 14 Euro) - der Abschied von Russland auf der Moskwa. An diesem Sonntagabend ist unser Schiff knapp zur Hälfte mit Gästen belegt. Wir befahren die attraktivste Strecke, die wie in London oder Berlin durch die Innenstadt führt. Das Wetter hat ein Einsehen, zieht am frühen Abend die Regenwolken beiseite. Wir erleben einen langen Sonnenuntergang, der die Kuppeln der Klöster und Kathedralen, den Kreml und die Brücken über den Fluss in ein anmutiges und feuriges Licht taucht. Wer von den Fahrgästen könnte da widerstehen, ehrlichen Herzens zu sagen: Moskau ist eine Reise wert.
Ein Beitrag für ReiseTravel mit Fotos von Ronald Keusch.
Unser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin.
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