Dr. Klaus A. Dietsch

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

New York New York: Die Vereinigten Staaten von Amerika – USA - sind eine globale Wirtschaftsmacht. Deutsche Unternehmen sind mit Partnern im Geschäft, doch manche verhalten sich noch zu zögerlich: „Nur eine gründliche Vorbereitung auf jeden einzelnen Geschäftskontakt führt zu einem möglichen Geschäftsabschluss“, sagt Dr. Klaus A. Dietsch ReiseTravel Interview, er ist Kenner der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Szene in den USA.

Faszination USA - auch in Businessfragen?

Dr. Klaus A. Dietsch: Natürlich trifft die Faszination USA auch auf den Geschäftsbereich zu. Nordamerika ist ja nicht nur ein Kontinent mit für Europäer verblüffender Ausdehnung und landschaftlicher Weite, sondern auch das Land der sog. unbegrenzten Möglichkeiten. Dass Tüchtige in Amerika schnell die Karriereleiter emporklettern und größere Chancen haben, eigene Geschäftsideen zu verwirklichen, ist nicht nur Historie. Das gab es auch in jüngster Zeit: In den letzten fünf Jahren sind viele junge Deutsche in die USA ausgewandert und haben dort die ´new economy´ kräftig angekurbelt. Solche Existenzgründer haben es drüben einfach leichter, weil die bürokratischen Hürden niedriger sind. Natürlich hat sich die Geschäftsentwicklung infolge des 11. September 2001 kräftig verändert, aber das Leben geht auch in den USA weiter. Nur eine gründliche Vorbereitung auf jeden einzelnen Geschäftskontakt führt zu dem möglichen Abschluss von Verträgen. Und deutsche Unternehmen haben immer eine Chance.

Besuchen Sie mich unbedingt Zuhause, lautet oft die Einladung?

Dr. Klaus A. Dietsch: Die Lockerheit, mit der Amerikaner auch Fremde schnell mit dem Vornamen anreden oder zu Besuch nach Hause einladen, darf man nicht missverstehen. Die Gastgeber wären höchst verwundert, wenn man dann tatsächlich vor der Tür stünde! Das hat aber nichts mit Oberflächlichkeit zu tun, sondern eher mit bubenhaftem Charme, Servicementalität oder einfach Freundlichkeit à la ´nur nichts Unhöfliches sagen´.

Und wohin geht man zum Geschäftsessen?

Dr. Klaus A. Dietsch: Zum Geschäftsessen oder Gedankenaustausch würde ein Amerikaner die Geschäftspartnerin oder den Geschäftspartner niemals nach Hause bitten, sondern immer in den Konferenzraum seines Büros oder in einen functions room im Hotel oder ins Restaurant. Geschäfte bespricht man meist auf neutralem Boden. Zu solchen Besprechungen erscheint man selbstverständlich in offizieller Kleidung. Geschäftsessen finden in der Regel in sehr guten Restaurants statt. Dem eleganten Ambiente sollte auch die Kleidung entsprechen.

Englisch ist die Umgangssprache oder doch amerikanisch?

Dr. Klaus A. Dietsch: Es gibt sogar deutliche Unterschiede zwischen dem Englischen und dem Amerikanischen; manche Vokabeln haben ganz andere Bedeutungsfelder. Wer hier nicht ganz sicher unterscheiden kann, sollte sich bei einem Sprachkurs - und die gibt es speziell für Business-Amerikanisch oder Business-Englisch in Deutschland - auffrischen.

Und wer nicht englisch spricht?

Dr. Klaus A. Dietsch: Wer gar kein Englisch spricht, sollte die Hände von Geschäften mit den USA lassen. Zwar sind die Amerikaner gegenüber Menschen die ihre Sprache nicht beherrschen, sehr viel umgänglicher als beispielsweise die Franzosen, aber sie dürfen durchaus eine Basiskenntnis der Weltsprache erwarten. Dolmetscher sind möglich - es gibt reichlich Übersetzungsbüros, mit denen man verhandeln kann -, aber dann hat der deutsche Geschäftspartner immer einen schlechteren Stand, weil er die Information gewissermaßen nur ´second hand´ bekommt.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft?

Dr. Klaus A. Dietsch: So lange Geschenke tatsächlich klein sind, sind sie auch in den USA angebracht. Man sollte nie in den Ruch des Bestechungsversuchs kommen. Als Geschenke eignen sich alle Dinge, die typisch für die Heimat des deutschen Geschäftspartners sind - Delikatessen, Weine oder wertvolle Bildbände, die mehrsprachig gehalten sind.

Ihr persönlicher Protokolltipp?

Dr. Klaus A. Dietsch: Wichtig wäre mir, rüberzubringen, dass das Trinkgeld in den USA einen völlig anderen Stellenwert hat als bei uns. Wir runden die Rechnung etwas auf; in den USA machen die mindestens 15 Prozent auf den Rechnungspreis einen Teil des Salärs des Servicepersonals aus! Wer mit Trinkgeld geizt, rückt in die Nähe eines Zechprellers.

Trinkgeld in den USA: Im Vergleich zu Deutschland, wo die Vergabe von Trinkgeld als freiwillige Zugabe gilt, ist der „tip“ in den USA selbstverständlich. In der Regel bekommt das Personal im Servicebereich einen relativ niedrigen Mindestlohn, da das obligatorische Trinkgeld bereits in den Verdienst einkalkuliert wird. Er ist damit auf ein angemessenes „tip“ angewiesen. „Üblich sind im Restaurant, Taxi, beim Friseur oder beim Lieferservice 15 Prozent der Summe zu geben. Beim Parkservice werden ein bis zwei USD, beim Gepäckservice, wie Kofferträger, ein bis zwei USD pro Koffer gegeben“, informiert das USAforum, www.usaforum.de  

Dr. Klaus A. Dietsch

Dr. Klaus A. Dietsch, ist in China geboren, kennt alle asiatischen Länder, Land und Leute und deren Wirtschaftsszene. www.klausdietsch.de

 

Von Gerald H. Ueberscher.

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