Matrei

Wallfahrtsort mit Gnadenbild und rechtsdrehendem Wasser in Matrei

Ruhe im Kloster: Das Kloster Maria Waldrast ist auf 1638 Metern eines der höchstgelegenen Kloster Europas. Es liegt am Gebirgsfuß der Serles zwischen dem Wipp- und dem Stubaital.

Rechtsdrehendes Wasser

Kloster Maria Waldrast Matrei ReiseTravel.euDas kalte, prickelnde Wasser der kleinen Kneippanlage vor dem Kloster Maria Waldrast erfrischt die heiß gelaufenen Füße der Wanderer. Ein Stück weiter am Brunnen stehen Leute Schlange, um das rechtsdrehende Wasser zu trinken oder in Flaschen und große Kanister abzufüllen. Unterschiedliche Sprachen sind zu hören. Viele erhoffen sich von dem Heilwasser Genesung von ihren Krankheiten. Schon die Kelten, so wird berichtet, kannten die Heilkraft des Wassers. Seit Jahrtausenden glaubt man, dass das Bakterienfreie, Mineralarme und rechtsdrehende Wasser Schadstoffe aus dem Körper schwemmt. Außerdem ist das Heilwasser energieaufladend und hilft bei vielen Krankheiten, wie Arthrose, Rheuma, Osteoporose, hohem Blutdruck und bei Nieren und Blasenerkrankungen. Die Wirkung des rechtsdrehenden Wassers ist wissenschaftlich nicht erwiesen, aber die Erfolge sprechen für sich, davon erzählen auch die vielen Votivtafeln in der Kapelle.

Wie kommt man zum Kloster Maria Waldrast?

Ganz einfach fährt man mit dem Auto über die Brennerautobahn bis zur Abzweigung Matrei im Wipptal und dann direkt bis zum Klosterparkplatz. Vom Stubaital kann man die Serlesbahnen in Mieders nehmen und sich den Aufstieg ersparen. Der sportliche Wanderer nimmt von Mieders aus den Kapellenweg, einen alten Pilgerweg bis zum Kloster. Fünfzehn kleine Kapellen aus dem achtzehnten Jahrhundert stehen am Weg und laden zum Verweilen ein. Das Rosenkranzgeheimnis ist das Thema der farbprächtigen Malerei in jeder Kapelle. Das letzte Wegstück führt ein Stück bergab zum 1638 Meter hoch gelegen Kloster Maria Waldrast. Wie ein Wunder reißen die grauen Wolken auf und ein Sonnenstrahl fällt direkt auf das Kloster.

Geschichte: Pater Peter, der dem Servitenorden angehört, ist seit 1997 für das geistliche Leben zuständig. Für ihn ist Maria Waldrast ein Ort der Ruhe, Besinnung, zum Kraft schöpfen und beten. Er erzählt die Legende wie alles angefangen hat: Zwei Hirten, Johann und Peter aus Mützens entdeckten zu Ostern im Jahre 1407 in einem Baumstamm das Bildnis der Muttergottes, das sie vorsichtig aussägen ließen und in die Pfarrkirche nach Matrei brachten. Zu Pfingsten erschien dem Holzarbeiter Christian Lusch eine Frau in einem langen weißen Kleid mit einem Kind auf dem Arm. Sie befahl ihm an der Fundstelle der Marienfigur eine Kapelle zu bauen. Außerdem versprach die Erscheinung: „Es werden um die Kirche große Dinge geschehen zu ewigen Zeiten.“ Da Christian Lusch kein Geld für den Bau der Kapelle besaß, wandte er sich an seinen Beichtvater, der ihn zum Fürstbischof nach Brixen schickte. Der erteilte 1409 die Erlaubnis und gab Geld für den Bau der Kapelle. Nach 20 Jahren Bauzeit war die Kapelle fertig. Als die im Baumstamm gefundene Marienfigur zur Kapelle getragen wurde, konnten zwei Blinde die an der Prozession teilnahmen, plötzlich wieder sehen. Seitdem entwickelte sich Maria Waldrast zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. 1621 legte der Tiroler Landesfürst Erzherzog Leopold V. den Grundstein zu dem heutigen Servitenkloster, die zu klein gewordene Kirche wurde vergrößert und das Kloster erhielt eine Schank- und Beherbergungs-Erlaubnis. Im 18. Jahrhundert erlebte der Wallfahrtsort seine größte Blüte, jedes Jahr kamen rund 40.000 Pilger.

In der Votivkapelle ist man überwältigt von den vielen Danksagungen an die Muttergottes. Es gibt nur noch wenig Platz für neue Danksagungen.

Verbot der Wallfahrt

Im Februar 1785 hat Kaiser Josef II. das Kloster aufgehoben und die Wallfahrt verboten. Alle Besitztümer und Wertgegenstände öffentlich versteigert. Nur die einst im Baumstamm gefundene Marienfigur konnte gerettet werden, sie fand einen neuen Platz in der Pfarrkirche in Mieders im Stubaital. Das Kloster Maria Waldrast zerfiel zur Ruine. Erst 1844 begannen die Serviten mit den Aufbauarbeiten und die Marienfigur konnte wieder nach Maria Waldrast zurückgebracht werden. Doch die Zeiten blieben bewegt für die Marienfigur. Etwa hundert Jahre später, während des Zweiten Weltkrieges 1941 wurde sie nachts heimlich von zwei jungen Männern nach Matrei gebracht und versteckt, um sie vor der Gestapo zu retten. Später wurde sie in Neuwied bei Köln und Andernach versteckt und sogar manchmal auch vergraben. Nach den Irrfahrten kehrte die Marienfigur 1945 endgültig nach Maria Waldrast zurück. Langsam kamen auch wieder die ersten Pilger und Wanderer und der Klostergasthof begann mit dem Schankbetrieb. Ein besonderer Höhepunkt war, dass Papst Johannes Paul I. Maria Waldrast besuchte.

Klostergasthof mit Klostersuppe und Riesenschnitzel

Kloster Maria Waldrast Matrei ReiseTravel.euAuf der Speisekarte steht: „Schön, dass Sie bei uns „angekommen“ sind. „Sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken“ mit allen Sinnen“. Ja, hier kann man Ruhe und Erholung finden und den weltlichen Genüssen frönen. Kaspressknödel oder oder Spinatschlutzkrapfen, die typischen Tiroler Spezialitäten stehen natürlich auch auf der Speisekarte. Das Schnitzel ist wirklich XXL. Es ist größer als der Teller und wird mit Preiselbeeren und Pommes frites serviert. Auch die Speckbrotplatte ist gigantisch. Die Klostersuppe dagegen ist eine schlichte Gerstensuppe mit Gemüse, schmeckt aber hervorragend gut. Eine Einheimische aus Matrei wird vom Ober mit: „Du schon wieder“, begrüßt. „Das ist meine Heimstrecke zum Kloster“, erklärt sie. „Ich brauch die Ruhe und diese besondere Stimmung, denn das Kloster ist ein ganz besonderer Ort für mich“, erklärt sie. Außerdem ist der Klostergasthof ein Rastplatz für Bergwanderer, die den 2.717 Meter hohen Gipfel der Serles zwischen dem Stubaital und dem Wipptal besteigen wollen.

König Serles

Eine alte Volkssage besagt, dass im Stubaital ein brutaler Bergkönig mit Namen Serles herrschte. Der war blutrünstig und ein leidenschaftlicher Jäger. Als der König wieder einmal einen Hirsch verfolgte, der sich in einer Rinderherde zu versteckten suchte, ließ er seine Hunde den Hirsch und die Rinder angreifen. Ein Hirte erschoss mit seiner Armbrust einen Hund des Königs. Der König wurde so wütend, dass er angestachelt von seiner Ehefrau und seinen Räten, die Hundemeute auch auf die Hirten hetzte. Der König sah mit Freude zu, wie die Hirten von seinen Hunden zerfleischt wurden. Plötzlich verfinsterte sich der Himmel und ein entsetzliches Gewitter zog auf. Nach dem sich das Gewitter verzogen hatte und sich der Himmel wieder aufhellte, war weder der König noch seine Begleiter zu sehen. Anstelle des prächtigen Königsschlosses ragten kahle Felsen auf. König Serles, die Königin und seine Räte wurden zur Strafe versteinert und überragen seitdem als mächtige Felsen das Wipp- und das Stubaital. Sie werden seitdem „Serles“ oder „Waldrastspitze“ genannt. In stürmischen Nächten, so erzählen die Einheimischen, kann man das Heulen der Hunde oben in den Felsen hören.

ReiseTravel Fact: Wandern in gesunder Bergluft, einen Schluck rechtsdrehendes Wasser, die Votivkapelle der Klosterkirche und die kräftige Suppe in der Klosterschenke spenden Energie und gleichzeitig Ruhe.

ReiseTravel Service: Anfahrt: Mit dem Bus bis Mieders. Aufstieg zu Fuß: 2 ½ Stunden. Aufstieg mit der Serlesbahn Mieders und dann nur noch 1 Stunde bis zum Kloster. Abstieg nach Mieders: 2 Stunden oder 1 Stunde zurück zur Bergstation der Serlesbahn Mieders.

Tourismusverband Stubai Tirol, Stubaitalhaus, Dorf 3, A-6167 Neustift in Tirol, Tel.: +43-501881-0+43-501881-0, info@stubai.at - www.stubai.at

Serlesbahnen Mieders, Waldrasterweg 1, A-6142 Mieders, Tel.: +43-5225-627760 +43-5225-627760, www.serlesbahnen.at

Klostergasthof Maria Waldrast, A-6143 Matrei am Brenner, Tel.: +43-5273-6219+43-5273-6219, maria-waldrast@aon.at - www.mariawaldrast.at

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Dräger ReiseTravel.euUnsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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