Lyon

Bordtagebuch einer kulinarischen Flusskreuzfahrt auf Rhône und Saône

Auf Rhône und Saône: Vom Flugzeug in die Kabine und zum Welcome-Buffet. Ankunft auf dem Flughafen Lyon in Frankreichs Süden, werde ich erwartet? Ja, da stehen zwei Leute und die gehen mit mir und den vielen anderen Passagieren quer durch den ganzen Flughafen und TGV-Bahnhof. Treppauf, treppab, über Laufbänder, so gute 10 min lang und da steht ein Bus. Der bringt uns in rund 45 Minuten über die guten und gepflegten französischen Straßen an das Schiff, deutsche Straßen sind viel schlechter. Jede Verkehrsinsel in den vielen Kreisverkehren ist unterschiedlich – aber immer schön - gestaltet. Später stelle ich fest, dass auch die Nebenstraßen überall bestens sind, warum kriegt man das hier nicht hin? Wir fahren durch Lyon zur Rhône und da liegt die A-ROSA LUNA, „mein Schiff“, schwimmende Heimat für die nächsten Tage. Das Flusskreuzfahrtschiff ist gut 126 m lang, 11.40 m breit, hat einen Tiefgang von 1.35 m, 45 fleißige Personen als Besatzung und bietet in 86 Kabinen 174 Passagieren Platz.

Ab jetzt brauche ich mich um nichts mehr zu kümmern, sagt die freundliche Empfangschefin und dann bin ich an Bord und es stimmt. In wenigen Minuten bin ich eingecheckt und öffne meine Kabinentür. „Schön“, ist mein erster Gedanke und der bestätigt sich beim weiteren Nachschauen, zwei breite Betten als Doppelbett, ein Schrank mit viel Platz innen und außen, ein Fernseher, auf einem kleinen Tisch eine Flasche Crémant (ein Schaumwein nach Art des Champagners) im Eiskübel und ein Obstteller. Ich öffne die beiden breiten Türen, der Mini-Balkon ist gut einen Fuß breit, dann die Flasche und genieße die Aussicht auf die Rhône und Lyon und einen guten Schluck. Meinen großen Koffer bringe ich gut unter dem Bett unter und mache mich in der kleinen, aber funktionell guten Nasszelle frisch. Ich schaue mir das Schiff an, erst vom Kai und dann entdecke ich die einzelnen Decks, auf dem Sonnendeck ganz oben darf man rauchen. In der Lounge sitzen schon Gäste, auch an der Bar, ich bleibe im Restaurant, genieße vom Snack-Buffet ein paar leckere Kleinigkeiten, es ist 15.00 Uhr, etwas Hunger war da und schließlich heißt mein Programm „Route Gourmet“.

Um 18.00 Uhr gibt es den Pflichttermin „Schiffssicherheit“ für jeden Passagier, die Begrüßung durch den Hotelmanager, eine Vorstellung der möglichen Ausflüge und schließlich ab 19.00 Uhr das Welcome-Buffet. Die Auswahl ist prächtig, Lachs mit Kaviar, Harlekin-Wachtel mit Sauce Cumberland, zwei Suppen, Rinderrückensteak mit Trüffelsoße, Schwertfischsteak, Lammkottelets an Rosmarinjus, Coq au Vin, St. Pierrefilet, dazu verschiedene Beilagen. Am Aktionstisch frisch geschnittene Schinken- und Wurstspezialitäten, daneben eine französische Käseparade mit u. a. Ziegenkäse, Munster, Kuhmilchkäse. Crêpes mit Zitrusfrüchten und schokoladiges als Dessert. Als passende Weine einen 2011 Elsaß Riesling und einen 2012 Burgund Fleurie. Zum Welcome-Drink stellt sich die ganze Führungsmannschaft des Schiffes vor, ich lerne meine Mitreisende kennen und um 21.30 Uhr legt das Schiff ab zur Panoramapassage durch Lyon. Mit einem Glas Crémant ist es gemütlich auf dem Oberdeck, der neuere Teil der Stadt zieht vorbei, dann macht das Schiff einen Bogen und befährt nun die Saône Richtung Chalon-sur-Saône durch die historischen Viertel von Lyon. Das Wetter spielt mit und es ist einfach herrlich und schön. Dann müssen wir das Oberdeck für kurze Zeit verlassen, es kommen drei niedrige Brücken. Irgendwann endet langsam die Stadt, der Abend auch ganz spät an der Bar. In der Kabine lege ich mich aufs Bett, die Türen sind weit auf, der Fluss plätschert leise und die dunkle Landschaft schwebt vorbei, unwirklich schön. Natürlich schlafe ich dabei ein, wache aber viel später auf, weil irgendetwas anders ist. Stockdunkel, alles schwarz, unheimlich. Ich strecke vorsichtig die Hand aus dem Fenster und treffe auf eine schwarze Wand, sehe etwas Licht, kein Grund zur Sorge, wir sind nur in einer Schleuse, also weiter schlafen.

2. Tag: Markt und Senf und Gourmet-Menü

Gourmet Kreuzfahrt Draußen scheint die Sonne und im Restaurant ein schönes Frühstück, es fehlt an nichts, wer möchte, beginnt den Tag mit einem Glas Sekt. Wir legen in Tournus an und ich besteige den Bus zur Fahrt nach Chalon-sur-Saône, buntes Markttreiben lockt. Der überschaubare Markt rund um die Kirche St. Vincent bietet frische Köstlichkeiten, die man meist auch probieren kann, den Angeboten kann man nicht widerstehen. 12 Sorten frische Austern, Wurst und Schinken, Fische, Muscheln, seltene Pilze, gegrillte Hühner, bunte Macarons, verführerische Kuchen und Torten. Grandiose Auswahl überall, die Preise liegen etwas oberhalb des mittleren Bereiches. Im Schatten der Kirche auf einer Art Podest setzen wir uns hin, genießen einen Kaffee, später noch ein Glas guten Rotwein, bevor wir zurück zum Mittagessen auf das Schiff fahren. Der Ausflug am Nachmittag führt mich nach Dijon. Am Chateau Du Clos Vougeot auf der Route des Grand Cru, im Herzen der Weingegend des Burgund, machen wir kurz Halt. Von hier kommen die teuersten und besten Rotweine, leider können wir die nicht probieren, die Stadt wartet, wir schauen uns an den schier unendliche Rebenreihen satt. Bei der Stadtführung sehen wir prächtige Kirchen, den mächtigen Palais Du Duc, schöne Häuser aus vielen Epochen, immer wieder macht die kompetente Führung auf versteckte Einzelheiten und verborgene Schönheiten aufmerksam, das könnte gerne noch Stunden dauern. Schließlich lande ich in einem Laden, der den berühmten Senf verkauft. Eigentlich heißt der gar nicht „Dijon-Senf“, sondern richtigerweise: Senf nach Rezept aus Dijon. Dabei gibt es in der ganzen Stadt gar keine Senffabrikation mehr, zudem kommt das Rohmaterial meist aus Kanada. Sei´s drum, kaufen kann man die verschiedenen Sorten trotzdem. Eine weitere Spezialität aber kommt aus der Stadt, das Gewürzbrot Pains d´épices, eine Art Lebkuchen, aromatisch und lecker, wird gerne zur Gänseleberpastete gereicht, hält sich länger, wird mitgenommen. Gegen 18.00 Uhr bin ich zurück auf dem Schiff, gerade recht, um auf dem Oberdeck frische Waffelhörnchen mit Beeftartar und Champagner zu probieren, während Sommeliers Christian Budde die Weine, der Sterne-Gastkoch des Abends, Dirk Seigner, sein 5 Gang Gourmet-Menü des Abends vorstellt.

Das beginnt mit einer Panna Cotta von Gurken mit Nordseekrabben, gefolgt von Ikarimi Lachs an Frankfurter Grünen Soße. Das ist frisch und lecker und die folgende Schaumsuppe aus Kartoffel und Frühlingslauch mit gebratener Jacobsmuschel stimmt aromatisch. Mit Meer geht es weiter, es kommt ein knuspriges Seeteufelstück auf cremigen Spinat mit karamellisiertem Knoblauch. Rosa gebratener Kalbsrücken mit Thymianjus und zweierlei Sellerie auf Püree folgen, dazu passt gut der rote Beaujolais Villages, oder ein Beaune 1er Cru aus dem Burgund, zwei weitere Weine stehen zur Auswahl bereit. Die passen auch zur Cheescakecreme mit Crumbles und Mango-Bananenmarmelade, Sauerampfereis sollte es noch geben, aber der Lieferant kam nicht, also eine andere Sorte. Die Nacht über fährt das Schiff.

3. Tag: Vom Hühnermarkt zur Champagnerverkostung

Gourmet Kreuzfahrt Wir haben in Mâcon angelegt, der frühe Morgenhimmel glüht und es geht zum Hühnermarkt nach Louhans. Da gibt es wie auf jedem Markt alles zu kaufen, hier den bekannten Nougat, da die berühmten Stühle, viele leckere Brotsorten und ganz besonders Hühner. Ich bin erstaunt, so viele verschiedene Arten in ganz unterschiedlichen Farben und Formen, bei einigen muss man nochmals hinschauen, das ist wirklich Geflügel und kein wolliges Kaninchen. Und dann natürlich das berühmte Bresse-Huhn. Nur ein ganzes Huhn mit Kopf und Füßen, mit dem Fußring und der Etikette, kann ein Bresse-Huhn sein, mit dem weißen Gefieder, dem roten Kamm und den blauen Beinen ergeben sich die Nationalfarben Frankreichs. Jedem Huhn stehen mindestens 10 qm Wiese zur Verfügung, es wird etwas zugefüttert, aber hauptsächlich suchen die Hühner sich ihr Futter selbst. Daher der unvergleichliche Geschmack der Poulet de Bresse, den wir auch später in einem kleinen Park rustikal testen. Die Kochbesatzung hat eingekauft, Sommelier Thoma kredenzt süffigen Pinot Noir aus der Bourgogne und Koch Arndt hat die gebratenen Hühner griffig angerichtet, wenig Fett, festes weißes Fleisch, knusprige Haut, es schmeckt grandios, so lecker kann einfach sein. Zurück aufs Schiff, Mittagessen mag ich nur wenig, die Hühner sind schuld, und genieße dann den Nachmittag auf dem Oberdeck mit Kaffee und Kuchen, das gibt es jeden Tag ab 15.30 Uhr. Die Luna ist jetzt wieder auf der Rhône auf dem Weg nach Viviers durch das Weinbaugebiet Beaujolais, Reben wohin man schaut.

In der Lounge erklärt später Hendrik Thoma worauf es bei einem guten Champagner ankommt, schön, dass man das bei diversen Gläschen auch nachvollziehen kann. Abends wartet dann ein Dinner Buffet mit leckeren Köstlichkeiten wie Trüffelcremesuppe, Weinbergschnecken auf gerösteten Brioche, Dorade, Kalbsbacke, Hirschkeule mit Calvadosrahm, Ratatouille, Rohmilchkäse, Nugatmousse und vieles anderes mehr, hungrig und enttäuscht verlässt keiner das Restaurant. Stefan Arndt und seine 11 Köche, insgesamt 16 Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Nationen, haben wieder auf gut 45 qm Küchenfläche gezaubert. Vieles wird halb fertig mitgebracht, ca. 30 % werden lokal eingekauft wie Fisch, Fleisch, Kräuter, Gewürze, Obst, Gemüse, so gut 50 kg Kartoffeln, 30 l Milch, 5 Paletten Wein gehen täglich raus. Ohne Teamgeist und Begeisterung für den Beruf geht das sicher nicht und auch ein „Seated Dinner“ für die 170 Gäste würde nicht funktionieren. Das Schiff fährt die ganze Nacht durch bis zum nächsten Mittag.

4. Tag: Durch Schluchten und Höhlen zum Lavendel

Gourmet Kreuzfahrt ReiseTravel.euTrotz des trüben Wetters findet heute Morgen auf dem Oberdeck ein „Matinée Rustique“ statt, es gibt Quiche, Landwein und Cidre, dazu französische Musik. Mal eine Abwechslung, nicht entkommen kann man oben der dauernd dudelnder Musik aus den vielen kleinen Lautsprechern. Wer keinen Ausflug macht, kann nach dem Mittagessen eine kleine Lehrstunde mit vielen Proben „Trüffel und Nougat“ nehmen. Es wäre jetzt auch Zeit, auf dem Oberdeck mal ins Schwimmbad zu hüpfen, oder sich im Wellness-Bereich SPA-ROSA verwöhnen zu lassen, in die Sauna zu gehen, den Bord-Shop aufzusuchen, ein Buch aus der Bibliothek zu holen, oder mal in den PC zu schauen. Das klappt allerdings nicht so gut, WLAN ist an Bord, funktioniert aber meist nicht gut, was aber nicht am Schiff liegt. Man kann aber einfach auch nichts tun. 

Mein Ausflug am Nachmittag führt mich in die wildromantischen Schluchten der Ardéche mit dem bekannten Felsentor Pont D´Arc, ein herrliches Fotomotiv. Auf dem Weg ins Lavendelmuseum kreuzen wilde Ziegen den Weg und wir schauen uns kurz noch vorher in der Tropfsteinhöhle „Madeleine Grotte“ um, die hat nämlich ein Ziegenhirt entdeckt und der taucht in einer kurzen Multimedia-Show auch auf. Keinesfalls sollte man versäumen in der kleinen Bar am Eingang die örtliche Getränkespezialität „Castagnou“ zu probieren, eine Mischung aus Weißwein und Kastaniencreme. Müde vom vielen Schauen kommen wir rechtzeitig zum BBQ am Abend an. Auf den diversen Grills tummeln sich u. a. mediterranes Gemüse, Thunfisch, Riesengarnelen, Entrecote vom Charolaisrind, Chorizo- und Chipollatawürstchen, frische Crêpes runden ab. Ein Perrin Réserve Rouge oder ein Muscadet Côte de Grand Lieu sur Lie munden dazu. Die LUNA macht sich auf den nächtlichen Weg nach Arles.

Ich informiere mich über die Aktivitäten des nächsten Tages mit dem A-ROSA Journal, das gibt es täglich in die Kabine, dazu an der Rezeption ausführliche und informative Hafenführer zu den wichtigsten Anlegeplätzen. Es ist wirklich schwer, zu entscheiden, welche der 17Ausflüge man machen will, oder ob man doch nicht lieber die vielfältigen Möglichkeiten an Bord nutzen möchte. Eigentlich müsste man dafür gleich mehrfach die Reise machen.

5. Tag: Natur pur, Stiere, Pferde, Vögel, Mittelalter

Den Ausflug heute Morgen könnte man auch mit dem Fahrrad machen, wie im Übrigen fast alle anderen Ausflüge, ich habe mich für den Jeep entschieden. Die Fahrerin ist jung, sehr munter und redet so wie sie fährt: sehr schnell. Das fantastische Naturerlebnis der Camargue steht auf dem Programm. Die vier wichtigsten Dinge sollen wir dort sehen: Die wunderbare Natur, weiße Pferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos. In der flachen Sumpf- und Seenlandschaft im Delta der Rhône sehen wir die schönen Pferde, oft auch in ganzen Gruppen, scheu sind sie nicht. In der Nähe einer Manade, Farm, sitzen dann die französischen Cowboys, Gardians, auf den Pferden und versuchen eine Herde schwarzer Stiere auf eine andere Weide zu treiben, was offensichtlich nicht so einfach ist. Die Tiere sind das ganze Jahr über draußen und dementsprechend wild, unsere Unterhaltung stört alle und wir fahren weiter zu den Flamingos. Mal einzeln, mal in großen Gruppen stolzieren sie im flachen Wasser umher, ein wunderbares Bild, als eine Gruppe auffliegt. Auf abenteuerlichen Wegen erkunden wir weiter die berauschend schöne und abwechslungsreiche Natur, wir können uns gar nicht sattsehen. Hier wird auch der bekannte schwarze Reis angebaut. Wir erreichen die kleine Stadt Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Hier sollen Maria Salome, Maria Magdalena und Maria Jacobäa aus dem Kreis der Jünger um Jesus auf einem Schiff angetrieben worden sein. In der Kirche von Les Saintes-Maries sind ihre Reliquien begraben, so wurde sie zum wichtigsten Wallfahrtsort der Provence. In der Krypta steht mit dunkler Hautfarbe und prächtig bekleidet die Statue der heiligen Sarah. Sinti und Roma verehren sie und Tausende kommen jedes Jahr im Mai zur "Zigeunerwallfahrt". Vom Dach der Kirche hat man einen grandiosen Ausblick auf die Stadt, das Mittelmeer und die Stierkampfarena. Dahin gehe ich und schaue mir an, wie mutige Männer versuchen bunte Bänder zwischen den Hörnern des Stieres abzugreifen. Der aber will das verhindern und meist müssen die Mutigen sich mit gewagten Sprüngen hoch über den Zaun der Arena in Sicherheit bringen. Erfolge werden vom Stadionsprecher wortreich verkündet, gut ist, kein Stier wird verletzt oder getötet. In den Geschäften der Stadt gibt es überall das bekannte „Fleur de Sel“, das feine Salz der Gegend, zu kaufen, unbedingt mitnehmen!

Nach einem entspannten Mittagessen auf dem Schiff schaue ich mir am Nachmittag die spektakulär zwischen wilden weißen Felsen gelegene mittelalterliche Stadt Les Baux an. Den vielen verschiedenen Süßigkeiten, bunten Töpferwaren und hübschen kleinen Figuren aus der Geschichte der Provence kann man kaum widerstehen, ich belasse es bei einem entspannten Kaffee auf einer Terrasse. Inzwischen ist das Schiff weiter gefahren und in Avignon steige ich wieder zu. Gerade noch rechtzeitig, denn auf dem Oberdeck serviert der Küchenchef ein Risotto mit schwarzen Trüffeln, passende Weine dazu hat der Sommelier ausgesucht. Der Abend beim Gourmet Dinner gehört dem Gastkoch Laurent Deconinck vom Weingut Perrin. Der zaubert nach einer Spargelschaumsuppe eine Tomatentarte mit Ziegenkäse und Olivenöl an Minze und Basilikumpesto. Vier Weine hat er mitgebracht, Rosé, Rot, Weiß und einen Süßwein, allesamt fein und sie bereiten viel Freude, insbesondere zum im Meersalz marinierten Kabeljau mit Limone, Mandelmilch und Sellerie, gefolgt von Kalb aus dem Ofen mit Lorbeer und Knoblauchemulsion, alles genau richtig in der Konsistenz. Den Nachtisch „Blanc Manger“ schaffe ich nicht mehr.   

6. Tag: Vom Pont du Gard über Uzés zu einem grandiosen Dinner

Heute steht eines der bedeutendsten Architektur-Meisterwerke der Antike, der dreigeschossige römische Aquädukt „Pont du Gard“, auf meinem Ausflugsprogramm. Den erreichen wir schon am frühen Morgen, schön, wir sind die Ersten und haben das spektakulär gelegene 275 m lange und 49 m hohe Bauwerk ganz für uns. Beeindruckend, zu welchen grandiosen Leistungen man vor über 2000 Jahren schon fähig war, leider können wir nicht hinauf. Auf dem Rückweg schaue ich mir noch die kleine, pittoresk auf einem Kalksteinplateau gelegene Stadt Uzés an, den mächtigen Herzogspalast, Kirchen und schöne Plätze. Im Alpilles-Örtchen St. Rémy fahren wir am Geburtshaus von Nostradamus vorbei, seine Prophezeiungen und Voraussagen sind weltberühmt.

Kurz nach 12.00 Uhr sind wir zurück, da haben auf dem sonnigen Oberdeck Stefan Arndt und Maitre Mario Braun bereits den Champagner und frische Austern geöffnet. Die sind nicht unbedingt mein Fall, ich lasse mich überreden und probiere, na ja, ganz gut, spüle die Muscheln lieber mit dem süffigen Pommery runter und verziehe mich zum Mittagessen. Die LUNA hat inzwischen Richtung Lyon abgelegt. Entspannt und rundum zufrieden genieße ich die Fahrt, meine Musik habe ich mir aber selbst mitgebracht. Zwischen 15.00 und 17.00 Uhr erklären in der Lounge Chef-Pâtissier Oliver Edelmann und Sommelier Christian Budde, was es sich so auf sich hat mit Valrhôna-Schokolade, Käse, Wein und wie man die harmonisch und richtig genießt, Proben gibt es natürlich reichlich. Bis zum letzten Seated Dinner der Fahrt, diesmal präsentiert von AROSA-Koch Stefan Arndt, freue ich mich auf ein Nickerchen in meiner Kabine, Türen auf und Landschaft vorbeiziehen lassen. Tatsächlich habe ich den Wecker gestellt, um mich rechtzeitig zwischen vier Weinen zu entscheiden, probiere alle, und bevorzuge einen Pinot Noir aus St. Emillion vom Château Brun, Bordeaux.  Dann beginnt das große Vergnügen, Profiteroles mit ungestopfter Gänseleber im Glas, gefolgt von grandios auf den Punkt gebratenem Thunfisch mit schwarzem Sesam, Radieschen und Wasabi-Schaum. Eine hocharomatische Hokkaido-Patisson-Kürbissuppe leitet über zu einem Loup de mer auf Fregola-Sardi-Nudeln mit gebackenen Artischocken, sehr stimmig. Eine Offenbarung ist das rosa gebratene US Rinderfilet mit Café de Paris-Schaum an Pommes Pont Neuf, grandios, so etwas so vorzüglich für die vielen begeisterten Gäste hin zu kriegen. Ein Savarin von Dulcey Schokolade mit exotischen Früchten ist Abschluss und Krönung. Hier ist mal ein großes Lob für Stefan Arndt auszusprechen, nicht nur für mich war dieses Essen wirklich die Krönung der Kochkunst auf dieser Fahrt. Ganz verlegen wird der Koch beim gemeinschaftlichen Beifall für dieses Beispiel gelungenen Könnens. Das feiern wir später noch lange an der Bar, es wird ein schöner Abend, während das Schiff sich auf den Weg zurück nach Lyon macht.

7. Tag: Durch das wunderbare Lyon zu Paul Bocuse

Viel wusste ich nicht über Frankreichs zweitgrößte Stadt, in der die Brüder Lumière das Kino erfanden, Joseph-Marie Jacquard die Lochkartensteuerung für die Musterweberei und deren Stadtteil Vieux-Lyon zu den größten erhaltenen Renaissancevierteln in Europa zählt. Stolz kann Lyon auf seine Gastronomie sein, die hier als Kunst verstanden wird, natürlich fällt dann der weltberühmte Name Paul Bocuse, der Erfinder der Nouvelle Cuisine. Gelernt hat der bei den Méres Lyonnaises, das waren Köchinnen in bürgerlichen Haushalten, deren Dienste ihre Herrschaften sich ab Ende des 19. Jahrhunderts immer weniger leisten konnten. Aus der Not machten einige Frauen eine Tugend und eröffneten eigene Restaurants, die Bouchons. Wir machen einen Stadtbummel, fahren hinauf auf den Fourviére-Hügel mit schöner Aussicht auf die Stadt, wenn es nicht gerade wie heute sehr trübe ist. Später spazieren wir in der Altstadt durch die Traboules, enge Quergassen im Viertel Croix-Rousse, überall gibt es Freiluft-Gastronomie, ich studiere die Speisekarten, die Preise sind mäßig, die Auswahl schier überwältigend. Gerade richtig angemacht für den Besuch der „Markthallen Paul Bocuse“, ein wahrer Gourmettempel, in dem man grandios essen und einkaufen kann. Vor dem Kaufrausch kommt das Verkosten, so probieren wir drei Wurstsorten, Brot und passenden Wein. Gut, dass ich meinen Rucksack dabei habe, in den verschiedene Würste –eine davon heißt Jésus- und eine breite Käseauswahl -ich glaube, es gibt so an die Tausend Sorten- wandern. Die werden an den Ständen ganz selbstverständlich eingeschweißt, gut für den Heimweg, aber schwer. In Lyon hätte ich gerne mehr Zeit verbracht, allein der Kurzbesuch hat mir gezeigt, das ist eine der schönsten und lebenswertesten Städte, die je gesehen habe. 

Schön, das es an Bord wieder ein feines Mittagessen gibt und das Schiff auf der Saône Richtung Collonges au Mort D´Or fährt, es wird ein angenehm entspannter Nachmittag. Gegen 18.30 Uhr parkt das Schiff vor dem Restaurant „L´Abbaye de Collonges“ von Paul Bocuse, eines von mehreren. Wir werden empfangen, in eine Halle geleitet, mit feinem Fingerfood, dem Haus-Aperitif und anderen Getränken versorgt, dann dröhnt urplötzlich eine Art Kirmesorgel los, es geht in den Speisesaal. Auch dort dröhnt schon wieder eine Orgel, sehr laut. Der Tisch ist gedeckt, eine kleine Brotstange liegt da, aber nichts dazu, weder Butter, Öl, noch Salz. Es gibt zwei Weine, einen weißen Lubéron La Ciboise und den roten Domaine de Grangeneuve, dann wird serviert. Es beginnt mit einer Art Pfannengericht mit Hummerstückchen, mehr eine Suppe, ganz gut. Der Hauptgang ist ein Kalbsmedaillon auf Butter-Blatt-Spinat mit Smitane-Soße, allerdings ist das Fleisch völlig durchgebraten und alles ertrinkt in einer Unmenge Soße, kein Genuss. Es folgen zwei (?) Stückchen Käse, ein Saint Marcelin und ein frischer Ziegenkäse und wieder nichts dazu. Zwischendurch – erschreckend- dröhnt schon wieder die Orgel los. Eis, Himbeeren und ein Stück Schokoladenkuchen bilden den Nachtisch. Später soll es noch Kaffee, Pralinen und Feingebäck geben, da haben einige andere und ich uns schon wieder auf den kurzen Weg zum Schiff gemacht. An der Schiffbar wird viel ungarischer „Unicum“ bestellt, überwiegend sind wir der Meinung: das war heute und hier keine Offenbarung! Später legt unser Schiff ab, wir erfreuen uns an der nächtlichen Panoramafahrt zurück nach Lyon und feiern oben auf dem Deck und in der Lounge eine Farewell-Party mit vielen Mitgliedern der Besatzung. Überall an den Ufern von Saône und Rhone macht viel junges Volk fröhlich auch Party mit guter Stimmung. Die meine ist bitter-süß, weiß ich doch, morgen ist die Gourmet-Reise vorbei, ca. 840 km auf Saône und Rhône liegen hinter mir.

8. Tag: Abschied und Heimweg

Da ich erst so gegen Mittag losmuss, wird lange und entspannt gefrühstückt und noch viel geredet. Dann ist der Bus da, wir machen uns auf den Heimweg, wieder alles bestens organisiert. Der letzte Blick gilt dem Schiff: Schade, das es vorbei ist, schön, das ich dabei war!

Fazit: Aus dem Flusskreuzfahrt-Neuling ist ein begeisterter Fan geworden, der hoffentlich zum Wiederholungstäter wird. Und dann vielleicht weniger Ausflüge und mehr Schiff, da gibt es noch so viele schöne Aktivitäten auszuprobieren. www.a-rosa.de

 Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Wolfgang Grüner

Wolfgang Grüner ReiseTravel.euUnser Autor Wolfgang Grüner ist freier Journalist für Touristik, Kulinarik und Musik und lebt in Köln.

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