Prag

Auf der Moldau und Elbe von Prag nach Potsdam mit der „Katharina von Bora“: Schiff ahoi!

Es ist eine Zitterpartie, bei Trockenheit ein Glücksspiel, von Prag aus über die Moldau, Elbe und Havel mit dem Schiff nach Potsdam zu reisen. Wenn der Regen ausbleibt und die Sonne strahlt, lässt es sich zwar herrlich an oben an Deck, aber gleichzeitig sinkt nun mal der Wasserpegel und dann fehlt den Flusskreuzfahrtschiffen einfach irgendwann die sprichwörtlich nötige Handbreit Wasser unter Kiel.

Flusskreuzfahrt by ReiseTravel.eu

Kurzum: Die „Katharina von Bora“ ist das einzige Hotelschiff, das in der Woche von Ende April bis Anfang Mai Potsdam erreicht. Alle anderen Mitbewerber müssen passen und ihre Gäste auf Busse umsteigen lassen und in Hotels einquartieren. Auch das Schwesterschiff, die „Frederick Chopin“, die in umgekehrter Richtung von Potsdam nach Prag unterwegs war, schafft es nur bis Dresden. Elbe und Moldau führen einfach zu wenig Wasser. 

Vielleicht trägt auch die Konstruktion des Schiffes ein klein wenig zum Erfolg bei. Die „Katharina von Bora“ von der Nicko-Cruises-Flotte ist etwas kleiner als andere. Das weiß-blau-rote Schiff wirkt mit ihren 83 Metern und einem Tiefgang von nur 1,1 Metern kantig und äußerlich nicht ganz so schick wie die 28 Meter längere „Elbe Princess II“, die in Prag neben ihr am Ufer liegt.  

Aber wer die behagliche Inneneinrichtung auf sich wirken lässt, muss zugeben, dass sie einfach bezaubernd ist. Für nur 80 Fahrgäste genau das richtige Transportmittel zwischen Böhmen, Sachsens Glanz und Preußens Gloria.

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Die „Katharina von Bora“ liegt angedockt vor einer der zahlreichen Moldaubrücken, die Prag überspannen, keine 20 Gehminuten vom Hradschin entfernt.

Der Fluss  schmutzig, wirkt aber idyllisch. Leider legt die „Bora“ am frühen Morgen ab um in Richtung Kralupy n Vltavou aufzubrechen. Dort werden dann die Gäste aufgenommen, die an der Stadtrundfahrt teilnehmen. Für alle anderen gilt, bereits den Vorabend, unmittelbar nach dem Abendessen für einen Landgang zu nutzen. Prag bei Nacht. Was für ein Erlebnis. 

Während am Ufer der gar nicht mal so breiten Moldau die tschechische Landschaft mit ihren grünen Auen und graubraunen Felsvorsprüngen vorüberzieht - die „Katharina von Bora” ist knapp 20 Stundenkilometer schnell – erklärt Kreuzfahrtleiter Günter Ziegler den Gästen den weiteren Ablauf der Reise. Immer wieder passieren wir Schleusen, müssen die Köpfe einziehen, wenn die 100 Jahre alten Brücken über dem Horinkanal zu niedrig sind. Übernachtet wird in Leitmeritz. Von der Stadt sehen wir allerdings nicht viel. 

Nach dem Ablegen gibt’s Frühstück. Vorausschicken sollte man, dass auch das Mittag- und Abendessen an Bord köstlich sind. Der Koch lässt sich viel einfallen. Die Verpflegung ist abwechslungsreich. Auch für den kleinen Mittags-Appetit gibt es sogar  jeden Tag im Salon ein Buffet. Nachmittags ist Kaffeezeit. Abends spielt Bordmusiker Wojciech im Salon oder wir sehen einen Film über Luther. In Dresden spielt ein klassisches Trio Musik von Mozart und Haydn. Auf diese Art ist die Reise kurzweilig.

Bei Mělník mündet die breitere Moldau in die Elbe, die im Riesengebirge entspringt. Vom Weinberg grüßt die Burganlage herunter, die sich im Fluss widerspiegelt. Wir verlassen Tschechien und erreichen Deutschland. Am imposanten Elbsandsteingebirge, der Sächsischen Schweiz mit der Bastei und Schloss Pillnitz vorbei geht es nach Dresden. Die „Bora“ liegt günstig vor der Carolabrücke. Zwei Tage lang haben wir Zeit Elbflorenz zu entdecken.

Am 1. Mai ist große Flottenparade. Die komplette „Weiße Flotte“ legt ab und dampfert mit Gepfeife zur ersten großen Ausfahrt nach Pillnitz. Auf den Brücken und auf der Brühlschen Terrasse stehen tausende Schaulustige. Dieses Spektakel will sich kein Dresdner entgehen lassen.

In der Altstadt lohnt sich eine Besichtigung der wiederaufgebauten Frauenkirche, des Zwingers, der Semperoper. Es wird viel gebaut und renoviert in Dresden. Leidenschaftliche Fotografen stören die vielen Baugerüste und Kräne.

Unbedingt lohnenswert: Der Besuch des Residenzschlosses mit dem Grünen Gewölbe in dessen Mittelpunkt der „Hofstaat des Großmoguls“, ein Riesendiamant, Waffen, Rüstungen, ein Türkenzelt und ein aus einem Kirschkern geschnitztes Porträt. Ebenso ein Muss: Die Alten Meister mit der „Sixtinischen Madonna“ im Zwinger.

Die „Bora“ verlässt Dresden in Richtung Meißen. Wir genießen bei der Ausfahrt den berühmten „Canaletto“-Blick und einem Drink am Oberdeck.  In der Porzellanstadt Meißen legt das Schiff unmittelbar unterhalb des mächtigen Felsens an, wo Burg und Dom stehen. Für einen ausgiebigen Stadtrundgang hat man vier Stunden zur Verfügung. 

Am späten Nachmittag legt das Hotelschiff ab und es geht weiter Richtung Lutherstadt Wittenberg, wo die „Bora“ in der Nacht andockt. Die Stadt feierte im letzten Jahr 500 Jahre Thesenanschlag an der Tür der Schlosskirche. Die Originaltür aus Holz ging 1760 in Flammen auf, als die Kirche abbrannte. Die heutige Metalltür ist eine Nachbildung. Im wunderschönen Städtchen stehen die Häuser von Melanchthon und Luther. Hier wohnte der Reformator mit seiner Frau Katharina von Bora und unterrichtete seine Studenten.

Noch am selben Tag fährt die „Bora“ weiter nach Magdeburg, wo eine Stadtführung gebucht werden kann. Wer die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit Dom, Hundertwasserhaus, Marktplatz und Goldenem Reiter auf eigene Faust erkunden will, muss das in den Abendstunden tun, weil das Schiff in aller Frühe wieder ablegt. 

Am vorletzten Tag der Reise steht eine ganz besondere Überquerung an. Die „Katharina von Bora“ verlässt nämlich unmittelbar hinter Magdeburg die Elbe und wird bei Rothensee über eine Schleuse hochgehoben zum Mittellandkanal. Hier passiert sie dann über die Trogbrücke hinweg wiederum die Elbe. Eine Meisterleistung an wassertechnischer Ingenieurskunst.

Über die Schleuse Hohenwarthe geht es weiter in die Havel, auf der man noch in derselben Nacht Potsdam erreicht. Die Liegestelle ist am Hinzenberg.

Sanssouci Flusskreuzfahrt by ReiseTravel.eu

Gärten von Sanssouci

Das bedeutet: Man liegt zentral. Nach dem Ausschiffen lohnt sich ein Besuch des nahegelegenen Filmmuseums. Vor allem aber sollten die Gärten von Sanssouci, dem Schloss Friedrich des Großen, besichtigt werden.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.

Helmut Kunz ReiseTravel.euUnser Autor wohnt in Weiden.

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