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Harzburgs aussichtsreiche Erweckung aus dem Dornröschenschlaf
Der Burgberg erwacht: Schwer und dicht wallen die Nebel den Großen Burgberg hinab ins Radautal, als ich ebendort in die, seit 1929 existierende Burgseilbahn steige, um die 186 Meter Höhendifferenz zum 485 Meter hohen Gipfel hinauf in nur wenigen Minuten überwinden zu können. Natürlich könnte ich auch auf dem Historischen Rundwanderweg in 30 Minuten zu Fuß auf den Berg gelangen, aber in der winterlichen Atmosphäre dieses Januarabends ziehe ich die Seilbahnfahrt nach oben vor.
Die Weiße Frau auf dem Burgberg
Nur wenige Minuten dauert es, bis ich bei einem atemberaubenden Blick ins Tal oben angekommen bin. Der Nebel ist hier noch dichter und unwillkürlich schießt mir die Sage der Weißen Frau vom Burgberg durch in den Kopf, danach wurde einst im tiefen Mittelalter ein Verbrecher namens Schöppenstedt in dem hier oben befindlichen Brunnen versenkt, um den sich ebenfalls eine Sage rankt. Die Freiheit sollte er erlangen, wenn er den geheimen Gang im Brunnen finden könnte.
Im Brunnen traf Schöppenstedt eine weiße Jungfrau, die ihn durch den Gang in die Freiheit führte. Dabei kamen sie durch einen Saal, in dem die Kaiser Otto, Heinrich und Barbarossa tafelten, umgeben von Bergen von Gold und Silber. Kommentar der weißen Jungfrau dazu: „Wenn’t bronswieksche Land mal pankerott wörre, soll dat wedder davon herestellt weren.“ Von zahlreichen Begegnungen mit der Weißen Frau, fast immer in einer Freitagnacht, wird berichtet, vielleicht schleicht sie ja im Nebel hier herum?
Aussichtsreiches Gasthaus auf dem Großen Burgberg
Wie gut, dass es dieses neu eröffnete Gast- und Logierhaus hier oben gibt, denke ich mir und begebe mich zu jener einladenden Hütte in der Mitte des Plateaus. Heimelig und warm ist hier die Atmosphäre mit liebevoll eingerichteter Stube und Zimmern. So stärke ich mich erst einmal mit deftiger, regionaltypischer Küche, bevor ich meinen Bergführer treffe, der mit weitere Erstaunlichkeiten des Großen Burgbergs eröffnen wird. Horst Wieck, einst Bergingenieur, kennt den Berg wie kein anderer. Direkt neben dem Gasthaus, dessen Name ob seiner aussichtsreichen Lage Programm ist, wenn gerade kein Nebel herrscht, befinden sich die Reste der Harzburg. Heute ist nur noch der Nachbau des historischen Turms zu sehen. Aber auch die Umrisse der Großen Harzburg sind noch erkennbar. Hier also residierte Heinrich IV., jener König der 1077 den Gang nach Canossa zu Papst Gregor VII. Antrat, um sich zu unterwerfen und seinen Kirchenbann zu lösen. Einen solchen Gang sollte es nicht noch einmal geben, davon zeugt die Canossa-Säule auf dem Burgplateau, auf der der Reichskanzler Bismarck zitiert wird. Und im Jahr 1073 während des Sachsenkriegs floh Heinrich IV angeblich durch den Burgbrunnen in einen Geheimgang, der ihn in Sicherheit brachte. Erstaunt und gebannt lausche ich den Worten meines Bergführers, denn so viele Geschichten und Historie auf einer so kleinen Fläche des Burgbergs hatte ich nicht erwartet. Wer grinst mich dort in silberner Rüstung und wehendem Rockschoß an, mit einem Rad und einem Korb in den Händen, einen Fuß auf einem Fisch stützend? Es ist Krodo, der germanische Gott der Sachsen, ähnlich dem römischen Gott Saturnus. Wie gut dass ich einen Bergführer dabei habe, denn so erfahre ich, dass hier die vier Elemente des Lebens symbolisiert werden: Die Luft steht für den wehenden Rockschoß, der Korb für die Erde, das Rad ist die Sonne und steht für Licht und der Fisch für das Wasser.
Harzburg im Dornröschenschlaf
Nach so vielen Geschichten und Erkenntnissen auf diesem sagenumwobenen Berg, der 1840 die Wiege des Harztourismus bildete, begebe ich mich wieder ins Tal, in dem das Flüsschen Radau leise dahinplätschert und seinem Namen heute keine Ehre Macht. Der Ort mit seinem Thermalbad scheint in einen Dornröschenschlaf verfallen zu sein, in den er in den 50er Jahren des vorherigen Jahrhunderts gefallen sein mag. Denn bei einem Wandel durch die einzige Hauptstraße Harzburgs fallen mir große Gründerzeitvillen auf, wie man sie in manch einem Kurort der 20er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaute, kleine Läden mit vielen Dingen für ein Publikum, dass in jenen Tagen der 50er Jahre jung war, entdecke ich. Cafés und eine Wandelhalle rücken in mein Blickfeld. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Der Ort wartet auf seine Wiedererweckung. Vielleicht ist ja die Aufbruchsstimmung, die die Familie Junicke erzeugt mit der Wiederrichtung des Gasthauses im regionalen Stil oben auf dem Burgberg, der entscheidende Funken, der die Erlösung Harzburgs aus dem Schlaf in Gang bringt? Das Schwesterhaus zu dem Bio-Suiten-Hotel im Tal, von dem man sich ebenfalls Initiierungs-Kräfte für den Ort verspricht, ist in jeder Hinsicht aussichtsreich und wartet auf seine Entdeckung.
ReiseTravel Service: Kurz notiert - Wie kommt man hin?
Mit dem Zug gelangt man über Hannover oder Braunschweig mit der Regionalbahn in nur einer Stunde direkt zum Bahnhof Bad Harzburg. Mit dem Auto gelangt man über die Bundesstraße 4 in den Ort, der nahe der Stadt Goslar und unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze liegt.
Unterkunft: das Plumbohms Gast- und Logierhaus Aussichtsreich auf dem Großen Burgberg ist mit der Seilbahn vom Tal aus zu erreichen. Es bietet 11 gemütliche 5-Sterne Bio-Suiten mit viel urigem Holz und echtem Harzer Lebensstil.
Bis zu 80 Gäste finden auch auf der gemütlichen Kaffeegarten Terrasse im Sommer Platz, die Gute Stube und das Kaminzimmer fassen sogar weitere 90 Personen.
Die Gastronomie verwöhnt mit der regionalen Harzküche „Fräulein Heimat Küche“. Ihre repräsentativen Spezialitäten wie Senf, Whiskey, Öle, Käse und Wurst sind im Aussichtsreich erhältlich.
Wer im Tal bleiben möchte, dem sei das Hotel Plumbohms, dass wie auch das Aussichtsreich von der Familie Junicke geführt wird, empfohlen. Eine Panorama-Sauna und ein natürlicher Schwimmteich als ökologisches Wellness-Highlight, künftig auch ein Dach-Whirlpool, runden den Entspannungsfaktor ab. www.plumbohms.de und http://www.plumbohms.de/aussichtsreich/
Freizeit: der Historische Rundweg, beginnend im Kurpark Bad Harzburg, bietet auf 12 Kilometer Strecke über den großen und den kleinen Burgberg, den Teufelsstieg und eine Durchquerung des Kalten Tals zum Märchenwald eine aussichtsreiche und spannende Tageswanderung.
Auf dem Burgberg befindet sich die Harz-Sagenhalle, in der in Miniaturnachbildung sehenswert die Harzer Sagen zu bestaunen sind http://www.harzsagenhalle.de/
Ein Bad in der Sole-Therme Bad Harzburg ist ein entspannender und erholsamer Ausgleich nach einer Wanderung. http://www.sole-therme-bad-harzburg.de/
Bergführer: Horst Woick, www.woick-wandern.de Tel: 05322-52974 und info@woick-wandern.de
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Philip Duckwitz, www.journeylist.de
Unser Autor ist als Redakteur in Köln tätig.
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