Berlin | Botschafter Dr. Durbek Amanov |
Nationalgericht Plow wird in der Botschaft von Usbekistan in Berlin kreiert
Diplomatie und Delikatessen: In der Perleberger Straße von Berlin, nur knappe 2 Fahrminuten vom Hauptbahnhof entfernt, befindet sich die Botschaft der Republik Usbekistan. Seine Exzellenz, Botschafter Dr. Durbek Amanov, vertritt hier die Interessen seines seit 1991 unabhängigen Landes, das ca. 30,2 Millionen Einwohner aufweist und eine Größe von knapp 447.400 Quadratkilometern hat. Dieser Berliner Amtssitz bietet Einblicke in die deutsche Geschichte, das Gebäude wurde in den Jahren 1879/1880 für das „1. bespannte Artillerieregiment“ als Offizierskasino errichtet, damit die Herren Offiziere hier speisen konnten. Zeitgenossen bezeichneten das Gebäude auch als „Offiziersspeisesaal“, was eine Untertreibung ist. Das Gesamtareal weist eine Fläche von 8.300 Quadratmetern auf. Die Herren Offiziere seiner Majestät Kaiser Wilhelm I. speisten nicht nur, sie tanzten auch dort, so kam das Gebäude zu dem Namen „Ballhaus Tiergarten“.
Heute wird das ehemalige Offizierskasino genutzt, um die Diplomatie, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Völkerverständigung der Republik Usbekistan hinauszutragen, und zwar in drei Republiken und zwei Königreiche. Botschafter Dr. Durbek Amanov ist nicht nur der Repräsentant seines Landes in Deutschland, er ist auch für Tschechien, Schweiz, Spanien und Schweden zuständig. Der Botschafter stammt aus Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans.
Die diplomatische Vertretung verfügt über einen eigenen Küchenchef, der die internationalen Gäste bei Empfängen mit seiner Kochkunst erfreut. Der Botschafter betonte voller Stolz: „In unserer Kultur und unserer Tradition ist es eine Selbstverständlichkeit, das es sich um eine große Ehre handelt, wenn wir Gäste empfangen und bewirten dürfen. Unsere traditionellen Speisen können optimal nur von einem Koch zubereitet werden, der aus unserer Heimat stammt und die usbekische Küche bestens beherrscht. Ein Cateringservice könnte uns niemals die Speisen unseres Landes so gut und so frisch zubereitet liefern. Wir als Gastgeber sind es unseren Gästen schuldig, dass diese sich bei uns wohlfühlen, dieses Wohlfühlen ist gewährleistet durch den hervorragenden Einsatz unseres Kochs“.
ReiseTravel blickte in usbekische Botschaftsküche, nahm das Nationalgericht Plow sowie Weine aus dem zentralasiatischen Land in Augenschein. Plow ist die Nationalspeise und ist ein Gericht, das aus Möhren, Knoblauch, Zwiebeln, Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer und Fleisch besteht. Der Spitzendiplomat berichtete: „Zumeist wird Plow mit Schaffleisch oder Rindfleisch gegessen. In einigen Gegenden kommt Geflügel zum Plow in den Kochtopf. Auch ist es Tradition, Kamelfett hinzuzufügen. Es gibt Feinschmecker, die schwören darauf, Plow statt mit Fleisch mit Eiern zu essen. Es ist wirklich so, jede Region in meinem Heimatland hat den eigenen wahren und besten Plow des ganzen Landes“. Natürlich begeht der Botschafter nicht den diplomatischen Fehler und teilt mit, welche Speise denn nun der „Plow Nummer 1“ für ihn ist.
Alle Feinschmecker dieser zentralasiatischen Köstlichkeit können aber davon ausgehen, jede Variante ist schmackhaft. Mit der Zeit und nach ausgiebigem Probieren wird jeder seinen persönlichen „Plow Spitzenreiter“ entdecken. Eines ist aber allen Plow Varianten, sei es nun mit Geflügel, Rind, Eiern, Schaf oder Kamelfett gemeinsam: Ein schmackhafter gemischter Salat, bestehend aus Tomaten, Zwiebeln und Gurken ist Bestandteil des Mahls.
Das Nationalgericht wird im Kreis der Familie am Donnerstagabend gegessen, informierte der Botschafter, in seiner Heimat legt man noch wert darauf, dass die gesamte Familie am Tisch zusammenkommt und gemeinsam sich stärkt. Plow ist das Essen „für alle Gelegenheiten und Anlässe. „Als beispielsweise mein Sohn zur Welt kam, gab es ein großes Festessen, wo natürlich Plow serviert wurde. Zur Hochzeitsfeier in Usbekistan gibt es selbstredend auch Plow, eine solche Feier ohne unsere Nationalspeise wäre undenkbar. Bedenken Sie bitte, solche Feierlichkeiten wie die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit, ein runder Geburtstag, bedeuten, in Usbekistan versammeln sich schnell 200 bis 300 Gäste“. Voller Stolz sagte der Diplomat: „Plow wird bei uns das königliche Gericht genannt“.
Aus Usbekistan stammen auch Weine, sowohl Rot als auch Weißweine. Hierzu Dr. Amanov: „In Usbekistan hat der Wein nicht einen so hohen Stellenwert wie in Deutschland, obwohl wir sehr guten Wein anbauen. Abends wird schon mal in manchen Familien ein Gläschen Wein getrunken, aber das wir zum Mittagessen Wein genießen, ist bei uns unüblich. In unseren Breitengraden greift man auf trockene Weine zurück, die alle als Hausweine bezeichnet werden können. Es ragt eine Sorte heraus: Das ist ein Wein aus Taschkent, der auch Taschkent heißt. Auf dem Etikett der Flasche sind traditionelle usbekische Motive und Farben zu sehen“. In Vino veritas.
Der Diplomat informierte, dass „Diplomatie und Delikatessen in sehr engem Zusammenhang stehen“. Bei einer guten Speise lassen sich unter Umständen verzwickte diplomatische Angelegenheiten „leichter lösen. Es gilt aber auch hier, das diplomatische Parkett zu beachten. Ein gemeinsames Essen zeigt, man vertraut dem anderen und es erzeugt auch Vertrauen. Solch ein „diplomatisches Essen“ kann nicht immer alle Probleme beseitigen und zu guten Lösungen für alle Gesprächsteilnehmer führen. Das Ambiente und ein feines Essen sind aber schon immer hilfreich gewesen und werden es auch bleiben, befriedigende Ergebnisse für zwei oder mehr Seiten zu bewirken. Die diplomatische Kunst besteht ja auch darin, man verhandelt am Konferenztisch, speist zusammen und am Ende der Verhandlungen ist für jeden Teilnehmer unter dem Strich etwas Gutes dabei herausgekommen“. www.uzbekistan.de
ReiseTravel Fact: Wer sich rühmen kann, einen Koch und eine Küche in dem Botschaftsgebäude zu haben, wie es in Berlin Moabit bei der usbekischen Vertretung der Fall ist, wird immer Freunde haben, die sehr gerne der Einladung dorthin folgen werden.
Die Redaktion bedankt sich bei den usbekischen Gastgebern für die ausgesuchte, höfliche Gastfreundschaft und die zahlreichen Informationen, die wir erhielten.
Diplomatie und Delikatessen: Glanz aus Rheinland Pfalz, das Berliner Abgeordneten Haus, ebenso in den Botschaften von Usbekistan oder der von Liechtenstein überall sind Köche am Herd und diese zelebrieren landestypische oder internationale Köstlichkeiten. ReiseTravel stellt diese Kochkünstler vor, natürlich auch deren „Chefs“ oder Vorgesetzte, die Politiker, Diplomaten und Abgeordnete des Volkes. Spitenköche mit Kreationen: Leben wie Gott in Frankreich.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker-T. Neef.
Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.
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