Cham

Entdeckungen im Bierland Bayern

„So schön unsere Heimat – so gut unser Bier“: „Rhaner Bier – das schmeckt man einfach!“; „Waldschmidt – Das Helle“; „Hofmark – habe die Ähre“ oder „Jacob, das wahrscheinlich beste Weissbier der Welt“, so klingen die traditionellen Biermarken in der Oberpfalz. Wir wollten erkunden: Was steckt dahinter? Wie schmeckt Bier im Bayerischen Wald?

So startete eine Gruppe von Reisejournalisten aus Berlin mit BerlinLinienbus ab ZOB bis Nürnberg und weiter mit der Bahn nach Cham, der Stadt am Regenbogen. Stammquartier (unterstützt vom Tourismusbüro des Landkreises) für mehrere Tagesexkursionen – in das Wellnesshotel Randsberger Hof www.randsbergerhof.de

Panorama von Cham am Regen

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Anlass für die Tour war das Jubiläum „500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot“ im Jahr 2016. Das historische Motto: „Hopfen und Malz – Gott erhalt´s“. Nur Wasser, Hopfen und Malz dürfen ins Bier. So verkündet am 23. April 1516 im bayerischen Ingolstadt. Ein Erlass der Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. im Rahmen einer Landesordnung. Galt das Reinheitsgebot zunächst nur für das Herzogtum Bayern, wurde es nach der Verkündung später von mehr und mehr Ländern übernommen. Seit 1906 ist es geltendes Recht in ganz Deutschland. Bier gehört zum bayerischen Lebensgefühl wie die Weißwurst oder die Schweinshaxe mit Knödel. Alleine in Ostbayern sorgen 160 Brauereien mit über 1000 Bieren für eine Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Spritziges Weißbier, herbes Pils, stammwürziges Bockbier und untergärigen Zoigl genießt man am liebsten in guter Gesellschaft, in Biergärten, Wirtshäusern, auf Volksfesten und in Zoiglstuben. „Es gibt nichts besseres, als ganz was Guads“, sagt der Volksmund hier und meint damit natürlich das gute Bier.   

Jubiläumsfeier mit Rhaner Bier

Die Rhaner Brauerei Schönthal, mit bereits 725 Jahren Brautradition, hatte zum historischen 23. April eingeladen. Festzelt, Blaskapelle, Bierköniginnen mit Autogrammstunde, Sonderpostamt, Bierquiz, Talkrunde, Testbar für Craftbier – die richtige Mischung zur Geburtstagsfeier. Familie Plößl gestattete uns einen Blick hinter die Kulissen und führte durch Brauereihistorie und die modernen Anlagen. Markenzeichen der ältesten Familienbrauerei in Ostbayern sind u.a. zwei aktuell prämierte unfiltrierte Hefe-Weissbiere: der legendäre Lilly Bock beim World Beer Cup® 2012 und der Schwarzer Pandur beim European Beer Star 2015. Übrigens kann Rhanerbier auch online bestellt werden www.rhaner.de

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Einsichten in der Hofmark Brauerei: Ohne den kreativen Brau- und Malzmeister Werner Drexler hätte die Hofmark Brauerei Lofling bei Cham nicht ein solches Ansehen. In der kleinen Familienbrauerei werden unverwechselbare, charakteristische und vielfältig schmeckende Biere gebraut. Basierend auf den typischen Rohstoffen aus der Region, werden Hofmark Biere in Bügelflaschen abgefüllt. Drexler sieht die Ursachen für sein „bestes Bier im Landkreis“ im Hopfen und der Gerste: „Es verhält sich wie 90 zu 10; die Qualität entscheiden vor allem erlesene Grundstoffe und das Wasser. Ich halte dafür engen Kontakt zu unseren Landwirten. Mit Erfahrung im Brauprozess wird dann die endgültige Güte erreicht“. Das ist aufwendig und erfordert viel Sorgfalt. Aber nur so gelingt der vollkommene Genuss beim Trinken. Probiert haben wir das ÄHRE-Bier, direkt aus dem Tank und ein Bock aus der Bügelflasche. Geschmacksstark und mit Charakter. Seit Langem setzt sich die Hofmark Brauerei auch für zertifizierte biologische Lebensmittel aus ökologischem Anbau ein. Dafür werben das Bio-Pils und die Bio-Weisse www.hofmark-brauerei.de

Wer in Bad Kötzting zu einer Kneippkur weilt, landet automatisch im Biergarten von Lindner Bräu. Seit 1870 schäumt hier hochwertig gebrautes Naturbier mit höchstem Gütestandard nach bayerischem Reinheitsgebot. Und frisch gezapft schmeckt es am besten. Die eigene Brauwasserquelle liefert bestes Wasser für den Herstellungsprozess. Feingefühl und langjährige Brauerfahrung sind Garanten für den Erfolg der begehrten Lindner-Biere wie "Kaitersberg-Export" oder "Heller Bock" und "Chostingator". 20 km weiter, unweit der Grenze zu Tschechien, in Eschlkam, betreibt Familie Penzkofer den Gasthof „Zur Post“. Hier fließt Waldschmidt Bier - Das Helle. Mit dieser Marke verbindet sich eine jahrhundertealte Eschlkamer Brautradition. Der Namenspatron dieses Bieres ist Hofrat Maximilian Schmidt (1832-1919), genannt Waldschmidt, Schriftsteller und berühmter Sohn des Ortes. Er förderte den Tourismus und organisierte 1895 ein großes Volkstrachtenfest anlässlich des Münchener Oktoberfestes. Aus diesem entwickelte sich der jährliche Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest. In Bodenwöhr bei Schwandorf waren wir Gäste der Familienbrauerei Jacob. Hier aktiviert Prof. Dr.-Ing. Fritz Jacob die Brauprozesse. Neben seinen Verpflichtungen als Braumeister wirkt er als Direktor des Forschungszentrums Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität an der TU München. Nach einer langen Brautradition, die 1758 begann, wird seit 1994 das Jacob Weißbier ununterbrochen mit dem Goldenen DLG-Preis prämiert. Und die Jacobs wollen alles daran setzen, damit dies auch so bleibt. “Wir sind einer langen Tradition verpflichtet sowie der Liebe zu unserer Region, der Oberpfalz, und den Menschen, die hier leben”, sagt der Chef www.brauerei-jacob.de

Kultur und Tourismus: Ein Aufenthalt in Ostbayerns Ferienregionen wäre zu eng gefasst, würde man sich nur mit Biergenuss beschäftigen. Im Naturpark Oberer Bayerischer Wald – auf dem „Grünen Dach Europas“ – gibt es z. B. Wandermöglichkeiten soweit die Füße tragen. Viele Urlaubsorte bieten zudem ein spannendes und vielfältiges Wanderprogramm für ihre Gäste: Von der Sonnenaufgangswanderung mit Frühstück, der Wanderung zu den Moorhexen, den Geheimnissen der Totenbretter und Marterl auf der Spur oder durch die verschwundenen Dörfer in Böhmen reicht die interessante Palette. Selbst der Jacobsweg nimmt hier seine lange Route. Ausgangspunkt des Pilgerweges ist die Marktgemeinde Eschlkam, führt dann durch idyllische kleine Orte im nördlichen Teil des Bayerischen Waldes bis nach Regensburg. Über Alternativrouten für Radpilger informiert vor Ort der Tourismusbeauftragte Josef Altmann www.bayerischer-wald.org

Er führte uns Interessierte auch mit Blick auf die „Kunst im Grenzland“. Dazu gehören ein Kunstpavillon, Jakobskapelle und Brunnen, unzählige Plastiken am Wegesrand. Wer noch tiefer in die bayerische Historie eindringen möchte, begibt sich nach Neukirchen. Dort sind das Wallfahrtsmuseum und das Franziskaner Kloster zu besichtigen. Ein besonderes Kleinod ist die Klosterbibliothek mit 10.000 Bänden. Heimatforscher Ludwig Baumann präsentiert das älteste Werk, ein lateinisches Rechtsbuch, gedruckt 1503. Der größte Teil des alten Bestandes stammt aus Vermächtnissen von meist geistlichen Stiftern. Neben religiösen Werken zu Bibel, Mystik, Dogmatik, Kirchengeschichte, Kirchenrecht, Liturgie, Moraltheologie enthält die Franziskanerbibliothek auch interessante Bücher aus den Bereichen Belletristik, Heimatgeschichte, Kunstwissenschaft, Philosophie, Philologie und Sprachwissenschaft. Reine Raritäten sind die großformatigen handschriftlichen Notenbücher.

Der ideale Ort zum Entspannen und Genießen im Bayerischen Wald ist Haus Schönblick. Traumhaft gelegen auf dem Hohenbogen in fast 1000 m Höhe und inmitten des Sport- und Freizeitzentrums. Eine Ausflugsgaststätte mit einem grandiosen Ausblick nach Bayern und tief nach Böhmen.                                       

Weitere „Geheimtipps“ der Oberpfalz sind der Further Drachen, Hauptdarsteller beim Further Drachenstich und gleichzeitig größter Schreitroboter der Welt; die historischen Felsenkeller von Schwandorf mit über 130 von Menschenhand in den Dogger-Sandstein gehauenen Räumen und Labyrinth www.felsenkeller-schwandorf.de oder der größte Bierkrug der Welt in Lukahammer. 

Reinheitsgebot mit Zukunft: Die deutschen Brauer haben zum Jubiläumsjahr eine neue Seite für Biervielfalt und Bierkultur aufgeschlagen – allen voran die Bayern: Auf der neuen Homepage www.reinheitsgebot.de werden aktuelle Pressemeldungen, ein Bierlexikon, Brauer-Portraits und Specials zu einzelnen Biersorten, Rohstoffen und Gläsern veröffentlicht. Ergänzt wird die Website mit verschiedenen Interviews, einer Foto- und Film-Datenbank sowie einem Terminkalender. Das Reinheitsgebot steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. In Deutschland hat sich daraus über Jahrhunderte eine weltweit beachtete Braukunst entwickelt: Aus nur vier natürlichen Zutaten entsteht in über 1.300 deutschen Brauereien Tag für Tag eine weltweit einzigartige Vielfalt von über 40 verschiedenen Sorten und rund 5.500 einzelnen Biermarken. In der Rangliste der größten europäischen Bierhersteller steht Deutschland nach Angaben des DBB weiterhin mit großem Abstand auf dem Spitzenplatz: Mit einem Bierausstoß von 95,6 Millionen Hektolitern im Jahr 2014 liegen wir mit Abstand auf dem ersten Platz vor Russland (81,6 Millionen hl), Großbritannien (41,2), Polen (39,8) und Spanien (33,5). China ist mit einer geschätzten Jahresproduktion von 492,1 Millionen Hektolitern der weltweit größte Bierhersteller. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der deutschen Braustätten von 1.281 Brauereien (2004) um über 70 Betriebe auf 1.352 Brauereien (2014) gestiegen.

ReiseTravel Fact: Es stimmt auch, dass die deutschen Brauer mit mehr als 5.500 verschiedenen Biermarken und über 95 Millionen Hektolitern Jahresproduktion „Europameister“ sind. In Bezug auf den Pro-Kopf Konsum liegen in Europa jedoch die Tschechen an der Spitze: Sie tranken mit 144 Litern im letzten Jahr mit Abstand am meisten Bier. Deutschland rangierte beim Pro-Kopf-Konsum 2014 mit rund 107 Litern auf Platz 2 gleichauf mit Österreich. Dann mal weiterhin PROST!

Tourist-Info, Landkreis Cham Rachelstraße 6, D-93413 Cham, Tel.: 09971/78-430 Fax: 09971/78-433, www.bayerischer-wald.org, Petra Meindl petra.meindl@lra.landkreis-cham.de

Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Günter Knackfuß. Freier Journalist.

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