Schmilka

In Schmilka in der Sächsischen Schweiz gibt es das erste zertifizierte Bio-Hotel in Sachsen

Alles Bio: BIO & Nationalpark Refugium Schmilka nennt sich der kleine Flecken, ein Ortsteil vom vier Kilometer entfernten Bad Schandau. Das frühere Dorf der Elbschiffer, Flößer, Steinmetze, Köhler, Pechsieder und Waldarbeiter mit heute 80 Einwohnern liegt direkt an der Elbe und der tschechischen Grenze. Es hat sich die Bezeichnung BIO-Refugium in den letzten Jahren redlich verdient. Und das beginnt schon mit den Möglichkeiten der Anreise.

Beispielsweise mit dem Flix-Bus, dem Fernbus-Testsieger. Gegenwärtig bietet dieser Autobus-Riese täglich 100.000 Verbindungen in Europa an. Jeden Tag gibt es insgesamt 18 Verbindungen (!) von Berlin nach Dresden zu einem Frühbucherpreis von 6,90 Euro.

Die Hürde für einen Besuch des Bio-RefugiumS ohne eigenes Auto ist nicht so hoch. Zumal sich die Haltestelle vom Flix-Bus direkt hinter dem Dresdner Hauptbahnhof befindet. Von hier folgen die Schienen der S-Bahn-Linie 1 immer dem Lauf der Elbe. Besonders die obere Etage der Doppelstockzüge erlaubt durch große Fenster einen eindrucksvollen Ausblick auf die fantastische Felsenlandschaft am Flussufer. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht die namhaften Orte der Sächsischen Schweiz Pirna, Stadt Wehlen, Rathen, Königstein, Bad Schandau, Krippen. In knapp einer Stunde Fahrtzeit ist die Haltestelle Schmilka-Hirschmühle erreicht.

Stilvolles Bio-Refugium 

BIO & Nationalpark Refugium Schmilka by Ronald Keusch ReiseTravel.eu

Häuser baubiologisch saniert

Das Schicksal von Schmilka ist entscheidend von einer großen Liebe geprägt worden. Nach einem Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und einer Ausbildung als Landschaftsgärtner zu DDR-Zeiten gehörte Sven Erik Hitzer nach der Wende zu den Quereinsteigern in der Tourismus-Branche. „Mein Vater ist hier früher rund um Schmilka viel gewandert, hier lag sein bevorzugtes Klettergebiet und er hat den Ort wie die umliegende Landschaft ins Herz geschlossen“, erzählt sein Sohn Moritz Hitzer. Der erste Baustein für den touristischen Erfolg des gesamten Ortes Schmilka wurde mit dem Erwerb des Hauses Marianne gelegt. Da war Schmilka ein verschlafenes kleines Dorf, das durch die Nähe der Grenze und durch den Grenzverkehr kaum Touristen sah. Von Anfang an wurde ein Markenzeichen gesetzt. Das Haus und später weitere Gebäude wurden baubiologisch saniert, ohne ihren Charakter zu verändern. „Vor fünf Jahren kamen noch eine Bäckerei, eine Brauerei, eine Konditorei und eine Mühle dazu, die mittlerweile unter der Dachmarke BIO Refugium vereint ist. Ich glaube, es ist schon einzigartig in Deutschland, so ein Refugium in einem ganzen Ort zu betreiben“, sagt Moritz Hitzer. Der 33 jährige studierte Betriebswirt steht als Junior-Chef des Refugiums seinem Vater zur Seite.

BIO & Nationalpark Refugium Schmilka by Ronald Keusch ReiseTravel.eu

Helvetia direkt an der Elbe

Zu einem Aushängeschild von Schmilka mauserte sich das 2007 eröffnete Bio-Hotel Helvetia, direkt gelegen am Ufer der Elbe. Schon lange ist das Klischee überholt, dass Biourlauber ihre Abende unter kalten Energiesparlampen verbringen müssen oder nur lauwarm baden können. „Die Gäste wollen sich wohlfühlen. Wenn sie das mit gutem ökologischen Gewissen tun können, um so besser“, so lautet das Motto der Hotelier-Familie Hitzer.

Das Hotel Helvetia ist das erste zertifizierte Bio-Hotel in Sachsen. Da liefert die Küche Regionales aus ökologischem Anbau. Die Betreiber sichern hundert Prozent Ökostrom und regenerative Energienutzung. Die Gäste erwartet vielfach eingesetzte Naturmaterialien wie Naturmöbel, Natur Latex-Matratzen sowie ein Elektrosmog freies Raumklima. Das Hotel Helvetia führt den Beweis, dass ein Bio-Quartier auch ein stilvolles Ambiente präsentieren kann mit bequemer Lounge und rustikalem Kaminzimmer, mit üppigem Garten und ausgedehnter Terrasse. Aber das Hotel Helvetia steht nicht allein. Weitere stilvoll gestaltete Quartiere warten in der Villa Thusnelda, in den Pensionen Forsthaus und Rauschenstein. Zuzüglich zu Ferienwohnungen und Appartements wird Schmilka im Sommer dieses Jahres 160 Gäste-Betten zur Verfügung stellen. Der jüngste Zuwachs ist der 2014 eröffnete Mühlen-Komplex, der ebenfalls Doppelzimmer mit Balkon und Suiten beherbergt. Ein Bummel durch die engen Gassen, vorbei an einem idyllischen Biergarten neben dem Wasserrad der Mühle erklärt ohne viele Worte, warum diese einzigartige und authentische Dorfstruktur in diesem Jahr mit dem Titel „Sachsens schönste Dörfer“ ausgezeichnet wurde.

Das Konzept Winterdorf

Das Entscheidende sei ja, dass den Touristen nicht schlechthin Betten, sondern ein Erlebnis verkauft wird. „Gerade in der Zeit von Januar bis März wollen wir in Schmilka ein Erlebnisdorf schaffen mit Ritualen“, so erläutert Moritz Hitzer das Konzept „Winterdorf“. Zu den täglichen Programmpunkten zählen dann geführte Winterwanderungen, das urige Bad in Badezubern vom Mühlenhof, Gesundheits-Rituale mit Naturheilpraxis und Massagen, Schwitzen in der neu gebauten Panorama-Sauna. Dia-Vorträge, Workshops, Kammermusik und Filmabende sollen das Angebot ergänzen. Bis zu 30 Prozent Auslastung in der Nebensaison ist das ehrgeizige Ziel, das auch dazu beitragen soll, von den etwa 70 Beschäftigten mehr als 40 im Winter in der Arbeit zu behalten.

Die drei Kilometer entfernte Grenze zu Tschechien hatte Schmilka bei offener Grenze für viele Jahre zu einem Ort für Durchgangsverkehr degradiert und touristische Strukturen zerstört. Das hat sich nun geändert. Der knapp drei Kilometer entfernte kleinen Touristenort Hrsensko (deutsch Herrnskretschen) auf der anderen Seite der Grenze hat sich mittlerweile für Schmilka-Urlauber als zusätzliches attraktives Ausflugsziel in die böhmische Schweiz gemausert. Die Edmunds-Klamm lädt zu einer Wanderung ein und böhmische Knödel-Spezialitäten im schicken Hotel Praha kann der Gast auch in Euro bezahlen.

Das Hitzer-Management ist auch kreativ, wenn es darum geht, den Besuchern des Nationalparks Sächsische Schweiz das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz näher zu bringen. Wanderschiffe auf der Elbe und die Wanderbusse kommen bei den Touristen gut an.

„Wir haben eine besondere Aktion vom 18. Juni bis zum 14. Juli gestartet“, informiert Moritz Hetzer. „Alle Gäste, die in dieser Zeit fünf Übernachtungen im Bio Hotel Helvetia buchen, erhalten die An- und Abreise mit der Deutschen Bahn geschenkt.“ Die Veranstalter sind gespannt, wie die Gäste dieses Angebot zur Anreise ohne das eigene Auto annehmen.

Romantik auf dem Maler-Weg

BIO & Nationalpark Refugium Schmilka by Ronald Keusch ReiseTravel.eu

Hrsensko Edmundsklamm

Auf Schritt und Tritt begegnet dem Besucher mit offenen Augen Historie und Kultur der Region. Dazu zählt der 112 Kilometer lange Maler-Weg. Er ist die wichtigste und schönste Wanderstrecke in der Sächsischen Schweiz. Sie verläuft durch tiefe Schluchten zu grandiosen Aussichten auf das Elbsandsteingebirge. Der Name erinnert an Maler und Romantiker früherer Jahrhunderte wie Bernardo Bellotto genannt Canaletto, Caspar David Friedrich oder Ludwig Richter, die die wild zerklüfteten Felsmassive, Wasserläufe in lauschigen Tälern oder die imposanten Tafelberge in Motiven ihrer künstlerischen Arbeiten verewigten. Vom Gipfel des Großen Winterbergs, des zweithöchsten Berges der Sächsischen Schweiz, führt der Malerweg in seiner fünften Etappe ins Elbtal hinab zum Örtchen Schmilka. Hier gelangt der Wanderer direkt zur Schmilkaer Wassermühle. Im Jahr 1665 erbaut, zählt sie zu den ersten Gebäuden von Schmilka. Nach Vorlage des Kupferstichs von Ludwig Richter wurde die Mühle im Jahr 2007 rekonstruiert und nimmt heute einen herausragenden Platz im Bio- und Naturpark-Refugium von Schmilka ein.

Wie von Tino Richter, Geschäftsführer vom Tourismusverband zu erfahren, kann sich die Sächsische Schweiz trotz mancher Unkenrufe in den Medien im vergangenen Jahr wieder über mehr Besucher freuen. Die historische Kultur und die Schönheit der Landschaft wie auch die ausgeprägte Freundlichkeit seiner Bewohner sind für Touristen letztlich ausschlaggebend. Www.vvo-online.de - www.flixbus.de - www.hotelhelvetia.de

Ein Beitrag für ReiseTravel mit Fotos von Ronald Keusch.

Ronald Keusch ReiseTravel.euUnser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin. 
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